Hunderassen Teil 1: Den passenden Hund finden: Wie aussagekräftig ist die Hunderasse?
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Die Entstehung von Hunderassen
Um durch eine Organisation als Hunderasse anerkannt zu werden, müssen Vierbeiner über mehrere Generationen hinweg bestimmte spezifische Merkmale aufweisen. Die Elterntiere werden nach der genetischen Wahrscheinlichkeit ausgewählt, die gewünschten Merkmale an den Nachwuchs weiterzugeben. Dieses Verfahren beruht auf einer langen Geschichte: Einst leisteten Hunde den Menschen Dienste als Wachhund, um das Haus zu schützen, als Helfer beim Hüten von Nutztieren, beim Transport von Lasten oder beim Jagen. Sie waren quasi selbst Nutztiere, die sich den Menschen jedoch kooperativ anschlossen.
Grob vereinfacht wurden schließlich gute Jäger zusammen gehalten und verpaart, um weitere jagdtaugliche Hunde zu erhalten. Hunde, die halfen, das Vieh zu treiben, zu hüten und zu bewachen, sollten dagegen keine derartigen Jagdambitionen und -fähigkeiten vererben. Besonders kräftige Exemplare sollten ebensolchen Nachwuchs hervorbringen, der in der Lage war, einen Schlitten oder einen Karren zu ziehen.
Es gesellten sich im Laufe der Zeit immer mehr Facetten hinzu, die den Menschen wichtig waren. Hunde begleiteten in Kriegen, galten als Aushängeschild des Adels, wurden in Wettkämpfen eingesetzt oder sollten den Hof von Ratten freihalten. Je nachdem waren bestimmte Eigenschaften oder ein bestimmtes Aussehen erwünscht. Es entstanden die ersten Organisationen, die Hunde mit definierten vererbbaren Veranlagungen als Rassen führten. Weltweit gibt es inzwischen hunderte Hunderassen, viele davon werden heute bei der FCI (Fédération Cynologique Internationale) geführt.
Vorteile und Nachteile der Zucht von Hunderassen
Zweifelsfrei war und ist es für Menschen vorteilhaft, zu wissen, welche Veranlagungen bei einem Hund zu erwarten sind. Ein Jäger wird kaum glücklich mit einem Vierbeiner, der wenig bewegungsfreudig ist und kein Interesse daran hat, Wild aufzustöbern. Wer Unterstützung beim Hüten des Viehs sucht, kann keinen Hund gebrauchen, der es zum Fressen gern hat. Ein Familienhund soll ausgeglichen und freundlich sein. Indem Hunderassen entsprechend definierter Veranlagungen gezüchtet werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Mensch einen Begleiter erhält, der seinen Vorstellungen entspricht und ein Hund in Gesellschaft von Menschen lebt, die ihm gerecht werden können.
Als nachteilig kann sich erweisen, dass mit der Entscheidung für eine Hunderasse eine starre Erwartungshaltung einhergeht: Schließlich verfügt sie über festgelegte Eigenschaften gemäß der Rassebeschreibung. Doch es gibt durchaus Retriever, die nicht begeistert ins Wasser springen und sich nicht für das Apportieren begeistern. Es gibt durchaus gemütliche Schäferhunde, die kaum Interesse daran haben, irgendwelche Aufgaben zu erfüllen. Es gibt Border Collies, die lieber entspannt im Schatten schlummern als Aktivitäten nachzugehen.
In jedem Wurf einer Rasse finden sich die unterschiedlichsten Charaktere von eher zurückhaltend bis draufgängerisch, von eigenständiger bis kooperationswilliger, von geruhsamerem Gemüt bis nervösem und schreckhaftem Naturell. Daher gibt die Hunderasse lediglich Anhaltspunkte, die als Entscheidungshilfe dienen können. Innerhalb der Rasse unterscheiden sich dagegen die Charaktere und Wesenszüge. Daher verschafft unabhängig von der Rasse nur das persönliche Kennenlernen eines Hundes einen realistischen Eindruck, was tatsächlich in ihm steckt.
Nachteilig sind weiterhin gewisse Vorstellungen der Menschen und genetische Probleme, die durch die Zucht von Hunderassen auftreten können. Die Begeisterung für große Kulleraugen hat beispielsweise zur Zucht von Hunden mit sehr verkümmerten Nasen und möglichst runden Köpfen geführt. Dadurch wurden körperliche Defizite angezüchtet, die unter anderem zu Atemproblemen führen. Andere Rassen neigen verstärkt zu Problemen mit dem Bewegungsapparat. Bei einigen wie dem Irischen Wolfshund ist die durchschnittliche Lebenserwartung nicht besonders hoch. Verschiedene rassespezifische Merkmale können folglich die Neigung zu ebenso rassespezifischen Krankheiten und körperlichen Problemen verstärken. Gelegentlich ist ein eingeschränkter Genpool für Probleme verantwortlich.
Wie wichtig sind optische Eigenschaften?
Größe und Körperbau sind sicher wichtige Entscheidungskriterien. Sie wissen schon bei einem Welpen, wie groß er ungefähr wird und ob er kräftig oder eher schlank gebaut ist. Daneben liefert Ihnen die Rassebeschreibung Informationen zum Aussehen der Ohren, der Länge der Schnauze, der Rute, der Fellbeschaffenheit sowie der Fellfarben und -zeichnungen. Die optischen Merkmale können dazu verleiten, einen Hund auszusuchen, dessen Aussehen zwar enorm gefällt, der aber von seinen Veranlagungen her so gar nicht zum Menschen und seinem Leben passt:
Ein Herdenschutzhund kann sich in einer Wohnung in einem Hochhaus als äußerst problematisch erweisen, ein arbeitseifriger Border Collie oder Schäferhund ist kaum die richtige Wahl für bequeme Menschen, die nur kleine gemütliche Runden mit ihrem Hund drehen wollen, ein kleiner, handlicher Jack Russel Terrier macht eine ältere, gebrechliche Person mit seiner Energie und seinem Jagdtrieb nicht unbedingt glücklich und ein Mops ist eher nicht die richtige Wahl für Menschen, die Pokale im Agility anstreben und lange Bergwanderungen mit ihrem Hund unternehmen möchten.
Relevante Entscheidungskriterien
Die beste Basis für eine glückliche Entscheidung ist es, sich ausgiebig zu informieren. Eine Rassebeschreibung ist zwar keine Garantie, dennoch erfahren Sie wichtige Details, welche Veranlagungen bei einem Hund vermutlich mehr und weniger ausgeprägt sind. Verlassen Sie sich aber nicht alleine auf Informationen zur Rasse, sondern lernen Sie zum Beispiel bei einem Wurf Welpen jeden persönlich kennen. Selbstverständlich dürfen auch optische Aspekte in die Entscheidung einfließen, sie sollten aber nicht über das Temperament, den Charakter und die Triebe des Individuums gestellt werden: Diese Kriterien sind es, die das Zusammenleben maßgeblich beeinflussen.
Tipp: Informieren Sie sich vorrangig über die verschiedenen Gruppen, denen die Hunderassen zugeordnet sind. Sie geben einen guten Überblick über die grundsätzlichen Anforderungen der zugehörigen Rassen, die es dann in der Regel in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich ausgeprägten Veranlagungen gibt. Ein Austausch im DogForum ist ebenfalls eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich ein besseres Bild zu machen, was mit dieser oder jener Rasse auf Sie zukommen kann.
Quelle: Nicole (Autorin & Online-Journalistin)
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