Angsthund-Training
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Hallo,
Bezug nehmend auf meinen alten Thread, mache ich hier jetzt nochmal einen neuen auf und hoffe auf viele Ratschläge und Tipps.
Meine Hündin:
Anka, 7 Monate alt. Mittelgroßer Mischling aus dem Tierheim, ursprünglich aus Rumänien...
Sie war die ersten vier Monate ihres Lebens im Tierheim in Rumänien (kam mit ihrer Mutter und Geschwistern als wenige Tage alter Welpe dorthin). Dann wurde sie nach Deutschland gebracht und lebte dort 3 Wochen bei einer Pflegefamilie (auf dem Land), bevor sie zu mir kam.
Sie ist insgesamt ein ängstlicher Hund, was sich in vielen Bereichen aber schon deutlich gebessert hat.
In den Griff bekommen haben wir mittlerweile:
- Angst vor fremden Menschen (sie schwankt jetzt zwischen "interessiert mich nicht" und Neugierde, hat aber keine Angst mehr)
- Angst vor anderen Hunden (von Schwanz einziehen, Fell aufstellen, jaulen und wegrennen sind wir jetzt bei Freuen, Spielen, Toben)
- Angst vor Haushaltsgeräten (Waschmaschine interessiert sie nicht mehr, Staubsauger findet sie spannend und will damit spielen)
Zum immernoch bestehenden Problem:
Die Straße bzw. das Stadtleben insgesamt. Die Pflegefamilie hat uns nicht darauf aufmerksam gemacht, dass sie da Panik hat, obwohl sie wusste, dass wir in der Stadt leben. Vielleicht wusste sie es auch nicht. Naja, jedenfalls müssen wir das dringend in den Griff bekommen.Die Situation sieht konkret so aus: Wir wohnen leider direkt an der Straße. Ich geh aus der Haustüre raus, dort ist eine zweispurige Straße mit Gehsteig, dazwischen die Straßenbahnlinie und die Straßenbahnhaltestelle. Also volle Dröhnung für Anka. Ich kann es nicht vermeiden, dort vorbei zu gehen- egal ob wir zum Park gehen oder zum Auto um aus der Stadt raus zu fahren- wir müssen dort vorbei.
Ihre Angst zeigt sich:
- immer durch Ziehen wie eine Irre. Sie hängt sich richtig in die Leine und zieht sich am Boden entlang
- immer Blick nur nach vorne gerichtet, kein Zur-Seite-schauen oder gar auf mich achten...
- manchmal durch ZitternAm stärksten zeigt sie dieses Verhalten eben genau vor der Haustüre, aber auch an anderen Straßen oder insgesamt in der Stadt verhält sie sich ähnlich.
Ein langsames Heranführen an die Situation mit einer stetigen Steigerung der Reize ist leider nicht möglich, da wir eben an der Straße laufen müssen, egal, was wir unternehmen. Sie kommt also aus der Türe raus und hat sofort die komplette Reizüberflutung vor sich...Sobald wir über die Straße drüber sind (dahinter beginnt direkt der Park) schüttelt sie sich einmal und verhält sich nach wenigen Metern komplett normal. Im Park, auf den Wiesen, im Wald etc. ist sie ein fröhlicher und mittlerweile auch schon selbstbewusster Hund, der rumspringt, andere Hunde begrüßt, super gehorcht....
Was ich schon versucht habe:
- ich hatte zwei Trainer hier. Beide meinten ich soll mit Schönfüttern arbeiten. Das hat bisher aber nicht geklappt, da sie aufgehört hat, überhaupt was anzunehmen.
- Etwas abseits auf einen Treppeneingang sitzen und dort bleiben, bis sie sich - rein theoretisch - beruhigt. Das ist bisher mehr oder weniger Theorie geblieben, sie setzt sich zwar nach einer Weile hin, will aber trotzdem dauernd weg und entspannt sich nicht irgendwann... meistens nimmt sie auch keinerlei Leckerlies an. Wenn ich dann wieder gehe zieht sie wie eh und je und ich hab nicht das Gefühl, dass das irgendwas bringt.
