Abrufen - Schleppleine

  • Hallo zusammen!


    Wie ich in dem Begrüßungsthread schon erwähnt hatte, kann ich meinen 22 Monate alten Labrador-Rüden nicht abrufen -- zumindest kann ich mich nicht darauf verlassen. Sicher, es gibt Tage, ja, Wochen, da kommt er beim ersten Pfiff (Hundepfeife) bzw. beim ersten Rufen des Kommandos "zu mir", selbst unter größter Ablenkung.


    Seit gut 9 Monaten finden Spaziergänge nur noch an der Schleppleine (inkl. Training) bzw. kurzen Leine statt. Und solange die Schleppleine am Hund dran ist, funktioniert das Abrufen 1a. Aber wehe, ich mache die Leine ab, damit er mit Kumpels spielen kann .... Ohren auf Durchzug! Ein Albtraum!!!


    Das Schlimme ist, daß er dann Spaziergänger, Jogger, Radfahrer heftigst begrüßt. Das sieht so aus, daß er das Spielen und Toben unterbricht und zu dem Jogger, Radfahrer etc. hinrennt (selbst wenn der noch sehr weit weg ist!!!) und diesen ausgiebig begrüßt, sprich: anspringt.


    Die Hasstiraden, die ich mir dann immer anhören muss, brauche ich wohl nicht zu erwähnen .... ich kann's ja auch verstehen *zugeb*.


    Einen Rückrufkurs in einer Huschu, und viele, viele Einzelstunden mit Augenmerk auf das Schleppleinentraining haben wir auch schon hinter uns.
    Und wir waren natürlich in der Welpenschule und haben danach zwei Erziehungskurse absolviert.


    Ich bin verzweifelt, ganz ehrlich! :help:


    Habt Ihr vielleicht einen Tip für mich?


    Liebe Grüße,
    Sibylle

  • Hallo Sibylle,


    im Grunde genommen hast du ja schon gemacht was ich dir auch vorschlagen würde.
    Was du allerdings probieren könntest wäre, daß du dir ein Stück Leine nimmst und es dem Hund dran läßt. Daß du also nur die Schleppleine oder Führleine abnimmst, der Hund aber trotzdem noch ein Stück Leine (eben gerade solang, daß er sie spürt, aber nicht den Boden berührt) an sich hat.


    Hat in vielen ähnlichen Fällen Wunder gewirkt.



    Schönen Tag noch

  • Hallo Sibylle,


    ich schließe mich dem, was HUND sagt, an.


    Was mich ínteressiert, ist , warum der Hund Dich im Regen stehen lässt. Mit 22 Monaten müsste er bei Deinem guten Training abrufbar sein. Für mich hört es sich an,(ich will Dir nichts böses) als würde der Hund Dir die A...karte zeigen und nur dann kommen, wenn ER will.


    Wie sieht es mit Eurer Bindung aus?


    LG


    Nele

  • Hallo Nele!


    Nein, nein, keine Sorge, ich fühle mich nicht angegriffen! Ich weiß, daß ich irgendetwas im Umgang mit James falsch mache.


    Du hast schon recht: er kommt dann, wann ER will -- zumindest solange die Schleppleine oder die normale Leine nicht an ihm hängt. Mit Leine läuft es ja 1a.


    Bindung ... tja, doof gefragt, woran erkenne ich denn, daß die Bindung zwischen meinem Hund und mir gut ist?
    Wenn er beim Spazierengehen auf mich achtet? Ja, tut er. Er "flirtet" mich ständig an. Selbst wenn er sich aus dem Staub macht, dreht er sich öfter zu mir um, aber entscheidet sich dann meist doch fürs Wegbleiben bzw. andere Leute begrüßen und leider auch anspringen.
    Da kann ich auch mit Superleckerchen wie Hühnchenbrust, Frikadellen oder Käsestücken wedeln -- nix!


    Gehe ich in die andere Richtung und verstecke mich, kommt er mich suchen. Sicher nicht immer sofort ... und wenn andere Hunde im Spiel sind, dann kann ich hinterm Baum auch schon mal eine ganze Zigarette rauchen.


