Katration des Rüden... Ja oder Nein ? für JackSeptember !

  • auf wunsch von JackSeptember hier auch noch die zusammenfassung kastration des rüden ja oder nein... ?


    Kastration des Rüden ja oder nein?


    Operation
    Unter Kastration versteht man die operative Entfernung beider Hoden. Durch diesen Eingriff wird der Rüde zeugungsunfähig gemacht.
    Rund ein Viertel der Rüden leidet an einem gesteigerten Sexualtrieb. Vorwiegend Zwergrassen sind davon betroffen. Eine Kastration (Frühkastration) als mögliche Therapie dieser Verhaltensstörung bleibt umstritten. Sobald die Hunde in die Pubertät kommen, entwickeln sie einen zwanghaften Drang zum Besteigen von Objekten. Sie besteigen mehrmals täglich Spielsachen, Kissen, Menschen, Artgenossen und machen typische Kopulationsbewegungen. Die Hypersexualität soll in erster Linie durch erzieherische Massnahmen korrigiert werden, indem das Besteigen von Anfang an nicht toleriert, sondern konsequent bestraft wird. Zwerghunderüden neigen auch zu Hysterie, was auch gegen eine Kastration spricht.


    Gründe
    Rüden werden in erster Linie kastriert, um unerwünschten, geschlechtsgebundenen Verhaltensweisen entgegenzuwirken. Erst an zweiter Stelle steht der Wunsch der Unfruchtbarmachung, v.a. wenn männliche und weibliche Tiere im gleichen Haushalt leben.
    Ein weiterer Grund für die Kastration ist der bei jedem intakten Rüden auftretende weisse, schleimige Ausfluss aus der Vorhaut. Dieser Ausfluss läuft zwar unter dem Begriff "Präputialkatarrh", ist aber als völlig normales Phänomen zu beurteilen. Es bestehen grosse individuelle Unterschiede hinsichtlich Menge der abgesonderten Flüssigkeit. Eine übermässige Produktion stellt für viele Besitzer ein hygienisches Problem dar. Mit Spülungen wird nur ein kurzfristiger Erfolg erziehlt, weshalb sich einige Besitzer für die Kastration entscheiden. Danach hört der Ausfluss innerhalb von wenigen Tagen auf.
    Medizinische Gründe, weshalb ein Rüde kastriert werden muss, umfassen Veränderungen der Hoden und der Prostata (z.B. Vergrösserung, Entzündungen oder Zyten). Nicht abgestiegene Hoden müssen frühzeitig entfernt werden, weil das Risiko, dass daraus Tumoren entstehen, sehr gross ist.


    Zeitpunkt
    Bei Rüden ist der Zeitpunkt der Operation weniger bedeutungsvoll als bei den Hündinnen. Rüden werden oft erst als ausgewachsene Tiere kastriert, weil erst dann das als störend empfundene Sexualverhalten voll ausgeprägt ist und nun ausgeschaltet werden soll. Grundsätzlich gilt, dass der Effekt der Kastration auf das Verhalten umso geringer ist, je später die Operation erfolgt.
    Vorteile
    Mit der Kastration wird eine irreversible Ausschaltung der Sexualfunktion erreicht. Meistens ist jedoch nicht die Fruchtbarkeit, sondern ein aggressives Verhalten der Grund für die Kastration. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung der verschiedenen Aggressionsarten wichtig, weil nicht alle durch die Kastration gleichermassen beeinflusst werden. So hat z.B. die Kastration keinen Effekt auf die Aggressivität im Zusammenhang mit Futter oder auf die Aggressivität auf Grund von Angst. Konflikte und Beissereien mit männlichen Artgenossen dagegen lassen sich durch die Kastration mehr oder weniger vermeiden, wobei das Alter des Rüden zum Zeitpunkt der Operation von grosser Bedeutung ist. Je älter nämlich der Rüde bei der Kastration ist und je länger er sein Imponiergehabe bereits praktiziert hat, umso geringer ist der Kastrationserfolg.
    Das Streunen und das Markieren im Haus wird in den meisten Fällen durch die Kastration völlig zum Verschwinden gebracht.
    Wie vorgängig erwähnt sistiert der Ausfluss aus der Vorhaut nach der Kastration vollständig.
    Nachteile
    Auch bei den Rüden führt die Kastration zu einem gesteigerten Appetit. Wird nicht konsequent dieselbe Menge weitergefüttert, oder mit zunehmendem Alter sogar eher etwas weniger, so führt dies zu Übergewicht.
    Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das Skelettwachstum auswirken. Bei Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife dauert das Knochenwachstum länger und der Rüde wird geringfügig grösser.
    Bei Spaniel-, Langhaardackel- und Irish Setterrüden wird die Fellqualität durch die Kastration in gleicher Weise, jedoch seltener beeinträchtigt als bei den Hündinnen.
    Obwohl das Verhalten von frühzeitig kastrierten Rüden gegenüber ihren Artgenossen in der Regel sehr friedfertig ist, zeigen die sexuell intakten Rüden z.T. einen sehr unangenehmen Umgang mit den kastrierten Rüden. Viele kastrierte und somit "geschlechtsneutrale" Rüden werden von ihren Artgenossen intensiv beschnuppert und bestiegen. Dieses Dominanzgebahren wird von den kastrierten Hunden aber meistens nicht toleriert, und sie nehmen bereits eine aggressive Abwehrhaltung ein, wenn sich ein interessierter Rüde sich nähert.



    ich hoffe ich konnte der leserschaft im forum einige aspekte etwas näher bringen !


    einen lieben gruss aus der schweiz


    CyberVet :sport:

  • Danke für den ausführlichen Bericht. Es ist immer wieder schön, Deine Beiträge zu lesen.


