Impulskontrolle und Ruhe lernen im Alltag
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Wir waren gestern in Lindlar im Freilichtmuseum auf einer "Tierkinder und Schäfertag"-Veranstaltung. Tolles Wetter, viel los. Grisu hatten wir mit, Lucy musste Zuhause bleiben, da sie läufig ist. Grisu war am Anfang schon einigermaßen aufgeregt, hat aber schnell sehr gut geklappt. Dann waren wir bei einer Vorführung am zugucken. Grisu lag neben mir, ein Kind kam und fragte, ob es Grisu streicheln kann. Klar, kein Problem. Grisu schleckte kurz über die Arme und blieb ruhig liegen. Die Mutter des Kindes meinte dann, mit ihrem Hund sei das völlig undenkbar, der würde in so einer Situation völlig am Rad drehen. Wir kamen etwas ins Gespräch und sie erzählte, der Hund würde nur in "reizarmer" Umgebung überhaupt ansprechbar sein, aber auf jede Ablenkung extrem reagieren. Nicht aggressiv, nicht unbedingt Jagdtrieb, eher so: was ist daaas!?! Da muss ich hin, das ist spannend!! Und hängt dann wohl bellend und fiepend in der Leine.
Gut, ich weiß nicht, wie es da mit der Kommunikation, Erziehung, Auslastung, Aufzucht... des Hundes aussieht. Aber geht das nicht auch in Richtung Impulskontrolle? Der Hund lernt, sich zurück zu nehmen, obwohl ein starker Reiz ihn zu einer Aktion verleitet?! Die Impulskontrolle ermöglicht es dem Hund, erst einen Moment in sich zu gehen und überlegt zu handeln, statt kopflos auf den Reiz reagieren. Man liest das ja vor allem im Zusammenhang mit Jagdtrieb und auch die Übungen, um daran zu arbeiten, bauen ja zu einem großen Teil auf Kontrolle des Jagdverhaltens auf.Was gäbe es denn daneben an "Alltags-Übungen", um auf mehr Ruhe, überlegteres Handeln und Impulskontrolle hinzuarbeiten? Geht nicht um die angesprochene Frau, die werde ich wohl nie wieder sehen, sie hat mich nur zum grübeln gebracht. Was mir so spontan einfallen würde: Leine ab, erst einen Moment auf Besitzer konzentrieren, bevor der Hund los darf. Oder immer um Erlaubnis fragen, bevor Hundefreunde begrüßt werden dürfen. Oder so eine klassische Hundeschulübung: Man lässt den Hund sitzen und legt das Spielzeug oder Futter 10 Meter weiter auf den Boden. Nun läuft man mit dem angeleinten Hund auf das Objekt der Begierde zu. Wann immer die Leine dabei straff wird, dreht man kommentarlos um und geht zurück zum Ausgangspunkt. Nur wenn das Ziel mit lockerer Leine erreicht wird, darf der Hund es haben. Oder eine Abschalt-Übung: man sucht sich eine Bank in halbwegs belebter Umgebung, setzt sich hin und wartet, bis der Hund völlig entspannt ist. Dann geht man wieder.
Was fällt euch da noch ein? -
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Hi
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Ich mach das auch ab und an.
Zum Beispiel: Wir entdecken eine Katze und Hund muss dann halt absitzen, mich anschauen oder ähnliches.Oder wir sehen zwei spielende Border Collies. Da das Balljunkies sind, interessieren die sich nicht für Mücke, aber er natürlich für die Speedhunde...
Platz machen lassen und jegliches "dahin-Wollen" unterbinden.Ich find, wenn man ein wenig ein "Auge" für sowas hat, kann man tagtäglich sowas üben.
Und sei es nur ein schreiendes , rennendes Kind auf der anderen Strassenseite.
Das sind doch alles "Trainingspartner" für umsonst -
Hätte ich jetzt auch gesagt: einfach Abwarten bei allem, was normalerweise für den Hund total toll ist: Hase in der Wiese, andere Hunde, lieber Nachbar, der immer mit ihm tobt, etc. Erst laufenlassen, wenn er ruhig lag (ohne Fiepen, Bellen etc., richtig entspannt). Fiel mir Sonntag auf, als ich mit meinem Bossi BH gelaufen bin: solange er in der Unterordnung war, war der gesittet wie ein Sofa-Schlafhund, auch gegenüber dem zweiten Hund, der mit auf dem Platz war.
