konditionierte emotionale Reaktion und Angst

  • Die Übergänge von Unsicherheit zu Angst zu Panik sind doch fließend - da gibt es keine starren Grenzen.
    Ausserdem ist Strategie, mit dieser Unsicherheit/Angst/Panik umzugehen (Und das läuft unbewußt ab, deshalb mag ich eigentlich nicht "Strategie" und "umgehen" schreiben, weil man mit diesem Begriffen den eindruck gewinnen könnte, dass sich der Hund willentlich entschließt "Jetzt habe ich Panik und öööhm heute renn ich mal weg, oder? Ja!").
    Hunde haben individuelle Tendenzen - manche haben die "Distanzvergrößerung durch Wegrennen"-Tendenz, andere die "ich mach den Rambo-und vertreib euch!"-Tendenz, wieder andere frieren ein oder fallen in sich zusammen und flüchten in eine Innenwelt - und dann gibts noch die "Kasper"-Methode. (Auf engleisch sind das ziemlich viele f-Begriffe :D)



    Ein Angstauslöser schaltet das Hirn auf "Lebenserhaltung" um. Und oftmals bestimmt die Stärke und oder die Art des Reizes, welche Methode zuerst angeworfen wird.
    Jedenfalls läuft nichts übers Vorderhirn, wo abgewägt wird zwischen "hmmm, es ist etwas, was sich selber nicht bewegen kann, also nehm ich wegrennen!"


  • Ich hab jetzt zu dem Thema nichts hier gelesen, was geschrieben wurde, ist mir grad zuviel.


    Der Punkt ist, dass das Trösten die Sache für den Hund verschlimmert. Trösten bedeutet für den Hund, dass es wirklich ganz schlimm war. Das Verhalten wird sich noch verschlimmern und es entsteht ein Teufelskreis.


    Aber man kann doch einiges tun. Wenn der Hund vor bestimmten Dingen Angst hat, nützt es ,diese anzufassen. Man kann eine Leckerlistraße hinlegen. Man kann dem Hund vermitteln, dass da keine Angst von ausgeht.


    Auch kann man versuchen, den Hund in Situationen, die Stress machen zu füttern, sofern er schlucken kann. Fressen und Schlucken beruhigt und die Angst wird genommen. Man kann so Situationen positiv machen. Mein Hund hatte früher vor vielen Dingen Angst, auch Kindern. So konnte ich die Angst nehmen und heute findet er fast alles klasse.


    Dennoch gibt es Dinge, die einen Hund panisch werden lassen. TRöste ich den Hund, wird er noch panischer werden. Wichtig ist, den panischen Hund festzuhalten. Einen großen Hund kann ich zw. den Beinen festklemmen. Gleichzeitig muss ich Sicherheit vermitteln. Aber richtige Panik ist ne üble Sache. Ist ein Hund oft panisch, oder plötzlich panisch und die Ursache ist unklar, so sollte man mal den Hund beim TA vorstellen. Schmerzen, Schilddrüsenerkrankungen, FSME und Toxoplasmose können hierfür auch Gründe sein.

  • Zitat


    Dennoch gibt es Dinge, die einen Hund panisch werden lassen. TRöste ich den Hund, wird er noch panischer werden.


    Lies die Beiträge, es lohnt sich, und wird dir auch erklären, warum deine Aussage so nicht stimmt. Habe hier selber schon viel gelernt! :gut:

  • Zitat


    Lies die Beiträge, es lohnt sich, und wird dir auch erklären, warum deine Aussage so nicht stimmt. Habe hier selber schon viel gelernt! :gut:


    Ich bin auch beeindruckt von dem, was ich hier so gelesen und gelernt habe. Dank der vielen Links wird sogar mein Englisch wieder besser...


    Allerdings glaube ich inzwischen, dass das mit dem "trösten" stimmen könnte, weil möglicher weise der Hund durch das seltsame, ungewöhnliche Verhalten von Frauchen noch mehr verunsichert wird.


    Im Gegensatz zum Loben, was er ja aus anderen Zusammenhängen als positiv kennengelernt haben sollte.


    Würde das alles auch auf Schmerzen zutreffen? Ich denke da an Lotte, die jämmerlich humpeln kann, wenn sie mit einem anderen Hund aneinander geraten ist..... Hätte ich nicht irgendwann bemerkt, dass sie sich ab und zu mit der Seite vertut, bzw. gehört, dass sie (ohne mich zu sehen) einen sauberen Viertakt läuft, wäre ich nach jeder Rauferei zum TA gerast.


    Und ich habe sie weder getröstet, noch gelobt (zumindest nicht bewußt)... Trotzdem tat sie mir immer unglaublich leid. Ich schätze, das reicht bei manchen Hunden als Bestätigung...