    Ich habe noch NIE mit ihm geschimpft (soll man ja auch nicht), wenn er dann endlich mal nach unzähligen Malen rufen und pfeifen (ich weiß maximal nur zweimal rufen!!!) endlich mal im Schlendergang zu mir kommt, auch wenn ich Wut ohne Ende habe und ihn am liebsten in die Zeitung gesetzt hätte (was ich nie tun würde!!!).


    Seit ein paar Wochen machen wir Dogdancing.


    Fast jeder Spaziergang hat Trainings- und Spieleinheiten.


    Zu Hause mache ich mit ihm mindestens einmal am Tag Suchspiele oder bringe ihm Kunststückchen bei.


    Ich liege mit ihm zusammen auf dem Teppich (Kontaktliegen, seit der 8. Woche).


    Ich bürste ihn fast täglich, was bei einem Labrador ja eigentlich nicht nötig ist.


    Hm ... was soll ich noch machen?! Bin ratlos ...


    Ich habe mein Riesenbaby wirklich lieb und wenn ich ihn sehe, geht mir das Herz auf und freue mich, mit so einer schelmischen Kaspernase leben zu dürfen. Aber das Nicht-Abrufen-Können geht mir auf den Keks.


    Liebe Grüße,
    Sibylle

  • Huhu,


    hast Du schon mal probiert, was passiert, wenn die anderen Hunde abgerufen werden?


    Ich stelle mir das folgendermaßen vor: James spielt mit seinen Hundekumpels, Du suchst Dir einen Moment aus, in dem er zufällig in Deine Richtung läuft (auch wenn er nicht wirklich zu Dir will...), um ihn zu rufen, Du gibst ihm ein paar Sekunden um zu kommen. Tut er es nicht, kommt ein Negativmarker (z.B. "Pech gehabt") und Du gibst den anderen HuHas ein Zeichen, dass die Ihre Hunde zurückrufen (die müssen das PERFEKT können!!! Und die Halter müssen James unbedingt ignorieren!!). Im gleichen Moment drehst Du Dich um und gehst!! Schnell! Nicht umdrehen. Da James nicht beachtet wird (vielleicht werden die anderen Hunde gerade mit Gehorsamsübungen beschäftigt), sollte er irgendwann hinter Dir herrennen. Dann sammelst Du ihn auf, machst ebenfalls ein paar Übungen und gehst Dann zurück, damit er als Belohnung mit den anderen Hunden spielen kann (und Du die gleiche Situation noch mal durch spielen kannst).
    Du solltest: Das Weggehen wirklich ernstnehmen und nicht zögerlich losschlendern sondern Dich wie auf dem Kriegspfad nach Hause aufmachen - Meine Trainerin hat immer gesagt: "wenn Hund nicht kommt, gehst Du einen neuen Hund kaufen!" An der Stelle kannst Du ruhig richtig sauer sein und das deutlich zeigen! Schließlich soll der Hund ja mit dem Nichtkommen eine negative Konsequenz verknüpfen. Sobald er Bei Dir auftaucht, gehst Du in den "Neutralmodus" über und stellst ihm Aufgaben, die er leicht und gut ausführt - das können auch Dogdance-Sachen oder Tricks sein, Hauptsache er kann sie gut. Wenn er drei-vier Sachen gut gemacht hat, bekommt er seinen Positivmarker und darf los toben zum Spielen. Damit benutzt Du seine größte Motivation (will Spielen mit anderen Hunden) als Belohnung für seinen Gehorsam - stärker belohnen geht nicht!!! Ich würde solche Spielchen täglich so oft es geht in seinen Übungsplan einbauen.
    Damit er auch erstmal eine Weile nicht die Erfahrung macht, dass "Rückruf" = "End of Playsession" ist, würde ich versuchen es so einzurichten, dass die anderen Hunde als erstes (einer nach dem anderen) von der Bildfläche verschwinden, sodass er als einziger übrig bleibt und dann kein Problem mehr hat, zu Dir zu kommen.


