Longieren mit dem Hund - Kurze Einführung

  • Longieren mit dem Hund – Hund/Mensch Bindung stärken


    Wie mit den Pferden kann auch bei den Hunden über das Longieren trainiert und geübt werden.
    Beim Longieren wird durch ein handelsübliches Absperrband und kleinen Stangen ein Kreis gebildet, welchen der Hund umrunden muss, darf aber diesen abgesperrten Kreis nicht betreten. In Mitte des Kreises steht der Hundeführer. Dieser führt dem Hund durch Sichtzeichen und ein paar wenigen Höhrzeichen immer ausserhalb um den Kreis.
    Durch den sogenannten Meutetrieb ( Der Meutetrieb ist das Verlangen vom Hund, mit dem Menschen zusammen zu sein) ist es für den Hund am Anfang sehr schwer, nicht zu seinem Menschen zu dürfen, dadurch wird aber die Aufmerksamkeit gesteigert und der Hund konzentiert sich voll auf seinen Hundehalter. Denn dadurch das der Hund nicht zu seinem Halter darf, wird das Verlangen immer größer und der Hund konzentiert sich bald nur noch auf seinen Menschen.
    Es fördert nicht nur die Konzentration des Hundes, sondern auch die Ausdauer, die Bindung zum Menschen sowie die Distanzkontrolle.


    Eine super Erklärung, wie genau mit dem Longieren begonnen wird, hat FLUFFY geschrieben:


    Longieren mit dem Hund.


