Tier oder Tierhalter ausbilden ?
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Hallo zusammen!
Ich wollte nun einfach mal eure Meinung dazu hören (lesen).
Ich selbst mache gerade eine berufsbegleitende Weiterbildung in tiergestützter Therapie. Dort wird nun der Tierhalter ausgebildet und nicht das Tier. Da wir dort das Tier quasi "nur" als Türöffner sehen. Also als erste Kontaktaufnahme zu dem Klienten.
Nun habe ich hier aber schon einige Threads gesehen in denen es um die Ausbildung des Hundes geht. Nur da frag ich mich dann ebend wenn man nun mit einem anderen Tier die tiergestützte Arbeit machen möchte wo werden diese dann ausgebildet
Nehmen wir mal an ein Huhn ich habe noch nie von einer Therapiehuhn Ausbildung gehört. Oder der Ausbildung zum Therapiemeerschweinchen.Freue mich auf einen Regen Austausch mit euch. Lasst die Tasten glühen.
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Zitat
Ich selbst mache gerade eine berufsbegleitende Weiterbildung in tiergestützter Therapie. Dort wird nun der Tierhalter ausgebildet und nicht das Tier. Da wir dort das Tier quasi "nur" als Türöffner sehen. Also als erste Kontaktaufnahme zu dem Klienten.
Hallo,
irgendwie stehe ich heute auf dem Schlauch. Was machst du für eine Weiterbildung?
ZitatNun habe ich hier aber schon einige Threads gesehen in denen es um die Ausbildung des Hundes geht. Nur da frag ich mich dann ebend wenn man nun mit einem anderen Tier die tiergestützte Arbeit machen möchte wo werden diese dann ausgebildet
Nehmen wir mal an ein Huhn ich habe noch nie von einer Therapiehuhn Ausbildung gehört. Oder der Ausbildung zum Therapiemeerschweinchen.Therapiehuhn? Therapiemeerschweinchen?
Den Einsatz dieser Tiere kann ich mir als "Therapietier" wahrhaftig nicht vorstellen.
Meerschweinchen und Hühner schließen sich nicht dem Menschen an wie ein Hund.
Wenn du oben die Ausbildung zu einem Therapiehund meinst, kann ich mir persönlich wenig vorstellen, wie so eine Ausbildung ohne Hund in der Praxis abläuft.Gruß
Leo -
Ich finde ein Hund, der im Rahmen einer Therapie eingesetzt wird, sollte
a) einen außerordentlich guten Grundgehorsam haben, um gut kontrollierbar und lenkbar zu sein
b) ein trainiertes "Nervenkostüm" haben, damit ihn nichts aus der Ruhe bringt (weder Geräusche wie Kreischen, noch merkwürdige Verhaltensweise wie Zappeln, Kneifen)Beispiel: Wenn ich mir vorstelle, wie viele Hunde vor einem schwankenden Besoffenen zurückschrecken oder ihn verbellen - das sollte einem Therapiehund, der womöglich mit Spastikern arbeitet, kalt lassen.
c) Spezialaufgaben drauf haben (als Blindenhund, Behindertenbegleithund usw) und so im Training stehen, dass dieses Repertoire gut aufstockbar ist
Ich persönlich mag es nicht, wenn mit dem Begriff Therapiehund inflationär umgegangen wird. Was weniger an der Endung Hund liegt, sondern mehr am ersten Wort: Therapie
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Ich kann Dir nur einige Punkte aus der Arbeit mit Therapie-Pferden beschreiben, die wichtig sind.
Man nimmt für solche Zwecke nur Pferde, die sich auch dafür eignen. Das heißt vom Wesen her sind das Pferde/Ponys, die einen engen Kontakt zu Menschen und vor allem auch ihnen fremden Menschen MÖGEN, Pferde/Ponys, die die Bereitschaft und vor allem Fähigkeit mitbringen, sich in gewisser Weise auf die Menschen einzustellen - das sind Pferde/Ponys, die mit einem ängstlichen Kind besonders behutsam umgehen, vorsichtige Schritte machen, damit der kleine Passagier nicht in Panik gerät, aber auch bei sehr forschen Kindern mal Zeichen der Unwilligkeit zeigen, um den Kindern Grenzen zusetzen.
Soll heißen, es sind durchweg Pferde/Ponys mit einer sehr klaren und ausgeprägten Persönlichkeit.
