Vertrauensaufbau - Tipps für Hund aus Spanien

  • Hallo Ihr Lieben,


    erst mal kurz zu mir. Ich bin 25 Jahre, hab 7 Miezekatzen und seit gestern einen Hund aus Spanien ( http://www.spanische-waisenhunde.de) direkt aus der Tötungstation Cadiz. Ich hatte vor 1 1/2 Jahren bereits einen Hund - Lilly. Lilly war ein Australien-Shepard/ BC-Mix und wie mir versichert wurde - aus keiner Arbeitslinie. Trotz aller Beschäftigungsmaßnahmen ( inkl. stundenlangen telefonierens mit Hütehundenbesitzern in ganz Deutschland *g*) sind wir dann zu dem Entschluß gekommen, Lilly hüten zu lassen. Aber nicht meine Katzen sondern wir haben sie zurück auf die ehemalige Pflegestelle gegeben, wo sie jetzt glücklich und zufrieden Gänse hütet. Ihr Bruder ist ein total faules Stück, der höchstens mal sich selbst auf der Couch hütet. Aber Lilly wollte Arbeiten und da wir ihr nicht gerecht werden konnten, haben wir sie schweren Herzens abgegeben. Kurz: Ich war schon einmal Hundebesitzer von einem hyperaktiven und arbeitsfreudigen superverschmusten Wauzi...


    Seit gestern habe ich ( wir) einen Wauzi aus Spanien. Ich hab ca. 20 Bücher die letzten Wochen gewälzt und mich auf alle erzieherischen Eventuallitäten eingestellt - aber jetzt ist es ganz anders als erwartet...


    Scotti ist gestern aus GC angekommen. Er ist sehr ängstlich aber null agressiv. Wir wußten nur, daß er sehr hundeverträglich und sehr kinderlieb sein soll. Wie er mit Katzen umgeht, wußten wir noch nicht einmal. Aber die Katzen ignoriert er soweit und schnuppert mal dran - anfangs hat er sie mal angeknurrt, wenn sie ihm zu nah kamen, aber bei einem leisen Nein war er sofort ruhig. Jetzt können die Katzen um ihn herrum sein, er ist nicht übermässig interessiert, aber auch nicht total desinteressiert. Gestern Abend hat er keinen Schritt gemacht ( okay, es hat geregnet) und wir mußten ihn die Treppen hochtragen. Heute Morgen ist er aber mit meinem Mann zögerlich aber dennoch ganz gut gelaufen.


    Die Nacht war er ruhig und hat unter dem Küchentisch geschlafen. Ich hab ein kleines Licht angelassen. Wir haben die Küche abgetrennt, so daß er sich dort frei bewegen kann, aber nicht in der ganzen Wohnung. Die Katzen können durch ein Schlupfloch rein und raus und tun dies auch fleissig. Er liegt jetzt mittlerweile in seinem Körbchen. Wenn man ihn anleinen etc. möchte, muß man ihn mit viel Geduld unter dem Küchentisch "vorangeln" Er schaut sehr skeptisch, klemmt die Rute ein, hat aber null anzeichen von agression bzw. beissen. Wir hocken uns natürlich immer in und reden ruhig aber nicht übervorsichtig mit ihm. Er ist sehr, sehr ruhig und bewegt sich kaum, bellt nicht etc. Ich hab eigentlich mit richtigen Problemen gerechnet und jetzt - nix. War vorhin mal kurz unten - Müll runterbringen. Als ich wieder hoch kam lag er einfach auf seinen Platz. Ich glaube, ihm ist es im Moment einfach egal, ob jemand da ist oder nicht *grübel* Eigentlich hab ich mit massiven Verlassensängsten etc. gerechnet aber gar nix. Okay, er weiß noch nicht so genau, daß wir sein Rudel sind und das kommt vielleicht noch.


    Im Moment ist er einfach nur ruhig, ängstlich, wenn wir etwas von ihm wollen ( Gassi gehen, füttern etc.). Füttern tue ich ihm im Moment komplett aus der Hand, wo er sehr vorsichtig ist und auch bei den Katzen keine Anzeichen von Futterneid etc. zeigt. Gebürstet hab ich ihn auch schon sehr vorsichtig und ruhig.


