Nochmal das leidige Thema Alleinbleiben - Hilfe!!

  • Ich muss den Thread nochmal wieder ausbuddeln. Nach über einem Jahr Training kann ich endlich sagen, dass wir zumindest deutliche Fortschritte machen und ich wieder einen Funken Optimismus habe, dass Leni es vielleicht doch noch irgendwann lernt :)
    Nachdem wir lange mit einem Kindergitter trainiert haben, ist sie nun seit ca. 3 Wochen so weit, dass sie auch bei geschlossener Tür alleine in einem Raum bleibt ohne zu bellen, sogar wenn Besuch da ist (ich weiß, für die meisten hier klingt es wahrscheinlich ein bisschen putzig, dass man ein Jahr lang braucht, um das zu erreichen - für uns ist es aber ein riesengroßer Fortschritt :) ). Der nächste Schritt ist nun die Wohnungstür und hier habe ich ein kleines Problem. Es funktioniert mittlerweile, dass sie nicht sofort mit dem Bellen loslegt, wenn ich die Tür hinter mir zuziehe, sondern ich kann immerhin schon bis zu 3 min vor der Wohnungstür sitzen und es bleibt ruhig drinnen. Problematisch wird es aber, wenn ich mich eben nicht nur vor der Wohnungstür aufhalte, sondern mich von dort wegbewege. Der Treppenabsatz ist die absolute Grenze. Sobald ich diese überschreite, bricht oben die Hölle los. Nun gibt es ja 2 Möglichkeiten, wie ich weiter trainieren könnte:


    1.) ich bleibe vor der Wohnungstür sitzen und dehne erstmal die Zeit aus, in der sie diesen Zustand "erträgt". Sobald sie soweit ist, dass sie das Getrenntsein durch die Wohnungstür ruhig hinnimmt (für z.B. 30min), taste ich mich weiter vor.


    2.) ich gehe einfach direkt immer wieder über ihre Treppenabsatz-Grenze und danach direkt wieder zurück in die Wohnung, um sie zu daran zu gewöhnen, dass es nichts Schlimmes ist, wenn ich dort vorbeigehe. Ist sie dann irgendwann hoffentlich desensibilisiert, bräuchte ich nur noch die Zeit ausdehnen.


    Mich würde mal interessieren, wie ihr in diesem Fall vorgehen würdet. Ich tendiere zu Variante 1, musste mir aber jetzt schon mehrfach anhören, dass ich zu zaghaft vorgehe und es keinen Sinn machen würde, den Hund an einen Zustand zu gewöhnen, der sowieso keinen Bestand haben wird (denn im realen Leben sitzt man ja eher selten im Hausflur rum). Leuchtet mir schon irgendwie ein, aber ich habe eben auch Angst, sie zu überfordern und mit einem Fehler unsere Minifortschritte wieder zu versauen. Daher dachte ich, ich hole mal ein paar Meinungen dazu ein... würde mich sehr über Antworten/Meinungen freuen :)

  • Hallo Deliara,
    erstmal Hut ab, dass du nach der langen Zeit noch nicht aufgegeben hast :gott:


    Zuerst rate ich dir: Lass dir nicht einreden, du wärst zu zaghaft, du kennst den Hund, du kannst einschätzen, worauf sie wie reagiert. Wenn du nach so mühsamer Arbeit zu forsch bist, kannst du dir alles restlos versauen und evtl. von vorne anfangen. Bleib bei dem Tempo, dass dein Bauch dir sagt.


    Ich persönlich würde wohl eine Mischung aus beiden Varianten wählen. Einerseits die Zeit vor der Tür ausdehnen, aber dabei auch immer weiter von der Tür weggehen. Der Hund SOLL sich ja gerade an den Zustand gewöhnen. Er soll akzeptieren, was gerade passiert und dadurch es auch leichter haben, eine Steigerung anzunehmen. Für mich klingt das logischer, gerade bei so einem extremen Fall, als ein Wurf ins kalte Wasser, damit man eeendlich nicht mehr das Problem hat. Gerade, wenn Hundi sich dran gewöhnt, ist die Wahrscheinlichkeit ungleich höher, dass man das Problem irgendwann wirklich nicht mehr hat.


