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Soo, meine Zeit ist mal wieder gekommen einen Thread zu starten, in dem ich Frust ablassen kann und den sich vielleicht manche vor der Anschaffung eines Hundes durchlesen.
Das Internet, riesige Handelsplattformen, soziale Netzwerke, Informationswebsiten- eben alles was das Herz begehrt. Wenn das Hundefutter leer ist, kein Problem, zwei Klicks und am nächsten Tag steht ein neuer Sack vor der Haustür.
Doch oft geht es nicht um den Erwerb von Futter. Es gibt, ich nenne es mal Vorstellungsplattformen (bewusst nicht Handelsplattformen), da blinken einen von allen Seiten große Knopfaugen an. "Suche dringend ein Zuhause". Gehen wir jetzt mal von einer wirklichen Plattform für Tierschutzvereine aus und schließen den gut laufenden Welpenhandel über Kleinanzeigen aus.
Es ist also endlich die Zeit gekommen, ein heiß ersehnter Hund darf einziehen. Was soll es für einer sein, groß, klein, lieb, eine Herausforderung oder oder oder? Im Kopf wird eine Liste erstellt, man hat sich ja jetzt schon so lange Gedanken gemacht. Der Hund vom Nachbarn, der ist ja auch brav, so einer solls dann werden, soviel Arbeit wird es schon nicht werden. Die Liste wird schnell aus dem Kopf verdrängt, es soll ja nur passen. Wenn man sich dann ein bisschen informiert, stolpert man im Bezug auf Hunde aus dem Ausland oft über den Begriff Ü-Ei. Wahrscheinlich weiß jeder Mensch, was ein Ü-Ei ist. Leichtfertig wird es also abgetan mit "Jaja, weiß ich".
Aber was ist ein Ü-Ei? Ich gehe in den Supermarkt. Zuhause habe ich evt. schon eine kleine Sammlung von Ü-Ei Überraschungen und hätte gerne etwas Passendes. Aber die Ü-Eier im Supermarkt kann ich nur von außen anschauen. Ja, klar, ich kann sie schütteln, aber so richtig sagt mir auch das nichts über den Inhalt, es zeigt mir höchstens die Richtung an- besteht es aus einem oder zwei Bauteilen usw. Ich suche mir also das Ü-Ei aus, dass mir am besten geeignet scheint. "Wird schon gut gehn", sag ich mir. Dann bin ich endlich zuhause, packe das Ü-Ei aus. Die große Enttäuschung, das passt ja gar nicht zur Sammlung.
Genau bis zu diesem Punkt hat es oft Ähnlichkeiten mit dem Aussuchen von Auslandshunden (die direkt aus dem Ausland kommen). Die Hunde werden bemitleidet, der Text ist durchweg positiv geschrieben (mag Kinder, Katzen, andere Hunde usw.), die Sachen, die nicht angesprochen werden, ach das wird schon gehen. Gehen wir mal von einer seriösen Orga aus, die auch wirklich die Karten offen auf den Tisch legt- aaach das bekommen wir (selbstverständlich selber) hin. Es soll also der süßes Struppi werden, seine Beschreibung- ein Traum, seine Bilder- ein Traum. In den Augen der Menschen zeigen sich große Herzen, schon in einer Woche wird er nach Deutschland gebracht. Hundekörbchen, Spielzeug, Leine, Geschirr, einfach alles wird eingekauft und liebevoll in der Wohnung aufgestellt. Bei einem Punkt ist man sich sicher, selbst wenn es Hindernisse gibt, man wird sie ganz sicher meistern.
Eine Woche später... Boxen werden ausgeladen, daaa, da ist Struppi. Die Box wird entgegengenommen, die erste Aufregung ist vorbei. Mhm, ganz genau wie auf dem Bild sieht er aber nicht aus, man hätte sich ihn kleiner vorgestellt. Naja, macht nichts. Zuhause angekommen wird erstmal auf den Teppich gepinkelt, waaas er ist nicht stubenrein? Der Atemn wird schwerer, die Nerven werden langsam strapaziert. Aber jetzt erstmal ab nach draußen. Der gut erzogene Nachbarshund wird gesichtet, Struppi vergisst sich. Oh nein, auch das noch, nebst der Ansicht, dass Arme so langsam aus Gummi bestehen. So ein böser Hund, warum tut er uns das an? Wir wollen ihn doch bloß lieb haben, er braucht keine Angst zu haben!
Am nächsten Morgen... Krisensitzung, das ist aber nicht der bestellte Hunde. Sieht nicht so aus und halt viele Unarten.
Nun gibt es Variante eins und zwei:
1. Okay, wir sind wirklich selber schuld, auch wenn es uns nicht bewusst war, wir hätten uns besser informieren können, wir werden in den sauren Apfel beißen
2. Nene, wie konnten die das machen, der Hund muss abgeholt werden
(3.) Man ist dem Hund tatsächlich auch mit Hilfe nicht gewachsen und gibt in daher zurück in die Hände der Orga (absolut nicht verwerflich und oft besser für Hund und Mensch)Aber sind wir mal ehrlich. Wer war denn jetzt der Leidtragende? Genau, es war Struppi. Struppi der einfach nicht genauso wie seine Beschreibung war.