Unendlich wichtig dabei ist, dass man als Halter weiß, wie anstrengend (physisch und psychisch) solch eine Arbeit auch für die Tiere ist - sich eine halbe Stunde lang maximal zu konzentrieren und auf einen Menschen einzustellen, ist Schwerstarbeit, der dringend durch Ausgleichs-Beschäftigungen für die Tiere entgegengearbeitet werden muss. Freies Spiel, die berühmte artgerechte Haltung, Weidegang und gänzlich andere Nutzungsarten, um die körperliche und mentale Entwicklung zu fördern.
Das gilt für Pferde, aber auch für alle anderen Tiere.
Die Verantwortung des Halters liegt dabei in der Fürsorge für sein Tier. Der Halter muss Zeichen von Überforderung erkennen können, es sinnvoll auf den Einsatz vorbereiten (bei Pferden z. B. die Gewöhnung an Rollstühle und Hebevorrichtungen und Besonderheiten der betreuten Menschen - Menschen mit Spastiken geben versehentlich "Hilfen", die keine Gültigkeit haben sollten), der Halter muss für nötigen Ausgleich sorgen.
Tiergestützte Therapien haben nur dann ihr Ziel erreicht, wenn es für ALLE Beteiligten, Therapeut, Tier und zu Therapierenden eine Bereicherung ist.
Ich gehe mit BigJoy konform, dahingehend dass heutzutage häufig zu leichtsinnig mit dem Einsatz als vierbeiniger Therapeut umgegangen wird (eine ähnliche Entwicklung wie in der Rettungshunde-Arbeit) - WENN dann macht man das, weil ein Tier sich regelrecht dafür anbietet, aber nicht, weil es gerade irgendwie "in" ist.
LG, Chris
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Interessante Frage...
Hier mal ein Auszug aus meiner Diplomarbeit zu diesem Thema, der zeigt wie komplex und differenziert zu betrachten dieses Thema ist:
ZitatInsbesondere im Bereich der Arbeit mit Kindern und älteren sowie behinderten Menschen, werden in den letzten Jahren verstärkt Hunde in therapeutische und pädagogische Prozesse miteinbezogen. Das allgegenwärtige Schlagwort lautet hier „tiergestützte Therapie“. Sie ist jedoch trotz nachweislicher Wirkungen, von vielen Vorurteilen und einem ambivalenten Verhältnis zwischen praktischem Einsatz und wissenschaftlicher Grundlagenforschung gekennzeichnet. Das größte Missverständnis scheint hier die gesellschaftliche Annahme zu sein, dass tiergestützte Therapiemaßnahmen eine eigene Therapieform sind. Dem widersprechen allerdings alle namhaften Forscher und Praktiker (vgl. PROTHMANN 2007; RÖGER-LAKENBRINK 2006; WECHSUNG 2008, BERGLER 2000). Tiergestützte Therapie ist keinesfalls eine neue, eigenständige Therapieform und sie ist auch nicht in der Lage andere Therapieformen zu ersetzen. Vielmehr ergibt sich durch die Einbeziehung eines Tieres in eine bestehende Therapie, in unserem Fall eines Hundes, die Möglichkeit, diese Therapie durch die spezifische Wirkweise eines Hundes auf Menschen positiv zu beeinflussen. Die vielfältigen Wirkungen von Hunden lassen sich keinesfalls in einer gesonderten Therapieform binden, „ sondern können nur multimodal in einem Geflecht aus theoriegeleiteten und psychotherapeutischen Ansätzen erfasst werden.“ (PROTHMANN 2007, S. 252).
Eng verbunden damit ist die problematische Situation, dass sich in Deutschland bisher noch keine einheitliche Terminologie hinsichtlich der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Hunden in pädagogischen und therapeutischen Handlungsfeldern durchgesetzt hat. In Verbindung mit dem Umstand, dass ebenfalls noch jegliche staatliche Anerkennung einer professionellen Therapiehundausbildung fehlt, werden in Deutschland oftmals Aktivitäten mit Hunden unter dem Begriff „tiergestützte Therapie“ subsumiert, die jedoch mit einer Therapie im engeren Sinne nichts gemeinsam haben und allenfalls unter die Bereiche „tiergestützte Aktivität“ oder tiergestützte Pädagogik“ fallen. Wie in Kapitel 5.3.3.3. dargestellt, sind die Grundvorrausetzungen des Einsatzes von Hunden in der Therapie eine therapeutische bzw. pädagogische Ausbildung des Hundehalters und die Definition eines konkreten therapeutischen Zieles. Damit sollen die Wirkungen, die Hunde insbesondere als Besuchshunde im Bereich der „tiergestützten Aktivität“ erbringen können, gar nicht in Abrede gestellt werden, doch hinsichtlich der Anpassung an allgemeinverbindliche Qualitätsstandards, bedürfte es dringend einer Vereinheitlichung und Eingruppierung der unterschiedlichen Interventionsmaßnahmen.
