Wie kam die Farbe in den Wolf?

  • Ja, nun muß ich ja .. wie fange ich an !? :???:


    Ich versuchs mal verständlich, vereinfacht in Schriftform zu bringen.


    Aus der Aminosäure Tyrosin bildet der Hund DOPA. Daraus wird zum Einen Dopachinon, welches für die Pigmentbildung benötigt wird.


    Es gibt zwei Farbpigmente, die sich bilden:
    Das Eumelanin, welches braun und schwarz hervorbringt und
    das Phäomelanin, welches für rot, hellblond, blond zuständig ist.


    Das Eumelanin ist stabil, die Pigmente werden einmal eingelagert und bleiben dann erhalten. Beim Phäomelanin sieht es anders aus, dieses Pigment ist instabil (zum Verständnis: Sommersprossen bilden sich unter Sonneneinstrahlung bei rothaarigen Menschen, verschwinden aber wieder, bleiben nicht konstant).


    DOPA spaltet sich in Dopachinon und Dopamin (Selbstbelohnungshormon). Der Eumelanintyp benötigt einmalig Dopachinon und gibt dann die Rückmeldung einer Sättigung, somit kann das produzierte DOPA für Dopamin, dieses zu Noradrenalin (Kampf/Gedächnistraining) und bei Bedarf zu Adrenalin (Flucht) umgewandelt werden.
    Dieser Hund (braun/schwarz) verfügt also über die kpl. Palette aller Hormone, die er „für Alltagssituationen“ braucht.


    Der ohnehin schon bevorteilte Eumelanintyp produziert parallel mehr Sexualhormone und Pheromone (Duftstoffe), tendiert zum coolen Macho.


    Der Phäomelanintyp muß ständig Pigmente erzeugen, daher geht ein Großteil des DOPA in die Dopachinon, also Pigmentproduktion und in Folge dessen sind die zur Verfügung stehenden Dopamine und Folgestoffe eingeschränkt. Der Phäpmelanintyp bildet mehr Cortisol, wird dadurch gestresster, leichter erregbar, aggressiver und dementsprechend wird das Immunsystem geschwächt.
    Rotes Fell ist oft mit einem hohen Jodgehalt (Schilddrüsenhormon) gekoppelt, welches zu einem erhöhten Adrenalinspiegel und damit zu steigendem Cortisol führt.


    Vereinfacht gesagt:
    Schwarz/braun ist kombiniert mit einem ausgeglicheren Hormonhaushalt, der ein cooleres Verhalten ermöglicht, eher ein nachgeben, gleichzeitig aber auch ein selbstbewußteres Auftreten.


    Rot(blond) hat ein Defizit durch die verschobene DOPA-Produktion. Der Hund produziert mehr Cortisol, welches zu dem schwächeren Nervenkostüm führt, einer leichteren Erregbarkeit und, wie erwähnt, durch diesen Dauerstress zu der Schwächung des Immunsystems. Der rote Hund fährt schneller hoch, braucht länger zum Entspannen, muß sein Leben lang ruhiger trainiert werden.


    Soviel grob zur Einfarbigkeit ..


    Daneben gibt’s dann noch ein Gen, welches für einfarbig oder gestromt zuständig ist.
    Das (dominant vererbte) Aguti für gestromte Fellfarben und Non-Aguti für einfarbig – jedes wieder mit Unterteilungen für gescheckt, gewolkt, ... (z.B. Silberfüchse).


    Um es abzukürzen :roll: , das Aguti-Gen sorgt für eine vermehrte Bildung von Rezeptoren in Nebennierenrinde und Rückenmark. Cortisol wird somit vermehrt aufgenommen und langsamer abgebaut -> höhere Stressanfälligkeit.


    Den Rest der wissenschaftlichen Abhandlung spare ich mir an dieser Stelle.


    Der SuperGAU wäre demnach ein rot-gestromtes Fell. Wer einen solchen Kater hat weiß, daß man diesen auf dem TA-Tisch besonders gut festhalten muß und daß er Zuhause eher zum Prügeln neigt, als ein ausgeglichenerer Schwarzer Kater.