    Geh aber nicht zurück in die Wohnung, wenn Hundi grade Radau macht, sonst meint sie, je lauter, desto eher kommst du wieder. Reingehen, wenns ruhig ist und dabei ganz normal sein. Ansonsten hilft nur fitzelweise weiter vorarbeiten. Da sie 3 Minuten aushält vor der Tür, würde ich an deiner Stelle entweder einfach ein kleines Stückchen oder eben so weit, wie du weißt, dass sie ruhig bleibt wegrücken und dort die Zeit weiter erhöhen.


    Wichtig sind auch immer Rückschritte, also hin und wieder kannst du dich dann auch mal wieder näher an die Tür setzen oder kürzer wegbleiben. Stetiges Steigern ist auch nicht das Beste.


    Ich wünsche dir noch so eine große Portion Geduld, irgendwann wirst du entspannt die Wohnungstür hinter dir schließen und gehen - ohne Hund, denn der schnarcht drinnen gemütlich :D

  • Was ist denn in der Zwischenzeit so gelaufen - wie oder wo blieb sie da alleine? Was ist eigentlich dein Eindruck - ist es echte Trennungsangst, oder nur Frust, weil sie was verpasst? Denn das erinnert mich an Splash:

    Zitat

    Wenn ich ihr was Tolles hinlege, interessiert es sie auch nicht, wenn ich aus der Haustür gehe. Sie schaut dann nichtmals hoch. Aber der Terror geht dann los, sobald sie fertig gegessen hat. Deswegen glaube ich auch manchmal nicht, dass es unbedingt nur Verlassensangst o.ä. ist, wenn sie jault und bellt.. naja, wir werden sehe, wie es weriter klappt beim Üben.


    War bei ihm dasselbe. War es lecker genug, hat er fröhlich gefressen, dann festgestellt, dass er immer noch allein ist und nicht zu mir kann, und das Theater ging los. Natürlich hat der Hund auch Stress dabei, aber es ist nicht die Panik der Trennungsangst.


    Ich würde mich nicht länger vor die Türe setzen. Splash hat manchmal am ärgsten getan, wenn ich nur kurz in den Keller oder die Waschküche bin. Ich habe ihn immer und immer wieder allein gelassen, und mich um das Gejodel nicht gekümmert (oder doch, mal gab es eine kräftige Ansage :hust: ). Konnte ich gar nicht, denn er hat es auch im Auto getan, wenn ich den andern Hund rausnahm, um mit dem zu arbeiten. Wenn er immer noch jaulte, wenn ich zurückkam, habe ich ihn einfach ignoriert. Ditto in der Wohnung - er war Luft für mich, ich liess mir von ihm nicht vorschreiben, ob ich reinkommen darf. Ich bin sehr oft rein und grad wieder raus, und rein und raus. Für längere Abwesenheiten hatte ich eine Sitterin, kurze Einkäufe, da musste er durch. Er hat recht lange intermittierend gejault und gebellt, aber nie durchgehend. Und es wurde weniger. Er durfte auch nicht immer im gleichen Zimmer sein wie ich, aber das kannte er schon von der tabuisierten Küche her - die geschlossene Tür fand er allerdings auch eine Frechheit....


    Der Durchbruch kam bei ihm, als ich ihm mehr Raum gab und er die Wohnungstür bewachen durfte. Vorher hatten die Hunde nur das Wohnzimmer, da hat er beharrlich die Tür attakiert oder gebellt. Gab ich noch den Flur dazu mit der Wohnungstür, war er viel ruhiger. In der ersten Zeit war er tatsächlich immer hinter der Tür, allmählich blieb er jedoch auf seinem bevorzugten Liegeplatz im Wohnzimmer.


