Diverse Probleme mit unserem Hund
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Hallo,
vorneweg: eine Hundetrainerin habe ich schon kontaktiert, Termin diese Woche noch steht schon. Sie hat selbst Hunde aus dem Ausland, ich denke nach gründlicher Recherche ist das die richtige für uns.
Aber momentan bin ich gerade so unglücklich mit der Situation, daher bitte ich um eure Meinung, einen Rat und ein bisschen Zuversicht, dass sich das alles in den Griff bekommen lässt. Vorsicht, das wird wohl ein Roman.
Nachdem wir im Dezember unseren geliebten Hund einschläfern lassen mussten, haben wir Ende Januar einen Mischling aus Osteuropa adoptiert. Er ist 40 cm groß, Rasse schwer definierbar, der Körper sieht aus wie bei einem Tibet-Terrier, allerdings hat er kleinere Ohren und nicht ganz so langes Fell. Er wurde auf der Straße gefunden, Vorleben unbekannt und war ein halbes Jahr dort in einem Tierheim. Wurde als anfangs schüchtern, dann aufgeblüht beschrieben. Er kam in der Box zu uns, da man wohl Bedenken hatte, er könnte bei der Übergabe stiften gehen. Womöglich hat man aber auch schon das Problem gesehen, dass er sich von Fremden wohl nicht würde angreifen lassen.
In der Box war er dann bei uns in der Wohnung anfangs sehr aggressiv, knurrte uns an, schnappte auch, kam nicht raus. Wir haben ihn also in Ruhe gelassen, haben nur nach einigen Stunden das Oberteil der Box abgemacht. Irgendwann kam er dann mal raus aus dem Ding und mein Mann hat als erster einen Zugang zu ihm gefunden, konnte ihn vorsichtig angreifen und ihn auch mal mit der Leine in den Hof bringen. Zu ihm hatte er dann auch dann auch den besten Draht (oder umgekehrt). Wir hatten damit gerechnet, dass er insgesamt viel ängstlicher sein würde. Er hatte keine Angst vor Alltagsgeräusche, war nicht schreckhaft, hatte auch draußen keine Angst vor Autos, Radfahrern usw. Die erste Zeit lief gut, eigentlich besser als gedacht. Er ließ sich an die Leine nehmen, sich streicheln, mein Mann konnte ihn kämmen. Zu unserem Haushalt zählen zwei volljährige Kinder, der Sohn kam gleich mit gut mit ihm klar, mit unserer Tochter gab es anfangs oft das Problem, dass er sie angeknurrt hat wenn er irgendwo lag und sie auf ihn zukam. Es fiel uns sofort auf, dass er draußen an der Leine sehr aggressiv auf kleinere Kinder reagierte. Von Kleinkind bis Grundschulalter, da knurrte und bellte er sofort, auch wenn die noch relativ weit weg waren. Unsere Tochter ist sehr zierlich, womöglich gehört sie für ihn in diese Rubrik "Kinder". Das Knurren hat zum Glück inzwischen aufgehört.
Fremde lässt er in die Wohnung, teilweise bellt er. Allerdings ist er sehr, sehr vorsichtig, angreifen lässt er sich von Fremden nicht. Ich bin sicher, wenn ein Fremder ihm zu nahe kommt, würde er auch zuschnappen. Nach zwei, dreimal Kontakt funktioniert das dann und er lässt sich streicheln. Allerdings sind das in der Zeit auch nur eine Handvoll Leute gewesen, es ist eher ruhig bei uns.
Allerdings ist er seit einiger Zeit (da war er ca. vier Wochen da) sehr aggressiv an der Leine zu anderen Hunden. Das war anfangs nicht der Fall, einen Beißvorfall mit anderen Hunden oder so etwas gab es nicht. Teilweise ist er regelrecht hysterisch, auch wenn wirklich Abstand dazwischen ist. Wir waren letzten Woche in der Hundeschule hier im Ort. Er ging gleich mal an der Leine auf die Trainerin los, die ihm wohl zu nahe kam für seinen Geschmack. Sie ließ ihn mit ihrer Hündin auf dem Platz frei laufen, das funktionierte gut. Ihre Aussage war, dass sein Sozialverhalten soweit in Ordnung ist und er ein Problem an der Leine hat, wenn jemand ihm zu nah kommt. Er hat wohl nicht genug Vertrauen zu uns/mir, uns das regeln zu lassen.
