Warum Jagdhunde jagen !

  • Jagdhunde werden gezüchtet und geboren, um gemeinsam mit ihrem Partner Wild aufzustöbern, zu treiben, anzuzeigen und wenn nötig zu töten.


    Jeder Bereich hat seinen Spezialisten, die einen sollen nur das Wild anzeigen (vorstehen), andere sollen es aufstöbern und dem Jäger zutreiben, wieder andere verfolgen die Spur (Schweißfährte) eines verletzten Tieres und müssen es gegebenenfalls töten (Wildschärfe).


    Egal welche Arbeit sie verrichten, sie haben ein enormes Laufbedürfnis und die Nase spielt dabei die wichtigste Rolle. Sie arbeiten im Teamwork mit ihren Menschen, erledigen ihren Part jedoch selbstständig.


    Ein Jagdhund verspürt diesen unbändigen Trieb, Spuren zu verfolgen, Wild zu hetzen, im Gebüsch zu stöbern - er muß es einfach tun !


    Die ideale Beschäftigung wäre natürlich die jagdliche Ausbildung, den Hund auf der Jagd zu führen und ihn seinen Job machen zu lassen. Nur, wer kann das ??


    Einem solchen Fachmann muß man die Möglichkeit zur Nasenarbeit und zum Laufen bieten, sei es durch Fährten-, Fläche-, Trümmersuche bei der Rettungshundearbeit, durch Such- und Stöberarbeit oder Apportiertraining. Wird ein Jagdhund auf diese Weise gefordert, erkennt man erst seinen wahren Teamgeist !


    Der Hund steht viel besser im Gehorsam, das Wildern wird er vollkommen lassen, aus dem zwanghaften Spaß (Triebbefriedigung) ist Ernst geworden und Arbeit bedeutet Kooperation mit seinem Partner – keine Alleingänge.


    Für den Hund ist z.b. Mantrailing kein Freizeitvergnügen, es ist sein Job, eine Aufgabe, die er mit Freude und Ehrgeiz erfüllt, die ihm Auslastung und Selbstbewußtsein verschafft und die er gemeinsam mit seinem Partner bewältigt. Ein korrekt ausgebildeter Mantrailer oder Spürhund wird vollkommen ignorant dem Wild gegenüber durchs Unterholz stöbern, auf der Suche nach seinem Ziel.
    Die Aufgabe eines Jagdhundes ist es, das Wild zu finden und seinem Jäger zu bringen oder anzuzeigen, ob er dabei auf Hasen oder einen Menschen trainiert ist, ist nebensächlich, der Spaß an der Arbeit und der Erfolg zählt !


    Ein Hütehund ist darauf trainiert, seine Schafe durchs Dorf zu treiben, andere Menschen, Hunde, Katzen werden ausgeblendet – vollkommen ignoriert, der Weg der Herde ist das Ziel.
    Einem Sprengstoffhund wird in der letzten zu kontrollierenden Ecke eine Beute versteckt, seine Suche endet immer erfolgreich, Essensgerüche etc. lassen ihn kalt.
    Genauso kann ein Jagdhund lernen, daß nicht die kurze Jagd einer Katze bis zu nächsten Baum sinnvoll ist, sondern das gemeinsame Jagen des versteckten Menschen. Ein kurzer Sprint ist zwar selbstbelohnend, aber niemals so befriedigend wie die erfolgreiche, gemeinsame Jagd nach dem gewünschten Objekt.



    Ich kann auch meinen Jagdhund trainieren bei Wild vorzustehen und dann meine Entscheidung (voran oder nein) abzuwarten. Z.B. kann ich ihn gezielt zu einem Eichhörnchen hinschicken (Jagderfolg=Null) und das auf den Baum jagen belohnen, bei einem Hasen entscheide ich mit Nein. Der Hund kann lernen, die Wahl des zu jagenden Objektes mir zu überlassen (so wie der erfahrene Wolf das schwächste Reh aus einem Rudel auswählen würde, den gesunden Hirsch ziehen läßt).