    Ich würde dir raten, etwas auszuprobieren, und nicht nur stur nach einmal gewähltem Schema vorzugehen. Der eine Hund ist ruhiger in einem kleinen abgelegenen Raum, der andere fühlt sich dann eingesperrt und entspannt eher, wenn er wie gewohnt durch die Wohnung kann.

  • Zitat

    Mir fällt gerade noch was ein, weiß aber nicht, ob das bei jedem Hund sinnvoll ist. Wir haben eine bestimmte leckerliesorte, die bekommt Jeppe nur, wenn wir gehen. Er liebt diese Kekse und wenn ich die Dose dann runterhole, wird er schon ganz hibbelig, läuft freudig ins Wohnzimmer, wo ich dann die Kekse auf den Teppich lege und macht sich über die kekse her, während ich gehe. Er schaut mir dann nicht mal hinterher. Das klappt bei uns ganz toll und wenn ich dann wiederkomme, egal ob nach einer oder nach vier Stunden, muss ich meinen Hund meist suchen, weil er irgendwo gemütlich am pennen ist und es auch nicht für nötig hält, zu gucken, wer da kommt. Also alles ganz entspannt! Ich wünsche dir viel Erfolg!


    Viele Grüße von Nehle, deren Hund bestechlich ist!!


    Ich habe bei meinem Hund auch den Eindruck das Rituale gaanz wichtig und eine Sicherheit sind, Paule bekommt auch immer etwas zum Abschied wenn ich gehe. Dann rennt er schon immer in seine Kudde und ist wild darauf dass ich endlich weg bin ;)


    Ansonsten finde ich hier den Tipp mit der Nachbarschaftspflege auch sehr gut. Und ich würd mir an deiner Stelle vielleicht noch überlegen ob ein Sitter auch eine Möglichkeit wäre. Dann hättest du zu anderen Zeiten und entspannter die Gelegenheit zu üben... vielleicht langsamer ausbauen noch? Würd ich glaub so machen. Vor allem eben wenn die Nachbarn noch so ein Problem darstellen können, 2 Stunden ist ansonsten ja nicht soooo die Zeit...
    Drück dir die Daumen, halt uns hier mal auf dem Laufenden =)

  • Lieben Dank erstmal für eure Anworten!



    @das_caro
    Das ist eine gute Idee, einfach beide Varianten flexibel zu kombinieren. Auf die einfachsten und logischsten Dinge kommt man manchmal von alleine einfach nicht. Danke :gut:
    ..und wenn sie Radau macht, gehe ich sowieso nicht zurück, das soll ja nicht auch noch belohnt werden ;-)