Teil des Problems ist vielleicht auch, dass mein Mann, den er ja gleich als seine Bezugsperson ausgesucht hat, sich nach 10 Tagen einen komplizierten Bruch zugezogen hat und nun schon das dritte Mal im Krankenhaus ist. Also immer mal ein paar Tage weg, dann wieder da, dann wieder weg. Als Gassigeher fällt er momentan ganz aus.
Ich habe mich zusammen mit meiner Tochter aber wirklich so gut wir das können, um den Hund gekümmert. Zwischendurch war ich richtig euphorisch, wie gut das alles klappt. Er lernte die ersten Kommandos, wir übten Leinenführigkeit, Rückruf, ich dachte schon, super das schlimmste ist geschafft. Ich hatte angefangen, ihn selbst zu kämmen und konnte ihm auch Sachen abnehmen. Allerdings gab es am Wochenende Vorfälle, der mich wirklich völlig aus der Bahn geworfen haben. Am Samstag hatte er im Garten plötzlich irgendwas geschnappt und kaute darauf rum. Ich ging auf ihn zu, um zu schauen und es ihm abzunehmen und er knurrte mich an, zeigte die Zähne. Ich vermute, es handelte sich bei dieser "Beute" um Katzenkot. Darauf ist er total wild, ich musste hier im Haus schon alle Katzenklos hochstellen. Auf jeden Fall reagiert er sehr aggressiv auf mich, ließ sich nicht rufen, nichts abnehmen und schnappte schließlich nach meinen Füßen. Wir haben uns da wohl hochgeschaukelt, im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, gleich ein Stück zurückzutreten. Ich bin zur Haustür rein (ca. zwei Meter entfernt) und habe ihn gerufen. Dann kam er und gehorchte auf Sitz.
Am Sonntag hatten wir ein ähnliches Problem beim Kämmen. Mein Mann (mal zuhause) kämmte ihn. Am Bauch kämmen ist ganz schwierig, da hat er offenbar große Angst und fiepte bisher immer wenn man nur in die Nähe kommt. Bauch kämmen fällt daher bisher aus. Auf jeden Fall kam die Bürste wohl zu nah dahin und diesmal das selbe Spiel wie am Tag zuvor. Knurren, Zähne zeigen, nach der Bürste schnappen. Später konnte er ihn sehr vorsichtig weiterkämmen, aber diese Aggression hat mich schon ziemlich schockiert.
Es gab auch zwei weitere Vorfälle mit Schnappen. Einmal ist er ausgebüxt, weil das Hoftor versehentlich offen stand. Er blieb um die Ecke auf dem Gehsteig sitzen. Der Freund unserer Tochter und ein weiterer junger Mann (war dem Hund bekannt) wollte ihn einfangen und hochnehmen, dabei hat er geschnappt. Ich dachte damals, die beiden waren natürlich in heller Aufregung, der Hund vermutlich auch, wahrscheinlich daher. Bei unserer Tochter ist ein Fangen-Spielen-Raufen außer Kontrolle geraten und er hat sie am Finger erwischt. Beide male hat er sich nicht festgebissen, es waren an den Fingern Spuren eines vorderen Eckzahns zu sehen.
Und nun noch diese Sache am Wochenende. Ich merke, dass ich mich in seiner Nähe irgendwie nicht mehr so richtig wohl fühle. Ich beobachte ihn ständig, habe Angst irgendwelche Signale zu übersehen. Bin auch wieder alleine mit ihm und eigentlich sehr überfordert mit der ganzen Situation. Vermutlich merkt er das auch. Ich weiß gar nicht so genau, wie ich damit umgehen soll. Angst haben ist ganz schlecht, das weiß ich auch, aber die Unbeschwertheit mit der ich mit ihm umgehen konnte, ist leider momentan weg. Frage Nr. 1: Wie kommt man denn aus so einer Negativ-Spirale wieder raus?
