Mein Hund aus Ungarn...

  • Hallo alle zusammen,


    ich möchte Euch heute von meinem Hund aus Ungarn und den Problemen, die ich mit ihm habe berichten.
    Mein Hund heißt Silky, ist ein Rüde und vor 1,5 Jahren haben meine Familie und ich ihn aus dem Tierheim in Bonn zu uns nach hause geholt. Er ist ein echter Schatz, sowas von lieb. Er war in ungarn sehr lange im Tierheim und als wir ihn durch den Tierarzt untersuchen ließen stellte dieser fest, dass er 6 Schrotkugeln in seinem Hintern hat.. schrecklich.
    Ich liebe meinen Hund (wie ihr auch..) über alles, er lernt viel, beherrscht die Grundkommandos...
    nun zu meinem Problem. Silky ist in der Wohnung ein ganz anderer Hund, als draussen auf dem Spaziergang. In der Wohnung hört er perfekt, kommt, wenn man ihn ruft, kann Kunststücke und und und... ein super Hund. Draussen ist das alles vergessen. Wir gehen schon lange Zeit in die Hundeschule und es hat sich wirklich etwas gebessert. Als wir ihn bekommen haben, hat er uns auf dem Spaziergang nicht einmal angeschaut... er läuft immer weiter und weiter. Wenn man jetzt während des gassi gehens seinen Namen ruft schaut er zu 20 % nach uns... es ist wirklich sehr schwer. Sitz, Platz und Bleib beherrscht er draussen. Ein großes Problem ist aber einfach, dass ich draussen einfach nicht seine Aufmerksamkeit für mich gewinnen kann. Da kann ich mich auf den Kopf stellen. Bis vor ein paar Monaten hat er draussen noch nicht einmal ein Leckerchen angenommen. Mittlerweile nimmt er etwas an, aber nur eine ganz bestimmte Sorte. Er kommt nicht direkt, wenn ich ihn rufe, obwohl er GENAU weiß, was ich von ihm möchte. Er schaut stur in die entgegengesetzte Richtung und verankert sich ihm Boden, wenn ich ihn mit der Leine zu mir ranziehen möchte. Ich habe es auch schon mit seinen Spielzeugen versucht... er verschmäht einfach alles. Das tut SO weh... es tut so weh, wenn ich Leute sehe, die mit ihren Hunden spazieren gehen und ihre Hunde immer zu ihnen aufschauen während mein Hund stur gerade aus rennt.....
    dazu kommt noch, dass mein Hund an der Leine anderen Rüden gegenüber sehr aggressiv reagiert. An der Schleppleine (also ohne Leinenzug),. ist das alles GAR KEIn Problem. Er wedelt mit dem Schwanz, beschnüffelt die anderen etc etc... aber kaum ist er an der kurzen Leine dreht er vollkommen durch und macht das totale Theater... ich habe es schon mit Wasserpistole und Rasseldose versucht... das wirkt irgendwann nicht mehr. Er ist nicht mehr abzulenken, wenn ein anderer Rüde kommt und Silky an der Leine ist... es ist zum heulen!!!
    Dabei beginnt immer alles ganz harmlos. Sobald mein Hund einen anderen Hund sieht (sei es 100000 m entfernt) fängt er an zu weinen und macht komische piepsende Geräusche. So lockt er die anderen Hunde zu sich ran. Passt der andere Rüde meinem nicht wird sofort geknurrt, gebellt und so weiter....
    Ich habe es schon so weit mit meinem Hund geschafft und es ist wirklich nicht einfach, weil er schon 5 Jahre ist und sein Leben auf der Strasse oder im Tierheim verbracht hat... aber das möchte ich auch noch schaffen. Nur weiß ich nicht, wie ich es anstellen soll.
    Durch die Gruppenhundeschule ist er viel braver geworden (jedoch nur an der langen Leine, wie gesagt...) Hat jemand einen Tipp für mich?
    Es hat auch gut getan sich einfach mal anderen anzuvertrauen und zu schreiben, was mich bedrückt!!!
    Wie kann ich seine Aufmerksamkeit auf mich lenken..? Bin ich so uninteressant draussen?? HEUL!!!

