Schafhaltung 'lernen', wie, wo?

  • Hallo,


    mir ist leider kein sinniger Titel für den Thread eingefallen. Daher kurze Erläuterung: es kann sein, dass wir demnächst in ein Haus mit großem Anwesen ziehen (es handelt sich um eine Dienstwohnung, da mein Mann 'Residenzpflicht' hat). Der derzeitige Bewohner hält dort vier Schafe; über die Rasse kann ich nichts sagen, nur soviel, dass die Tiere nicht geschoren werden müssen, da sie ihr Fell alleine verlieren. Diese würde er gerne dem Nachfolger übergeben, da er in eine Reihenhaus-Siedlung ziehen wird. Nun sind wir absolut nicht abgeneigt, die Schafe zu übernehmen. Ich muss vielleicht erwähnen, dass ich eigentlich eine landwirtschaftliche Ausbildung habe. Allerdings hatte ich in der Lehre in 'Schafzucht' eine 4 (lag in erster Linie am Lehrer, in zweiter daran, dass wir nur wenige Stunden Theorie und keinerlei praktische Ausbildung hatten; Schwerpunkt war bei mir damals Rinderzucht - in der Ex-DDR gab es leider eine starke Spezialisierung). Im Studium kam Schafzucht quasi gar nicht vor, und letztendlich bin ich schätzungsweise 20 Jahre aus dem Beruf raus, so dass mein Wissen ohnehin verschlissen ist. Und mein Mann hat keinerlei landwirtschaftliche 'Vorbelastung'. Auch wenn nun alles noch sehr unsicher ist, will ich mich vorab schon mal schlau machen. Habt ihr Literaturempfehlungen für mich? Oder informative Internet-Links, Foren usw.? Was mich besonders interessiert: wäre es möglich, Schafe und Hunde 'zusammenzubringen', genauer gesagt zumindest bei unserer Schäfi-Dame Hütearbeit zu machen (unter fachlicher Anleitung natürlich)? Oder ist das eine unsinnige Idee? Ich weiß auch gar nicht, ob sie dazu geeignet wäre und 'Lust' hätte, aber wenn das von vornherein illusorisch ist, brauche ich darüber gar nicht weiter nachzudenken. Ich danke schon mal für eure Anregungen.


    Gruß, Kerstin

  • Man kann sich über Literatur Wissen aneignen, andere Schafhalter oder Schäfer fragen oder einen Schafhalterlehrgang besuchen. Die Termine für solche Lehrgänge findet man meist bei den Schafzuchtverbänden.


    Wenn es Haarschafe sind, dann vermutlich Kamerun- oder Soayschafe. Vielleicht noch Dorper. Dann auch wenige Schafe auf einer Koppel?


    Die ersten beiden Varianten sind im Grunde für einen Schäferhund kaum zu arbeiten. Vor allem nicht, wenn die Schafe die Arbeit durch Hunde nicht kennen. Der Grund liegt im Verhalten dieser Schafe: Sie verhalten sich nicht wie Fleischschafrassen, sondern eher wie Wildschafe. Bei Gefahr laufen sie auseinander. Zudem sind sie sehr schnell und reagieren sehr sensibel auf Abstand des Hundes.


    Ein Schäferhund ist aber eigentlich mal gezüchtet worden für schwere Fleischschafe, die von sich aus immer in der Herde zusammenbleiben und nicht hysterisch werden, wenn ein Hund mal zu nah kommt.


    Ich würde am besten ersteinmal die Schafhaltung ohne Hund in Angriff nehmen und über Schafe lernen - also auch, wie die so ticken und sich verhalten. Bei meinem Unterricht erlebe ich nämlich immer wieder, dass es unmöglich ist für einen Hundehalter seinen Hund vernünftig am Vieh auszubilden, wenn er selbst eigentlich gar nicht weiß, wie man ein Schaf von A nach B bekommt. Ohne Hund, versteht sich ;)


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo,


    gut zu wissen, dass es dafür sogar Lehrgänge gibt - hätte ich so gar nicht erwartet, da ich weiß, dass eine Ausbildung zum Schäfer kein Spaziergang ist.


    Das mit dem Hüten war nur so eine Spontanidee von mir. Bei ihrem ersten Kontakt mit Schafen hat es unser kleiner 'German Shepherd' ohnehin vorgezogen, die Flucht zu ergreifen vor diesen unheimlichen Tieren - die die Frechheit hatten, neugierig auf sie zugelaufen zu kommen :lachtot: Aber da ich immer noch nach der idealen Beschäftigung für die beiden Fellnasen suche, dachte ich eben, wenn sich die Gelegenheit böte, wäre das vielleicht eine Überlegung wert. Klar wäre sowieso, dass wir das nicht gleich zu Beginn unserer 'Schafhalterkarriere' in Angriff nehmen würden. Gut zu wissen, dass es auch 'nicht hütbare' Schafe gibt.


    Gruß, Kerstin

  • Hi Kerstin,


    Bitte auch mal über Koppelgebrauchshunde und Herdengebrauchshunde informieren. Hier gibt es bei den Rassen deutliche Unterschiede im Hüteverhalten und deren Aufgabenbereiche.


    Daraus ergibt sich dann schon, dass ein DSH für 4 Schafe in der Koppel nicht zu gebrauchen ist ;-)


    Futtereimer mit Gerste ist für den Anfang immer ne gute Wahl, sich die Schafe gewogen zu machen und sie zu locken.


    Und wie Corinna schon schreibt, die von Dir beschriebenen Schafe sind sehr schreckhaft und noch mehr in einer solch winzigen Gruppe von 4 Tieren, je mehr, desto ruhiger.


    Lehrgänge zur allgemeinen Haltung, Krankheiten und Pflege gibt es diverse ( Schafhaltervebände der einzelenen Länder )


    Liebe Grüße
    Alexandra


    Liebe Grüße
    Alexandra

  • Hallo Kerstin,


    auch ich hab mal LW gelernt und hatte gelegentlich mit Schafen zu tun. Auch wenn du in "Schafzucht" nicht sonderlich gut warst, würde ich mir keine großen Gedanken machen. Du weißt wie das in der LW funtioniert und wer mit Kühen klar kommt, hat mit Schafen wenig Probleme. Ich fand die Schafe immer wesentlich unkomplizierter als die Kühe. Alles ist eine Nummer einfacher, weil sie nunmal kleiner sind... Füttern, Klauenpflege, Geburtshilfe usw.


    Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mir, wenn alles feststeht, jemanden in der Nähe suchen, der Schafe hält, und dir auch mal 1:1 weiterhelfen kann. Vielleicht einfach mal rumfahren und gucken wo Schafe stehen und dort einen Zettel anhängen. (?) Meiner Erfahrung nach haben auch viele Bio-Betriebe der Vollständigkeit halber Schafe, auch eine Möglichkeit.


    Wie schon gesagt wurde: je mehr Tiere, desto einfacher zu Hüten, da sich dir Tiere in der Herde sicher fühlen und zusammenbleiben. Je weniger Tiere, desto einfacher brichts auseinander. Meine Hütehunderfahrung: 50 Kühe sind einfacher zu bewältigen als 10 Schafe. :smile:


    So, etwas lang, aber das ist er: mein Senf.
    LG und eine gute Nacht!

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