    Jetzt hab ich mich auf alle sämtlichen Situationen vorbereitet: Katzen jagen, nicht stubenrein, bellen etc. Aber nix... Bin ehrlich gesagt etwas ratlos, wie ich mich jetzt verhalten soll *g*


    Meine Frage:


    Was kann ich tun, damit sich der Hund schnell eingewöhnt und vor allem wie kann ich das Vertrauen zwischen uns aufbauen? In allen Büchern steht und so hab ich das auch mit Lilly gemacht über Grundgehorsam und Rangordnung. Rangordnung ( esse zuerst, geh zuerst durch Türen etc. ) machen wir natürlich alles, aber Grundgehorsam im Moment? Er bewegt sich keinen Millimeter. - aber was kann ich noch tun? In Bücher steht viel über Grundgehorsam etc. aber nix über Vertrauen stärken bei Spanienhunden. Man soll ja eigentlich nicht zu seinem Hund gehen und ihn streicheln sondern ihn zu sich rufen und dann streicheln. Aber der Hund kommt natürlich nicht, wenn ich ihn rufe. Wie also Verhalten. Warten, bis er irgendwann mal kommt oder hingehen?


    Mit meinen Katzen mache ich Clickertraining und ich wollte auf diese Weise auch Scotti alles beibringen, was er so braucht. Aber im Moment schaut der Hund nichtt so aus, als würde das funktionieren.


    Ist hier noch wer, der ähnliche Erfahrungen mit einem Spanienhund gemacht hat, der sehr vorsichtig und ängstlich war?


    Fragen über Fragen...


    Alles Liebe Eure Chrisy
    ( und Scotti, der seit heute Morgen im Körbchen liegt und pennt)

  • Ganz viel Geduld und Zeit, dann wacht er von ganz alleine auf.


    Richtig Rangordnungsübungen sind sicher nicht ode noch nicht notwendig.


    Zeigt ihm einfach weiter, dass er keine Angst haben muss, wenn ihr Zeit habt, dann setzt Euch zu ihm und streichelt ihn und redet mit ihm. Ansonsten verhaltet Euch so normal wie möglich zu hause, dann bekommt er gleich auch den normalen Tagesablauf mit und gewöhnt sich daran.


    Die Zeit wird es bringen.


    Bei Paul hat es ca. 1/2 Jahr gedauert bis er zu meinem Mann vertrauen gefasst hat. Bei mir waren es nur ein paar Wochen aber Frauen haben in den meisten Fällen bessere Karten als Männer.


    Ich denke, so wie Ihre es zur Zeit macht ist es richtig und mit Geduld wird er sich bald offener Zeigen.


    LG
    agil

  • also bitte nicht böse sein, aber findet du das mit der Rangordnung nicht etwas übertrieben in der jetzigen Situation?
    Hundi ist gestern erst angekommen, hat wahrscheinlich noch nie in einem Haus gelebt, geschweige denn Leute gehabt die sich gut um ihn gekümmert haben. Vielleicht wurde er misshandelt und will sich nciht bewegen um euch keinen Grund zu geben ihm weh zu tun usw.
    Die Hundis bekommen auch ein Beruhigungsmittel wenn sie eingeflogen werden, vielleicht nimmt ihn das auch noch ein wenig mit.
    Lass ihn einfach in Ruhe( wegen Unterordnung usw), füttere ihn weiter mit der Hand, rede viel mit ihm das er sich an deine Stimme gewöhnt. Wenn er es mag streichle ihn, lobe ihn erzähle ihm wie toll er ist und wie sehr ihr euch freut das er da ist. Er wird sich langsam an Euch gewöhnen, aber das wird Zeit brauchen. Viele Sachen werden ihm Angst machen und sei es nur das Geräusch der Spülmaschiene. Versuche Dich etwas in ihn reinzuversetzen wie es dir in seiner Situation gehen würde.
    Mit Verständnis und viel Liebe werdet ihr das sicher hinbekommen :)

  • Danke erst einmal für Eure Antworten :)


    Wegen der Rangordnung. Ich mache ja sozusagen nur "passive" Übungen. Also das, was immer so laufen wird: Ich geh zuerst durch eine Tür, esse zuerst - ich verlange ja nichts aktiv von ihm wie Grundgehorsam etc. Das sind ja Sachen, die er zwar mitbekommt, aber nichts aktiv machen muss. Ich denke, das ist nicht verkehrt. Es gibt einem Hund ja auch Sicherheit, wenn er genau weiß, wo sein Platz im Rudel ist und er sich orientieren kann, wie bei uns so der Tagesablauf ist.


    P.S.: Im Moment geht er eh nur durch eine Tür, wenn wir erster gehen :wink:

  • Hallo Chrisy,


    erstmal herzlichen Glückwunsch! Mein Hund war genauso unproblematisch, nur kannte er noch nicht viele Sachen.


    Mit der Rangordnung wird er wohl kaum Probleme haben, er kommt ja aus der Rudelhaltung, das macht ihn eher ängstlich. Lass ihm alle Zeit der Welt, versuch ihm zu zeigen wie toll spielen mit dir ist und belohn ihn mit Leckerchen.


    Geh viel mit ihm raus und verhalte dich vor allem selbstbewusst in Situationen die er nicht kennt, wie Bauarbeiten, Krach, Autos etc., das wird er vielleicht noch lernen müssen. Gib ihm Sicherheit und du wirst sehen, wie er auftaut und sich in die richtige Richtung entwickelt!