Bei der Vergabe der Urkunden dann am Ende sowas von hibbelig )obwohl zwischendurch spazieren!), der hat dauernd gefiept, rumgeknurrt, den Rotti neben ihm angemacht (nein, er ist nicht größenwahnsinnig, er tut nur so...) ;-)
Da hab ich mich auch gefragt, warum - schließlich kann er´s eigentlich. Da werd ich mir auch noch ein paar Übungen hier abschauen und weiterhin üben!
PS: die BH hat er mit Bravour bestanden, sogar mit zweimal der Bewertung vorzüglich dabei!*stolzbin.....
LG,
BieBoss -
Hallo,
interessantes Thema. Versuche sowas schon lange mit meiner Hündin, damit sie draußen mal etwas entspannter wird.
Mittlerweile ist es dann nur manchmal so, dass sie richtig anfängt zu zittern und stark hechelt. Meist breche ich dann komplett ab..also wenn sie zu nem anderen Hund wollte, soll aber im Sitz bleiben, wird dann noch nervöser, dreh ich dann eigentlich in die andere Richtung ab.
Leider werden unsere Erfolge immer wieder von anderen HH zu nichte gemacht weil sie ihren Hund einfach zu meinem hinlassen...genauso beim anspringen von Leuten.
Wie würdet ihr reagieren wenn der Hund sooo nervös ist? Mir fällt langsam nichts mehr ein.LG Antje
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Zitat
Leine ab, erst einen Moment auf Besitzer konzentrieren, bevor der Hund los darf. Oder immer um Erlaubnis fragen, bevor Hundefreunde begrüßt werden dürfen. Oder so eine klassische Hundeschulübung: Man lässt den Hund sitzen und legt das Spielzeug oder Futter 10 Meter weiter auf den Boden. Nun läuft man mit dem angeleinten Hund auf das Objekt der Begierde zu. Wann immer die Leine dabei straff wird, dreht man kommentarlos um und geht zurück zum Ausgangspunkt. Nur wenn das Ziel mit lockerer Leine erreicht wird, darf der Hund es haben. Oder eine Abschalt-Übung: man sucht sich eine Bank in halbwegs belebter Umgebung, setzt sich hin und wartet, bis der Hund völlig entspannt ist. Dann geht man wieder.
Was fällt euch da noch ein?:reib:
So haben wir unsere leicht hibbelige Dame "zur Ruhe" bekommen
Was auch beliebt ist:Ich sage mitten im wilden Ballspiel "Sitz" und"Bleib"...schmeisse den Ball...Emily darf aber nicht hinterher...erst wenn ich ihr die Erlaubnis gebe
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Wie belohnt ihr denn die Impulskontrolle im Alltag?
Also ich zB hab ja das Angtsproblem (Geräusche die er nicht kennt, alles was schnell ist) und dazu aber auch das Hund anpöbeln was jetzt in den letzten Wochen entstanden ist.
Anfangs hatte er auch Probleme mit Menschen, aber das haben wir irgendwie in den Griff bekommen.
Heute zB machte ich es so, dass, als uns ein rennender Mensch, der die Straßenbahn noch bekommen wollte, entgegenkam, hab ich Alfons zu mir gerufen (angeleint war eh eh), und ihn sitzen lassen.
Erst setzte er sich in Blickrichtung rennender Mensch.
Dann hab ich ihn nochmal zu mir (Finger auf den Boden, und die Bewegung einer Kurve, damit er richtig positioniert ist) gerufen, und ihn Sitz machen lassen. Dabei halte ich den Zeigefinger hoch,und hab auch zu Bestechung noch ein Leckerchen in der Hand.
Ich rede mit ihm, und versuche die Aufmerksamkeit bei mir zu halten.Er sitzt mir Gegenüber und schaut mich und meinen Finger und das Leckerchen an.
Driftet er ab sag ich "ah" und führe ihn mit der Fingerbewegung wieder zum Blickkontakt mit mir.
