Leinenaggression - wie habt ihr das Problem gelöst?

  • @ Trillian


    Es geht um den Beitrag von Waldemeier. Sie beschreibt ja, den ersten Schritt. Desensibilisierung, also einem unangenehmen Reiz etwas Angenehmes hinzufügen. In ihrer Beschreibung fehlt aber das Alternativverhalten = operante Konditionierung.


    Mir gehts also nicht um die Belohnung. Wichtig ist, dass Hundi lernt selbständig ein Alternativverhalten auszuführen.


    Wenn nur mit Desensibilisierung gearbeitet wird, besteht das große Problem, dass irgendwann die Distanz unterschritten wird, in der Hundi sich noch wohl fühlt und in Ermangelung eines Alternativverhaltens wird er wieder losgröhlen, weil er der andere Hund zu nah ist.

  • @ Thera: Aber sie schreibt doch, dass ruhiger Blickkontakt zum anderen Hund ohne Aggressionen belohnt wurde.


    Zudem es in dem Fall mehr um das Training des Frauchens ging. Und wenn Desensibilsierung langsam genug vor sich geht, dann wird die wohlfühldistanz doch auch nicht unterschritten.


    Ich habe immer ein klein wenig Probleme mit Alternativverhalten. Denn im grundegenommen ist ja jedes Verhalten, das sich vom Problemverhalten unterscheidet ein Alternativverhalten. Allerdings hört es sich für mich immer nach einem "künstlichen Verhalten" an. Und ich will von meinen Hunde eigentlich nur, dass sie an der Leine andere Hunde tolerieren. Ob sie dabei den anderen Hund, mich, die Blume am Wegesrand oder die Vögel am Himmel anschauen, ist mir völlig egal. Daher habe ich alles außer rumpöbeln belohnt.

  • Zitat

    @ Thera: Aber sie schreibt doch, dass ruhiger Blickkontakt zum anderen Hund ohne Aggressionen belohnt wurde.


    Zudem es in dem Fall mehr um das Training des Frauchens ging. Und wenn Desensibilsierung langsam genug vor sich geht, dann wird die wohlfühldistanz doch auch nicht unterschritten.


    ... Und ich will von meinen Hunde eigentlich nur, dass sie an der Leine andere Hunde tolerieren. Ob sie dabei den anderen Hund, mich, die Blume am Wegesrand oder die Vögel am Himmel anschauen, ist mir völlig egal. Daher habe ich alles außer rumpöbeln belohnt.


    Ja, in meinem Fall geht es tatsächlich mehr ums Frauchen, als um den Hund. Natürlich wurde das Verhalten falls Hundi doch losböllert auch trainiert, jedoch muss ich sagen, dass mein Hund aber bei keiner dieser Trainings nur im Ansatz ein "Fehlverhalten" gezeigt hat, somit war es für mich schwierig an einem Alternativverhalten zu arbeiten.


    Desweiteren arbeiten wir ja auch noch dran, wir haben bis jetzt 5 Mal Training in dieser Gruppe gehabt, immer auch mit anderen Hunden, neuen Kompasen und in anderer Umgebung. Also auch mal im Wald, wo auch andere, fremde Hund "im Weg waren". Beim letzten Training waren nachher zum Abschluss ALLE Hunde gleichzeitig auf dem Platz, haben im Abstand von einem Meter nebeneinander gelegen und KEINEr hat in irgendeiner Weise ein unentspanntes Verhalten an den Tag gelegt. Jeder Hund beschäftigte sich mit Frauchen und war völlig entspannt. Wir alle waren sowas von Stolz in dieser Situation. Vor diesem Training wäre das NIE möglich gewesen. Jeder andere Hund wurde toleriert und das ist genau das wobei ich Trillian voll zustimme. Mir ist egal was mein Hund tut, solange er den anderen toleriert und nicht loslegt...


    Als nächster Schritt steht für mich im Einzeltraining ein Tag im Hundeauslaufgebiet an. Meine Trainerin sagt, wenn ich DAS geschafft habe, dann haben WIR es geschafft :smile: . Dort werden wahrscheinlich noch genug Aufgaben auf uns warten, auch neue Möglichkeiten und Wege wie ich in einer "Problemsituation" handele. Wie gesagt, in der Theorie haben wir das alles durch, aber da ICH das Problem bin, muss ich da mehr an mir arbeiten, als an einem Alternativverhalten für den Hund.

  • Wieso muss er das Verhalten zeigen für ein Alternativverhalten?


    Nehmen wir als Beispiel den selbständigen Blickkontakt. Das wird ja erstmal 'trocken' geübt. Leckerlie auf den Boden werfen, warten bis Hundi einen anschaut, Click, wieder Leckerlie auf den Boden werfen usw.


    Dann steigert man das langsam.


    Wenn er einen Hund ansieht, gibt es dafür C&B. Wenn du merkst, er ist aufmerksam, wartest du einen Moment, schaut er, C&B. Schaut er nicht, freundlich ansprechen, reagiert, Zucken der Ohren reicht, C&B.


    Mein Sittinghund schaut selbständig zwischen Auslöser und mir hinundher und kassiert dafür seine Belohnungen.

  • Murmelchen
    Danke für den letzten Link. Huy da habe ich wieder viel zu lesen. Werde mich noch draufstürzen .. ein erstes überfliegen war schon interessant.