Als erste Schritte in diese Richtung lassen sich hier insbesondere die zunehmend professionalisierten Ausbildungsmöglichkeiten und eine einsetzende Verzahnung von praktischer Tätigkeit und wissenschaftlicher Grundlagenforschung anführen. Zwar ist es nach wie vor kompliziert, wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über die Wirkweise von Hunden in tiergestützten Interventionsmaßnahmen zu erzielen, aber das Interesse der Wissenschaft zu diesem Thema scheint geweckt zu sein. So ist besonders in den letzten Jahren ein enormer Zuwachs an Fachliteratur und empirisch ernstzunehmenden Studien zu diesem Thema zu verzeichnen. Doch sind noch längst nicht alle Prozesse, die in der Mensch-Hund-Interaktion stattfinden, wissenschaftlich belegt. Vielen Methoden, mit denen im praktischen Einsatz gearbeitet wird, fehlt schlichtweg immer noch die wissenschaftliche Grundlage. Hier wären verstärkte Forschungstätigkeiten nötig, um diese Lücke zu schließen. Zusätzlich bedürfte es meiner Meinung nach der Stärkung eines kritischen Diskurses zur tiergestützten Therapie. Bei meiner Recherche zu diesem Thema bin ich nur vereinzelt auf kritische Beiträge gestoßen. Oftmals findet man ausschließlich positive, fast schon euphorische Berichte der möglichen Wirkungen von Hunden, die gegen sämtliche Varianten körperlicher, seelischer und sozialer Leiden helfen sollen. Hier fehlt es oftmals an einer kritischen Distanz und deutlichen Differenzierungen. Viel versprechend scheinen hier die Überlegungen BERGLERS (2000) zu sein. Er schlägt vor, ein theoretisches Modell zu entwickeln, das die vielfältigen Beziehungen zwischen einzelnen Variablen der Mensch-Hund-Beziehung abbildet und durch angemessene Konstruktoperationalisierungen überprüfbar macht. Darauf aufbauend wären dann Methoden und Instrumente zu entwickeln, mit denen die Differenziertheit der unterschiedlichen Aspekte des Umgangs mit Hunden valide zu erfassen sind. BERGLER (2000) schlägt z.B. ganz konkret die Entwicklung eines allgemeingültigen Kategoriesystems vor, das die verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten von Patienten im Zusammenspiel mit Hunden systematisiert und dadurch eine objektive Beobachtung möglich macht (vgl. ebd. S. 49).
Soll sich die tiergestützte Therapie (mit Hunden) in Zukunft zu einer dauerhaften und ernstzunehmenden Methode der Sozialen Arbeit entwickeln, halte ich die verstärkte Auseinandersetzung mit folgenden Punkten für wichtig:1. Deutliche Abgrenzung der tiergestützten Therapie von anderen Therapieformen und der Einsicht, dass die tiergestützte Therapie keine eigenständige Therapieform sein kann, sondern nur unterstützend wirkt.
2. Einigung auf eine einheitliche Terminologie der unterschiedlichen Möglichkeiten tiergestützter Interventionsmaßnahmen
3. Kontrollierbare Mindeststandards der Aus- und Weiterbildung
4. Eine verstärkte wissenschaftliche GrundlagenforschungUnzweifelhaft haben tiergestützte Interventionsmaßnahmen mit Hunden schon heute einen großen Stellenwert in der Sozialen Arbeit. Unter verstärkter Berücksichtigung oben genannter Aspekte wäre es jedoch möglich, diesen Bereich transparenter, differenzierter und überprüfbarer zu gestalten. Weder sind Hunde ein Allheilmittel, die auf jeden Menschen in jeder Situation eine positive Auswirkung haben, noch sind tiergestützte Interventionsmaßnahmen mit ihnen eine nicht ernstzunehmende Spielerei, die höchstens im Stande ist ein Lächeln auf ein Kindergesicht zu zaubern.
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Ich verfasse hier mal eine gesamt Antwort auf die Fragen.. habs mit dem zitieren leider noch nicht raus..
Ja es gibt auch "Therapie"hühner und und und... Denn wie ich schon erwähnte habe ich den Weg eingeschlagen das ich mich als Therapuet sehe und das Tier dann "nur" als Türöffner oder halt auch Motivation für den Klienten... Ja und dies kann man auch mit Hühnern machen und man glaubt garnicht was für eine tolle Bindung die aufbauen können wenn man sie als Küken groß zieht. Besonders spannend sind da auch Gänse..