  • Zitat

    Allerdings glaube ich inzwischen, dass das mit dem "trösten" stimmen könnte, weil möglicher weise der Hund durch das seltsame, ungewöhnliche Verhalten von Frauchen noch mehr verunsichert wird.


    dann kommt es vielleicht eher darauf an WIE man "tröstet" und nicht OB. Tröste ich mit innerer Ruhe und ohne übertriebenes Getue, vermittle ich ja wieder Sicherheit. Oder :???:

  • Zitat

    dann kommt es vielleicht eher darauf an WIE man "tröstet" und nicht OB. Tröste ich mit innerer Ruhe und ohne übertriebenes Getue, vermittle ich ja wieder Sicherheit. Oder :???:


    Jupp sehe ich auch so.

  • "Trösten" ist einfach ein doofer Begriff in dem Zusammenhang!


    Was für ein Film läuft in unseren Köpfen ab, wenn wir "Mensch tröstet seinen Hund" denken?
    genau, ein Ommchen die: "achdumeinearmesButzelchen kommmaschnellzudeMammahin dabistesicher hatderböseHundauagemacht derBÖSEböseHund deristnichtnett dasarmeButzibärchenhierhastdueinenKeks!!" kreischt.
    Das Ganze in Warpgeschwindigkeit und mit panisch-vorwurfsvoller Tonlage.


    Da versteht jeder, dass DAS ja nun mal sowas von nicht hilfreich ist.


    Andererseits wird aber verstanden - da man indeutig nicht "trösten" soll, muß man den Hund und seine Angst "ignorieren".


    Was passiert bei der Aussage im Kopf?
    Ah, also genau wie bei anderem "unerwünschtem" Verhalten einfach ignorieren, dann geht es weg, ist do VÖLLIG logisch... jau, völlig.
    Nur leider völlig falsch. Und das ist ärgerlich!


    Tatsache ist, dass man den Hund dabei unterstützen kann, seine Angst zu überwinden, oder zumindest zu reduzieren, damit er besser mit seiner Umwelt klar kommt, und das geschieht eben nicht indem man ignoriert, oder mit einem Abbruchsignal drüberbügelt.
    Denn das Problem ist kein unerwünschtes Verhalten, sondern ein Gefühl, dass der Hund nun mal hat, egal, ob wir denken "das is doch nix, das ist albern, Angst davor zu haben!"


    mein derzeitiger Lieb-Link: http://scienceblogs.com/insole….php?utm_source=nytwidget


    passt in diese Diskussion wie Faust auf Auge. Warum? Weil Menschen darüber geforscht haben, diese Forschungen von anderen Wissenschaftlern haben überprüfen lassen und die Ergebnisse veröffentlicht sind, und wenn man an der Materie interessiert ist, weil man evtl als Hundetrainer arbeitet, sollte man zumindest grob wissen, wie der Stand der Forschung ist. Aber für viele ist das zu aufwendig, es passt nicht ins Weltbild, es widerspricht den Vorstellungen und dann muß sich die Wissenschaft wohl irren und überhaupt KANN man das so gar nicht erforschen.
    Und so kommt es, dass Hundetrainer, Hundehalter, Fernsehanstalten, Zeitungen und Zeitschriften immer wieder dumme, inhaltlose, nein FALSCH Phrasen dreschen. So kann es sein, dass immer noch "Trainer" mit Methoden arbeiten, wo einem die Galle hoch kommt, weil es so übel ist. Siehe Cesar Millan - oder dieser :zensur: http://www.facebook.com/#!/vid…?v=101582253210738&ref=mf
    :erschreckt: :down: :skeptisch: :kotz:

  • Ich habe hier fast nichts gelesen, keinen Link betrachtet und gehe jetzt einfach rein logisch nach meinem Bauchgefühl vor. ;)


    Zuerst vorneweg, ich bin überzeugt, dass ich einen Hund durch ein bestimmtes Verhalten/einen bestimmten Reiz (was immer Hund genau verknüpft) in einen bestimmten emotionalen Zustand versetzen kann.
    Ich nehme der Einfachheit halber Beispiele aus "meinem" Hundesport. Wenn meine Hunde in einer typischen Hundeplatzumgebung einen Peitschenknall hören, schalten sie auf "Schutzdienst". Sie drehen nicht ab, sie regen sich nicht fürchterlich auf, aber sie gehen ganz anders auf den Platz als zur Unterordnung. Aber sie würden aufdrehen, wenn sie nicht gelernt hätten, dass sie so nur wieder in im Auto landen und nicht arbeiten dürfen. ;)
    Dem Hund einer Bekannten hat der Helfer aus Versehen heftig auf den Fuß getreten. Die Bekannte holte den Hund nicht wie gewohnt ab, sie schaute sofort nach der Pfote, obwohl der Hund sich normal verhielt. In den nächsten Wochen zeigte sich der Hund sehr unsicher. Monate später passierte noch so ein "Fehltritt". Diesmal schaute sie erst später nach der Pfote, erstmal ging es normal weiter. Eigentlich hat der Hund doch eine Bestätigung für seine Unsicherheitsphase bekommen und hätte jetzt wieder Unsicherheiten zeigen müssen. Tat er aber nicht, weil ihn nicht der Tritt sonder Frauchens ungewöhnliches Verhalten so verunsichert hatte.