    :gut:



    LL
    Bitte fahrt euch nicht so fest in was man machen muss und was man nicht machen muss. Jeder hat seine Methoden und mich interessiert - ohne Bewertung - der Weg den die Personen genommen haben die die Leinenaggression in den Griff bekommen haben.
    Sprich wenn jemand Alternativverhalten anbietet und es darüber gelöst hat ... toll ... wenn jemand kein Alternativverhalten angeboten hat und es auch gelöst bekommen hat ... auch toll ;) ... bitte keine Seitenlangen Diskussionen darüber was man machen soll oder nicht soll. Darum geht es in diesem Thread nicht.



    schnauzermädel
    Magst du vielleicht ein paar mehr Details geben? Ich schätze deine Beiträge immer sehr und mich würde der Hintergrund zu diesem Lösungsansatz interessieren.
    Gehorsam hat mein Hund auch (meistens *grins*) inwiefern setzt du das nun bei massiver Leinenaggression ein? Wobei meiner vergißt da glaube ich eh wer er ist und was er ist, so rastet er im Falle des Falles aus.

  • Hab jetzt nicht alles gelesen.
    Wir arbeiten mit Gegenkonditionirung, sprich mit dem Clicker. Click für Blick Methode von Rolf C. Frank. Dabei wird der Hund zuerst immer dann geklickt, wenn er einen anderen Hund anschaut, dann dreht er sich um und es gibt Futter für den click, wodurch er normalerweise nicht ins Fixieren kommt. Der Sinn ist, dass der Hund den anderen Hund nicht mehr negativ verknüpft, sondern positiv, da ja immer wenn ein anderer HUnd auftaucht auch Futter auftaucht. Das hat nichts mit dem auch oft praktiziertem Ablenken zu tun, der Hund soll den anderen angucken. Später wird der Hund verbinden " Oh, ein anderer Hund-- krieg ich nen Keks?" Das ist der Punkt, wo der Hund schon vor dem Click den Blick erwartungsvoll zu uns abwendet. Ist der Punkt erreicht, gibt es den Click und den Keks für das Anschauen von uns. Der Hund hat dann keine Aggressionen mehr oder Angst, weil der andere Hund da ist,er hat nämlich gelernt, dass es nur Vorteile für ihn hat, wenn ein Hund auftaucht.
    Wichtig ist, dass der Clicker vorher sehr stark und über einen längeren Zeitraum rein positiv ist und nur in entspannten Situationen auftritt, damit der Hund den Click nicht irgendwann mit dem Stress verbindet, den ein anderer Hund auslöst...
    Paralell arbeiten wir darüber, dass der HUnd Selbstregulation lernt, dh. immer wenn er einen starken Reiz sieht und sich, statt hinzulaufen, zu uns wendet, um zu sehen ob es ok ist, gibt es eine Riesenbelohnung. Es gibt da kleine Übungen für, durch die der Hund lernt, das es sich lohnt sich zurückzuhalten. Darüber verknüpft er irgendwann auch den Reiz " anderer Hund" mit Umdrehen und Warten was der Hundehalter sagt.
    Am Ende hat man zufriedene ausgeglichene, sichere Hunde die gerne bei einem bleiben und nicht spontan losspurten oder irgendeinen anderen Hund angehen.

  • blubbl
    Sehr spannend. Ich habe ja nun auch den Clicker eingesetzt, da er sich für andere Dinge schon bewährt hat. Allerdings bauen wir mit Hilfe des Clickers das "Schau" auf. Es hört sich für mich fast sinnvoller an den "Feind" zu klickern. Werde ich mir mal durch den Kopf gehen lassen.
    Kannst du vielleicht noch ein Beispiel geben oder verlinken zu diesen kleinen Übungen die du meinst. Wir arbeiten ja mit Impulskontrolle die sich primär auf seinen Jagdinstinkt bezieht. Ist sowas in der Art gemeint und wie würde so eine Übung aussehen.
    Diese Methode die du benennst erscheint mir sehr vielversprechend.

  • Was die Selbstregulation angeht, kann man z.b. dem Hund einen Leckerlie auf der flachen Hand präsentieren, geht er ran wird die Hand geschlossen. Alles ohne Kommando, in dem Moment, wo der Hund wartet obwohl die Hand offen ist, gibts aus der anderen Hand Kekse. Nach und nach wird der erste Keks auf den Boden gelegt, jedes Widerstehen wird mit anderen Keksen belohnt. Der andere Keks wird zum Schluss gegeben, der Hund darf ihn sich aber nicht selber nehmen. Das alles wird komplett ohne Kommando gemacht. Ist die Übung verstanden, soll der Hund sich auch regulieren, wenn ein Keks vor ihm auf den Boden fällt und wegkullert, ganz wichtig ist auch hier wieder die Belohnung, und das der fallende Keks dem Hund zum Schluss gereicht wird.
    Der HUnd soll lernen, dass es sich immer lohnt, abzuwarten und er soll das Warten als Automatismus lernen, das bei jedem starken Reiz ausgelöst wird.
    Solche Übungen kann man dann auch mit dem Dummy machen, wo der Hund sich zurückhalten muss, natürlich wieder mit Belohnung. Das Endziel ist, dass man ohne Vorwarnung einen Ball richtig schön über die Wiese pfeffern kann, und der Hund,statt loszulaufen einen erwartungsvoll ansieht. Das gibt natürlich einen Jackpot :gut:

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