    Vergleichen kann man die Verbindung zwischen Fellfarbe und Verhalten gut an Labradoren. Blonde sind oft aggressiver, hektischer und unruhiger, als die schwarzen Vertreter oder gar die (hypersexed) Schokofarbigen, die aber ansonsten nix aus der Ruhe bringt.


    Soviel zur Theorie. Natürlich gibt es auch Hunde mit rotem Fell, die völlig cool und ausgeglichen sind ... aber eben seltener.


    Noch nebenbei wen´s interessiert:
    Merle führt nicht – wie bisher gedacht – zu stressanfälligeren Hunden. Dieses Gen beeinträchtigt die Sinnesleistungen von Hunden (nicht selten gibt es taube/blinde Nachkommen). Diese Beeinträchtigungen müßen aber nicht auffällig ausgeprägt sein, sondern können nur „ein bisschen schlechter“ Hören verursachen. Die Folge ist ein schreckhafterer Hund, ein höherer Stresslevel und der irrtümliche Glaube, die Farbe wäre für den Stresslevel verantwortlich, wobei dieser nur die Folge der Behinderungen ist.


    Ich hoffe, ihr könnt mein Geschreibsel halbwegs nachvollziehen. Erzählungen, Fakten, Diagramme und Tabellen in ein paar Zeilen zu verpacken ist nicht so einfach.


    Gruß, staffy

  • Wow derstmal danke, das muß ich später nochmal lesen.


    Zitat

    Der SuperGAU wäre demnach ein rot-gestromtes Fell. Wer einen solchen Kater hat weiß, daß man diesen auf dem TA-Tisch besonders gut festhalten muß und daß er Zuhause eher zum Prügeln neigt, als ein ausgeglichenerer Schwarzer Kater.


    Gut das unser Kater nicht so ist. *schweissabwisch* Glück gehabt...der ist wohl dann die Ausnahme. Aber man sagt den roten Katern ja schon ein entsprechendes Verhalten nach.


    Meinen Wunsch nach einem dark-sable Collie sollte ich wohl dann auch noch mal überdenken. :D

  • Zitat

    Ich kann das mit dem roten nur unterstreichen :roll:
    Katzenpack :D


    Neeneeeneeee, du mußt das jetzt anders sehen:


    Die Armen können ja nix dafür !
    :D

  • Danke Staffy!
    Also das mit dem rot stimmt bei uns: Ich bin rothaarig und habe eher schwache Nerven (gehabt) und habe eine Neigung zum Aufbrausen (gehabt). Mein fast schwarzer Hund sollte demnach eher cool sein :???: Naja, da ich mich ja auch in den Griff gekriegt habe, sollte mein kleiner Chaot das auch schaffen, ich werde es ihm mal zum lesen geben, was Du hier geschrieben hast. Es ist echt super interessant, mal sowas zu lesen, noch mal DANKE!

  • Zitat


    Neeneeeneeee, du mußt das jetzt anders sehen:


    Die Armen können ja nix dafür !
    :D


    *laaaaach* genau DAS hab ich eben meinem Mann in ner Email geschrieben :D Kleinen Auszug aus Deinem Beitrag und dann drunter.... Siehste Schatz der arme Red kann da garnix für und es liegt nicht daran das er verwöhnt ist .. Dat is alles die Farbe schuld ^^

  • Vergleich roter Bluey, blauer Jabba... Kommt hin... Wobei die beiden da ja wieder nicht repräsentativ sind... :D


    Danke für den Bericht, war seeehr interessant...


    Sind deswegen die Toller die hibbeligsten Retriever???

  • Zitat


    Sind deswegen die Toller die hibbeligsten Retriever???


    glaube ich nicht. Da müssen noch mehrere Faktoren reinspielen. Denn blonde Labradore und Goldies müßte das dann auch in gleichen Maße treffen.

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