Frage Nr. 2: es gibt bestimmte Situationen, da fordert er lautstark Aufmerksamkeit, zumindest ist das unsere Interpretation. Das kann vorkommen, wenn man sich auf die Couch setzt oder auch zum Beispiel wenn ich mich an den PC setze. Er springt an einem hoch oder setzt sich nebendran, und bellt in einem ganz hohen, quietschenden Ton, am besten direkt ins Ohr. Er macht das auch manchmal, wenn man gerade von einem langen Spaziergang zurück ist. Dann kann es ja eigentlich keine Langeweile sein. Ich habe die ganze Zeit so reagiert, dass ich ihm ein deutliches, strenges Nein sage und ihn Sitz machen lasse. Damit hat er meistens aufgehört. Meine Tochter schickt ihn vor die Zimmer-Tür, wenn er das macht. Dort legt er sich auch hin und wartet. Kennt das jemand und was macht man da am besten?
Vielleicht das noch: wir gehen drei bis viermal am Tag mit ihm raus, insgesamt mindestens zwei Stunden. Immer auch mehrmals mit Schleppleine im Wald, sodass er auch soweit möglich Bewegungsfreiheit hat. Mehr ist in der aktuellen Situation nicht drin. Ich übe mit ihm täglich die Grundkommandos und es geht mindestens zweimal am Tag zum Spielen in den Hof. Inzwischen holt er einen Ball oder ein Wurfseil meistens zurück, aber seine Aufmerksamkeits-Spanne fürs Spielen ist noch relativ kurz. Er apportiert überhaupt erst seit einigen Tagen, anfangs hatte er gar kein Interesse an Bällen oder sonstigem Spielzeug. Klar, kannte er natürlich nicht.
Vielen Dank für jeglichen Input. Bin gerade ratlos und überfordert.
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Guten Morgen,
zu allererst mal durchatmen
Du klingst fast so verzweifelt wie ich, als ich meine Hündin ebenfalls im Januar und ebenfalls aus dem Ausland bei mir aufnahm. Ich hatte auch all diese furchtbaren Gedanken "Ich schaffe das nicht", "der Hund muss wieder weg", teilweise habe ich innerlich vor Hilflosigkeit gekocht und war nur noch genervt von ihr. Aber ich kann dich beruhigen: man wächst irgendwie in die Sache rein. Du wirst gelassener werden und dein Management (ganz wichtig!) wird sich Stück für Stück verbessern.
Ich glaube, folgendes ist dir sowieso klar, aber es ist hilfreich, sich das immer wieder in Erinnerung zu rufen: alles was der Hund tut, macht aus seiner Sicht Sinn. Niemals tut er etwas aus böser Absicht (diese Eigenschaft ist uns Menschen vorbehalten...). Und das wichtigste: Der Hund erlebt einen absoluten Kulturschock. Was immer er erlebt hat in seinem bisherigen Leben (und es war sicher viel unschönes), aber daran war er gewöhnt. Es war sein Zuhause und das wurde ihm genommen. Da er auch im Tierheim saß, sogar mehrfach. Er wird in eine Kiste gestopft, ins Flugzeug gesetzt, völlig fremden übergeben, verbringt wahrscheinlich seine ersten Tage überhaupt in einem Haus, lebt dort zusammen mit seltsamen Wesen, die er nicht einschätzen kann und denen er erst recht nicht vertraut. Die Eindrücke, die auf das Tier einprasseln, reichen für mehrere Leben. Rechne vorsichtshalber mit einem Jahr, das er braucht, um sich an euch als Familie zu gewöhnen. Ein oder zwei neue Bezugspersonen sind schon eine Herausforderung aber gleich vier... Jeder verhält sich anders, da muss er erstmal durch blicken.Für ihn ist ganz wichtig, dass er sich auf etwas verlassen kann. Etwas, das immer gleich ist. Versucht das in eurem Alltag möglichst einzubauen. Für die ersten Wochen und Monate immer dieselbe Strecke zum Spazieren. 2 Stunden finde ich für den Anfang sogar viel zu viel. Den Fehler haben wir auch gemacht. Es sind noch mehr neue Eindrücke, die der Hund nicht verarbeiten kann. Er fühlt sich hilflos. Ich würde sogar sagen, dass es Sinn macht, erstmal nur mit ihm in den Garten zu gehen. Ihr müsst sein Leben so langweilig wie möglich gestalten. Er wird es nicht als Langeweile empfinden, sondern dankbar sein. Stück für Stück werdet ihr dann gemeinsam mutiger.
