Angsthund extrem, Psychopharmaka, Erfahrungen?

  • Liebe Foris,


    Erstmal: ich möchte nicht auf Medikamente zurückgreifen damit ich es bequemer habe. Nein das liegt mir fern.
    Ich wäge gerade genau ab und will eigentl nicht so recht.


    Versuche es kurz zu machen:
    Fips ist seit einem Jahr bei mir.
    Vermutet wird zu früh von Mutter weg u extreme Isolierung bis sie einige Monate alt war. Dazu Misshandlung durch Männer, ggf auch aus fahrenden Auto geworfen.
    Dann konnte sie flüchten u landete in Perrera.
    Von dort falsch vermittelt wurde sie Berlin Innenstadt voll ausgesetzt, Busfahren u 6 spurige Strassen inklusive, ebenso Grossraumbüro.
    Ihre Ängste u Panik wurden ignoriert.
    Gipfel war das Anbinden vor Schlecker, sie ergriff die Chance u floh.


    3 Wochen suchten wir sie in Berlin, es war ein einziger Alptraum.
    Dann ging sie uns in die Lebendfalle.


    Ich sprang als Pflegestelle ein, wo sollte so ein Hund hin?


    Kurz, anfangs Angst u Panik vor allem, 3 Tage bis mein Mann sie streicheln konnte.
    Wir begannen mit Reizen auf Distanz, verringerten sie extrem kleinschrittig (Traue niemals einem Fremden).
    Wir machten Fortschritte, auch Zuhause.


    Dann stürzte im Sommer ein Radfahrer direkt neben uns (Fips hatte gelernt sich allein abzusetzen soweit waren wir schon), alles war dahin.
    Sie generalisiert ihre Angst, jeder Mensch jedes Auto, alles voll panikbehaftet.


    Wir begannen ganz von vorn.
    Nur Zuhause fühlte sie sich nach wie vor sicher, ist Fröhlich und rotzfrech. Nur dort machten wir keinen Rückschritt.


    Dann gab es wieder Fortschritte, ich überlegte sogar mal mit ihr in einen kleinen Dorfläden zu gehen. Angst immer noch, aber keine Panik, mehr Orientierung an mir.


    Bis im Urlaub auf einem Deich 2 Mountainbiker laut scheppernd aus dem Nichts an uns vorbeirasten.


    Ich wusste es sofort: Wieder alles auf Anfang.
    Und so war es auch.


    Die Rückschläge sind so gravierend und werden wieder generalisiert.
    Nun ist wieder jeder Spaziergang ein Spießrutenlaufen.
    Ich muss die Comfortzone wieder erweitern, kann aber nicht verhindern dass mal ein Fahrradfahrer unseren Weg kreuzt.
    Wir haben unser komplettes Leben nach Fips ausgerichtet, meine beiden Hunde kommen oft zu kurz.


    Ich liebe Fips und bin mittlerweile ihre Endstelle.


    Aber langsam gerate ich an meine Grenzen.
    Ich erwarte nichts, vor allem keine Wunder u Fips muss kein Stadthund sein o ins Café gehen, mir würde der Zustand vor den Rückschlägen schon reichen.


    Begegnen wir einem Radfahrer, alles vorbei. Panisches Ziehen, null Erreichbarkeit, Restspaziergang spüre ich das Zittern durch die Leine.
    Auf Feldern u an einsamen Stränden- unbeschwert.
    Begegnen uns dann 3 Menschen hintereinander; alles vorbei.


    Ich habe alles ausprobiert: Zeigen u Benennen, Impulskontrolle, jede Art von Bindungsarbeit.
    Hat ja auch was gebracht, derzeit wieder kein Training möglich.


    Alles Natürliche (Bachblüten u Co ) helfen nicht.


    Derzeit probiere ich Zylkene u mache das auch noch ein paar Wochen, einfach in der Hoffnung ihr Wohlbefinden zu vergrößern u ihre Toleranzschwelle anzuheben.
    Bisher noch kein Erfolg.


    SD Profil hab ich nicht machen lassen, auch weil 2 TA sagten die Auslöser sind bei Fips glasklar, SD Probleme erscheinen nicht passend (kann so auch in keine Praxis mit Fips, dann breche ich sie komplett).
    Vom Gefühl her glaub ich's auch nicht dass es das ist.


    Nun beginnt Fips, weil es so lange dunkel ist morgens, auch Zuhause die Rolläden nach vorbeifahrenden Lichtern zu scannen u minimal zu zittern.
    Ist nicht dramatisch u nur im Dunkeln, aber ich muss u möchte dieser Abwärtsspirale ins innere Gefängnis Einhalt gebieten. :tropf:


    Ich habe mit meinem TA schon über ein stärkeres Medikament gesprochen.
    Ich hätte so gern dass es ihr besser geht und sie wenigstens für Training empfänglich wird.
    Natürl hätte ich auch die Hoffnung, dass damit auch die Auslöser an Intensität verlieren u es vllt auch Lernerfolg nach Absetzen des Medikaments bringt...
    Wie gesagt ich hadere mit mir.
    Ein Rückfall? egal!
    2 Rückfälle? Schaffen wir vllt wieder.
    Aber wenn ich mir vorstelle, das geht jetzt immer so weiter..Hilfe.
    Ein Drama für die kleine Maus und für uns.