Meine Hand befindet sich vor meinem Gesicht, er schaut mir also quasi in die Augen.Seine Konzentration lag bei mir/Leckerli.
In dem Moment, in dem der Passant vorbeirannte hab ich ihn das Stück Käse anknabbern lassen.Dann die Hand weggenommen, wiede Blickkontakt erarbeitet (diesmal ohne Hand) für einen kurzen Moment bekommen, gelobt und mit "na komm" weitergelaufen und gelobt.
Ist das so gut?
Ich möchte mich immer mehr von Leckerli und Finger distanzieren.
Ohne Ablenkung (zB im Garten) ist er schon total bei mir und beobachtet mich genau.Meint ihr, auf diesem Wege, schaffe ich das auch draußen?
Wenn das etwas sitzt, würde ich gerne bei Hunden auch so arbeiten, wenn das Pöbeln etwas linder ausfällt. Aggressionen sind ja auch ein Trieb/Impuls, den man kontrollieren kann und definitiv sollte, oder?
Liebe Grüße
Lisa -
Ich mach auch gelegentlich den Privat-Hampelmann für meinen Hund:
Laut schreiend und mit allen Armen und Beinen wild rotierend über die Wiese hopsen - ...und Hundi muss still sitzen und sich im besten Fall wundern, warum Frauchen denn nu schon wieder rumspinnt
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Zitat
Ich mach auch gelegentlich den Privat-Hampelmann für meinen Hund:
Laut schreiend und mit allen Armen und Beinen wild rotierend über die Wiese hopsen - ...und Hundi muss still sitzen und sich im besten Fall wundern, warum Frauchen denn nu schon wieder rumspinnt
Gute Idee! Werd ich auch mal ausprobieren-hoffe aber es sieht mich dabei niemand
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Impulskontrolle muss jeder Hund lernen, zumindest auf Grundschulniveau. Beisshemmung lernen, Bleib-Übungen, nicht anspringen - das alles gehört zur Impulskontrolle. Auch das berühmte Warten, bis Herrchen zuerst durch die Tür ist hat so seinen Sinn....
Der Fantasie sind bei der Gestaltung der Übungen keine Grenzen gesetzt, solange man das Lernziel nicht aus den Augen verliert: der Hund soll lernen, dass es sich für ihn lohnt, sich zu kontrollieren. Der Weg zum Ziel führt über Selbstkontrolle - das kann man dem Hund sogar spielerisch vermitteln, ohne ihm irgend einen Befehl zu erteilen. Aber ob mit oder ohne Kommando, für den Erfolg muss man das Timing hinkriegen. Belohnt man zu spät, bestärkt man nicht die selbstkontrolle, sondern das dem Impuls nachgeben! Sogar mit Clicker ist es nicht immer einfach, den richtigen Moment zu erwischen....
Auch zur Ruhe kommen sollte jeder Hund lernen. Das braucht nicht unbedingt ein konditioniertes Entspannungssignal, ein normal intelligenter Hund wird auch so merken, wann Ruhe angesagt ist. Zumindest im Haus, draussen hängt es stark davon ab, ob denn der Zweibeiner selber Ruhe vermitteln kann. Da kann ein festes Ritual sicher nützlich sein.
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Anspringen und "Gieren" kann man hiermit ganz schön abtrainieren:
Keks in die Hand, Hund kommt an, Keks kommt langsam von gaaanz oben Richtung Hund runter, sobald er mit den Vorderpfoten den Boden verlässt, verschwindet der Keks je nach Hundegröße entweder wieder soweit nach oben, das der hund weis, das er eh nicht rankommt oder hinter den Rücken.
Hund steht wieder auf allen Pfoten, Keks kommt wieder langsam nach unten runter, springt der Hund verschwindet der Keks. Ziel ist, dass der Hund mit allen Vieren auf dem boden bleibt, so das der Keks von oben runterkommen kann und er ihn erst frisst, wenn man in Ruhe bei seiner Schnauze angekkommen ist..
Vorsicht, man sollte den Keks so verstauen, dass der Hund einem den Keks nicht aus der Hand reißen kann, falls er doch mal bis dort kommt. -
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