Bodenbeschaffenheit

  • Es wird hier an verschiedenen Stellen über Asphalt und andere Bodenarten für arbeitende (ziehende) Hunde gesprochen.
    Das Thema wird - zu Recht - heiß diskutiert. Viele Musher sagen rigoros: Asphalt - NEIN. Mit dieser Absolutheit wollen sie vermeiden, dass den Hunden geschadet wird, wenn ein Hobbyzughundesportler meint "ach, die kleine Strecke wird schon nichts machen - sind ja nur ein paar Kilometer". Recht haben sie, lieber ein NEIN, das nicht schadet, als ein "vielleicht", das eventuell schadet!


    Aber: Meiner Meinung nach können sich Hundepfoten genauso wie Menschenpfoten oder Pferdehufe auch auf Asphalt einstellen. Nicht von heute auf morgen, nicht durch SPAZIERENGEHEN auf Asphalt allein. Wenn ein Mensch barfuß wochenlang LANGSAM über Asphalt geht, wird er deshalb noch lange nicht plötzlich einen 200kg-Anhänger in hoher Geschwindigkeit ziehen können.
    Hundepfoten, die vom Spazierengehen oder auch Radfahren an gelegentliche kurze Asphaltstrecken gewöhnt sind, werden unterwegs(!) sicher auch mit Asphalt klarkommen. Wenn diese Phasen kurz sind und wenn darauf nicht hohe Leistung (z.B. Anziehen) gebracht werden soll.
    Wer einmal gesehen hat, wie tief sich Pfoten beim ZIEHEN (nicht nur im Zug halten, sondern ZUGARBEIT) in Waldboden eindrücken, wird nachvollziehen können, dass zwischen Laufen auf Teer und ARBEIT auf Teer Welten liegen.


    Meine Hündin bevorzugt, wenn sie kann, immer den härtesten Boden zum Laufen. Das liegt bei ihr daran, dass sie beim Ziehen nur die Arbeit im Kopf hat, nach vorne will - und nicht auf den Boden achten will. Jedes Ästchen, jede Bodensenkung bringt sie aus dem Tritt. Ihr Bruder ist das Gegenteil: Wenn er kann, läuft er im hohen Gras, durch loses Laub oder sonstwo, wo nichts zu sehen ist. Aber er achtet unterwegs auf alles um ihn herum - und überlässt die ARBEIT gerne seiner Schwester. Auch hier, wie immer, kommt es also auf den Hund an.
    Ich versuche daher immer, meine beiden so zu steuern, dass sie ihren Vorlieben entsprechend laufen können - möglichst auf dem Rand eines Weges, dann kann Emma den festgetretenen/festgefahrenen Bereich nehmen (und vom Asphalt runterbleiben) und Schobi den weichen, losen Bereich.


    Asphalt ist etwas anderes als festgefahrener Sand-/Waldweg. Die eingegossenen Splitteilchen sind scharfkantig und viel härter als der Sandbelag auf einem vielbefahrenen Feldweg. Ich würde daher tatsächlich auf einer reinen Teerstrecke meinen Hunden lieber Booties anziehen, als sie bloß laufen zu lassen.


    Dass Asphalt aber außerdem für die Gelenke eine viel höhere Belastung darstellt als nachgebender Boden, wird durch Booties nicht abgefangen. Vom "Abrieb" an den Pfoten abgesehen ist, finde ich, daher ein Teerboden generell für ARBEIT (Zugarbeit) ungeeignet. Mittel- bis langfristig wird solcher Boden dem Hund, fürchte ich, IMMER schaden.


    Ich bin auf eure Ansichten gespannt. Ich habe aus einem anderen Bereich der Tiernutzung einiges an Hintergrundwissen zu Asphalt versus festen versus weichen Boden und wäre deshalb für professionelle(!) Informationen sehr dankbar. "Professionell" heißt: Nicht vom Hörensagen oder aus dritter Hand übernommen, sondern aus eigener Beobachtung, eigene Prüfung und langfristige echte Erfahrung bzw. aus entsprechender wissenschaftlicher (Aus-)Bildung entwickelt ... bitte :)

  • Sehr schön geschrieben, danke.