    Grüsse
    Carolina :winken:

  • Erstmal natürlich Geduld und Zeit !


    Gewisse Regeln solltest du dem Hund von Anfang an verständlich erklären und auf deren Einhaltung bestehen. Aber bedenke daß du nichts über die Vergangenheit deines Hundes weißt !
    Es mag sein, daß er mehr oder weniger glücklich auf der Straße gelebt hat, zusammen mit anderen Hunden auf der Suche nach Futter durch die Gegend gestromert ist, Menschen immer gemieden hat, bzw. schlechte Erfahrungen hatte. Von heut auf morgen wird der Hund eingefangen, in ein TH gesteckt und dann nach Deutschland verfrachtet. Für den Hund ein Kulturschock !! Alles in seinem Leben ist anders, er ist eingesperrt, muß draussen an einer Leine laufen, ist gezwungen, sich mit Menschen zu arrangieren ... immer wieder bewundernswert, wie ruhig und freundlich die meisten Hunde bei solch einem Einschnitt in ihr Leben bleiben.


    Wie du Vertrauen aufbauen kannst !? Du mußt es dir verdienen !
    Du mußt deinem Hund die Welt, deine Welt zeigen, selbstsicher und ruhig mit allem vertraut machen. Deinem Hund jederzeit das Gefühl geben, daß du Bescheid weißt, alles im Griff hast und ihn beschützt, ihm Sicherheit gibst egal was kommt !
    Gleichzeitig hast du das Sagen, wenn du etwas von ihm verlangst (was er natürlich kennen und verstehen sollte), dann meinst du das so und bestehst darauf. Wer dabei zuerst durch die Türe geht, zuerst isst, oder wer wo schläft ... das hat nichts mit Rangordnung zu tun. Auch zur Handfütterung kann man geteilter Meinung sein. Belohnen mit Futter kann sehr sinnvoll sein, aber ich würde meinen Hund immer abends in Ruhe den Großteil seines Futters aus dem Napf einnehmen lassen. Nicht alles im Hundeleben muß von mir kontrolliert werden.


    Bedenke aber bitte, daß du wahrscheinlich die erste Bezugsperson im Leben dieses Hundes bist und du es nicht als selbstverständliches betrachten solltest, daß er sich dir anvertraut.
    Scotti ist eine eigene kleine Persönlichkeit, der mit Sicherheit einiges erlebt hat und ungewollt zu dir "verschleppt" worden ist. Es ist deine Aufgabe und deine Verantwortung aus diesem unsicheren Bündel Hund einen selbstbewußten "Kulturfolger" zu machen, der vertrauensvoll an deiner Seite durchs Leben trabt - mit Geduld, Konsequenz, Vertauen, Verständnis und viel Liebe !

  • Hey, wir waren gerade zusammen draussen. Er läuft super an der Leine - immer an meinem rechten Bein mit lockerer Leine. Wenn ich stehen bleibe, bleit er auch stehen, wenn ich komm sage und weitergehe, geht er gleich mit. Ich war baff! Gestern habe ich nicht dran geglaubt, dass das so möglich ist und dachte, das müssen wir ganz langsam lernen. Aber: Es ging super! Auch Türen und Treppen sind kein Thema mehr. An der Haustür zögert er ein bisschen, aber wenn ich rufe komm, kommt er auch da. Vor fremden Personen, die entgegenkommen hat er noch etwas skeptik, aber ich gehe normal weiter und er geht dann auch zögerlich mit. Als er von der Ferne einen spielenden Labrador gesehen hat, wäre er am liebsten in die andere Richtung weggerannt! Morgen will ich mal versuchen mit einer Freundin - die hat einen gleichgroßen, kastr. Rüden auch aus Spanien - Gassi gehen. Zuuufällig unterwegs treffen *g*