Fremde generell erstmal von ihm fern halten. Der ärmste hat genug damit zu tun, euch vier einzuordnen. Du sagst ja selbst, er wird nicht gerne angefasst. Dann lasst es bitte. Und das kämmen ist auch nicht notwendig. Egal wie zottelig er vielleicht ist, solange ihm die Beine noch nicht zusammen gewachsen sind ;-) Er findet es scheiße und ihr solltet das respektieren. Stell dir mal vor, du wirst in ein fremdes Land verfrachtet, lebst dort bei komischen Wesen und die wollen dich plötzlich sauber machen, duschen, kämmen etc obwohl du sie gar nicht kennst und ihre Sprache auch nicht verstehst. Das wäre bestimmt schrecklich. Er soll vertrauen zu euch aufbauen. Das klappt aber nur, wenn ihr im angenehme Verknüpfungen bereitet.
Ich würde mich für die nächste Zeit nur noch mit Leckerchen in der Hosentasche bewegen. Wann IMMER er ein erwünschtes Verhalten zeigt (und wenn es noch so unbedeutend zu sein scheint) wird er dafür belohnt. Er berührt von sich aus mit der Nase deine Hand - Belohnung (NICHT anfassen). Er legt sich auf dein Kissen - Belohnung hinwerfen. Er bellt manchmal, wenn er Situationen nicht einschätzen kann? Dann wird immer dann belohnt, wenn er sich noch ruhig verhält. Ihr werdet recht schnell ein Gefühl dafür bekommen.
Du hast selbst schon erkannt, dass er die Konzentration nicht lange halten kann. Das ist völlig logisch. Nicht nur, weil er gestresst ist, sondern auch, weil er es nie gelernt hat. Aber der Stress ist ein wichtiger Punkt, denn gestresste Hunde KÖNNEN nicht lernen. Unsere Hündin kannte ebenfalls nichts, als wir sie bekamen. Ich war auch so verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie ich ihr zu ihrem ganzen Stress einen angenehmen Ausgleich bieten kann. Sie kannte keine Bälle, mit Menschen zu spielen hat sie erschreckt, sie konnte nicht mal Futter fangen ;-) Aber sie hat es geliebt zu kauen. Und das habe ich ihr ermöglicht. Kaustangen, Kauknochen, Rinderohren, getrockneter Pansen... Nach ein paar Tagen, als sie wusste, was das alles ist und dass es toll ist, habe ich die Kaustücke in ein Blatt Papier eingeschlagen - nur locker drum gelegt. Sogar das war ihr suspekt. Letztendlich hat aber die Gier gesiegt und sie hat die Kausachen vom Papier befreit. Nach und nach hatte sie dann immer mehr Spaß daran, das Papier runter zu fetzen und heute zerlegt sie mit Hingabe ganze Pappkartons, um an die Kauknochen zu kommen :-)
Du brauchst so so so viel Geduld. Alles muss ganz kleinschrittig sein.
Du könntest auch eine Spur aus Futter für ihn legen, Futter unter einem Becher verstecken. Ich würde mehr geistige Übungen mit ihm machen statt Bälle zu werfen. Das ist auch besser für eure Bindung.Es ist so viel Text, ich hab jetzt nochmal überflogen, damit ich nicht so viel vergessen.