    Nun, da es ja aus nem anderen Thema entstand, hier noch mal meine Frage, ob ich Luna also beibringen sollte, immer am Rand/auf weichem Boden zu laufen


    Seit ich sie vor 14 Monaten aus dem Tierschutz (ehemaliger ungarischer Straßenhund) übernahm, versucht sie zu jeder Zeit, FESTEN Boden unter den Pfoten zu haben, rempelt mich also an, wenn sie sonst auf weichem Boden laufen müsste, läuft ohne Leine (zu Fuß sowie am Rad) stehts auf der Straße (am Rand) oder auf dem sonst härtesten zu habenden Boden, den sie finden kann.
    Die Pfoten werden selbstverständlich täglich kontrolliert, nur mit den Sehnen und Gelenken gehts natürlich nicht so leicht.


    Also Hund mit Zwang auf weichen Boden bringen? Schauen, dass ich schnell im Wald bin, dass kein furchtbar harter Boden für sie da ist? Oder Zugarbeit niederlegen?

  • Ich kann sicher keine "Diagnose" stellen (das sollte eher ein erfahrener Tierarzt tun), schon gar nicht aus der Ferne. Ich würde aber mal raten (im Sinne von "vermuten", nicht im Sinne von "anraten"), dass ein "Straßenhund" härtere Pfotensohlen hat als ein Sofahund.
    Und "fester Boden" ist eben noch kein Asphalt! Wir haben hier im Wald Wege, die ich trotz meiner annähernd 100kg Lebendgewicht nicht durch Draufspringen eingedellt bekomme - dennoch ist solch ein Boden sicher etwas komplett anderes als eben Asphalt (im Sinne von "besser").


    Ich würde schon versuchen, Deinen Hund nach und nach in Richtung weicherer Boden zu dirigieren - aber vor allem würde ich darauf achten, was der Hund GERNE tut (siehe Beispiel meiner Emma: Die läuft absolut ungerne auf sehr weichem Boden - dann muss sie das auch nicht!) und auf ASPHALT lieber kürzere Strecken machen. Auch "harter Boden" ist, für mein Gefühl, für LANGE Strecken (oder für harte Arbeit) schlechter geeignet - unsere Hunde haben einfach nicht die körperlichen Voraussetzungen dafür. Man könnte aber etwas durch "zwei Gänge runterschalten" gegensteuern: Mehr Schritt als Trab, mehr Trab als Galopp.


    Leider gibt es meines Wissens - anders als im Pferdebereich - keine wissenschaftlichen Untersuchungen über die Hundegesundheit in Abhängigkeit von Arbeit auf verschiedenen Untergründen. Ich habe zwar eine Doktorarbeit zur Zughundebelastung gelesen, die halte ich aber nicht für "wissenschaftlich", sondern nur für "rein formal als Dissertation ausreichend". Brauchbare Aussagen liefert sie jedenfalls nicht.
    Vielleicht hat hier jemand Informationen über entsprechend ernstzunehmende Untersuchungen? Das würde mich SEHR interessieren!

  • Frag einfach mal deine Tierärztin was sie dazu denkt. Ich bin der gleichen Meinung wie Herr Schobert. Lieber im Schritt oder Trab laufen lassen auf Asphalt, aber das bitte mit Kommando und nicht noch den Hund runterbremsen und in den Trab gebremst fahren. Denn dann wird die Reibung der Hundepfoten auf dem Asphalt enorm sein.

  • man muss generell auf den Untergrund achten:


    auch ein hartgefrorener Waldboden als Untergrund kann die Pfoten einreißen lassen. da wären dann auch booties angeraten.
    Deshalb ist ja grade nach JEDEM Lauf die Pfotenkontrolle auch so wichtig, um Verletzungen rechtzeitig zu erkennen.


    zu weichen Untergrund würde ich nur dann nehmen, wenn ich vorhabe, Krafttraining zu machen, da die Hunde dann mehr Zugarbeit leisten müssen.