    Ich habe noch folgende Fragen:


    Wann sollte man einen Rüden wirklich kastrieren lassen? Ich meine, gibt es wie bei der Hündin, bei der sich ja durch jede Läufigkeit das Krebsrisiko erhöht, auch so etwas beim Rüden? Oder gibt es andere zwingende Gründe?


    Wie siehst Du persönlich die Kastration beim Rüden und wie würdest Du, wenn Du einen Rüden hast/hättest es händeln - bzw. was hälst Du wirklich für einen Grund einen Rüden zu kastrieren?


    Bei mir macht sich immer mehr der Eindruck breit, dass gerade die Kastration beim Rüden oft zur persönlichen Vereinfachung vom Hundehalter gewünscht wird. Da wird selten die Frage gestellt, bin ich vielleicht das Problem. Wenn man sich auf der Hundewiese mal so umschaut, dann stellt man immer mehr fest, dass die unkastrierten Rüden immer weniger werden.


    Freue mich schon auf Deine Antwort.


    LG
    agil

  • Hallo,
    Der Hauptgrund warum ein Rüde kastriert wird, wurde von Cybervet ja schon beschrieben.
    Es geht dabei hauptsächlich um die Unterbindung des Sexualverhaltens des Hundes, welches von manchen Hundebesitzern als übersteigert empfunden wird.
    In der Praxis ist es so: Wenn ein Hundebesitzer/in mit dem Sexual-/Revierverhalten des Rüden überfordert ist oder mit der zunehmenden Dominanz des Tieres nicht mehr fertig wird, sollte sie/er über eine Kastration nachdenken,
    Sollte die Frage im Raum stehen, in wieweit man mit der Kastration, auch das typische Verhalten des Tieres verändert, sollte man sich von seinem TA zu den Vor- und Nachteilen einer sog. chemischen Kastration beraten lassen (CAVE: Kosten bei schweren Hunden). Einen frühestmöglichen oder "zuletzt" sinnvollen Termin für eine Kastration bei einem Rüden gibt es nicht ( im Vergleich zu einer Hündin ). Aber prinzipiell ist es so, daß alle primären und sekundären Sexualverhalten/-merkmale umso geringer ausgeprägt sind je früher man einen Rüden kastriert.


    Gruß
    BG

  • Dann hätt ich doch gleich mal ne Frage an die Vet.-Fraktion:


    Warum werden anstandslos 1000e Hunde, Katzen, etc. kastriert, obwohl es eigentlich verboten ist ?
    Ich glaube kaum ein TA versucht die Halter aufzuklären, kastrieren ist selbstverständlich geworden !


    WIESO ???

  • Hallo,
    Ganz einfach:


    1. Verdienen wir unser Geld damit.


    2. Laut Tierschutzgesetz ist es tatsächlich verboten einem Tier ohne med. Gutachten einen Teil seines Körpers zu entfernen. Die Kastration ist dabei aber eine Grauzone. Im allgemeinen versuchen die Tierärzte die unkontrollierte Vermehrung der Tier zu verhindern. Im speziellen Fall des Rüden ist es aber so, daß es durchaus Präparte gibt die man fast ohne Nebenwirkungen einsetzen kann um den Effekt einer temporären Kastration zu erreichen.
    Bei Hündinnen ist das leider "noch" nicht der Fall.
    In unserer Praxis wird dehalb immer sehr individuell beraten!!!!!!


    Gruß
    BG


    P.S.
    Der letzte Satz gilt NUR für uns und nicht für andere TÄ.

  • Schön noch eine zusätzliche TA-Meinung zu hören. Danke!


    Von einem Präparat, mit dem man bei einem Rüden den Effekt einer temporären Kastration erreichen kann, habe ich noch nie gehört. Könntest Du dazu bitte nähere Angaben machen.


    Unserem ersten Rüden mussten wir leider im Alter von 6 Jahren kastrieren lassen, da er einen Verdacht auf einen Analdrüsentumor hatte und seine Prostata vergrößert war und wir diese schon monatlich kontrolliert wurde. Da er nun aufgrund des Tumorverdachts in Narkose musste bot sich die Kastration gleich mit zu machen an. Wenn ich jedoch ehrlich bin, habe ich es immer bereut.


    Er ist total ruhig geworden. Sein Fell hat sich extrem zum Nachteil verändert, es traten Gewichtsprobleme auf und wir mussten jede Mahlzeit einteilen. Ebenso ist er ein ziemlicher Eigenbrödler geworden. Auch die Akzeptanz bei anderen Rüden war dahin.