Was möchte ich mit dieser (erfundene) Geschichte bezwecken? Vielleicht manche Leute vor dem Kauf aufrütteln. Es geht mir nicht darum, mich gegen den Auslandstierschutz zu stellen, nein, ich habe selber einen Hund aus dem Ausland und liebe den wirklich abgöttisch. Aber wenn der Begriff Ü-Ei fällt, warum nicht ernst nehmen? Die Ü-Ei Überaschung kann man wegschmeißen, wenn sie einem nciht gefällt, den Hund nicht! Warum als Anfänger, ohne groß zu überlegen, einen Hund direkt aus dem Ausland holen? Wieso nicht, wenn es ein Hund aus dem Auslandstierschutz sein soll, einen aus der Pflegestelle aussuchen, den öfter besuchen und schauen das es passt?
Fragen, über Fragen. Und die Hunde sind dann die Leidtragenden von den Menschen, die sich selbst überschätzen, negative Gedanken verdrängen und nicht bereit sind mit der Herausforderung zu arbeiten, die sie selber wollten.... -
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Anna, danke!
Das ist ein sehr guter und wie ich finde auch wichtiger Beitrag.
Ich stelle mir auch ständig die Frage, wie kann man einen Hund per Bild, eigentlich "Katalog" aussuchen. Ein Lebewesen mit dem ich - je nach Alter - 10 oder mehr Jahre zusammen leben werde. Ein, zwei Fotos, eine vage Beschreibung seines Wesens, seiner Vorlieben und Abneigungen. Mir wär´s zu wenig.
Ich hoffe, dein Beitrag regt die, die vielleicht gerade mit dem Gedanken spielen, sich derart einen Hund zu "bestellen", an, um zu denken und einen Hund erstmals real kennen zu lernen. Dann in Ruhe die Entscheidung treffen, kann ich, will ich oder sage ich zu Gunsten des Hundes lieber ab.
Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs
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Danke :)
Ich hoffe auch, dass es möglichst viele lesen und vorallem zu Herzen nehmen, selbst wenn es nur ein paar wenige Menschen zum (Um)denken anregt! -
Naja, oder es kommt der Satz "oh, viel zu langer Text, ausserdem passt er ja garnet zu mir und ist eher für andere Menschen geschrieben worden" *ächz.
Ich find Deinen Thread gut. Vorallem der Vergleich mit dem Ü-Ei ist genial.
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Anna, du sprichst mir hier wirklich aus dem Herzen!
Wer dann noch denkt, ein Auslandhund ist was für Anfänger, der liegt leider total falsch!
LG Sabine
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Ich finde den Beitrag von dir sehr gut.
Ich hoffe, dass Leute die sich ein Hund aus dem Ausland holen wollen nochmal ernsthaft zum Nachdenken angerekt sind. -
Hallo,
sicherlich sollten die Leute sich Gedanken machen, bevor sie sich einen Hund zulegen möchten.
Egal, ob er aus dem Ausland kommt oder hier gekauft wird.
Wir haben auch ein Exemplar aus Griechenland, er ist ausgesprochen menschenlieb, läßt sich gerne bekuscheln
und ist einfach nur toll.Wir hatten regen Kontakt zur Vermittlungsstelle, die uns immer wieder neue Bilder und Berichte geliefert haben, bis er bei uns einziehen durfte. Das einzige Manko, er liebt Kaninchen noch mehr
Aber da er eine vermutete Mischung aus Pudel, Setter und Windhund ist, kann man das verstehen.
Und damit umgehen und daran arbeiten. Wir wurden gut betreut, genauestens geprüft und nach der Vermittlung erneut gefragt, ob alles ok ist.Auch unser "deutscher" Hund hat ein paar Baustellen, obwohl er ein gutes Zuhause von Geburt an hatte. Deswegen würde ich grundsätzlich nicht sagen, Auslandshunde sind schwieriger. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Wir stehen voll hinter unserer Entscheidung und würden es immer wieder tun. Probleme sind dazu da, das man sie löst.
Marion mit Flint und Henry
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Danke ihr Lieben
mamihansen, es gibt absolut pflegeleichte "Exemplare", das bestreite ich nicht. Außer Angst und Misstrauen gegenüber Fremden hat mein Hund auch nichts und der Deutsche (naja Amerikanische) wesentlich mehr Baustellen.
Das Problem ist aber, dass es den meisten nicht bewusst ist, dass sie sich ein Ü-Ei holen (siehe oben). Es können leichte Hunde sein, müssen aber nicht. Der Text handelt ja von Hunden DIREKT aus dem Ausland, nicht von welchen, die erst auf einer Pflegestelle waren ;).
Wie du vielleicht gelesen hast, hatte der Text einen Grund. Der Trend "Ich rette einen Hund direkt aus dem Ausland" ist momentan enorm hoch und wenn du hier im Forum rumliest, dann geht das sehr oft schief.
Deshalb der Text um manchen vielleicht vor dem Kauf bewusst zu machen, was passieren könnte ;). Oftmals werden nämlich Probleme wie "Angst" viel zu leicht abgetan.
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sehr gut!
und natürlich gibts auch tolle ü-eier, nur darf man nich davon ausgehen, den großen glücksgriff zu tun.
und das mit der dankbarkeit is ein mythos - den zahn muss man den naiven leuten einfach ziehen!
dass es auch "dankbare" ts-hunde gibt, bestreitet aber deshalb ja keiner.den titel sollt man vielleicht ändern, damit suchende auch vor dem hundekauf drüber stolpern können.
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Toller text und ganz viel Wahrheit!
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