Pointer aus Tötungsstation
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Hallo,
gerade erst angemeldet, schon brauche ich positiven Zuspruch und hoffe ihn hier bei euch zu finden. Seit 14 Tagen haben wir einen Pointer-Rüden, ca. 4 Jahre aus einem Tierheim. Spazierengehen war dort gar nicht erst drin, so dass wir zu Beginn unserer Suche nach einem Familienhund diesen Pointer für uns ausschlossen. Allerdings fuhren wir ein zweites Mal ins Tierheim....um ihn zu sehen, und die Leitung bot uns an ihn direkt zur Probe mit zunehmen.
"Pongo" kommt aus einer Tötungsstation und bewegt sich so gut wie gar nicht. Er zittert den ganzen Tag und schaut niemanden an. Er legt sich unterwurfig auf den Boden, sobald jemand auf ihn zukommt. Er nimmt keine Leckerchen und frißt nur, wenn er alleine ist. Ich habe ihn noch nie mit dem Schwanz wedeln sehen.......bei und zu Hause (jetzt seit 14 Tagen) liegt er den ganzen Tag im Körbchen. Hin und wieder nimmt ein Leckerchen an. Läuft aber nicht umher. Bei jedem Geräusch zuckt er zusammen und beginnt zu zittern. Selbst kleine Frikadellen verschmäht er und schaut desinteressiert vorbei. Erst wenn er alleine ist, erhebt er sich aus dem Korb und frißt es, falls es in Reichweite des Korbes liegt. Anfangs fraß er gar nicht. Er ist total abgemagert......mittlerweile frißt er ganz gut und schaut teilweise auch interessiert, was hier bei uns so passiert. Beim Gassilaufen zieht er fluchtartig......Alles und Jedes scheint ihn zu erschrecken. Meiner Meinung nach hat sich der Allgemeinzustand schon gebessert, er kommt von alleine in den Flur, wenn er gerufen wird und er die Leine hört......
Hat jemand Erfahrung mit solchen Hunden. Wir lieben ihn sehr und es ist sicher nicht Mitleid was wir empfinden.......können wir hoffen, dass Pongo den Zugang zu uns findet? Selbst wenn es Monate dauern sollte, egal......aber können wir denn wirklich hoffen?
Wir möchten ihn nicht wieder ins Tierheim abgeben, auch wenn er noch offiziell zur Probe bei uns ist, so haben wir schon signalisiert, dass wir für ihn da sein möchten und er zu uns gehören soll.Über Anregungen im Umgang mit Pongo und ähnliche Erfahrungen würde ich mich und auch meine Familie sehr freuen.
Liebe Grüße aus dem Westerwald
Jutta -
- Vor einem Moment
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Hallo Jutta und willkommen im DF!!
Schön, daß ihr Euch für so eine Fellnase entschieden habt, auch wenn er noch nicht ganz euer Hund ist.
Die Angst, die er zeigt wird schon lange in ihm sein und es kann sehr sehr lange dauern, bis er sie abgelegt hat.
Schau doch mal in der Foren-Übersicht, da gibt es auch den Bereich Bachblüten und stelle Deinen Beitrag dort auch nochmal ein, vielleicht hat jemand einen Tipp, wie ihr mit Bachblüten helfen könnt.Auf jeden Fall würde ich aufpassen, daß ihr seine Angst nicht verstärkt, natürlich unbewußt. Wenn er Angst zeigt, dann müßt ihr um so souveräner sein.
Laßt ihr ihn draußen mit Halsband oder Geschirr laufen??
Wie verhaltet ihr euch, wenn er zieht??
Habt ihr es schon mal mit Suchspielen innerhalb der Wohnung probiert?? -
Habe gerade Gänsehaut bekommen beim Lesen deines Beitrages...
möchte euch erstmal sagen, wie toll ich es finde dass ihr diesem armen Geschöpf eine Chance gebt!!!Ich selber habe zwei Tierschutzhunde, eine davon war als Welpe auch sehr ängstlich. Aber nicht mit eurem Hund zu vergleichen.
Ihr wisst ja gar nicht was er durchgemacht hat, wahrscheinlich Schläge, Misshandlungen und alles, was man sich gar nicht vorstellen mag.
Ich bin fest davon überzeugt dass er trotzdem den Zugang zu euch finden wird!!! Er ist erst seit ein paar Tagen da, und er hat schon Fortschritte gemacht, die musst du sehen! Er kommt von selbst in den Flur und frisst schon etwas besser.