    Für die komplexen Fähigkeiten unserer Hunde sei hier kurz der Bringsel-Verweiser, die Königsklasse der Suchhunde erwähnt. Der Hund sucht auf Kommando, findet sein „Opfer“, nimmt das am Halsband hängende Bringsel ins Maul, läuft zum Hundeführer zurück, meldet damit den Fund und führt den Hundeführer zum „Opfer“. Oder Bärenhunde, die den Bären suchen, auf den Baum jagen, zurück zum Jäger laufen und diesen dann zu der Stelle führen.


    Hunde sind Teamworker, das Jagen haben sie alle im Blut. Der Wolf umzingelt geschickt und treibt seine Beute auf die anderen zu, der Stöberhund sucht und navigiert sein Opfer vor die Flinte des Jägers, der Hütehund treibt den Ausreisser zur Herde zurück – alles die gleichen Sequenzen, nur das Ziel ist unterschiedlich !


    Schleppleinentraining, um ein verlässliches "Hier" zu konditionieren, ist nur erfolgreich, wenn ich dem Hund parallel dazu eine ausreichende Beschäftigung biete - ihm einen Grund für diese Kooperation gebe !


    Hunde WOLLEN zusammenarbeiten, in diesem Sinne


    auf ein gutes Miteinander !

  • Hallo Staffy,


    Toller Beitrag, der für mich sehr interessant ist. Außerdem habe ich gerade Deine Antwort auf omarias (Heiko) Frage, wie bleibt der Hund auf mich fixiert, gelesen.


    Dieses Problem ist bei uns auch noch nicht ganz ausgestanden. Unser zweiter, ein Border-Münsterländer-Mix ist nicht "ohne", wenn es um das Jagen geht. Zurzeit arbeite ich mit einem Supersignal (Zurückkommen in Ausnahmesituationen) und das wird täglich besser.


    Da Du in Köln wohnst, kennst Du doch bestimmt einen Hundeverein, der sich mit Jagdhunden beschäftigt. Mir geht es um Fährtenlegen etc, eben die Beschäftigung, die einem Jagdhund gefällt. Allein, also ohne Anleitung ist das schon schwierig. Ich bemühe mich sehr, gestalte die Sopaziergänge abwechsungsreich, verstecke Leckerchen und Bälle. Werfe auch mal einen Ball, den er mir dann wohl direkt wiederbringt. Belohnung folgt prompt.


    Hier in Düren ist absolut tote Hose.


    Gruß


    Nele

  • Hi Nele,


    ich hab nen sehr guten Freund in Düren wohnen, der als Trainer arbeitet und sich speziell mit Jagdhunden beschäftigt.


    Schick mir doch bitte eine email, dann kann ich dir seine Daten geben und ihr könnt mal unverbindlich telefonieren.


    Gruß
    Silja

  • Hi Silja,


    meine E-Mail Adresse ist unterwegs. Vielen Dank für Deine Mühe :streichel: Bist ein Schatz


    Gruß


    Nele

  • Mal ne (vielleicht provokante) Frage meinerseits: Warum legt man sich als Nichtjäger überhaupt einen Jagdhund zu(ok, trifft auch auf die ganzen anderen "Arbeiter" zu)? Ich meine es gibt über 250 verschiedene Rassen(und nochmehr Schläge), warum muß es dann eine Rasse sein, deren eigendliche Bestimmung ich nicht nachkomme? Da gibts doch jede Menge Alternativen.


    Gruß Christian

  • Meine Antwort (vielleicht auch provokant) dazu:


    Weil es Jäger gibt, die mit "ihrem" Jagdhund nichts anfangen können, evtl. mit zu großer Erwartung an den Hund ran gehen oder sich selbst nicht genügend informiert haben, und dann den Hund abgeben weil er für ihre Zwecke nicht tauglich ist.
    Oder weil "Fehldeckungen" zustande kommen, die ebenfalls von der Jägerschaft nicht abgenommen werden, weil sie wie meiner für jagtliche Zwecke zu dunkel sind.
    Sollen diese Hunde dann eingeschläfert werden? Oder darf sich in deinen Augen dann auch kein Nichtjäger der Hunde annehmen?