    Hast Du die Schleppleine ausgeschlichen? Oder einfach nur abgemacht?
    Pia Gröning ("Antijagdtraining für Hunde") empfiehlt, zum ausschleichen eine schleifende Wäscheleine zu verwenden, die nach und nach abgeschnitten wird. So ist der Übergang von Leine drann und Leine ab fließend - für Dich und den Hund....

  • Zitat

    Hm ... was soll ich noch machen?! Bin ratlos ...
    Ich habe mein Riesenbaby wirklich lieb und wenn ich ihn sehe, geht mir das Herz auf und freue mich, mit so einer schelmischen Kaspernase leben zu dürfen. Aber das Nicht-Abrufen-Können geht mir auf den Keks.


    Hallo Sybille,
    vielleicht liegt genau da dein Problem: Du machst zuviel !!


    Du hast einen Hund der nicht dafür geboren wurde, daß er im Mittelpunkt steht und man ihm jeden Wunsch von den Lefzen abliest. Überleg dir mal, wie oft am Tag du Rücksicht auf deinen Hund nimmst, nach ihm schaust, auf ihn wartest, ... und : Wie oft orientiert sich dein Hund an dir ??
    Wenn er aus dem Auto steigt, ihr in irgendeine neue Umgebung kommt, rennt er dann los, oder wartet er darauf, was du machst ?
    Bei vielen ist der Hund Mittelpunkt, er wird hofiert und (man meint es ja so gut) darf sich ausleben – hat man ja eh sowenig Zeit für den Armen. Dreh es mal andersherum: Du bist der jenige, der den Tagesablauf bestimmt, du triffst Entscheidungen und du sagst, wo es langgeht – der Hund hat zu folgen.
    Solange du immer brav auf ihn wartest, deine Kommandos inkonsequent und ohne Folgen sind, wird er dich auch nicht wirklich ernst nehmen (warum auch, du meinst ja nie was du sagst und im Endeffekt wartest du ja auf ihn).


    Überdenke deinen Alltag (es gibt viele Kleinigkeiten, damit meine ich NICHT, wer zuerst durch die Tür geht), laß ihn mehr nach dir schauen, behalte ihn an der Schleppleine wo du ihn nicht anders kontrollieren kannst und sei mal richtig konsequent, egal wie lieb er dich anschaut.


    Verständnisvolle Grüße, staffy

  • Zitat

    Solange du immer brav auf ihn wartest, deine Kommandos inkonsequent und ohne Folgen sind, wird er dich auch nicht wirklich ernst nehmen (warum auch, du meinst ja nie was du sagst und im Endeffekt wartest du ja auf ihn).


    Überdenke deinen Alltag (es gibt viele Kleinigkeiten, damit meine ich NICHT, wer zuerst durch die Tür geht), laß ihn mehr nach dir schauen, behalte ihn an der Schleppleine wo du ihn nicht anders kontrollieren kannst und sei mal richtig konsequent, egal wie lieb er dich anschaut.


    Verständnisvolle Grüße, staffy


    Hallo Sibylle,


    ich denke, genau wie Staffy, Du liebst Deinen Hund ZU SEHR. Es ist toll, seinen Hund zu lieben, aber er sollte Hund bleiben.


    Versuche doch mal, ihn etwas mehr zu ignorieren und mache das, was Du willst. Geht er den Weg rechts herum, gehe Du links, sodass er sich mehr an Dich orientiert.


    Mit etwas Ignoranz habe ich bei usneren beiden große Erfolge gehabt.


    LG


    Nele

  • WOW!


    Vielen lieben Dank an alle für Eure ausführlichen Antworten! :gut:


    @ Nele und Staffy
    Mir schwante schon so was ... vonwegen zu viel des Guten. Ich will mich am Riemen reißen und dem Powerpaket etwas mehr Strenge (= Konsequenz) und vor allem Nichtachtung gönnen :wink:


    @ Martina
    Vielen Dank für die "Anleitung" -- nun muss ich nur noch Huhas finden, deren Hunde richtig hören ... persönlich kenne ich da kaum einen :lol:


    Ich bin mit James gerade dabei, die Schleppleine zu verkürzen (zum "Ausschleichen").