  • Na die Situation kommt mir irgendwie bekannt vor.... ;D


    wir hatten mal einen Pflegehund von Kreta, als er zu uns kam 9 Monate alt... Info hatten wir nur, das er wohl als Welpe in den Bergen ausgesetzt wurde und etliche Monate allein klarkommen mußte, kannte also garnix, weder Menschen so wirklich, noch Haus und Familie, geschweige denn "unseren ganz normalen Alltag".
    Higgins, so hieß er, hat sich eine komplette Woche lang kaum von seinem Platz gerührt, außer in den Garten und spazierengehen... bisher waren wir es von allen Pflegis eher so gewohnt, das alle erstmal die komplette Wohnung inspizieren und sehr neugierig sind... bei ihm in keinster Weise. Sein Platz war direkt neben der Terasseentür, und er hielt sich auch nur dort und im Garten auf, sonst nirgends. In den ersten Tagen wirkte er auch vollkommen desinteressiert an allem, was um ihn herum geschah, er hatte zwar alles genau im Blick, wirkte aber sehr teilnahmslos.
    Ein paar Tage nach seinem Einzug kamen zwei weitere Pflegis dazu, beides Welpen, und plötzlich hatten wir einen anderen Higgins, er tobte und spielte wie doof, aber trotzdem auf uns kaum Reaktion bzw immer auf Abstand. Je mehr aber die beiden Welpis zu uns kamen, umso mehr traute auch er sich in unsere Nähe.
    Komischerweise war es nach ein paar Tagen so, das er vor allem abends richtig aufdrehte, ich hab mich immer mit auf seinen Platz gesetzt und plötzlich fing er an zu spielen und zu kuscheln... aber eben nur auf seinem Platz, nie weg davon...
    Draussen im Garten oder hier in der Wohnung ließ er sich auch nie locken, weder mit Leckerlis oder sonstwas. Ich hab mich dann auch nach Tips umgeschaut, und der beste den ich bekommen habe waren ehrlich gesagt die "Calming Signals"... ( mal bei Google eingeben, findet man doch einiges ). Bei Higgins hat man gemerkt, das er doch eigentlich gern möchte, aber unsicher ist und sich nicht traut... und diese Signale haben wirklich Wunder bewirkt. Wichtig dabei war bei uns vor allem, das der Hund nie bedrängt wurde, sondern mehr von sich aus kommen sollte.
    Sein Lieblingsplatz war der Garten, bei jedem Wetter, selbst wenn ihm ne Schneehaube auf dem Kopf gewachsen ist :rolleyes: also hab ich mir einen festen Punkt im Garten gesucht, mich dort hingesetzt und ihn *heimlich* beobachtet... er hat sofort diese Signale *gesendet*, aber nu wußte ich diese zu deuten und hab sie erwidert... und siehe da... er kam immer näher, hat sich sogar anfassen lassen und wir haben geschmust usw ( hat er sich vorher lediglich auf seinem Platz gefallen lassen, aber nie wenn er "ausreißen" konnte ). Nach ein paar Tagen kam er sogar von allein freudig angehopst, sobald ich auf meinem Platz im Garten saß... war das schön ! :freude:
    In den Wochen danach haben wir SEHR viel geschafft, er wurde viel sicherer und kam von allein, kreuz und quer durch die ganze Wohnung, hat mich sogar morgens im Bett geweckt und erstmal ne Runde gekuschelt :D


    Fazit jedenfalls nach dem vielen Geschreibsel...
    uns haben diese "Calming Signals" super geholfen, der Hund wurde wesentlich sicherer nach einiger Zeit und kam dann von ganz allein auf uns zu.
    Schau es Dir vielleicht mal an, schaden kann es auf keinen Fall... und vor allem habt viel Geduld !!
    Vertrauen muß man sich wirklich verdienen, das kann man auf keinen Fall erzwingen... die Zeit bringt es.
    An einem Tag habt Ihr vielleicht nen tollen Erfolg, am nächsten nen Rückschlag... was solls :wink:
    Ihr werdet aber mit der Zeit mehr Erfolge als negatives haben, solange ihr dem Hund einfach Zeit gebt und ihn zu nichts zwingt.
    Geht als "gutes Beispiel" voran, seid selbstsicher und vermittelt das Eurem Hund... wenn er merkt, das Ihr alles unter Kontrolle habt und er keine Angst haben muß, das alles *ganz normal* ist, dann wird er auch sicherer...


    So zumindest meine eigene Erfahrung, muß ja nicht auf alle zutreffen...

  • Über die Calming Signals hab ich auch schon gelesen. Weiß sie aber net mehr alle auswendig. Heute ist er aber schon deutlich aufgetaut. Eben hat er sogar etwas gefipst, als wir ins Wohnzimmer sind und er in der Küche bleiben mußte. Jetzt ist er aber wieder ruhig...

  • Folgende Situation:


    Wenn ich die Küche verlasse und ins Wohnzimmer gehe, winselt Scotti seit gestern. Gestern Abend haben wir das komplett ignoriert ( weil es nicht so laut war) und dann war bald Ruhe.


    Heute Morgen war es schon lauter und ich bin dann hin, hab gesagt "Nein - auf deinen Platz" und Scotti war ruhig, ist unter den Küchentisch ( sein zweiter Platz sozusagen) und hat sich hingelegt ( ist jetzt auch immer noch ruhig).


    Was ist besser? Ignorieren oder "Nein - auf deinen Platz"? Weil das ist ja auch eine Reaktion. Ob positiv oder negativ ist manchen Hunden ja egal - hauptsache Aufmerksamkeit...

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