    Dass dein Hund harten Boden mehr liebt als weicheren, ist doch offensichtlich: Er muss weniger ziehen und kommt schneller voran.
    Mehr ziehen ist halt schon etwas anstrengender.
    Die Hunde achten nicht auf ihre eigene Gesundheit. Diese Sorgfaltspflicht haben dann ihre Menschen.


    P.S.
    Ich bin grad auf der Suche nach "Hundeschuhen", die ne bessere Sohle haben als die traditionellen Booties und damit - wie gute Laufschuh - ne Dämpfung. Die sind dadurch auch gelenkschonender, so dass nicht allzu lange! Strecken auf Asphalt ggf. machbar wären.
    Zur gemütlichen Ausfahrt im Trab könnte ich mir das vorstellen. Für Zugtraining im Galopp würde ich es nach wie vor vermeiden.

  • Zitat

    Frag einfach mal deine Tierärztin was sie dazu denkt. Ich bin der gleichen Meinung wie Herr Schobert. Lieber im Schritt oder Trab laufen lassen auf Asphalt, aber das bitte mit Kommando und nicht noch den Hund runterbremsen und in den Trab gebremst fahren. Denn dann wird die Reibung der Hundepfoten auf dem Asphalt enorm sein.


    dazu müsste ich erst mal nen Tierarzt haben, hab seit dem Umzug hierher ja noch keinen gebraucht


    galoppiert wird auf zu hartem Untergrund eh nicht, Luna trabt immer locker



    Zitat

    Dass dein Hund harten Boden mehr liebt als weicheren, ist doch offensichtlich: Er muss weniger ziehen und kommt schneller voran.
    Mehr ziehen ist halt schon etwas anstrengender.
    Die Hunde achten nicht auf ihre eigene Gesundheit. Diese Sorgfaltspflicht haben dann ihre Menschen.


    wie oben geschrieben, läuft sie auch am Rad und zu Fuß lieber auf dem härteren Boden, liegt also nicht am ziehen ;)

  • finde ich ungewöhnlich, die meisten Hunde suchen sich die Grasnarbe... :???:
    hängt aber auch davon ab, was du mit "hartem Boden" meinst.



    wie gesagt, nach dem Zugtraining immer die Pfoten kontrollieren.



    Irgendwann hast du sicherlich auch in der neuen Umgebung einen TA deines Vertrauens gefunden. ;)

  • > finde ich ungewöhnlich, die meisten Hunde suchen sich die Grasnarbe...


    die "meisten" stimmt wahrscheinlich. Ich kenne persönlich aber inzwischen sechs Hunde, die lieber auf dem jeweils härtesten verfügbaren Boden laufen (leider eben dann auch auf Asphalt) als auf der Grasnarbe. Einer davon ist meine besagte "Madame". Darum übern wir unsere "Rechts ran" und "Links ran" Kommandos - womit ich sie eben auf die Grasnarbe schicke.

  • Zitat

    > finde ich ungewöhnlich, die meisten Hunde suchen sich die Grasnarbe...


    die "meisten" stimmt wahrscheinlich. Ich kenne persönlich aber inzwischen sechs Hunde, die lieber auf dem jeweils härtesten verfügbaren Boden laufen (leider eben dann auch auf Asphalt) als auf der Grasnarbe. Einer davon ist meine besagte "Madame". Darum übern wir unsere "Rechts ran" und "Links ran" Kommandos - womit ich sie eben auf die Grasnarbe schicke.


    da bin ich ja froh, dass Luna da keine Ausnahme ist


    klar, wir werden es üben und keine Höchstarbeit auf Asphalt


    und ich denke, ich werd dann auch mal nach Booties schauen und im Januar (*seufts*) welche kaufen

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