    Ich mach ihn nur von der Leine, wenn er mit seinen Hundekumpels spielen darf. Und dann benimmt er sich ja wie die berühmte Axt im Walde (nicht böse!), zwar nicht den anderen Hunden gegenüber, sondern wie gesagt mir und den unbescholtenen Spaziergängern, Radfahrern, Joggern gegenüber... sie werden nach Herzenslust angesprungen und abgeschlabbert und mich ignoriert er :/


    Inzwischen treffe ich mich mit den Huhas von James' Kumpeln nur noch an Plätzen im Wald, die mehr oder weniger "Geheimtips" sind und dort so gut wie nie jemand vorbeikommt.


    Denn ich denke, daß der Hund es braucht mit Artgenossen spielen zu dürfen. Wo er doch schon seit Monaten nur an der Schleppleine geht ... vermutlich ist das zu menschlich von mir gedacht, oder?


    Am besten gar keinen anderen Hundekontakt, solange das Abrufen nicht klappt?


    Schon wieder Fragen über Fragen ... ich werde einfach immer unsicherer mit James. Und er ist nicht mein erster Hund. Mein Riesenschnauzer war auch zeitweise anstrengend und stur, aber so nicht!


    Liebe Grüße,
    Sibylle

  • Zitat

    Ich mach ihn nur von der Leine, wenn er mit seinen Hundekumpels spielen darf. Und dann benimmt er sich ja wie die berühmte Axt im Walde (nicht böse!), zwar nicht den anderen Hunden gegenüber, sondern wie gesagt mir und den unbescholtenen Spaziergängern, Radfahrern, Joggern gegenüber... sie werden nach Herzenslust angesprungen und abgeschlabbert und mich ignoriert er :/


    böser Hund :wink:
    Versuch, die beiden Hauptprobleme erst mal getrent voneinander zu trainieren.


    Zitat


    Denn ich denke, daß der Hund es braucht mit Artgenossen spielen zu dürfen. Wo er doch schon seit Monaten nur an der Schleppleine geht ... vermutlich ist das zu menschlich von mir gedacht, oder?


    Finde ich nicht - natürlich wird er immer aufgedrehter, wenn er nicht darf was er will.

    Zitat


    Inzwischen treffe ich mich mit den Huhas von James' Kumpeln nur noch an Plätzen im Wald, die mehr oder weniger "Geheimtips" sind und dort so gut wie nie jemand vorbeikommt.


    Am besten gar keinen anderen Hundekontakt, solange das Abrufen nicht klappt?


    Doch, natürlich, sonst wird er ja immer frustrierter. Deshalb hatte ich ja auch geschrieben, dass Du mit den Rückrufen warten sollst, bis er quasie von alleine kommt, weil er einfach mal eines Spielpause braucht, oder gar keine Lust mehr hat. Mach ihm die Sache einfach und lass ihn wissen, dass ein befolgter Rückruf kein Weltuntergang ist (weil das Spiel dann zu ende ist). Allerdings sollte eben ein NICHT befolgter Rückruf ein Weltuntergang sein (Frauchen geht ohne Hund nach Hause! Und die anderen Huhas beachten ihn auch nicht!)



    Die Sache mit den Fußgängern würde ich getrennt vom Rückruf aus dem Spiel trainieren. Ich würde ihn jedesmal ranrufen, wenn irgendwer oder irgendwas auftaucht und dass sehr großzügig und abwechslungsreich belohnen. Wenn Du das lange genug und vor allen Dingen konsequent genug machst, wird er irgendwan anfangen, Dir die Fußgänger "anzuzeigen" indem er nämlich von alleine kommt und seine Belohnung abholt. Wenn Du so weit bist (an beiden Fronten - also auch der Rückruf aus einer kleinen Spielgruppe sollte schon besser geworden sein), kannst Du versuchen, eine Situation zu stellen, wo er mit EINEM anderen Hund spielt und Du ihn wegen Fußgänger versuchst abzurufen.

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