konditionierte negative Strafe - wie sind eure Erfahrungen
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Hallo,
ich habe jetzt schon relativ viel zu diesem Thema gelesen, aber mich interessieren jetzt auch noch Erfahrungen, die ihr in der Hundeerziehung mit konditionierter negativer Strafe gemacht habt. Ich habe das neulich das erste Mal "live" gesehen und fand es ziemlich beeindruckend, bin mir aber über die Langzeiterfolge und die Erfolge bei hohen Trieblagen nicht so ganz sicher.
Ein paar Hintergrundinfos: es ging letztendlich um Kontrolle eines starken Jagdtriebs. Mit dem betreffenden Hund wurde schon seit mehr als einem Jahr das übliche AJT durchgeführt, er liess sich aber immer noch nicht ableinen, weil er sehr schnell Jagdverhalten zeigte und sich dann nicht mehr kontrollieren liess.
Zunächst wurde mit Futter trainiert. Der Hund bekommt von einem anderen Menschen als dem HH Futterbrocken hingeworfen, relativ schnell, so dass er in eine Art milden "Futterrausch" kommt. Es wird also erstmal bei niedriger Erregungslage trainiert. Dann wird ein Brocken mit dem Fuss gesperrt, im selben Moment ertönt ein Markergeräusch. Ausserdem wird der Hund ab diesem Moment vom HH und dem anderen Menschen für ca 15-20 Sekunden komplett ignoriert (also kein Angucken oder sonstwelche Aktionen). Danach wird alles wieder "wie immer". Dies Ignorieren sei wichtig, der Hund solle also absichtlich "in ein Loch fallen" und nicht sofort ein Alternativverhalten angeboten bekommen, das dann belohnt werden könnte. Die negative Strafe ist also hauptsächlich der Entzug der sozialen Interaktion und weniger das Futtersperren.
Der Hund zeigte schon ab dem 2. Mal ein starkes Meideverhalten als Reaktion auf das Geräusch, da wurde das Training dann auch abgebrochen. Dieser Ablauf soll jetzt noch ca 4-5x wiederholt werden, danach könne man das Ganze dann auf Jagdsituationen verlagern.Mich interessiert vor allem, ob jemand mit seinem erwachsenen Hund schon mal mit konditionierter negativer Strafe gearbeitet hat und wie die Erfolge letztendlich bei hoher Trieblage und im Verlauf über lange Zeit waren. Ich habe gelesen, dass das in der Prägephase wohl einfacher bzw nachdrücklicher sei, aber wie ist das beim erwachsenen Hund?
Danke im voraus,
jente -
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Hi
hast du hier konditionierte negative Strafe - wie sind eure Erfahrungen* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!
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Darf ich ne andere Frage stellen?
Was für ein Markergeräusch war das?
Und welche Rasse ist der Hund und wie alt?
Rein Interessehalber -
Beagle - erwachsen, keine Ahnung wie alt genau. Das Geräusch war so eine Tröte, klang für mich wie eine Ente (aus dem Jagdbedarf nehme ich an?). Es wird wohl tw auch mit Disc-Klappern gemacht. Er dreht inzwischen wohl auf das Geräusch aus dem Hetzen vom Hasen ab (wurde berichtet).
Und um die nächste Frage mal vorwegzunehmen: letztendlich geht es um meinen Hund (DSH/Border-Mix, 3 Jahre alt), ich werde das jetzt mit der Trainerin nämlich in Angriff nehmen. Auf den trifft das Obengenannte nämlich 100% zu, und wir kommen einfach nicht weiter mit dem normalem AJT.
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Habe ich das richtig verstanden, das Geräusch ist doch quasi ein verstärktes "Nein" - ein Abbruchsignal? Verstärkt durch das längere, abrupte Ignorieren? Das "nein" kann man ja auch so trainieren, in dem man das Futter sperrt und der Hund lernt, bei dem Wort darf ich das/etwas nicht.
Oder steckt noch mehr dahinter?
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Konditionierte Strafe ist ein Begriff der von Pietrella geprägt wurde.
Es ist eine Konditionierung von Meideverhalten auf ein Geräusch oder Kommando.
Wichtig ist eben das Verständniss, dass sowas wie jedes andere Kommando in neutraler Umgebung konditioniert wird und dann eben schrittweise die Ablenkung steigert.
Das Kommando löst nach der Konditionierung eine negative Emotion beim Hund aus, OHNE dass es zu einer Einwirkung kommt.
Das Problem mit einem "normalen" aversivem Abbruch ist doch, dass Menschen versuchen in emotionalen Ausnhamesituationen Dinge zu klären, die der Hund da garnicht mehr verarbeiten kann und es dann entweder nicht klappt, oder massiver Zwang angewendet wird. Anders eben bei gut aufgebauter konditionierter Strafe.
Ich arbeite seit Jahren damit und muß sagen es funktioniert, insbesondere, wenn man es zusammen mit einem Kommando für: Schatz, lass mal stecken, sonst sehe ich mich gezwungen das böse Wort zu verwenden.
Vorsichtig muß man nur sein wenn man mehrere Hunde führt, da es da entweder zu Habituation oder eben zum Generalisieren des Kommandos kommt. -
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Das normale "nein" hilft in der extrem hohen Erregungslage einfach nicht weiter, deshalb ist der konditionierte Marker durch die zusätzliche "emotionale Komponente" erweitert wie Anna schon geschrieben hat.
Anna, danke für die Erfahrungswerte, ich werde mal sehen, wie es sich entwickelt.
Gruss, jente
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Mein Marker ist übrigends ein "NEIN!"
Der einer guten Freundin ist "Sch**ße!"
Ich finde man fährt immer super damit ein Wort zu nehmen, dass einem instiktiv in Extremsituation über die Lippen kommt.
Konditionierte Strafe steht und fällt mit dem pädantischen, kleinschrittigen und extrem akuratem Aufbau. -
Zitat
Mein Marker ist übrigends ein "NEIN!"
Der einer guten Freundin ist "Sch**ße!"
Ich finde man fährt immer super damit ein Wort zu nehmen, dass einem instiktiv in Extremsituation über die Lippen kommt.
Konditionierte Strafe steht und fällt mit dem pädantischen, kleinschrittigen und extrem akuratem Aufbau.
"nein" hätte ich mir schwierig vorgestellt, das sagt man doch im täglichen Leben auch oft mal? Nutzt sich das dann nicht ab?Das mit dem extrem exaktem Aufbau ist mir auf jeden Fall klar, deshalb mache ich das auch nicht einfach so mal allein. Aber wir kommen wirklich nicht weiter so wie wir es bisher gemacht haben, und aufgeben ist irgendwie auch keine Option.
Gruss, jente
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Kram: Was mich interessieren würde, wie baust du es auf? Die oben beschriebene Situtaion mit dem Ignorieren beim Füttern würde bei meinen Hunden ein "man bist du blöd, ich mach mein eigenes Ding" auslösen
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Der Aufbau würde mich auch interessieren. Mein Hund würde es vermutlich gar nicht merken, wenn ich ihn 15-20sek ignoriere
Schon gar nicht, wenn er auf Futter unter einem Schuh fixiert ist. Da wird dann erstmal ewig lange am Schuh herumgekratzt und bei anhaltendem Misserfolg eben abgedreht und eine andere Beschäftigung gesucht.
(oder habe ich den Aufbau wie oben beschrieben falsch verstanden?) -
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