Zum Thema schnappen kann ich auch nur sagen, dass es für den Hund ganz logisch ist. Er hat was tolles für sich entdeckt und du willst es ihm wegnehmen. Ganz logisches Verhalten von ihm, dass er sich und seine Beute verteidigt. Es wäre im Moment fatal, ihm etwas weg zu nehmen, weil das schlecht für sein Vertrauen ist. Soll er die Katzenkacke ruhig fressen, wenn ihm danach ist. Sofern es für ihn keine Gefahr darstellt, nehmt ihm bitte erstmal nichts mehr weg. Etwas einfach herzugeben an jemand fremdes, den er nicht einschätzen kann, widerspricht seiner Natur. In dem Moment konkurriert er mit dir und das wollt ihr doch nicht. Ich würde es hier auch mit Management versuchen (Management bedeutet in dem Fall, dass ihr ihm keine Möglichkeit bietet, etwas in den Mund zu nehmen, was er nicht soll). Räumt Fernbedienungen, Schuhe, von mir aus auch Katzenkot ;-) einfach weg. Das sind Probleme, die ihr zurzeit erstmal nur geschickt umgehen könnt, ihr könnt es noch nicht trainieren. Deswegen gutes Management.Versuch bitte, ihn nicht zu sehr zu beobachten. Verhalte dich öfter so, als sei er gar nicht da. Wenn du ihn anschaust, lieber nur aus den Augenwinkeln, das ist erträglicher für ihn.
Und ganz wichtig: Du und deine Familie müsst euch abstimmen. Für den Hund ist es schwer, wenn jeder auf sein Verhalten anders reagiert. Das A und O für den Hund ist eure Berechenbarkeit.Zu deiner Frage: Man kommt aus der Spirale raus, ja. Aber das dauert und braucht Geduld, viel Training in einem Timing, das der Hund vorgibt und viel liebevolle Konsequenz. Wenn er erstmal verstanden hat, dass er sich auf euch verlassen kann, ist das die halbe Miete. Es ist leider schwierig, das in einem einzelnen Text zu lösen. Die Trainerin ist unumgänglich, Hundeschule dagegen zu viel Reizüberflutung. Es gibt viele Übungen, die euch helfen werden, wenn ihr konsequent seid. Wenn es scheitert, liegt es nicht am Hund ;-)
Zu deiner zweiten Frage: Ob es nun Aufmerksamkeit ist oder Unsicherheit, spielt für mich eine untergeordnete Rolle. Denn so oder so brauchen wir dafür ein Alternativverhalten. Eines, das sich für den Hund lohnt. Geeignet ist dafür sein Körbchen/Box (am besten mit seitlicher Begrenzung, die Erfahrung zeigt einfach, dass es mehr Sicherheit bietet als eine Decke. Wir haben damals einen riesigen Pappkarton von einem Ikeasofa als Hütte genommen Es muss ja nicht immer teuer sein. Die Box haben wir erstmal tagelang schöngefüttert. Alles leckere gab es nur noch in der Kiste, damit sie positiv verknüpft wird. Es soll keine Strafe sein, wenn der Hund in die Kiste geht! Zur Erinnerung: Wir müssen immer ein Alternativverhalten anbieten. Etwas einfach nur nicht zu tun, ist keine Option. Damit können wir uns übrigens auch Strafen sparen. Wozu strafen, wenn wir direkt ein anderes Verhalten anbieten können? Der Hund soll also lernen: Wenn ich hoch springe oder belle, erreiche ich damit nichts. Wenn ich aber in mein Körbchen gehe, gibts da etwas tolles. Ich merke schon jetzt, wie es mir schwer fällt, einen anständigen Übungsaufbau zu schreiben, daher ist eine Trainerin vor Ort so wichtig. Wenn du dazu noch nähere Infos möchtest, versuche ich es gerne später nochmal mit einer anständigen Reihenfolge und Anleitung.
Mit so einer Box schlagt ihr übrigens zwei Fliegen mit einer Klappe. Er hat nämlich zusätzlich einen tollen Rückzugsort gewonnen, in den er von selbst gehen wird, wenn er Ruhe braucht, wenn ihr alles richtig gemacht habt.Puh, ich brauch jetzt erstmal selber eine Pause
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Oh je, ich kann Dich gut verstehen, das klingt nach täglichem "Stress" pur.
