Erfahrungen mit einer Tierheim-Wundertüte
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Hallo an Alle,
wir haben uns im Dezember irgendwann mal vorgestellt.
Ich möchte euch von unserem Großen einiges erzählen was in einem reichlichen halben Jahr so gelaufen ist.Luke kam am 19. Dezember 2009, 3,5 Jahre alt, in unsere Familie. Meine Männer total begeistert, ich eher mit gemischten Gefühlen dem Kraftpaket gegenüber.
Wir mussten feststellen, er kannte nichts. Keine Kreuzungen (lief dann völlig orientierungslos), keine Fahrräder, keine Stadtgänge (völlig nervös und unruhig), keine Fahrstühle ... und an der Leine eine Katastrophe. Das einzige was gut funktionierte war Autofahren.Die ersten gemeinsamen Gänge waren der Tierarzt und zur Hundeschule. Beim Tierarzt die üblichen Kontrollen und Liebe auf den ersten Blick zum Tierarzt, ok er hat Erfahrung mit Dobermännern und liebt diese Rasse selbst. Aber er hatte auch ein leichtes Grinsen im Gesicht und stellte erst mal fest, ein Mischling... UUUps Da konnte man sehen, wie viel Erfahrungen und Kenntnisse wir hatten. Na gut das Thema war geklärt, aber uns völlig egal. Wie sich rausstellte war er vom Kopf und Verhalten her zumindest ein typischer Dobermann.
Der erste Besuch in der Hundeschule lief dagegen nicht so prickelnd.
Als der Hundetrainer mir versuchte die Hand zu geben, machte er mit einem Satz vor seinem Gesicht klapp und unser Großer meinte direkt klären zu müssen, diese Familie gehört mir.
Die ersten Gänge zur Hundeschule waren ziemlich anstrengend und ließen oft bei mir Zweifel übrig, ob dieser Hund das richtige für uns ist. Sehr agressiv anderen Hunden gegenüber, kein Mensch traute sich wirklich in seine Nähe. Aber aufgeben war nicht ...Zu Hause gab es auch so einige Tücken. Gleich am ersten Tag pinkelte er alles an, was irgendwie erreichbar war. Selbst als mein Freund von der Arbeit kam und seine Jacke über den Stuhl hing, wurde diese mal eben eingesaut. Freude auf der ganzen Linie ...
Eines Abends kam mein Freund nach Hause und wurde direkt angegiftet. Die Dominanz schrie förmlich aus unserem Großen. Das anpinkeln hat er nur am ersten Tag gemacht und mein Freund kann inzwischen auch unbeschadet die Wohnung betreten ...Direkt in den ersten 3 Monaten hatten wir durch den scharfkantigen Schnee zwei aufgeschnittene Pfoten beim toben, als nächstes eine aufgeschnittene Pfote über dem unteren Fussgelenk, die dann mit 10 Stichen genäht werden musste, Hasen jagen lähmt jeden Schmerz.. Ein Chaoshund... OK er passt in die Familie
Aber nicht desto trotz ein Kuschelbär ohne Grenzen, meine Zweifel, ob er das richtige ist, waren schnell ausgeräumt und trotz der Schwierigkeiten, hätte ich den Großen nicht mehr hergegeben.
Durch die Hundeschule und lange Spaziergänge mit anderen Hunden, gewöhnte er sich schnell an andere Hunde, inzwischen können wir ihn unbeschadet mit anderen spielen lassen. Mag ihn ein Hund nicht, dreht er sich rum und geht, akzeptiert eine Abfuhr. Mit Menschen kann er inzwischen auch gut, aber Jogger und Inliner mag er halt noch immer nicht. Naja wir arbeiten dran.
Die Ausbildung in der Hundeschule hat verdammt viel gebracht, inzwischen arbeiten wir auf die BH hin und er macht bei der Rettungshundausbildung mit.
Wir fahren ohne Probleme Fahrstuhl, können in der Stadt in aller Ruhe mit ihm bummeln gehen (wir haben viel Platz den uns die anderen Menschen lassen ), uns auch mal zum Kaffee hinsetzen. Ich wechsle nicht mehr die Strassenseite, wenn ein anderer Hund uns entgegenkommt.Mein Fazit bis jetzt, die Anstrengung hat sich gelohnt. Der Große und unsere Kleine (Malteser-Mischling 12 Jahre) lieben sich abgöttisch. Er ist ausgeglichen, tobt mit uns voller Eifer im Garten (draussen ohne Leine geht nicht durch den Jagdtrieb), lernt super schnell und vor allem mit Freude.