    Schönen Tag noch.

  • Es ging mir um die Jagdhunde mit Papieren(leider hat der JGHV ja immer noch nicht eingesehen, dass nicht die Papiere die jagdliche Brauchbarkeit bestimmen), die als Welpen angeschafft wurden. Die nicht brauchbaren noch "aufzufangen"(schreckliches wort, mir fiel nur nix besseres ein) ist ja ok, die Methode der früheren Zeit gefällt mir genauso wenig wie den meisten anderen Hundhaltern. Ich mein die meisten anstandigen Züchter mit reiner Jagdgebrauchszucht geben eh nicht an Nichtjäger ab(was man sich also meisten einfängt kann sich jeder selbst an den Finger abzählen). Und somit ist meine Frage doch berechtig, wenn ich nicht gerade einen Notfall gerate, warum leg ich mir dann einen Jagdhundwelpen zu(so wär die Frage wohl auch besser gestellt worden).


    Gruß Christian
    PS: Was für eine Rasse hast, mir fällt spontan keine ein, bei der auf Farbe geachtet wird(zumindest bei reinrassiger Zucht), bzw. bei der Farbe im zusammenhang mit jagdlicher Leistung steht.

  • Hallo,
    ich finde den Bericht auch klasse!


    Zu der Frage, warum sich Leute dann einen Jagdhund zulegen:


    Erstens: Dieser Text trifft ja nicht nur auf Münsterländer, Bracken und Weimeraner zu. Beagle, Cockerspaniel, sämtliche Terrier sind Jagdhunde und werden problemlos und selbstverständlich an Nichtjäger abgegeben.
    Schön, wenn diese Hunde auch die Chance bekommen, nach ihren Instikten beschäftigt zu werden. Dazu müssen aber erst mal die Nichtjäger solche Texte lesen. Zu den Thema ist glücklicherweise immer mehr zu finden.


    Und Zweitens trifft diese Frage auch mehr oder weniger auf andere Rassen zu. Warum holt man sich einen Hütehund, wenn man nicht hütet, einen Begleithund, wenn man nicht weit in einer Kutsche reist oder einen Wachhund, wenn man nichts zu bewachen hat.


    (Meinen Jagdhund (Parson) hab ich übrigens, weil der Tierschutz nicht eingreifen wollte, als er in einem Bettelzirkus in einem Verschlag gefunden wurde. Ich wollte NIE einen Jagdhund....)


    Liebe Grüße
    Christine

  • Wenn ich meine Freizeit am liebsten draussen verbringe, einen Hund haben will, der ein super Teamworker ist, sensibel, feinfühlig, im Haus eine Schmusekatze und draussen ein Powerpaket, ich mich selber für Fährten- und Dummyarbeit begeistern kann, einen Hund suche, der in diesem Bereich leicht zu führen ist ...


    Wenn ich Rettungshundearbeit machen will, einen ausdauernden Profi mit guter Nase brauche, oder im Bereich der Geruchsidentifikation (Drogen, Sprengstoff, Leiche, ...) arbeiten möchte ...


    ... dann gehört für mich ein Jagdhund zur ersten Wahl.


    Es müssen keine Hasen sein, die mein Hund jagt und mal ehrlich, wie sieht denn der Alltag eines modernen Feierabend-Jäger-Jagdhundes aus ??
    Der Hund wird unter der Woche kaum sinnvoll beschäftigt, ist einfach nur Familienhund (wenn nicht sogar im Zwinger). Am Wochenende gehts ins Revier, wobei er meist nur an der Leine ist (die meisten Jäger fahren ihr Revier ab). Wenn die Treibjagden losgehen, hat er Hochsaison, kann ein paar Wochenenden richtig arbeiten. Gabs mal einen Wildunfall, darf er nachsuchen. Aber sonst ??
    Ich hab noch nie einen Jäger getroffen, der mit seinem Hund (nach der Ausbildung) in irgendeiner Weise arbeitet. Wahrscheinlich machen die das morgens um 6 Uhr tief im Wald ...