    Zu Deiner Argumentation mit der Kastration und dem Tierschutz möchte ich noch sagen, dass ich es völlig verstehen kann, dass gerade wildlebende Tiere (Katzen und Hunde) kastriert werden und erst dann wieder in die Freiheit zurück kommen. Wobei das in Deutschland eher auf Katzen jedoch nicht auf Hunde zutrifft, da Hunde hier ja eher nicht wild Leben, sondern in Familien.


    Es sollte doch wohl jedem Besitzer möglich sein die Vermehrung seines Hundes zu verhindern. Leider gibt es jedoch immer mehr Verrückte, die meinen - mein Hund ist so süß, da möchte ich doch mal Welpen haben -


    Nach dem Bericht von Cybervet, in dem er die Kastrationsgründe bei Hündinnen näher erklärt hat muss ich gestehen, dass ich meine Meinung in Bezug auf die Kastration bei Hündinnen geändert habe. Denn nach diesem Bericht und der von ihm beschriebenen Erfahrungen, spricht ja gerade bei einer Hündin alles dafür sie bereits vor der ersten Läufigkeit zu kastrieren.


    Bei einem Rüden sieht das jedoch ganz anders aus und dient meiner Meinung nach doch nur dazu dem Menschen das Zusammenleben zu erleichtern. Gegen so eine Kastration bin ich absolut und kann sie in keinster Weise gut heißen. Da wäre es doch besser, sich gleich eine Hündin anzuschaffen und keinen Rüden.


    LG
    agil

  • Hi,
    Also die beiden Präparate die bei uns zum Einsatz kommen heißen Tardastrex von der Firma Pfizer und Androcur aus der Humanmed.
    Ich pers. verwende Androcur auf Grund des etwas niedrigeren Preises und der kleineren Menge zur Applikation.
    Beide Medikamente hemmen die Anbindung des männl. Geschlechtshormons an die Rezeptoren.
    Funktioniert wie Schlüssel-Schloß Prinzip. Hormon = Schlüssel; Rezeptor = Schloß; dann geht die Tür auf.
    Die Medikamente sind der Kaugummi mit dem du das Schloss verklebst.
    Leider bekommt der Körper das nach ner Weile wieder auf.
    D.h. keine Lösung für den kleinen Geldbeutel.


    Gruß


    B.Gühne

  • Ich persönlich hätte Bobby lieber nicht kastriert, wenn ich die Wahl gehabt hätte.
    Wir mussten ihn damals kastrieren lassen, weil seine Prostata vergrößert war.
    Aber ich hätte ihm das schon gerne erspart.
    Wegen solcher Nebenwirkungen, wie agil sie schon nannte.



    Der Hund, den wir davor hatten, war nicht kastriert. Fand ich absolut nicht nachteilig. Einfach normal.
    Klar, das kann auch anders aussehen.
    Deshalb denke ich, dass man das immer von Fall zu Fall entscheiden sollte.


    Damals wurde uns auch oft gesagt, wir sollten den Hund doch kastrieren, dann würde er ruhiger.
    Er kam aus dem Tierheim und sein einziger Nachteile war, dass er stark an der Leine zog und nicht alleine bleiben wollte.
    Manche Leute scheinen die Kastration als Allheilmittel zu sehen...
    :dagegen:

  • Zitat


    Damals wurde uns auch oft gesagt, wir sollten den Hund doch kastrieren, dann würde er ruhiger.
    Er kam aus dem Tierheim und sein einziger Nachteile war, dass er stark an der Leine zog und nicht alleine bleiben wollte.
    Manche Leute scheinen die Kastration als Allheilmittel zu sehen...
    :dagegen:


    Ja Carrie, genau so sehe ich es auch. Der Satz hat mir noch gefehlt.


    Ich bin hier voll Deiner Meinung, und muss es einfach noch mal fett schreiben, denn man kann es nicht oft genug sagen:


    Eine Kastration ist kein Allheilmittel!!!


    Und mir sind die TÄ hier oft zu schnell beim Geldverdienen und zu schlecht in der Beratung.


    LG
    agil

  • Hallo!!!


    TierarztLL


    Ich habe einen kastrierten Rüden, er ist etwa 4 Jahre und vor anderthalb Jahren kastriet worden (im Tierheim).
    Mir ist gesagt worden, dass sich der Sexualtrieb senkt ( war wohl bei ihm sehr stark ausgeprägt ), aber natürlich erst nach ein paar Monaten, aufgrund der Hormonumstellung.


    Ich muß sagen, dass er immer noch sehr stark hinter läufigen Hündinnen her ist. Rüden gegenüber zeigt er genau wie vor der Kastration ein starkes Imponiergehabe / Dominanzverhalten. Dementsprechend zweifel ich an der Zweckmäßigkeit der Kastration bei meinem Schnuffi.
    Hilft da nur eine Hormonbehandlung oder gibt es da noch andere Möglichkeiten???
    Was kostet eine Hormonbehandlung jährlich bei einem 30kg Rüden??


    Viele Grüße Sonja & Daniel

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