    Das Longieren hilft beim Aufbau der Bindung und der Kontrolle auf Distanz.
    Durch Blickkontakt, Körpersprache und nonverbale Zeichensprache wird die Bindung zum HH aufgebaut, verbessert und gefestigt. Longieren bedeutet aber nicht nur stupides im Kreis laufen sondern verlangt eine hohe Konzentration und ein enormes Laufpensum vom Hund. Ein sprintender Hund legt die ca. 60 Meter Laufstrecke in fünf bis sechs Sekunden zurück. Der Hund wird also vom Kopf und körperlich Ausgelastet. Aber VORSICHT vor Erschöpfung und Überforderung des Hundes. Wir Menschen haben dieses Laufpensum ja nicht zu bewältigen. Darum ist es sehr wichtig, das Training nicht erst dann zu beenden wenn der Hund schon anzeigt, dass er nicht mehr kann. Wie bei jedem anderen Training: Aufhören wenn es am „SHÖNSTEN“ ist. So bleibt die Arbeitsfreude des Hundes erhalten. Es sollte auch nicht länger als 5-10 Minuten am Stück longiert werden.
    Die Größe und die Kondition des Hundes geben die Longierdauer vor, genau wie die Pausen zwischen den Übungseinheiten.
    Was brauche ich zum Longieren?
    Einen Platz auf dem man einen Kreis von min. 10 Meter im Durchmesser abstecken kann. Plastik-Zelt-Heringe und Absperrband. Um einen möglichst gleichmäßigen Kreis abzustecken, nimmt man einen Zelthering bindet eine 5 Meter lange Schnur dran und steckt den Hering in den Boden. Dann geht man an der gespannten Schnur im Kreis und setzt in gleichmäßigen Abständen die anderen Heringe, um die Heringe zieht man das Absperrband. Die Höhe ergibt sich aus der Größe des Hundes. Für kleine Hunde sollte das Band ca. 20 cm hoch sein, für einen großen Hund ca. 40 cm.
    Das Absperrband ist eine optische Grenze für unsere Hunde, die sie nicht überschreiten dürfen.
    Wie baue ich das Training auf?
    Der Hund kommt an die normale Leine und bleibt außerhalb des Kreises. Der Hundehalter läuft innen. Hunde die das Laufen auf der linken Seite des HH schon kennen, sollten auch bei den ersten Übungen im Uhrzeigersinn geführt werden. Die Leine hat man dann in der linken Hand und sie sollte locker durchhängen. Schaut der Hund zum HH bekommte er ein Kommando. Aber nicht das schon bekannte „Fuß“ sondern ein anderes, neues Wort, z. B. „GO“. Gleichzeitig wird mit dem rechten Arm die Richtung angezeigt,
    dann läuft man los und achtet darauf ob und wann der Hund zu einem aufschaut. Schon der kürzeste Blick des Hundes wird verbal vom Hundeführer bestätigt und dann erst geht der Griff in die Tasche und das Leckerchen wird hervor geholt. Wir bleiben die ganze Zeit über in Bewegung, bleiben auf keinen Fall stehen, auch nicht beim füttern des Leckerchen. In der ersten Zeit ist es für viele HH eine echte Herausforderung, das Handling gut hinzubekommen. Aber man lernt es!!!
    Versucht der Hund in den Kreis zukommen, wird er mit einem NEIN oder RAUS, daran gehindert in den Kreis zu kommen. Reicht es sprachlich nicht aus, dann drückt man den Hund sacht aber bestimmt mit dem Bein oder bei großen Hunden auch mit dem Körper nach außen. Der Hund wird auf keinen Fall mit lauter Stimme, oder massiv körperlich reglementiert. Der kleinste Blickkontakt wird immer sofort durch Lob und Leckerchen belohnt. Fängt der Hund an zu schnüffeln oder bleibt zurück oder er läuft vor, wird er mit sanfter, möglichst gleich klingender Stimme oder ruckeln an der Leine korrigiert. Der Hund bekommt aber nie das Hörzeichen „Fuß“.
    Es wird nicht an der Leine gezogen, sondern nur geruckelt oder es wird eine Wendung gemacht. Es gibt Hunde die Runde um Runde partout nicht zum HH schauen wollen und einfach mit trotteln. Aber auch diese Hunde werden irgendwann ihren Hundeführer anschauen und sich fragen, was ist denn bloß mit Herrchen oder Frauchen los? Schaut der Hund, ist natürlich Party angesagt und es wird gelobt, was das Zeug hält und es darf dann auch schon mal ein Leckerchen mehr sein. Gelobt wird immer nur dann, wenn der Hund sich außerhalb des Kreises befindet. Die Übungseinheit wird immer dann beendet, wenn der Hund einen angeschaut hat. Es wird noch einmal am Absperrband gelobt(Hund außen, HH im Kreis) dann verlässt der HH wortlos den Kreis und der Hund wird außerhalb des Kreises nicht mehr gelobt. Um es noch mal deutlich zumachen, Lob gibt es nur wenn der HH im Kreis steht und der Hund sich außerhalb des Kreises befindet.
    Ziel der ersten Übungen sollte sein:
    Hund versucht immer seltener in den Kreis zukommen.
    Hund läuft immer aufmerksamer auf der Außenseite des Kreises mit.
    Blickkontakt wird vom Hund immer öfter und länger angeboten.
    Schrittgeschwindigkeit wird variiert, ohne dass der Hund es durchschauen kann.
    Haben Hund und HH es geschafft ein oder gar zwei Runden mit Sichtkontakt zulaufen, dann fängt man an kleine Grundkommandos wie z.B. Sitz, Platz oder Steh mit einzubauen. Es sollen auch Kehrtwendungen geübt werden, immer dann wenn der Hund unaufmerksam ist, läuft der HH in die andere Richtung. NIE vergessen, bei jeder Blickkontaktaufnahme des Hundes kommt SOFORT Lob und Leckerchen. Gleichzeitig sollte man die verbalen Kommandos durch Sichtzeichen ersetzen. Nun kommt der Hund an die lange Leine, die sollte nicht dicker als eine Wäscheleine sein und der Karabiner so klein und leicht wie möglich. Der Distanzaufbau zwischen Hund und Mensch wird nur langsam erhöht. Dazu fängt man an in Bogen/Wellen zu laufen, die ersten Bogen/Wellen sollen nicht weiter als ca. 0.50 cm vom Hund entfernt sein. Versucht der Hund dann wieder in Kreis zu kommen, verringert man den Abstand und man drängt den Hund immer wieder aus dem Kreis. Wenn man es geschafft hat, dass der Hund auch aufmerksam an der 5 Meter Leine mitläuft,
    dass heißt der HH steht in der Mitte des Kreises und der Hund läuft außen mit, ohne in den Kreis zukommen, dann kann man anfangen alle Übungen ohne Leine zu trainieren. Der Hund wird dann über Sichtzeichen und Körpersprache des HH geführt. Hat man es geschafft, dass der Hund Runde um Runde mit Blickkontakt zum HH mitläuft, kann man anfangen seine Phantasie spielen zu lassen und auf der Außenbahn, z.B. Hürden aufstellen oder einen Tunnel legen usw. Oder man fängt an das Absperrband Stück für Stück abzubauen, so dass der Hund dann ohne „Kreis“ longiert. Ich habe einen Malirüden gesehen, der dass perfekt beherrscht und da kam schon ein kleinwenig Neid bei mir auf, dieser Mali hat soviel Ausgeglichenheit, Spaß und Freude gezeigt, wie ich es selten bei einem Mali gesehen habe. Wir longieren immer mit 3-4 Hunde gleichzeitig. Das ist auch überhaupt kein Problem, weil alle Hunde sich so auf ihren HH konzentrieren und nur auf ihn schauen und sich nicht oder nur sehr selten durch die anderen Hunde ablenken lassen. Erstaunlicher Weise wird diese Aufmerksamkeit zum HH nach wenigen Trainingseinheiten (3-5 Mal longieren) erreicht. Die Hunde die schon ohne Longierleine laufen, werden durch Handzeichen an den Hunden die an der Leine laufen vorbei geschickt, entweder durch überholen oder auch den anderen Hunden entgegen laufen und im kleinen Bogen an den anderen Hunden vorbei und es passiert sehr selten, dass die Hunde, die an der Leine laufen sich mal von ihrem HH abwenden und gucken, wer oder was hinter ihnen vorbei flitzt oder ihnen entgegen kommt. So das ist erstmal in groben Zügen „Longieren mit dem Hund“.


