Wobblersyndrom - Bandscheibenvorfall
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Liebe Hundefreude,
weil ich aus aktuellem Anlass viel im Internet über Hunde-Erkrankungen, speziell das Wobblersyndrom, gestöbert hatte, und mir all die Berichte, Fragen und Antworten in Foren sehr viel gebracht haben, möchte ich gerne Euch den Fall von unserem Benni schildern – vielleicht hilft auch dieser Bericht dem ein oder anderen.
Benni ist ein ca 9 bis 10 jähriger Mischlingsrüde (Mischung aus Berner Sennenhund und zwei/drei weiteren, langbeinigen Vorfahren), 25 kg schwer, ca. 55 cm Schulterhöhe. Seit er vor 4 Jahren von einem Auto angefahren wurde, ist er Epileptiker. Mit einer Medikamentierung mit Luminal (Phenobarbital) alleine, haben wir das nur teilweise in den Griff bekommen: alle 3 Wochen hatte er einen Anfall. Seit dem wir eine Kombination aus Luminal und Dibro-Be hat er keinen Anfall mehr (seit ca. 2 Jahren).
An einem Freitagabend vor 3 Wochen begann Benni noch auf dem nach Hause Weg von seinem Spaziergang stark zu lahmen, wurde zusehends unsicher, war außer Stande, Treppen zu steigen und musste getragen werden. Im Haus verschlimmerte sich sein Zustand zusehends: von keinem seiner Glieder gingen koordinierte Bewegungen aus, Reflexe waren kaum wahrnehmbar: Benni war vom Hals ab gelähmt, tetraplegisch.
Ein Arztbesuch am gleichen Abend legte zunächst eine extrem starke Magen/Darm-Kolik nahe – er hatte vor dem Spazierengehen eine komplette Packung Toastbrote verzehrt. Er bekam ein schmerzlinderndes Medikament (Novalgin) – durch einen ähnlichen Forenbericht (tetraplegisch nach Kauknochenverzehr) – erschien uns dieser Grund möglich, wir hofften darauf, daß es so war.
Am nächsten Tag haben sich die Symptome nicht verbessert – kein Aufstehen, kein Stehreflex, kurzes Torkeln, dann fällt Benni zu Boden. An Koten oder Urinieren ist in diesem Zustand nicht zu denken. Es sind keine offensichtlichen Schmerzanzeichen zu erkennen; Benni machte aber einen absolut wachen und lebenswilligen Eindruck.
Beim zweiten Arztbesuch (Sa) wurde Benni geröntgt (ohne Kontrastmittel); eine äußerst starke Spondylose zwischen 5 und 6ten Halswirbel sowie wie einige weitere, wenn auch weniger stark ausgeprägte, waren über viele weitere Wirbel zu erkennen. Magen und Darm waren relativ leer, seine Blase übervoll. Prognose war sehr schlecht – möglicherweise ein Bandscheibenvorfall, mit folgenschwerem Wobbler-Syndrom. Diese führt zu einer Anschwellung von Gewebe im Rückenmarksbereich, welches auf die Nerven einen Druck ausübt. Bleibt der Druck fortbestehen, führt dies zu einem unwiderruflichen Schädigung und möglicherweise Absterben der Nervenzellen.
Eine OP (mögliche Stelle müsste erst noch für eine Myeolographie lokalisiert werden) wollten wir nicht durchführen, wäre in München gewesen und die Erfolgsaussichten waren nicht eindeutig. Die konservative Methode – Gabe von hoch dosiertem Cortison (intravenös verabreicht, zusätzlich Gabe von Magenschutzpräparat) erschein uns als einzig gangbarer Weg – das Cortison sollte die mögliche Schwellung möglichst rasch beseitigen. Nach der Medikamentierung wurde Benni noch Kathederisiert, letzteres am Abend nochmals wiederholt.
Wir haben uns innerlich schon damit auseinandergesetzt und entschieden, daß, falls keine Verbesserung eintritt, Benni am folgenden Tag, nachmittags eingeschläfert werden sollte. Uns war völlig unklar, wie er Koten oder Urinieren, wie er diese Lebensqualität aushalten soll, wenn er völlig bewegungsunfähig ist.