Er muss erstmal wieder lernen, dass er zu Menschen wieder Vertrauen haben kann, dass er bleiben darf, dass es Liebe gibt, dass ihr ihm nur Gutes wollt.
Aber dazu braucht ihr Geduld und Zeit. Sicherlich wird er mal ein toller Hund, so traumatisiert er auch ist, Hunde können vergessen.Ich hätte nur zwei Tips für dich:
1. Unterstütze niemals seine Angst! Empfinde kein Mitleid! (Habe ich bei meinem Hund anfangs unbewusst auch gemacht)
Mitleid hilft eurem Hund nicht, auch keine Worte wie "Och der Arme, was hat er nur erlebt" und dazu eine leidige Stimme. Was er jetzt braucht ist ganz viel Sicherheit, Struktur und Normalität. Das merkt er an euren Bewegungen und Stimmlage.Also seid einfach ganz normal. Lebt euren Tag, lobt ihn wenn er irgendwas macht was ihr toll findet. Aber wenn er zittert geht nie zu ihm hin und streichelt ihn oder bemitleidet ihn. So lernt er, dass seine Angst begründet ist. Und er soll ja merken, dass er keine Angst haben muss.
Sicherlich wird das zittern bald weniger werden. Gebt ihm Sicherheit und streichelt ihn, wenn er nicht zittert.
Versuch ihn aus der Hand zu füttern aber mach kein Drama draus. Wenn er nicht frisst, geh einfach weg. Versuch es später wieder. Wenn er etwas nimmt, lobe ihn mit sanfter Stimme, aber nur kurz. Bestärke ihn einfach positiv.In Tötungsstationen werden HUnde von den Mitarbeitern oft getreten, so dass sie sich zurückziehen wenn diese Menschen die Zwinger betreten. Erst im Dunkeln rühren sie dann ihr Fressen an. Wahrscheinlich erinnert er sich daran.
2. Struktur.
Gehe mit ihm immer zur selben Zeit spazieren. Und am besten immer denselben Weg. So bekommt er Sicherheit. Nur minimal vom Weg abweichen, wenn er sicherer wird.
Fütter ihn immer zur selben Zeit, geh dann ruhig aus dem Raum und lass ihn fressen. Danach Futter wieder weg. Kein Drama machen, das merkt der Hund und das verunsichert ihn zusätzlich.
Nur Leckerchen immer wieder zwischendurch aus der Hand geben, kurz loben, weggehen. So wird er langsam lernen mit Fressen nichts negatives mehr zu verbinden.Ach, noch ein Tip:
Macht ihn nicht zum Mittelpunkt, denkt euch nichts aus um ihn zu bespassen. Lasst ihm seinen Rückzug, er braucht Zeit um sich einzuleben. Sobald er auch nur einen kleinen Schritt auf euch zumacht oder euch beobachtet, interessiert ist, lasst ihn teilhaben. Z.B. an Sachen schnüffeln lassen die er beobachtet und dann loben, nehmt ihm die Angst vor dem Alltag. Er kommt schon in den Flur wenn du rausgehen willst, das ist schon ein grosser Schritt für ihn.Ich höre in deinem Beitrag sehr viel VErständnis und Liebe für diesen Hund heraus, und das ist die BAsis. Das finde ich toll.
Mit viel Geduld werdet ihr das ganz sicher schaffen. Vergesst nur nie dass der Hund bisher nur Angst kennt, unterstützt diese auf keinen Fall, sondern zeigt ihm was Sicherheit, Ruhe und Liebe ist. Versuch seine Angst zu ignorieren und nur die Fortschritte zu sehen.IHR SCHAFFT DAS!!!
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Ich kann mich Meike nur anschliessen, sie hat das toll erklärt!
Auch von mir: HUT AB das ihr einen solchen Hund zu euch genommen habt. Wenn ihr ihm die Zeit gebt die er braucht, dann wird er ganz sicher ein ganz toller Hund!
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Hallo Jutta,
den Beitrag von meike s. kann ich ganz fett unterstreichen. Geduld, Liebe, geregelte Abläufe, keine schwierigen Programme, nicht in der Angst ünterstützen-das sind die Säulen, auf denen Euer zukünftiges Zusammenleben aufgebaut sein muss. Ich bin mir ganz sicher, daß der Hund zu Euch Zugang finden und seine Angst in zunächst kleinen Schritten ablegen wird. Das sage ich nicht, weil der Wunsch der Vater des Gedanken ist. Nein, ich höre es immer und immer wieder, daß Angsthunde aus dem Auslandstierschutz hier auftauen und alles hinter sich lassen. Gerade die, welche ängstlich aber nicht aggressiv sind, haben eine Riesenchance.