    So, erster Teil meines Romans. :D Sicher ist also, dass äußere Umstände und unser Verhalten unseren Hund sofort in eine bestimmte Stimmung versetzen können.


    Wenn ein Hund vor etwas Angst hat und man möchte daran arbeiten, dann kann Ignorieren nichts bringen, denn dann findet keine Arbeit statt.
    Sicher ist Ignorieren ein probates Mittel in der Hundeerziehung, aber wenn ich z.B. die schlechte Ausführung eines Kommandos ignoriere und dem Hund kommentarlos eine neue Chance gebe, dann findet eine Zusammenarbeit statt, das Ignorieren hat eine ganz andere Qualität.
    Wenn ein Hund vor einem Gegenstand/einer Situation Angst hat, dann kann Ignorieren ein Weg sein. Aber dann Ignoriere ich die Angst des Hundes, lasse ihm seinen gewünschten Abstand und gehe gelassen und selbstverständlich zu dem "Ungeheuer"/in die Situation. Hier hat der Hund die Chance zu sehen, dass ich es zumindest offensichtlich überlebe und ich verführe ihn durch seinen hoffentlich vorhandenen Folgetrieb sich zu überwinden. Ich ignoriere zwar, aber ich arbeite auch mit meinem Hund. Einfach seine Angst ignorieren und ihn angleint dahin zu schleifen bringt dagegen wenig. Von gemeinsamer Arbeit kann da auch keine Rede sein.
    Bei Geräuschangst finde ich stumpfes Ignorieren so sinnvoll, wie das Ignorieren des Hundes, der den Mülleimer ausräumt, weil er das in Zukunft unterlassen wird, wenn ich dieses Fehlverhalten ignoriere.
    Auch an Geräuschangst kann man arbeiten. Gewisse Geräusche kann man einfacher trainieren, weil man die Situationen künstlich schaffen kann und sich langsam annähern (Schüsse, Feuerwerk, Sirenen). Fehlzündungen lassen fast gar nicht trainieren, aber sie sind heutzutage zum Glück extrem selten. Und ganz besonders schwierig ist Gewitterangst, weil meist das bloße Donnergeräusch (z.B. auf CD) die Angst nicht auslöst. Außerdem kann man in der Trainingsphase keine Gewitter vermeiden oder gezielt aufsuchen. Also muss man etwas tun, das dem Hund Sicherheit gibt. Plötzliches Trösten ist sicherlich wenig sinnvoll und verunsichert den Hund eher noch. Aber Körperkontakt entspannt manchen Hund, man muss seinen Hund nur gut kennen. Meine Hündin hat zwar keine besonderen Ängste, aber in Stresssituationen hat sie gerne ihren Kopf in meiner Halsbeuge. Das würde ihr bei Angst helfen. Zusätzlich verunsichern würde sie es nicht, denn wir sitzen jeden Tag bestimmt eine halbe Stunde so, einfach als Schmuseritual, sie schätzt die Position auch ohne Stress. Meinen Rüden würde das dagegen aus der Bahn werfen. Ihm helfen in Stresssituationen einfache klare Anweisungen. Dann entspannt er sich und sieht nur noch seinen Job. Als wir ihn übernommen haben, rannte er bei Gewitter mit einer Wahnsinnbürste durchs Haus, bellte gegen jedes Fenster und verteidigte alles und jeden gegen den bösen donnernden Feind. Heute kommt er beim ersten Donnern leise grummelnd an und holt sich seine Aufgaben ab. ;)


    Sorry für den Roman, der wahrscheinlich auch noch an der ganzen Diskussion vorbeigeht. :hust:


    LG
    das Schnauzermädel

  • Hey Schnauzermädel!


    Danke für Deinen Roman, ich finde nicht, dass er an der Diskussion vorbeigeht. ;)


    Was mir heute Nacht noch eingefallen ist:


    Es wurde ja schon öfter geschrieben, dass es sinnvoll sein kann, bei einem Hund, der unter bestimmten Ängsten leidet auf ein Entspannungssignal zu konditionieren. Aber wäre es nicht auch möglich, ein "Selbstbewustseinssignal" zu konditionieren? Zum Beispiel ein Signal, das man während eines Zerrspiels oder auch Jagdspiels konditioniert?


    Ist bis jetzt nur ne Idee, so richtig durchdacht habe ich das noch nicht, vielleicht fällt ja noch jemandem was dazu ein.....


    Jetzt geh ich erstaml frühstücken

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