Bei der zweiten Kathedersitzung (Sa) bemerkten wir allerdings eine winzige Verbesserung – der Kathederschlauch berührte seinen Hinterlauf – und er zuckte.
Am nächsten Morgen (So) haben wir ihn mehrfach in den Garten getragen – er bemühte sich aufzustehen, aber es klappte nicht. Der Zustand war nicht besser geworden. Um 13 Uhr der nächste Versuch – im Garten liegt zu diesem Zeitpunkt viel Schnee: Benni robbt sich auf einmal in Richtung seines angestammtes Pinkelplatz und er uriniert! Das ist ein Riesenfortschritt, denn koordiniertes Wasserlassen war durch die Lähmung der Harnblase bis dahin nicht möglich gewesen. Er müht sich, kommt sogar kurz etwas auf die Beine, torkelt, fällt. Ich habe das mit meiner Handykamera aufgenommen.
Beim Tierarzt um 14Uhr habe ich die Aufnahmen gezeigt, und mehr als meine Worte es hätten beschreiben können, waren die Bilder ein riesiges Zeichen der Hoffnung und alle sehr beeindruckt über die Fortschritte. Wir setzten die Cortisongabe wie geplant mit niedrigerer Dosierung fort. Kathederisierung war nicht mehr notwendig.
Am Abend ließen wir ihn wieder in den Garten und wieder, dieses mal noch etwas besser robbte er durch den Schnee und konnte Urinieren. Die ganze Nacht, wie auch die Nacht zuvor schlief ich bei meinem Hund und versuchte seinen Rücken so warm wie möglich zu halten.
Am nächsten Tag (Mo), ich habe mir frei genommen, konnte Ben tatsächlich erste Schritte machen, ja sogar 200 m gehen – sehr wackelig zwar, aber Schnee sei Dank, fiel er immer weich.. Er konnte sogar Kot abgeben. Ich macht wieder Aufnahmen und brachte sie in die Tierarztpraxis – die Aufnahmen waren Gold wert, weil sie die Verbesserungen viel besser dokumentierten, als es in der Arztpraxis (bei glatten Böden und stressiger Umgebung) hätte aufgezeigt werden können. Wieder intravenöse Cortison Gabe, die letzte.
Am Dienstag dann war Benni schon wieder erstaunlich gut auf den Beinen – wir konnten einen längeren Spaziergang machen (15 min) und in seinem Übermut rannte er sogar eine kurze Strecke durch den Schnee. Beim Tierazt bekam er eine Depot-Spritze Cortison, die für ungefähr eine Woche reichen soll.
Nach einer Woche und vielen kleinen kleine Fortschritten, gewinnt Benni gewinnt langsam auch die Sicherheit auf glatten Böden wieder, er kann längere Spaziergänge machen und auch wieder im Stehen fressen. Er ist noch weiterhin tapsig, schleift manchmal seine Läufe am Boden, aber er ist schon wieder fast der alte.
Nach drei Wochen und der ersten Tierphysiologie-Sitzung bleibt beim Treppensteigen noch eine gewisse Unsicherheit und beim Koten kann er schon mal eine Rolle Rückwärts machen…aber wir sind alle überglücklich, daß Benni sich so gut entwickelt hat und daß er nun hoffentlich noch ein paar schöne Jahre bei uns bleibt.Was haben wir gelernt, was machen wir nicht mehr:
Konservative Methoden können erstaunlich gut wirken.
Kamera bereithalten, um den Verlauf zu dokumentieren
Für die Genesung war es wichtig, Benni Situationen auszusetzen, in denen er sich motiviert fühlte (Spazieren gehen, fremde Gerüche)
Kein Halsband mehr, nur noch Geschirr.
Nicht aufgeben – aber ich weiss nicht, wie die Situation ohne Schnee gewesen wäre.Viele Grüße, Benni mit Familie
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Hallo,
das hast Du schön geschrieben und bestimmt kann eure/Bennis Geschichte einigen Hoffnung machen.
Ihr habt meinen Respekt für euer Durchhaltevermögen und Benni natürlich für seinen Lebenswillen.Ich wünsche euch noch ganz viele schöne Jahre mit eurem Benni.
Liebe Grüße
Steffi
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