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hallo,
ich würde mich dem, was meike geschrieben hat anschließen.
ich bin sicher, dass er vertrauen zu euch aufbauen kann, wenn ihr ihm die zeit laßt, dann werdet ihr mal einen ganz tollen hund haben, der euch all eure liebe dreifach zurück gibt. (eigene erfahrung mit einem pointer-podenco-mix)gruß marion
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Hallo
ich habe schon einige Angsthunde aus dem Ausland "therapiert". Das wird sicher besser, wenn vielleicht auch nie ganz weggehen, aber so, dass ihr und der Hund gut damit leben können. Misshandlung muss übrigens nicht sein, wahrscheinlicher ist, dass er bisher kaum Kontakte zu Menschen hatte und das Zusammenleben mit ihnen in einem Haus einfach nicht kennt und ihm dadurch erstmal alles Angst macht. Aber das kann er lernen. -
Vielen, vielen Dank für euren Zuspruch! Jetzt denke ich wieder positiv und spüre Zuvertrauen und neue Kraft in mir. Ihr glaubt gar nicht, wie wichtig das für mich und meine Familie zur Zeit ist.......ich bin froh hier im Forum "gelandet " zu sein und weiß nun, dass wir auf dem richtigen Wege sind.
bibidogs:
Suchspiele haben wir noch nicht wirklich ausprobiert, da Pongo selbst des nachts nicht das Körbchen verläßt. Mein Mann Reiner hat mit einer Hundetherapeutin Kontakt aufgenommen, sie empfahl uns von Anfang an das Futter aus einem Futtersäckchen zu geben. Wir haben es probiert, aber Pongo rührt nichts an, was er nicht kennt und läuft ja nicht mal um seinen Korb herum, zum Wasser-schlbbern bleibt er mit den hinterläufen im Korb und streckt sich auf eine enorme Länge, um soeben den Napf erreichen zu können. Zum Spazierengehen haben wir ein normales Halsband, das kennt er und scheint es zu mögen. Wenn er zieht, mache ich einen Richtungswechsel und dann läuft Pongo ne Weile hinter mir her. Allerdings ist er sehr unkonzentriert und gestresst......max. 10 Min. dann müssen wir nach Hause und Pongo rennt in einem "Affenzahn" mit eingeklemmter Rute fluchtartig in seinen Korb. (Die Rute kennen wir nur eingeklemmt, sie liegt fast am unteren Hals an.....)Eure Ratschläge sind einleuchtend und logisch und ich hoffe wir werden Vieles davon umsetztn können (Wir sind ja auch nur Menschen)
Vielen, vielen Dank nochmals an Euch.......liebste Grüße aus dem Westerwald
eure Jutta -
Hallo Jutta,
die Vorschläge von Meike sind super und helfen euch bestimmt.Wegen dem Halsband würde ich es mal mit einem Geschirr versuchen, vielleicht mit Beiden, um ihm mehr Sicherheit zu geben.
Ich führe Bibo mit einem K9 und am Halsband und sie ist total entspannt. Bei Dusty war das Laufen mit Halsband immer mit zerren verbunden, aber mit dem K9 läuft sie super klasse.Ist nur eine Idee, aber vielleicht kann er sich dann auch beim Gassigehen besser entspannen.
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Hallo,
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Wir haben (hatten) selber einen ängstlichen Hund, der so aphatisch war, dass die Th Mitarbeiter den Hund für taub hielten.
Was uns auch noch geholfen hat, war, den Hund erfahren zu lassen was er alles kann. Beispiel: Eine Leiter auf den Boden legen, in jeden Zwischenraum was leckeres reinlegen. Der Hund "sucht" sich den Weg und erfährt seinen Körper als etwas beherrschbares. Auch gut: auf Baumstämme im Wald aufspringen lassen, das schult den Gleichgewichtssinn. Bei solchen Dingen einen Leitsatz aus der Polizeipferdeausbildung im Hinterkopf haben: "Das Pferd (der Hund) darf ruhig tüchtig Angst haben, aber es muss als Sieger aus der Situation hervorgehen". Das heißt, es muss verhindert werden, dass der Hund hinfällt und dergleichen. Daher immer langsam an solche Sachen drangehen und den Hund über ein Geschirr sichern. So kann der Hund viel an Sicherheit im Alltag gewinnen.
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