Für Alterserscheinungen gibt es keine Formel
Die pauschale Rechnung, ein Hundejahr entspräche sieben Menschenjahren, geht in der Praxis nicht auf. Bereits im ersten Lebensjahr durchlaufen Hunde einen Entwicklungsprozess, der dem eines Babys zum Teenager gleicht. Kleine Hunde werden schneller erwachsen als große, haben aber auch eine durchschnittlich höhere Lebenserwartung.
Ein konkretes Alter, ab wann Hunde als Senioren gelten, kann daher nicht benannt werden. Während ein Hund bereits mit sechs Jahren erste Anzeichen zeigt, merken Sie einem anderen seine zehn Jahre kaum an. Dennoch schreitet die Zeit unaufhörlich voran und eines Tages wissen Sie: Ihr Hund wird alt.
Der natürliche Alterungsprozess des Hundes
Welpen und junge Hunde sind voller Neugier und Forscherdrang. Sie möchten die Welt entdecken und sich beweisen. Die Halter stehen vor der Herausforderung, ihnen zu zeigen, wie ein harmonisches Miteinander in menschlicher Gesellschaft funktioniert. Ein erwachsener Hund weiß im Idealfall, was von ihm erwartet wird. Er kennt seine Stärken und Fähigkeiten und übt sich gerne darin. Er möchte sich bewegen, etwas erleben, Herausforderungen meistern und selbstverständlich im Leben seiner Menschen integriert sein.
Letzteres ändert sich auch beim alten Hund nicht. Was sich verändert, sind der Körper und das Verhalten. Im Gesicht zeichnet sich eine graue Schnauze oder Maske ab, das Fell wird stumpfer, die Zähne sind nicht mehr die besten. Gehör und Sehkraft können nachlassen und Bewegungen fallen schwerer. Ihr Hund möchte nun alles gemächlicher angehen lassen und schläft vermutlich mehr als gewohnt. Vielleicht muss er häufiger sein Geschäft erledigen. Auch Probleme mit der Ernährung können sich einstellen, denn der Stoffwechsel funktioniert im Alter anders.
Sturheit und stoische Gelassenheit
Manch ein Senior wirkt stur oder gar starrsinnig. Verwechseln Sie dies nicht mit Ungehorsam: Eventuell hört er schlechter, außerdem werden die Reaktionen im Alter langsamer und wie ältere Menschen können auch Hundesenioren vergesslicher werden. Es ist zudem nicht ausgeschlossen, dass Ihr an sich immer gehorsamer Begleiter keinen Sinn mehr im Befolgen mancher Kommandos sieht. Er sucht keine Herausforderungen mehr und muss sich nichts mehr beweisen. Auf seine Art ist der Hund weise geworden und sieht die Dinge mit stoischer Gelassenheit.
Den Tagesablauf anpassen
Ältere Hunde müssen oft häufiger ihr Geschäft erledigen und brauchen selbstverständlich Bewegung. Mehrere kurze Spaziergänge reichen aber völlig. Idealerweise darf Ihr Hund das Tempo bestimmen und am Wegesrand ausgiebig schnüffeln, denn das erfüllt seine Sinne. Damit er auch geistig aktiv bleibt, bieten sich kleinere Futtersuchspiele zwischendurch an. Ansonsten ist Ihr Hund froh, wenn er einen weichen Platz zum Ausruhen hat - gerne etwas abseits des Geschehens, aber so, dass er es beobachten kann.
Werden die Augen schlechter, helfen Sie Ihrem Hund, indem alles einen festen Platz bekommt und keine Möbel umgestellt werden. In einer geordneten Umgebung kann er sich orientieren. Ebenso ist ein fester Ablaufrahmen im Tagesgeschehen sinnvoll und gibt ihm Sicherheit: Die Gehirnleistung lässt im Alter nach, der Hund kann nicht mehr so flexibel wie früher auf Situationen und Ereignisse reagieren.
Kleine Malheure, Zipperlein und innige Liebe
Einige Senioren können den Urin nicht mehr so gut halten. Stellen Sie sich darauf ein, auch mal ein Malheur beseitigen zu müssen. Viele ältere Hunde lassen sich durch aufgeregte Artgenossen kaum noch aus der Ruhe bringen. Sie scheinen über dem Geschehen zu stehen. Andererseits ist es auch möglich, dass Ihr Hund auf einmal verstärkt bellt oder aggressiver scheint. Möglicherweise hat er Schmerzen. Regelmäßige Tierarztbesuche helfen, typische Altersbeschwerden zu lindern. Das gilt auch für etwaige andere Auffälligkeiten wie eine schlechte Nahrungsaufnahme - hier könnten Zahnschmerzen die Ursache sein.
Unabhängig von eventuellen körperlichen Beschwerden oder auch leicht schrullig wirkendem Verhalten beschreiben viele Menschen die gemeinsame Zeit mit dem Senioren als die intensivste. Sie sind sich bewusst, dass sie eines Tages Abschied nehmen müssen. Die Augen des Hundes scheinen häufiger in die Ferne zu blicken, so dass auch er wirkt, als wisse er intuitiv um den Lauf der Dinge.
Ihr Hund mag weniger agil sein als früher, braucht Ihre Anwesenheit, Ihre Nähe und Fürsorge aber im Alter ganz besonders. Er dankt es Ihnen mit seiner unerschütterlichen, innigen Liebe und Verbundenheit.
Quelle: Nicole (Autorin & Online-Journalistin)
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