  • Hallo Silky,
    ohje das Problem kenne ich. Unser Trigger ist ein ehemaliger Laborbeagle und irgendwie kommen mir Deine Probleme sehr bekannt vor. Also zum einen das Verhalten an der Leine. Das zeigt Trigger auch. Wenn er an der kurzen Leine läuft und nicht zu dem anderen Hund sofort hin kann, dann bellt und jault er ersteinmal los. Aber ich habe ihn genau beobachtet. Es ist bei weitem kein aggressives Bellen sondern eher ein Protestgebelle. Ist das bei Deinem Silky vielleicht auch so? Trigger versuche ich dann in diesen Momenten immer irgendwie auf mich zu lenken. Wie ich aber deinem Beitrag entnehmen konnte, wird dies dir mit deinem Silky wohl sehr schwer fallen. Hast Du es auch schon mit super leckeren Leckerlis probiert? So richtig doll schmackhafte, zum Beispiel Käse oder Leber, Pute? Also damit habe ich es bei Trigger am Anfang sehr gut geschafft. Mittlerweile klappt es einfach supi mit ihm und er schenkt mir seine volle Aufmerksamkeit.
    Liebe Grüße
    Jana

  • Eins vorweg Silky, lerne damit zu leben.


    Stell Dir die Situation in Ungarn vor: Sehr mangelhafte Versorgung mit Wasser und Futter, Anbindehaltung auf Zwei Meter und Sommer wie Winter ohne Schutzhütte und kaum Ansprache. Erziehung schon garnicht. So leben diese Hunde und unter solchen Verhältnisssen reprodutzieren sie sich. Unerwünschte Welpen landen auf der Müllkippe, im Wald, am Straßenrand oder vergleichjbaren Orten. Dann geht es in die Tötungsstation oder ins TH. Viel besser ist die Situation im TH auch nicht. Schlechtes Fressen und davon noch zu wenig. Zu wenig Schutzhütten, zu wenig Ansprache und reichlich Beschädigungskämpfe mit Todesfolge, um die wenigen Recourcen.
    Unabhängig der Einzelerfahrung/Eigenerfahrung wird der Stress schon durch die Mutterhündin weitergegeben. Das Stresszentrum im Gehirn der ungeborenen Welpe bekommt praktisch eine Dauerspühlung mit Stresshormonen.
    Dann kommt der Stress des Transportes nach D und eine vollkommen neue Welt. Relativ viel Aufmerksamkeit, regelmäßiges und gutes Futter und verhältnismäßig viel Platz und Freiraum.
    Für diese Hunde gibt es nur eins: Recourcensicherung um jeden Preis.
    Das kann durch eine besonders enge Bindung an den Halter, aber auch durch eine besondere Unabhängigkeitshaltung geschehen. Sofern letzteres zutrifft, können diese Hunde nur sehr selten ein normales Leben führen, wie wir es von ganz normalen Zucht- oder Tierheimhunden kennen. Oft kann man diesen Hunden nie Freillauf gewähren.
    Nimm es wie es ist, Du bist nichts weiter als ein/der Dosenöffner und wirst es bleiben. Mit der Bindung zu Dir hat das nichts zu tun. Die kann sogar ausgesprochen eng und intensiv sein. Trotzdem können diese Hunde oft nicht anders.
    Unser Taro zum Beispiel. Er stammt aus Rumänien. Jetzt, nach ca. 2 Jahren kommt er auf Zuruf (auf unserem Gelände), lässt sich gerne den Bauch kraulen, knuddeln unsw. Er kommt auch häufig aus freiem Willen. Das ändert aber nichts. "Sitz" ist ihm mit den tollsten Leckerlis und tausendfachem Beispiel durch die anderen Hunde nicht beizubringen. Grund: Wenn er sitzt kann er notfalls nicht schnell genug fliehen.


    Versuche nicht Deinen Hund zu ändern. Das funktioniert, wenn überhaupt, nur mit unglaublichen abstrichen. Liebe ihn und lerne damit umzugehen. Das ist für Euch beide sicher die beste Lösung.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!