In meiner Weiterbildung lerne ich zb wie man am besten ein Setting aufbaut... Wie die Auswahl des Tieres sein sollte... Also auf was achte ich bei der Auswahl des Tieres für den Klienten (natürlich nur wenn man diese Auswahl auch hat )
Dann Hygienebestimmungen, Versicherungsfragen, die verschiedenen Tiere werden besprochen also verhalten kommunikation bedürfnisse des Tieres, Ethik, wie baut man ein Tiertraining auf und und und....Ich finde das Wort Therapiehund (wahlweise jedes andere Tier einsetzbar) auch "falsch" denn das verwendete Tier in einem Setting ist ja definitiv kein Therapuet sondern ich.. Wahlweise hier natürlich auch Pädagoge...
Ich persönlich bin Gesundheits und Krankenpflegerin und werde nach meiner Weiterbildung evtl mit alten Menschen arbeiten. Zb Demenzerkrankten oder Leuten die einen Schlaganfall hatten..
(mein weg nach dem Abschluss steht noch nicht sicher fest )Bei Demenzerkrankten zur Kontaktaufnahme und um einfach Gespräche und Erinnerungen zu fördern..
Bei Schlaganfallpatienten um Bewegungen zu "provozieren". Denn den meisten fällt es einfach leichter etwas für ein Tier zu machen als einfach "nur so" Übungen zu machen...Mein Hund zb ( wenn er dann da ist) wird evtl auch in einem Kinderheim eingesetzt um dort mit "schwierigen" Kindern und Jugendlichen zu arbeiten... Und dort muss dann der Hund auch keineswegs alles mit sich machen lassen.. Soll heißen wenn die Kinder dann grob wären oder seine Grenzen überschreiten darf er dieses ihnen auch ruhig durch knurren verständlich machen... Damit die Kinder halt lernen uuupss andere habe auch ihre Grenzen....
Natürlich ist ein gutes Gehorsam und eine super Sozialisierung wichtig aber trotz seiner Aufgabe soll der HUnd dann noch Hund sein mit Hundetypischer Kommunikation... Ich hoffe ihr versteht was ich meine...
Aii bisschen lang geworden meine Antwort .. Enschuldigt bitte...
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Ich kenne auch ein Therapiehuhn und ein Therapiemeerschweinchen!
Ich hab auch mal überlegt das zu machen und was ich kennengelernt hatte, da musste der Hund mit.
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Also dort wo ich meine Weiterbildung mache braucht man noch nicht mal einen Hund zu besitzen.. Wir haben auch Leute dabei die zb Esel haben und später mit denen arbeiten wollen.. naja und so eine Eselherde im Vortragsraum wäre eher schlecht
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Du siehst es schon richtig, dass Tier ist nur der Türöffner.
Es kommen auch Hasen zum Einsatz bei Schlaganfallpatienten dazu auch noch ein Spiegel.Weder das eine noch das andere könnte man spezifisch für diesen Job vorbereiten.
In meinem beispiel streichelt ein Schlaganfallpatient das Kaninchen mit seiner schwachen Körperseite und kann dieses gleichzeitig im Spiegel betrachten, Spiegelverkehrt wird das Hirn überrumpelt...denn Spiegelverkehrt sieht es so aus, als wenn die gesunde Seite streichelt.Welches Tier da nun arbeitet ist denke egal....hauptsache ist, dass dem Tier nicht geschadet wird....es Kontakte als OK anerkennt, gerne gestreichelt wird und vor allem nicht ausgebeutet wird.
Wer die Ruhephasen eines Therapiehundes z.B. einhaltet, der macht ein minus Geschäft.....Kann mir auch noch ganz andere Tierarten vorstellen, die taktilen Reize haben ein schnelleren bezug zum Hirn als einfache Gespräche, und jemand der dahingehend ein handicap hat wird über das fühlen und tasten schneller angesprochen.....auf jeden Fall ein super spannendes Thema
Wünsche dir viel Glück in deiner Ausbildung und ne menge motivation
Gruß Gwen
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Mal eine Frage dazu, es gibt doch tiergestützte therapie (das tier verhilft direkt zu therapieerfolgen, hunde zb im sensorischen bereich durch das streicheln, ablecken..) und tierbegleitete therapie(zb katzen die bei psychologen sitzen und den kontakt durch ihr dasein erleichtern), da gibt es doch einen unterschied.
bin mir aber auch nicht sicher, was nun genau was beinhaltet, weiß nur dass es da einen unterschied gibt.
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