Einfach gesagt, er ist die Mühe, den Stress, die Arbeit, die Kosten (sollte man nicht ausser Acht lassen) allemal wert. Für uns ein Sonnenschein über den wir schon viel gelacht haben, mit dem wir gelitten haben beim Tierarzt, den ich Nachts manchmal "treten" könnte, wenn er mir die Ohren vollschnarcht (jetzt hab ich zwei Schnarchbären im Schlafzimmer), oder beim träumen gegen die Wand trommelt.
Auf der anderen Seite haben wir auch durch ihn viel gelernt.
Z. B. wie voreingenommen Menschen sein können (Luke ist voll coupiert - wie agressiv der aussieht - der muss ja böse sein - wir tätowiert - passt ja zusammen - wir sind agressiv und rebellisch) und wie stur und unvernünftig (meiner will doch nur spielen - aber hört überhaupt nicht)So, das erst mal von uns, vielleicht macht es ja manchem die Entscheidung, einen Hund aus dem Tierheim zu nehmen, leichter. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass es immer eine Wundertüte sein kann, für die man sich bewusst entscheiden muss.
LG
Distelchen -
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distelchen: Super, dass sich Eure Mühen bezahlt gemacht haben! Hunde können eben auch nicht aus ihrer Haut, genauso wenig wie wir Menschen. Und wenn er in seinem Leben nichts kennengelernt hat, kann er nichts dafür. Auf Eure Erfolge könnt Ihr wirklich stolz sein!
Wir haben hier auch im Mai die "Katze im Sack" aufgenommen, bisher hat er noch keine Macken gezeigt. Viele Vorurteile gegen Tierheimhunde hören wir trotzdem, weil der Hund ja jede Sekunde zur reißenden Bestie werden könnte.
Und anscheinend ist es weniger schlimm, einen Hund selbst "als Welpen zu versauen" als einen erwachsenen Hund zu nehmen, der Macken hat. Da sei man doch nicht dran Schuld. Merkwürdige Logik haben manche Menschen.
Ich wünsche Euch alles Gute für die Zukunft!
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Hey Distelchen - ein herzerwärmender Bericht über euren "Großen". Wenn doch nur alle, die sich einen Hund anschaffen (egal ob Welpe oder erwachsener Hund), so gelassen mit den "Macken" umgehen, so viel Verständnis zeigen würden und bereit wären, mit ihrem Hund zu arbeiten.
Leider wird viel zu oft erwartet, dass der Hund sofort "funktioniert" und sich in sein neues Leben einfügt, als wäre er aus Plüsch ...
Eines vermisse ich allerdings - Fotos
!
Das Malteser-Mädchen darf auch ruhig mit drauf sein.
Liebe Grüße
Wauzihund -
Hallo Wauzi,
ich versuche mal einen Link einzufügen, bin damit noch nicht ganz so firm ...
http://www.directupload.net/galerie/180795/7DneVFilZD/0
Wenn es nicht funktioniert bitte kurze Rückmeldung.
Eigentlich gibt es noch mehr Bilder, aber diese sind auf meinem platten Compi ...
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Hallo,
ich finde es toll dass es Leute gibt die sich einen Hund vom Tierheim holen und nicht nur immer die kleinen "perfekten" vom Züchter.
Ich bin der festen Meinung dass man mit viel Liebe und Geduld (natürlich auch Hundeschule etc.) die Hunde gut ins eigene Familienleben integrieren kann. Wir selbst haben auch einen Hund von dem es hieß er hätte 5 Jahre an der Kette in Rumänien gelebt. Er kannte aber schon die Grundkommandos, war Stubenrein und Auto fahren war er auch gewohnt. Man weiß halt nie was man kriegt - eine Wundertüte wie du so schön gesagt hast. Klar verzweifelt man manchmal aber ich glaube dass passiert auch mit einem Hund, den man von klein auf hat.
Also Respekt an alle die sich einen Tierheimhund holen!!!!!!!!