Wie alt ist denn Euer neuer Schützling? Das hatte ich jetzt nicht gelesen oder vielleicht auch überlesen.
Zu Deiner 1. Frage: Diese Negativ-Spirale kannst Du nur überwinden, wenn Du die Dinge in Deinem Kopf "löscht" (weiß nicht wie ich es besser ausdrücken soll). Da das jedoch meist nicht gelingt, wird es wohl so sein, dass ein Vertrauen von Dir zum Hund auch erst wieder wachsen und entstehen muss.
Unser Cocker Spaniel Puck kam damals mit 4 Jahren zu uns, war eigentlich ein toller Hund, jedoch hatte er dennoch ein paar "Macken". So gab es auch nach 3 Monaten eine unschöne Situation mit unserem damals 10-jährigen Sohn. Puck hatte ihn gebissen (zum Glück nur leicht, aber dennoch war es ein Schock). Wir haben dann natürlich viel mit Puck gearbeitet, Hundeschule besucht und mit der Zeit wurde Puck auch wirklich zu seinem Schatz und heute sage ich: er war ein super tolle Hund.... ... dennoch saß das "Beißerlebnis" bei mir so tief, dass ich bei Besuch mit Kindern nie ruhig und entspannt war und das bis zum Schluss.
Zu Deiner 2. Frage: Ich würde es ignorieren und wenn er zu aufdringlich ist ihm ganz klar die Grenze zeigen und ihn, so wie das Deine Tochter macht, vor die Tür setzen.
Ich drücke Euch jedenfalls die Daumen, dass die Hundetrainerin Euch einige gute Tipps und Hilfestellungen geben kann, damit das Zusammenleben entspannter wird und er sich mit der Zeit so entwickelt, wie Ihr Euch das vorstellt. Er scheint ja durchaus auch viele positive Ansätze zu zeigen und das lässt doch mehr als hoffen.... ...
Es wird halt einfach viel Arbeit und auch Zeit brauchen und man sollte sich ganz bewusst fragen, ob ALLE aus der Familie bereit sind, diese Zeit und Geduld aufzubringen.
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Ich würde es ignorieren und wenn er zu aufdringlich ist ihm ganz klar die Grenze zeigen und ihn, so wie das Deine Tochter macht, vor die Tür setzen.
Diesen Hund würde ich in so einer Situation definitiv nicht vor die Tür setzen.
1. Wird er nicht verstehen, warum er vor die Tür gesetzt wird
2. Hat der Hund Probleme, angefasst zu werdenSo läuft man Gefahr, das minimalst erworbene Vertrauen wieder zu zerstören.
"Grenzen setzen" kann man auch sanfter, durch Ignoranz und Alternativverhalten trainieren.
Der Hund weiß es (noch) nicht besser, daher bewerte ich das auch nicht als "grenzüberschreitendes Benehmen"."Wintehauchengel" hat ua. auch dazu es sehr gute Tipps gegeben.
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Zu Deiner 2. Frage: Ich würde es ignorieren und wenn er zu aufdringlich ist ihm ganz klar die Grenze zeigen und ihn, so wie das Deine Tochter macht, vor die Tür setzen.
Ignorieren kann funktionieren, aber dadurch weiß der Hund nicht, was er stattdessen tun soll. Außerdem ist diese Methode sehr begrenzt, weil sich die Bemühung des Hundes erstmal verstärken wird, wenn er nichts erreicht. Irgendwann ist es dann einfach nicht mehr möglich zu ignorieren. Dazu kommt, dass Bellen selbstbelohnend ist. Und was der Hund am Ende immer noch nicht weiß, was er stattdessen tun soll.
Vor die Tür setzen halte ich auch für die falsche Entscheidung. Wie Themis schon sagt, der Hund kann nicht verstehen warum er jetzt vor der Tür sitzen muss. Er wird das nicht miteinander verknüpfen können und selbst, wenn er vor der Tür aufhört zu bellen, wird das niemals das Problem lösen, dass er springt/bellt etc, wenn er mit euch im Raum ist. Es findet kein Lernen statt.
