Das Zusammenspiel der Sinneswahrnehmungen
Manch ein Hund scheint Gedanken lesen zu können und steht bereits freudig wedelnd an der Tür, wenn im Menschen gerade erst vage der Gedanke aufkam, das schöne Wetter für einen Spaziergang zu nutzen. Sobald dieser Gedanke in Ihnen aufkommt, verändert sich ganz subtil etwas in Ihnen, was Sie selbst vermutlich gar nicht mitbekommen. Ihrem Hund als Meister der Wahrnehmung entgeht dagegen nichts. Er erfasst eine minimale Veränderung der Körperhaltung und die von Ihnen ausgehende Geruchsveränderung, die mit der just aufflackernden Freude auf einen schönen Spaziergang einhergeht.
Unterwegs ist die Nase am Boden oder in der Luft und Ihr Hund weiß sehr genau, wer diesen Weg bereits entlang gegangen ist. Seine Nase erschnüffelt das Geschlecht, den Gesundheitszustand und den Gemütszustand anderer Hunde und Menschen. Er kann die Gerüche differenzieren und wieder erkennen. Inmitten vieler verschiedener Pflanzen-, Wild-, Hunde- und Menschengerüche kann er den eines Artgenossen herausfiltern und gezielt verfolgen, zum Beispiel den eines potenziellen Partners. Umgekehrt weiß er genau, wem er lieber nicht begegnen würde: Die Redewendung "die können sich nicht riechen" gewinnt hier eine besondere Bedeutung. Zwischen all den vielfältigen Sinneseindrücken entgeht es manch einem Hund dennoch nicht, wenn einige Meter entfernt eine kleine Maus durch die Büsche huscht, während er gleichzeitig bereits die Schritte der sich Ihnen hinter der nächsten Ecke nähernden Menschen registriert.
Von alldem bekommen Menschen nichts mit - allenfalls können sie aus dem Agieren und den Reaktionen des Hundes ableiten, was seine Sinne an unsichtbaren Dingen alles wahrnehmen. Das ist bereits der wesentliche Unterschied zum Menschen. Hunde nehmen in alle Richtungen wahr und orientieren sich daran. Menschen müssen rational erfassen, was um sie herum vorgeht. Sie müssen einen anderen Menschen sehen, um sich einen Eindruck von ihm zu verschaffen. Hören Menschen vielleicht in den Büschen etwas rascheln, wissen sie ohne sichtbares Objekt oder zumindest ohne ein weiteres eindeutiges Geräusch nicht, ob es sich um von einem Windhauch bewegte Blätter, einen Vogel oder eine Katze handelt.
Ihr Hund könnte Ihnen tatsächlich viel von der Ihnen verborgenen Welt um Sie herum erzählen.
Der siebte Sinn?
Offensichtlich benötigt Ihr Hund nicht einmal eine Uhr, um exakt zu wissen, wann Zeit zum Aufstehen ist, wann Essenszeit ist oder auch, wann Sie von der Arbeit kommen. Wann Zeit zum Aufstehen ist, sagt ihm die biologische Uhr statt dem Wecker, wobei er sich außerdem wiederum an Geräuschen und auch visuell an Lichtverhältnissen orientiert. Verlassen Sie stets etwa um dieselbe Zeit das Haus, um zur Arbeit zu gehen, und kommen nach Erfüllung Ihrer Pflicht zurück, verrät der Geruchssinn Ihrem Hund, wann er mit Ihnen rechnen darf:
Such- und Spürhunde nehmen den feinen Geruch von Hautschüppchen und minimalen Partikeln wahr, die jeder Mensch fortwährend verliert. Diese verändern sich in der Geruchsintensität im Laufe der Zeit. Dadurch können Hunde frische von älteren Spuren unterscheiden. Verlassen Sie nun die Wohnung, registriert er diese sich verändernde Geruchsintensität in der Umgebung. Sie verrät ihm genau, wann es so weit ist, dass Sie zurückkommen - regelmäßige zeitliche Abläufe vorausgesetzt. Gibt es solche nicht, ist das ebenfalls kein Problem - er hört Ihr Auto oder Ihre Schritte bereits eine gute Strecke, bevor Sie sich in der Nähe der Wohnung befinden.
Da sich Hunde an so vielem für Menschen Unsichtbarem, nicht Wahrnehmbarem orientieren, mutet es bisweilen sicher an, als würden sie über den sprichwörtlichen siebten Sinn verfügen. Tatsächlich sind es seine üblichen Sinneswahrnehmungen, die ihm so viel über all das verraten, was Ihnen verborgen bleibt. Allerdings sind die Sinne nicht nur wesentlich feiner entwickelt, sondern auch die Fähigkeit des Gehirns, unzählige Reize in Höchstgeschwindigkeit aufzunehmen und zu verarbeiten, lässt Hunde den Menschen immer eine Nasenlänge voraus sein.
Womit hat Ihr Hund Sie im Zusammenleben bereits überrascht? Welche Sinne sind bei ihm besonders ausgeprägt? Berichten Sie doch im DogForm von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit den außergewöhnlichen Sinneswahrnehmungen Ihres Hundes.
Quelle: Nicole (Autorin & Online-Journalistin)
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