- einfach stramm durchlaufen. Klar, klappt, weil sie ja so schnell wie möglich weg will, aber eine Besserung ihrer Angst brachte das bisher nicht...Da sie, wenn sie so zieht und panisch ist überhaupt nicht ansprechbar ist, also keine Leckerlies nimmt und auch null auf mich reagiert, weder auf ihren Namen noch auf sonstige "Kommandos" kann sie ja in dem Moment auch nichts lernen. Solange sie auf Flucht ist bringt das ja nichts. Deswegen mache ich es seit ein paar Tagen so, dass ich sie über die Straße trage, in der Hoffnung, sie sieht, dass ich die Situation im Griff habe und dass nichts passiert. Sie schaut sich dann auf meinem Arm tatsächlich auch um, was sie, wenn sie selbst läuft, nicht macht.... Währenddessen rede ich aber nicht auf sie ein oder tröste sie gar. Das hab ich bisher strikt vermieden.
Tja, ich weiß aber auch nicht, ob ich es damit besser oder nur noch schlimmer mache...Gleichzeitig mach ich in der Nähe von der Straße (also schon im Park, aber mit Blick auf einen Teil der Straße Futtersuchspiele mit ihr. Das macht sie ganz gut mit). Aber Besserung ist bisher auch hier Fehlanzeige. Mittlerweile legt sie sich auf dem Rückweg vom Park schon etliche hundert Meter vor der Straße hin und will nicht weiter laufen...und auch aus der Wohnung will sie am liebsten nicht raus. Das liegt alles nur an der blöden Straße, denn wie gesagt, sobald sie im Park ist legt sich der Schalter komplett um....Mir gehen mittlerweile echt die Ideen aus.
Sorry, das ist jetzt ziemlich lang geworden, aber ich denke, um Tipps zu geben, muss ja bekannt sein, wie die Situation ganz genau ist...Ich würde mich wirklich freuen, wenn jemand irgend welche Ideen hat.
Was kann ich noch machen?
Ist das mit dem Tragen nun komplett falsch?
Ist das in den Griff zu bekommen oder wird sie immer eine solche Angst vor der Stadt haben?Danke schonmal!
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Hallo Ayda,
wie lange wohnt sie jetzt nochmal bei dir in der Stadt? Wie ist es wenn du im Haus die Fenster öffnest, so dass sie den Straßenlärm, die Bahn und alles was dazugehört in ihrer sicheren Umgebung aufnehmen kann? Hast du sowas schon versucht?
Ist sie schon sichtlich angespannt/panisch im Treppenhaus/hinter eurer Eingangstür oder erst sobald ihr aus dem Haus tretet?
Grüße Nicole
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Hallo,
danke für deine Antwort!
Zitatwie lange wohnt sie jetzt nochmal bei dir in der Stadt?
Sie wohnt jetzt seit Ende Februar bei mir, also (erst) 3 Monate.ZitatWie ist es wenn du im Haus die Fenster öffnest, so dass sie den Straßenlärm, die Bahn und alles was dazugehört in ihrer sicheren Umgebung aufnehmen kann? Hast du sowas schon versucht?
Das geht leider nicht, wir wohnen im Hinterhaus und müssen quasi noch durch einen Flur, um zur Haustüre zu kommen. Diese geht direkt auf die Straße raus, aber unsere Fenster (leider) nicht, so dass man auch bei offenem Fenster kaum was vom Straßenlärm hört.Da fällt mir ein: ich hab es auch schon mit so Geräusch-CDs versucht. Das macht ihr aber nichts aus...
Zitat
Ist sie schon sichtlich angespannt/panisch im Treppenhaus/hinter eurer Eingangstür oder erst sobald ihr aus dem Haus tretet?
Angespannt ja, panisch aber noch nicht. Das ist sie erst nach ca. 1 Meter nach der Haustüre. Sie schaut raus, geht zwei Schritte und fängt dann an zu ziehen... -
Ja das mit der CD vom Straßenlärm wollte ich dir gerade vorschlagen...Aber dann ist es wohl nicht eure Methode. Oder aber es muss genau der Lärm sein! Also genau das Geräusch von dem Ort mit dem sie diese Angst verbindet.
Weißt du Ayda drei Monate sind nichts im Vergleich zu einem ganzen Hundeleben. Du darfst nicht vergessen, dass sie mit ihren sieben Monaten gerade auch wieder in einer sensiblen Phase ist und ihr einfach verschiedene Sachen fehlen. Du mußt sehr viel mehr Geduld haben.