    Bitte verurteilt mich nicht.


    Wer bin euch kann mir von Erfahrungen berichten? wélche Medis, wie lange und bei welchem Verhalten?


    Bin über jede Erfahrung dankbar!!!

  • Wollte eigentl nicht wieder alles vom Training auflisten, das hatte ich alles schon...
    Aber es interessiert natürlich.


    Fleischwurst :D
    Auf Distanz geht das sogar heute noch, wird nicht nur abgenommen sondern eingefordert.
    Distanz muss aber heute ca 600m sein.
    Früher waren wir bis in der Nähe ein Wurfspiel o sogar Reizangelspiel als Belohnung.


    Auch stieg sie früher an mir hoch auf Kommando, konnte so besser Zeigen, Benennen, Fleischwurst.


    Derzeit wieder nicht drin.

  • Zu Psychopharmaka kann ich auch nichts sagen, allerdings würde mich interessieren, was so insgesamt dein Angang ist, wenn sie Panik hat oder wie du reagierst 1. wenn du merkst, sie bekommt Angst/Panik, 2. Wenn sie in diesem Zustand ist, 3. wenn sie gut drauf ist, 4. wenn du gezielt etwas erwartest als Reiz. - Hast du auch mal professionelle Hilfe bekommen verhaltenstechnisch?

  • Bei einem ängstlichen/reaktiven Hund mit (noch) so hoher Distanz würd ich mit funktionellem Bestärker arbeiten und Futter/Spiel/Ablenkung weglassen. Das hieße aber auch noch mehr managen ...

  • Hast du schonmal mit provozierten Situationen gearbeitet? Positives Verknüpfen mit einzelnen gezielt angesteuerten Situationen? Mir kommt deine Schilderung so vor, als ob ihr in diese Situationen stolpert und euch aber sonst versucht planlos durch den Alltag zu schlängeln


    Beispiel: Wenn ich Antijagstraining mache, bringt es mir nichts, wenn der Hund 100 Tage an der Schlepp bleibt, ohne spontane Wildbegegnung und funktioniert, am 101. Tag frei läuft und genau dann der Hase kommt. Soll auf dich bezogen heissen: Der Hund soll erstmal 100 Tage provozierte Situationen sicher meistern, bevor er in einem Worst-Case-Szenario (fallender Fahrradfahrer) wieder in Panik verfallen muss.

  • Mein Problem ist leider nicht das Training sondern die Intensität der Rückschritte.
    Laut Trainer mach ich alles richtig :|


    Aber ich bin bemüht dazuzulernen.
    Vor allem Ruhe u Sicherheit vermitteln, Liebe Geduld und Zeit, da hab auch ich Fortschritte gemacht!

  • Ich schlängele mich NICHT durch den Alltag.


    Wie ich trainiere? Traue nie einem Fremden hat bei uns große Erfolge erzielt.
    Verstärker auch, aber Distanzen wählen lassen u verringern noch mehr.


    Noch mehr Managment geht eigentl gar nicht, habe auch noch 2 Hunde die ausgelastet werden wollen.


    Sorry bin im Auto unterwegs.


    Ich würde gern Erfahrungen zu Medis hier lesen...dann und währenddessen lasse ich mich gerne nochmal intensiv auf Beratung bezügl Training ein!!!
    Gern alle Tipps aber mir sind gerade Erfahrungen wichtig weil ich abwägen möchte.

  • Hallo,
    Leider kann ich dir keinen Tipp geben, wünsche dir aber ganz viel kraft und Geduld beim weiterüben! Du hast schon tolle Arbeit geleistet, hast echt meinen Respekt!
    Geht es denn nach einem Rückschritt wieder schneller bergauf als das erste mal?


    Grüße,
    Steffi

  • Hallo Meike,


    in deinem Profil steht, dass du aus dem Rheinland kommst - ist das richtig, wo in etwa bist du da?


    Ich könnte dir bzgl. Psychopharmaka drei mögliche Ansprechpartner in der Gegend Köln/Neuss empfehlen. Mein eigener Hund bekommt (noch) keine, die Überlegung war allerdings auch schon da. Ich habe zwei Leute im Freundes- und Bekanntenkreis, die aufgrund massiver Ängste mit Psychopharmaka gearbeitet haben, die jeweils mit diesen o.g. Personen im Austausch standen.


    Nähere Infos gerne per PN.


    Viele Grüße!
    Anni

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