Vertrauen ist für euch im Moment so wichtig. Und jedes Mal, wenn ihr ein Verhalten zeigt, das der Hund nicht versteht, geht das nach hinten los...
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Ich danke euch sehr für eure Rückmeldungen. Mir stehen ungelogen gerade die Tränen in den Augen, das tatsächlich jemand versteht, worum es mir geht.
Ich hatte auch all diese furchtbaren Gedanken "Ich schaffe das nicht", "der Hund muss wieder weg", teilweise habe ich innerlich vor Hilflosigkeit gekocht und war nur noch genervt von ihr.
Genauso so ist es. Ich traue mich das gar nicht zu sagen in der Familie. Aber solche Gedanken hatte ich auch schon. Wenn eine gute Fee käme und für ihn ein gutes Zuhause hätte mit Menschen, die gut mit ihm zurecht kämen, ich glaube ich hätte ihn ohne mit der Wimper zu zucken hergegeben. Dabei habe ich ihn wirklich ins Herz geschlossen.
@AlexMITSam: stimmt, das Alter habe ich tatsächlich vergessen. Laut Tierschutz-Orga ist er ca. 1,5 Jahre alt. Die Hundeschul-Inhaberin hatte aber vermutet, dass er älter ist, das hat sie aus seinem Verhalten bei ihrer Hündin geschlossen. Sie meinte, ein jüngerer Hund hätte sich der Hündin nicht so schnell untergeordnet. (oder so ähnlich)
@Winterhauchengel: Den Gedanken, dass ihn das "Programm" überfordert, hatte ich noch gar nicht. Vielen Dank dafür. Manchmal kommt man auf die naheliegenden Dinge gar nicht. Und die normale Hundeschule werde ich tatsächlich erst mal sein lassen. Das war schon mein Gedanke, dass Kommandos wie "Bleib" momentan nicht so existentiell für uns sind. Zumal tatsächlich jemand seine Kinder mitgebracht hat, ca. 2 und 6 Jahre alt.
Wir hatten den Eindruck, dass er recht schnell bei uns "angekommen" ist. Wahrscheinlich haben wir uns da doch ein bisschen getäuscht und sind davon ausgegangen, dass er schon weiter ist, was unser Vertrauensverhältnis und das Eingewöhnen betrifft.
Ich werde die Spaziergänge wieder einschränken, auf den bekannten Wegen bleiben und ihn eher mal tagsüber in den Garten zu lassen. Mir fällt immer auf, dass er bei unserer Runde am späteren Abend sehr entspannt an der lockeren Leine geht. Da ist bei uns kaum noch jemand unterwegs, das scheint für ihn tatsächlich sehr viel einfacher zu sein. Tagsüber zieht er im Ort noch sehr an der Leine, obwohl wir das mit dem Klicker nun schon eine ganze Weile üben. Wir müssen leider ein ganzes Stück durch den Ort, bis wir am Waldrand sind und da sind natürlich tagsüber schon viele Leute unterwegs.
Ihr müsst sein Leben so langweilig wie möglich gestalten.
Das ist ein interessanter Gedanke. Man hört ja ständig, der Hund braucht Beschäftigung, man muss den Kopf fordern, die meisten Probleme entstehen, weil mit dem Hund zu wenig gemacht wird. Ich werde versuchen, mehr Ruhe in die ganze Sache zu bringen.Ich werde berichten, wie die Einschätzung der Trainerin war und was sie vorschlägt.
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teilweise habe ich innerlich vor Hilflosigkeit gekocht und war nur noch genervt von ihr. Aber ich kann dich beruhigen: man wächst irgendwie in die Sache rein. Du wirst gelassener werden und dein Management (ganz wichtig!) wird sich Stück für Stück verbessern.
kann ich nur so unterschreiben, auch wenn es sich bei uns um einen sehr ängstlichen Hund handelt
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"Grenzen setzen" kann man auch sanfter, durch Ignoranz und Alternativverhalten trainieren.