Kannst du sie im Flur dann noch ansprechen/nimmt sie dort ein Leckerchen an?
Wie lange hast du es mit stehen bleiben versucht? Es gibt auch Massagetechniken zur Entspannung.
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Hallo,
falls sie im Flur noch ansprechbar ist würde ich da ansetzen, evtl. clickern wenn ihr das schon macht.
Wie aufwendig wäre es für Dich mehrmals am Tag nur bis zur Tür zu gehen? Dann immer nur bis da Lecker und zurück. Damit könntest Du die Erwartungshaltung vielleicht durchbrechen und dann cm für cm vorarbeiten.Ansonsten würde ich den Hund in der Zwischenzeit ruhig tragen da es ja entspannter für sie zu sein scheint.
Bei einem Angsthund, mM, ist erlaubt was entstresst und die kannst die Situation ja nicht umgehen bis ein Lernerfolg zu erkennen iat.Nur Mut das wird schon Dein Hund ist noch jung.
LG
Michaela -
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Zitat
Weißt du Ayda drei Monate sind nichts im Vergleich zu einem ganzen Hundeleben. Du darfst nicht vergessen, dass sie mit ihren sieben Monaten gerade auch wieder in einer sensiblen Phase ist und ihr einfach verschiedene Sachen fehlen. Du mußt sehr viel mehr Geduld haben.Das sage ich mir auch immer wieder, dass drei Monate nicht lang sind...Ich hab auch absolut Geduld mit ihr weiter zu üben oder auch/und einfach die Zeit arbeiten zu lassen... da es bis jetzt aber null, gar nicht, nada besser ist... mach ich mir langsam Gedanken, ob das je was wird. Momentan bin ich eigentlich ja noch optimistisch, aber da ich auch in Zukunft in der Stadt leben werde würde es mir einfach für sie unheimlich Leid tun, wenn es nicht besser wird...ich mache ja sowieso keine Spaziergänge durch die Stadt oder so, das ist auch gar nicht nötig, sie muss die Stadt nicht lieben lernen, aber es sollte ihr zumindest irgendwann nichts mehr ausmachen zumindest kürzere Strecken zu gehen..
Zitat
Kannst du sie im Flur dann noch ansprechen/nimmt sie dort ein Leckerchen an?
Ja, bis zur Türe kann ich sie noch ansprechen und sie nimmt noch Leckerlies. Zwar ist sie da auch schon angespannt, aber eben kein Vergleich zu draußen... Auch wenn ich mit ihr wieder reingehe, ist es sofort ok.Zitat
Wie lange hast du es mit stehen bleiben versucht? Es gibt auch Massagetechniken zur Entspannung.
Immer unterschiedlich. Mal nur 10 Minuten, mal eine halbe Stunde. Ich glaub das längste waren so 40 Minuten...
Massage hatte ich auch immer wieder im Hinterkopf, dachte dann aber, dass das bei so akuten Angstproblemen wahrscheinlich eher weniger hilft... seh ich das falsch?Hallo Michaela,
danke auch dir für deine Antwort!Zitat
falls sie im Flur noch ansprechbar ist würde ich da ansetzen, evtl. clickern wenn ihr das schon macht.
ja, im Flur kann ich sie noch ansprechen. Clickern tun wir bisher noch nicht, kann ich aber gerne anfangen, wenn das was nützt....ZitatWie aufwendig wäre es für Dich mehrmals am Tag nur bis zur Tür zu gehen? Dann immer nur bis da Lecker und zurück. Damit könntest Du die Erwartungshaltung vielleicht durchbrechen und dann cm für cm vorarbeiten.
das ist eine super Idee, hab ich bisher noch gar nicht versucht. Werde ich ab morgen machen. Wie oft ist das sinnvoll?Zitat
Ansonsten würde ich den Hund in der Zwischenzeit ruhig tragen da es ja entspannter für sie zu sein scheint.