    naijra
    Ich erzähle mal ein bisschen, was in der Zwischenzeit so bei uns los war. Zuallererst habe ich mich um einen Sitter gekümmert - wobei der erste mich arg enttäuscht hat, da sie dort ohne mein Wissen ebenfalls alleine gelassen wurde. Das hat uns einen riesigen Rückschlag beschert und ich glaube auch, dass das der Grund war, wieso das ganze Training so schwierig ist. Zum zweiten Sitter geht sie heute noch regelmäßig und fühlt sich superwohl dort - und kann lustigerweise dort auch völlig problemlos mal stundenweise mit den anderen Hunden zusammen alleine bleiben.
    Was das Training betrifft, so habe ich viel herumexperimentiert. Mit Ritual, ohne Ritual, in einem Raum, in der ganzen Wohnung, mit Beschäftigung, ohne Beschäftigung... aber nichts von allem hat wirklichen Erfolg gebracht. Anfang des Jahres habe ich schließlich einen Trainer zu Rate gezogen, der mit konditionierter Entspannung arbeitet. Wir haben dann erstmal einen bestimmten Entspannungsduft auftrainiert, den sie mit "Entspannung ohne Sozialkontakt" verknüpft und dann mit dem Duft und dem Kindergitter angefangen, sie im Schlafzimmer alleine zu lassen (weil sie dort am Ruhigsten ist und den Raum wohl auch am ehesten mit Entspannung verbindet). Es hat sehr, sehr lange gedauert, bis sie in dieser Situation völlig entspannen konnte, aber nachdem sie nun diese Barriere zu akzeptieren gelernt hat, habe ich vor ca. 3 Wochen begonnen, die Tür zu schließen. Erstaunlicherweise hat das super geklappt und es gab kaum Probleme bei diesem Schritt, weswegen ich jetzt auch fix weiter machen will, wenn sie denn schonmal eine so gute Phase hat ;) Sie soll übrigens auch weiterhin nur das Schlafzimmer zur Verfügung haben, da sie mit der ganzen Wohnung einfach zu viel Stress hat und dieser Raum ja nun auch im bisherigen Training genutzt wurde (und sie die Situation, dort alleine zu sein, kennt).
    Zur Ursache der Probleme: Trainer und ich sind übereinstimmend der Meinung, dass sowohl Trennungsangst als auch Frust (in erster Linie Barrierefrust) eine Rolle spielen. Sie kommuniziert generell sehr deutlich und lautstark, wenn ihr etwas nicht passt :roll: In Interaktion mit mir hat sie gelernt, dass sich dieses Verhalten nicht lohnt und ignoriert wird, sobald sie aber alleine ist, zeigt sie unermüdliche Ausdauer und bellt auch gerne stundenlang durch.
    (Im Auto ist es übrigens noch schlimmer als zu Hause. Sie bellt, sobald ich aussteige - selbst wenn ich nur tanke und unmittelbar neben ihr stehe und sie mich noch sehen kann. Für kurze Einkäufe oder auch mal eine kurze Sprechstunde in der Uni muss sie da durch, da lasse ich sie dann halt bellen. Aber auch hier findet sie von alleine kein Ende und bellt und bellt und bellt... teilweise im Liegen mit platt abgelegtem Kopf (so dass sie rein von der Körperhaltung her eigentlich recht entspannt aussieht). Aber im Auto ist mir das relativ egal, soll sie halt bellen, wenn sie meint... nur in der Wohnung geht das eben nicht und sie muss lernen, ruhig zu sein)


    Du hast absolut Recht, Schema F funktioniert nicht, das habe ich auch schnell von/mit ihr gelernt ;) Aber im Moment bin ich wirklich optimistisch, dass sich doch noch was tut und wir das Problem evtl. doch noch in den Griff bekommen.



    Polarhörnchen
    Macht doch nichts - passiert mir auch ständig :D

  • Danke für das ausführliche Update - scheint ja wirklich 'ne harte Nuss zu sein! Aber bei dem Trainer scheinst du gut aufgehoben.


    Du hast recht, wenn sie stundenlang durchbellt, dann geht das nicht über reine Gewöhnung und mal jaulen lassen. Das kann man machen, wenn nur kürzer oder intermittierend gejault wird. Ich würde trotzdem nicht einfach nur die Zeit steigern, sondern auch parallel immer wieder unregelmässiges, aber häufiges raus-rein machen, und dabei auch mal die Aussentüre öffnen und schliessen, später raustreten. Aber eigentlich kennst du deinen Hund am besten, ihr habt schon so hart dran gearbeitet, viel probiert - ich denke, du kannst das besser einschätzen als wir.


    Ich drück dir die Daumen, dass ihr den Durchbruch schafft! :gut:

  • Danke dir :)


    Ja, ständiges aus der Wohnung gehen und direkt wieder reingehen mache ich sowieso ständig. Die Nachbarn halten mich bestimmt schon für komplett verquer :D
    Mit der Außentür ist es allerdings nicht ganz so einfach. Wir wohnen im 7. Stock und der Knackpunkt ist definitiv der Treppenabsatz, auf dem der Aufzug hält. Ist dieser Punkt überwunden, ist die Außentür unten wahrscheinlich gar kein Problem mehr.


    Naja, mal sehen, ob's noch was wird. Vielleicht kann ich ja irgendwann mal den Durchbruch berichten =)

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