    Vielen Herzlichen Dank an Brigitte,
    sie hat auch mir durch diese klasse Erklärung das Longieren schmackhaft gemacht. :2thumbs:


    Ich kann es nur jedem empfehlen, finde diese Technik einfach klasse! :^^:

  • Danke, für den tollen Text!


    Ich habe einmal eine Longier Vorführung von meiner Hundetrainerin gesehen und fand es total beeindruckend :ua_respect: . Die hat ihre Hündin abgesetzt, ist dann mit hoch erhobenem Arm ca. 5 Meter von der Hündin weg gegangen und dieser Hund wusste dann tatsächlich, dass das der Radius ist, in dem sie um Frauchen herumzulaufen hat.


    Wir machen das demnächst auch in der Hundeschule und da wird wohl eine menge Arbeit auf meinen Süßen und mich zukommen...

  • das stimmt, wenn das mal gut klappt, sieht das dann bestimmt total stark aus. ich war leider noch nicht in dem genuss das mal zu sehen, aber ich kann es mir auf jeden fall vorstellen und bin jetzt total von dem longier-fieber gepackt.


    schade, dass es noch so wenig gibt, die das machen, aber vielleicht werden es ja bald mehr. unsere hundeschule bietet das leider noch nicht an, aber irgendwann wird das bestimmt kommen, dafür werde ich schon sorgen. :p


    ich freue mich schon drauf, wenn ich wieder mit meinem "kleinen mann" üben darf, das ist wirklich total toll sag ich dir!

  • Hi!
    Hab heute das erste mal mit meinen dreien das Longieren ausprobiert.
    Da ich kein Absperrband hatte,hab ich einfach ein Schafsnetz genommen.
    Sie kennen den Kreis ja von der Grundausbildung an den Schafen und wissen,dass sie nicht in das Netz springen dürfen.Nur,das da nun heute keine Schafe waren und sie sich ganz auf mich konzentrieren mußten.
    Und siehe da-alle drei,als hätten sie nie was anderes gemacht,sausten außen rum und reagierten auf die kleinsten Handzeichen,reagierten auch ohne Schafe auf Richtungskommandos und alle Übungen,die ich versucht habe.Ich glaub,sie fanden es toll.
    Nun,da werde ich mir mal ein Absperrband besorgen,so dass ich den Zaun langsam abbauen kann.
    Machmal,bei Rettungshundeübungen oder beim Agility arbeite ich nicht mit allen Hunden,da ist das ja mal eine schöne Möglichkeit,den "Arbeitslosen" Hund auf kleinem Raum ein bischen zu beschäftigen.


    Franzi

  • Hallo und vielen Dank für diesen informativen Beitrag! :gut:


    Sehe ich das richtig, dass ich das Longieren auch dazu verwenden kann, um Kommandos auf Distanz überhaupt erst einzustudieren?


    Gruß,
    Martin

  • HalloFranzi,
    Thomas Baumann warnt immer wieder davor, Longiertraining
    mit Hunde aus der Rettungshundestaffel zu machen.
    Die Begründung kannst du auch dieser Seite nachlesen.


    http://www.dogworld.de/forward.jsp?p_contrib=61&p_cursor=145


    Hallo sönnchen,
    JA, du kannst mit einem 6 Monate alten Hund schon mit Longiertraining
    beginnen. Ich würde dir aber raten, deinem Jungspunt noch nicht
    zuerlauben, dass er mit vollem Speed um den Kreis rennt. Aber auf jeden
    Fall ist es schon eine SUPER Übung zum Bindungsaufbau.


    Hallo Finchen,
    JA, du siehst es RICHTIG. Natürlich ist es NICHT die einzige Methode,
    um dem Hund Kommandos auf Distanz beizubringen. Schaut halt alle
    mal in den Link. :D


    Viel Spass beim Longieren(den wir und unsere Hunde, nach einem Jahr Longiertraining immer noch haben. :D :D )


    Liebe Grüße Brigitte

  • Ich habe mit meiner auch für fünf mal am longieren teilgenommen.


    Fands super und Jona hat sehr schnell gemerkt, was von ihr verlangt wurde.


    Hat sehr viel Spaß gemacht.


    Bin gerade auf Suche, wer sowas bei mir in der Nähe anbietet.

  • Zitat

    HalloFranzi,
    Thomas Baumann warnt immer wieder davor, Longiertraining
    mit Hunde aus der Rettungshundestaffel zu machen.
    Die Begründung kannst du auch dieser Seite nachlesen.


    http://www.dogworld.de/forward.jsp?p_contrib=61&p_cursor=145


    Hallo Fluffy,


    könntest du hier die Begründung vielleicht mal posten? Ich bin irgendwie zu blöd und finde die auf der Homepage nicht :ops: Ich hatte mir überlegt, auch mal das Longieren zu probieren, aber wenn es für Rettungshunde nicht geeignet ist dann müssen wir wohl leider drauf verzichten :|

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