Bei einem Angsthund, mM, ist erlaubt was entstresst und die kannst die Situation ja nicht umgehen bis ein Lernerfolg zu erkennen iat.
okay. Ich war mir unsicher diesbezüglich. Wenn sie runter will (kurz vor dem Park) zeigt sie das an und dann lass ich sie. Vorher lässt sie sich aber wohl gerne tragen. Ich war nur nicht sicher, ob ich damit ihre Angst verstärke. Man sagt ja immer, man soll es ignorieren. Aber sie komplett in der Angst zu lassen und mit der Unmöglichkeit in dieser Panik zu lernen, erscheint mir auch unrichtig zu sein... -
Was das Nur-zur-Türe-gehen-und-wieder-Umdrehen erschweren wird ist, dass sie sich mittlerweile ja im anderen Raum "versteckt" (sich aufs Sofa legt), wenn sie merkt, dass ich rausgehen will. Ich lock sie dann immer mit Leckerlies, dass sie sich das GEschirr anziehen lässt und nehm sie dann einfach hoch und trage sie, weil sie sonst nicht mitkommen würde... das dann mehrmals am Tag zu machen wird anstrengend, aber was tut man nicht alles
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Hat Dein Hund auch ein Halsband? Mit etwas Glück vebindet sie das nicht so negativ wie das Geschirr mit dem rausgehen. Das kannst Du auch besser dranlassen und must das nicht extra anlegen. Am Anfang evtl. nur Leine dran bis zur Wohnungstür dann Lecker zurück bis da wo Du sie angeleint hast, Leine ab und gut.
Falls das nicht klappt geht auch noch Geschirr dran- Lecker- Geschirr ab bis das ok ist und dann wie oben weiter machen
Wenn das gut läuft Wohnungstür auf Lecker und zurück usw.Oftmals wählen wir die Schritte für die Hunde zu groß auch wenn sie uns klein erscheinen.
LG
LG -
Also ich würde ebenfalls da ansetzen wo du sie noch ansprechen kannst und mich Zentimeter für Zentimeter vorarbeiten.
Ich wüßte jetzt nicht was clickern in deiner Situation ändern sollte, da es nur das Versprechen auf eine Belohnung (später)ist.Wie ist das denn wenn du aus dem Park zurückkommst? Also quasi von der anderen Seite. auch so panisch? Wenn nicht könntest du auch versuchen dort anzusetzen
Ich würde sie nicht schon in der Wohnung tragen sondern erst an der Ausgangstür hochnehmen. Ja manchmal muss man unkonventionelle Wege gehen beim Angsthund.
Hast du schonmal über eine Hausleine nachgedacht? Eventuell verbindet sie das Geschirr bereits negativ. Denke an die kleinen Schritte!Ja das wird arbeit und du wirst auch Rückschläge haben. Ich empfehle dir trotzdem mit ihr das Laufen in Nebenstraßen mit weniger Verkehr zu üben und das dann langsam weiter zu steigern.
Ja Entspannungsmassagen gibt es tatsächlich. Eventuell kannst du dir das bei einer Physiotherapeutin mal zeigen lassen.
Hast du einen der Trainer mal gefragt ob sie noch weitere Ansätze für dich haben?
Schau mal hier ist auch ein interessanter Artikel http://www.hundepfoten-in-not.de/angst.htm
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Hat Dein Hund auch ein Halsband? Mit etwas Glück vebindet sie das nicht so negativ wie das Geschirr mit dem rausgehen. Das kannst Du auch besser dranlassen und must das nicht extra anlegen. Am Anfang evtl. nur Leine dran bis zur Wohnungstür dann Lecker zurück bis da wo Du sie angeleint hast, Leine ab und gut.
Falls das nicht klappt geht auch noch Geschirr dran- Lecker- Geschirr ab bis das ok ist und dann wie oben weiter machen
Wenn das gut läuft Wohnungstür auf Lecker und zurück usw.Oftmals wählen wir die Schritte für die Hunde zu groß auch wenn sie uns klein erscheinen.
LG
LGEin Halsband hat sie, ja. Das mag sie auch viel lieber. Ich hab nur wieder auf ein Geschirr gewechselt, weil sie sich am Halsband an der Straße schier stranguliert hat und ich auch Sorge hatte, dass sie rausrutscht. Fürs Zur-Tür-Gehen wäre das natürlich die einfachste Variante, aber wenn ich immer, wenn wir wieder umdrehen das Halsband nehme und nur wenns wirklich nach draußen geht das Geschirr, wird sie das schnell verknüpft haben.... Also dann (leider) doch eher mit dem Geschirr. Werde versuchen, ihr erstmal das wieder schmackhaft zu machen.... und Clickern anzufangen wäre vermutlich gut für diesen Zweck, oder?
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