    In Jägerhände muß nicht zwangsläufig in kompetente Hände heißen !

  • Ja ok da geb ich Euch ja recht, ich persönlich würd auch 70% der Jäger mit Hund auch ihren Hund abnehmen(zum Teil auch nicht nur wegen der Auslastung). Viele müssen sich einfach einen Hund halten, weil das BJG vorschreibt, dass jedes Revier einen brauchbaren Hund nach weisen muß. Und da man sich ja ungern in die Karten gucken läßt, legt man sich einen Hund zu(meistens auch schon frtig ausgebildet) und fertig. Die gesetzlichen anforderungen sind erfüllt und der Hund hat zwar meistens kein schlechtes Leben aber kaum Arbeit. In dem Punkt hab ihr Recht, diese Jäger sind genauso wenig kompetent wie Nichtjäger(da sollte in den Kursen besser unterrichtet werden). Wenn die etwas weniger stur wären, wär die Situation einen andere.


    Aber wenn man nur einen Hund sucht, der einem Gesellschaft leistet, dann ist ein Jagdhund in den meisten Fällen wirklich fehl am Platz. Und an diese Leute ist meine Frage gerichtet. Klar wenn die Anforderungen stimmen, da ist ein Jagdhund auch ohne Jagd glücklich und zufrieden, aber wenn nicht, was dann? Und das trifft selbstredend auch auf die Hütehund, Schutzhund usw. zu. Und an die Leute war meine Frage in erster Linie gedacht.


    Übrigens sieht man Jäger mit Hunden so selten arbeiten, weil bei den meisten Arbeiten für die man heute noch einen Jagdhund braucht, die Öffendlichkeit störren würde, zb bei der Baujagd stört schon ein undisziplinierter Jäger, und das hat dann der Hund auszubaden(mit teilweise gsundheitlichen Folgen) und nun stelle man sich einen Spaziergänger dabei vor, bei der ws entstehenden Unruhe würde doch selbst der dümmste Fuchs nicht mehr springen und den Kampf mit dem Bauhund aufnehmen oder auch je weniger anwesende desto konzentrierter arbeitet der Hund bei der Nachsuche(er hat ja teilweise schon genug Ablengungen, ich denk da nur an 40h Kontrollsuchen durch einen Einstand), und zeigt auch mehr Pirschzeichen an(hier gehts ja nicht nur um das Finden, sondern auch das Befinden des nachgesuchten Wilds). Die klassische Feldarbeit(mit HAsen jagen usw) wird nicht mehr überall durchgeführt. Bei uns zB sind die Allrounder gar nicht mehr nötig, weil es die Niederwildbesätze nicht mehr erlauben sie zu nutzen. Der jagdliche Einsatz beschränkt sich hier auf Mais und andere Drückjagden, Baujagden und halt zum allergrößten Teil Nachsuchen. Da aber die Allrounderprüfungen leichter zu bewältigen sind, beschränkt sich bei den meisten die Wahl auf Allrounder(nicht jeder hat halt Lust wöchendlich ein bis zwei 1000m Fährten zu legen).


    Übrigens kann ich sagen, dass Du mittlerweile einen Jäger zumindest getroffen hast, der nach der Ausbildung noch mit dem Hund arbeitet; mich. Wir bilden unsere Hunde nur dafür azus um sie jagdlich einsetzen zu können. Mit der Bracvke stehen wir bei Bekannten Jägern zu jeder Zeit auf MAisjagden zu Verfügung und der Dackel ist auch jederzeit für Nachsuchen da(die Kleine führt nicht umsonst die Dackelnachsuchenstatistik an). Aber gerade NAchsuchen finden meistens früh morgens statt, da liegts Du mit den 6 Uhr garnicht so falsch.


    Gruß Christian
    PS: Ist ja auch leider so, dass die richtigen Jäger weniger werden, und die Freizeittrapper und Schießer zu nehmen.

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