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Das ist natürlich richtig niedlich, diese Mischung in eurem Rudel
! So hätte es vermutlich auch der Regisseur eines Hundefilms gecastet. Sehr süß, die beiden
!
Wauzi
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Das klingt echt toll!
Viele, die sich einen Hund aus dem TH holen, denken meistens nicht daran, dass der Hund sich nach einer gewissen Zeit ganz anders geben kann und dass man teilweise sehr viel Arbeit und Geduld investieren muss.Ich finde es wirklich gut von euch, dass ihr die Ausdauer hattet, um euren Süßen soweit erzogen zu bekommen, wie er jetzt ist!!!
Hab ja selbst zwei Überraschungspakete und eins davon ganz neu.
Musste bei dem letzten Foto schmunzeln: der Riesenhund steht neben so einem winzigen Trinknäpfchen. Da macht er einen Zug und schon ist der Napf leer...
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@ distelchen
solche Leute sollte es mehr geben, finde ich super das ihr den Hund nicht direkt wieder abgeben hat.
Sondern am Ball geblieben seit super -
Huhu,
freut mich, dass es noch Leute gibt, die bereit sind sich mit den Problemen ihrer Wundertüten auseinander zu setzen.
Man weiß nie, wann der nächste Mensch gekommen wäre, der so drauf ist, also hat euer Wauz doch echt mal richtig großes Glück gehabt!
Dass das kein reiner Dobi ist, sieht allerdings ein Blinder.
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Also ich möchte gerne noch mal was dazu sagen.
Als erstes danke für Eure Antworten. Freut mich und bestärkt das richtige getan zu haben.Natürlich hört sich das in meinem Bericht alles sehr positiv an. Aber es hat auch Zeiten gegeben, da bin ich manchmal verzweifelt. Da ging es zwei Schritte vor und drei zurück. Sind ja auch "manchmal kleine" Sturköpfchen die Dobermänners. Sie sind wie kleine Kinder, kleiner Finger - ganze Hand.
Nur gut ich habe schon ein Kind das wird jetzt 20
Diese Erfahrung war also schon vorhanden. Aber ich denke so sind sie halt und das alle Hunde, Katzen, Pferde ....
Aber gerade dafür lieben wir sie doch.
Ganz wichtig für uns und vor allem für mich war und ist unser Hundetrainer.
War ich am Boden zerstört- ja die Zeiten gab es - baute er mich wieder auf.
Ich hab immer gesagt und dazu stehe ich heute noch - ein guter Hundetrainer ist eigentlich auch ein guter Psychologe.
Denn eines ist doch Fact, nicht die Hunde (Tiere) müssen lernen mit uns umzugehen, sondern wir mit ihnen.
Kindererziehung ist dabei schon mal eine gute Vorraussetzung - es ähnelt sich doch sehr
Wir haben - denke ich - auch etwas ganz wichtiges getan. Bevor wir uns diesen Hund geholt haben, habe ich lange mit Leuten telefoniert um ganz viel über die Hunderasse und ihre Eigenheiten - Charakteristik zu erfahren um Gelegenheit zu haben VORHER gut darüber nachzudenken - will ich wirklich so einen Hund haben. Ein kleiner Malteser - ich will jetzt hier niemanden auf die Füsse treten - ist doch etwas anderes, als wenn über 40 KG mit einem Ruck an der Leine ziehen, wenn sie einen Hasen sehen, oder über einen anderen Hund herfallen wollen.
Auch sollte man einen Hund vorher "austesten" mit Spaziergängen, Spielzeit auf der Hundewiese im TH. Bei uns stand z. B. drin, "sucht ständigen Leinenkontakt zum Leinenführer- das hieß im Klartext - ständig gegen 42 KG Lebengewicht Tauziehen beim spazierengehen.Nur noch eins, ich habe das schon einmal jemanden gesagt:
man entscheidet sich bewußt für ein Kind und weiß nicht wie es wird
und
man entscheidet sich bewußt für ein Tier und weiß nicht wie es wird.
zumindest sollte man dies tun, sonst - denke ich - hat man falsch gewählt.So nun genug von uns erst mal, wir haben gleich unser Date in der Hundeschule ...
LG
Distelchen -
- Vor einem Moment
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