Vielen Dank für die Rückmeldung. Ignorieren ist rein praktisch wirklich gar nicht so einfach, weil er mit enormer Lautstärke in einer Tonlage bellt, die in den Ohren klingelt. Wäre es dann besser, die Situation vorher zu vermeiden, soweit das geht? Also, wenn ich jetzt wirklich dringend etwas am PC machen muss, vorher die Tür im Raum zu schließen, bevor er überhaupt anfangen kann zu bellen. Wenn es dann doch vorkommt mit dem Gebelle/Gequietsche, was wäre dann ein konkreter Ablauf? Sorry, bitte nochmal erklären für Doofe. Er macht das ja nur, wenn jemand sitzt oder liegt. Also aufstehen und ihm in der Box etwas zum Kauen anbieten, was er lecker findet? Er liebt zum Beispiel getrocknete Hähnchen-Streifen. Belohne ich dann nicht das Theater, das er macht?
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Ich danke euch sehr für eure Rückmeldungen. Mir stehen ungelogen gerade die Tränen in den Augen, das tatsächlich jemand versteht, worum es mir geht.
Ich weiß selbst, wie viel Kraft die Worte von anderen geben können, die das ähnlich erlebt haben :-)
Genauso so ist es. Ich traue mich das gar nicht zu sagen in der Familie. Aber solche Gedanken hatte ich auch schon.
Jeder, der einen verhaltensoriginellen Hund zu Hause hat, hatte schon mal diese Gedanken. Ich hab mich anfangs auch dafür geschämt, aber es ist doch völlig in Ordnung mal hilflos zu sein. Es wird dauern, bis ihr wirklich zusammen gewachsen seid, aber die Zeit wird kommen, wenn du nur genug Geduld aufbringst
Wir hatten den Eindruck, dass er recht schnell bei uns "angekommen" ist. Wahrscheinlich haben wir uns da doch ein bisschen getäuscht und sind davon ausgegangen, dass er schon weiter ist, was unser Vertrauensverhältnis und das Eingewöhnen betrifft.
Das hört man öfter von Hunden aus dem Tierschutz. Nach dem ersten Erkunden der Wohnung, wirken sie beinahe selbstsicher, werden schnell zutraulich und von heute auf morgen kippt es. Bei uns war es genauso. Die ersten Tage war unsere Hündin absolut souverän, sie hat viel gekuschelt, war aufmerksam, hat sich draußen an uns orientiert, zog nie an der Leine und andere Menschen, Hunde, Jogger, Autos haben sie gar nicht richtig interessiert. Wie kann das sein bei einem Hund, der von der Straße kommt, nie Gehorsam gelernt hat? Wir hatten lange ein riesiges Fragezeichen über dem Kopf, was zur Höllen wir gemacht haben, dass ihr Verhalten von einen Tag auf den anderen so verändert war. Unsere Trainerin erzählte uns dann, dass das typisch sei für Hunde aus dem Ausland. Das, was wir als Souveränität und Gelassenheit verstanden haben, war nichts anderes als unsere Hündin auf "Autopilot". Die ganzen Reize waren für sie nicht unerträglich, deswegen hat sie sie ausgeblendet. Nach ein paar Tagen dann, hat sie registriert, dass die Situation offenbar längerfristig ist und ihre Scheuklappen sind gefallen. Dann wars vorbei mit der vermeintlichen Gelassenheit.
Das ist ein interessanter Gedanke. Man hört ja ständig, der Hund braucht Beschäftigung, man muss den Kopf fordern, die meisten Probleme entstehen, weil mit dem Hund zu wenig gemacht wird.
Das stimmt ja auch. Ein Hund braucht Beschäftigung. Aber überleg mal, womit dein Neuankömmling beschäftigt ist. Der hat Beschäftigung pur, die arme Socke. All das, von dem du denkst, es entspannt ihn, soll er gerne tun (aber bitte drinnen), alles andere erst nach und nach.
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kann ich nur so unterschreiben, auch wenn es sich bei uns um einen sehr ängstlichen Hund handelt
Ich halte diesen Hund auch für ängstlich. Was auch sonst? Aggressiv? Mag sein, aber Aggression ist keine Emotion, die Emotion hinter Aggression ist ebenfalls Angst. Sie äußert sich nur anders
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