Selbstbewusster kleiner Appenzeller!

  • Hallo!


    Ich habe einen jungen selbstbewussten Appenzeller Rüden von knapp 5 Monaten. Eigentlich ist er ein richtig guter Hund: auf dem Hundeplatz und wenn wir unterwegs sind, hört er aufs Wort. Komm, Sitz, Platz, Bleib und Fuß sind kein Problem. Er liebt es, mit seinen Menschen zu arbeiten und ist auch zu anderen Menschen und Hunden sehr freundlich und sozial. So, jetzt fängt er aber an ZUHAUSE und in gewohnten Umgebungen (bei Freunden) seine Rangordnung auszuprobieren. Das heißt, er versucht begehrte Sachen (Feuchtfutter, Knochen,...) mit Knurren, Bellen und in die Luft schnappen zu verteidigen. Bei seinem normalen Futter ist es ihm egal, was wir machen. Und er versucht seinen Kopf mit allen Mitteln durchzusetzen. Wenn ich mit ihm an der Leine ums Haus gehen möchte (zu seinem Pinkelplatz), stemmt er seine Pfoten in den Boden und weigert sich mitzugehen - und er hat mit seinen 18kg sehr viel Kraft. Freundliches Locken mit Leckerchen und Theater bringt nichts - er ist und bleibt ein Esel.


    Mein derzeitiges Vorgehen ist so:
    - Grundsätzlich: Benimmt er sich, so hat er Privilegien wie mit uns auf dem Sofa kuscheln, wenn nicht, bleibt er unten.
    - Beim Fressen bereite ich etwas richtig leckeres vor seinen Augen zu. Anschließend setze ich mich auf einen Stuhl und lass ihn zu mir kommen. Ich halte die Hand vor die Mahlzeit bis er sich beruhigt hat, dann muss er aus meiner Hand fressen. Bei den normalen Mahlzeiten muss er sich setzen und darf erst nach meinem Kommando beginnen.
    - Wenn er im Weg liegt, weiche ich ihm nicht aus, sondern rempel ihn an - nicht doll, aber so dass es ihn stört.
    - Mit dem nicht mehr weitergehen wollen, habe ich bis vor Kurzem, einfach die Leine fallengelassen und bin abgehauen. Bis heute Abend ist er auch dann gekommen und wurde auch fürs Kommen belohnt. Jetzt hat er aber spitz gekriegt, dass ich irgendwann wieder ins Haus gehe und ist dann einfach zur Haustür gerannt und hat die Sache ausgesessen.:-( Und er hat ein Sitzfleisch! Mindestens eine Stunde habe ich hinter der Ecke gewartet.


    Was kann ich noch machen?


    Wie schon beschrieben, kaum bin ich mit ihm irgendwo anders, benimmt er sich vorbildlich... :???: Warum ist das so ambivalent? Ist er vielleicht ein kleines, verzogenes Einzelkind??? =)


    Über jeden Rat bin ich sehr dankbar!

  • Zitat

    Ist er vielleicht ein kleines, verzogenes Einzelkind??? =)


    So ein Gedanke kam mir als ich von seinen Privilegien las. Es gibt Dinge, die er darf und Dinge, die er nicht darf. Sofa gehört sicher nicht zu den Dingen, die ein Hund darf, ein angehendes "Kalb" schon gar nicht. Ich gebe zu, ich habe meine beiden als Welpen schon mal hochgenommen. Aber da waren sie nie auf dem Sofa (das war tabu) sondern auf meinem Schoß.


    Du/ihr musst ihm zeigen, wer Häuptling ist. Die Privilegien hat der Häuptling, nicht die Indianer.


    Dass er sitzen muss, wenn es Futter gibt, ist ok. Ich lasse meine liegen, spielt aber nicht die Rolle. Wichtig ist, dass du die Schüssel hinstellst und ihn noch eine Weile warten lässt ehe du das Futter freigibst. Wie gesagt, du bist Häuptling und er Indianer. Zeige ihm das immer mal so zwischendurch.


    Mit dem Gassiverweigern: Kannst du ihn austricksen, indem du euch irgendwo hinfahren lässt, von wo ihr nach Hause lauft? Dann hätte er nämlich keine Alternative und müsste laufen.


    Sei Häuptling, sei kreativ und lasse dir die Dinge einfallen, mit denen du ihn austrickst. Zeige ihm, dass er keine Chance gegen dich hat.

  • Ich würde ihm eher zeigen, dass es toll und großartig ist, mit Dir zusammenzusein. Wenn er Dich eine Stunde warten lässt, scheint er keine Veranlassung zu sehen, sich in Deine Nähe zu begeben. Das zu ändern klappt eher, wenn Du Deine Befürchtung, Dein Hund wäre zu "selbstbewusst", über Bord wirfst.


    Kennt denn der Hund den Unterschied, ob er sich "benommen" hat oder nicht oder muss er das nur daraus ableiten, ob er aufs Sofa darf - oder eben nicht? Ich würde das Sofa-"Privileg" komplett streichen, dann ist's für den Hund eindeutiger.


    Was das Verteidigen von Futter betrifft: Hat er Veranlassung, das zu tun? Übe doch mit nicht so attraktivem Futter Tauschgeschäfte mit ihm, damit Du ihm im Notfall wegnehmen kannst, was er z.B. draußen "widerrechtlich" aufnimmt. Aber was er von Dir bekommt, sollte er ohne jede Störung behalten und verzehren können.


    LG
    Wauzihund

  • Hi


    Das mit den Privilegien entziehen setzt aber voraus das der Hund auf irgendeine Weise versteht warum das passiert. Das bezweifel ich.


    Anrempeln wenn er im Weg liegt will find ich unangebracht, was soll Hundchen denn lernen....wenn meine Menschen vorbeilaufen rempeln sie mich an? Wo ist da der Sinn? Dein kleiner lernt doch das er bei dir ständig auf der Hut sein muss..... Dabei soll er doch zuerst Vertrauen lernen.


    Vertrauen hat er mit seinen 5 Monaten nicht viel, sonst würde er nicht Drohen und Luftschnappen bei leckeren Sachen. Bist du vielleicht der Meinung er MUSS alles sofort dir geben weil du Cheffe bist? Und nimmst ihm das tolle Futter wieder weg? Ahhh, bei dir muss er dann offensichtlich auf der Hut sein........


    Überlege wo DEIN Fehler war wenn dein Hund eine Fehlverknüpfung hat und nicht mit dir um das Haus gehen will. Nicht : er hat aber Sitzfleisch und ist stur sondern WARUM traut er sich eine Stunde nicht von der Haustür weg?? Irgendetwas ängstigt/beunruhigt ihn dabei und du musst herausfinden was.


    Dein Hund hat nicht genug Vertrauen zu dir mit seinen 5 Monaten. Aber das kannst du schnell ändern!


    Die "Befehlsvereigerungen" stehen einem Hundekind doch zu, ihr seid doch nicht bei der Bundeswehr. Er muss noch lernen.


    Geschimpft werden darf aus meiner Sicht kurz und knackig......wenn er etwas macht was nicht sein soll und er das verstanden hat und vom Alter her auch durchziehen kann. Denn vom einem Kindergartekind kann ich nicht das gleiche verlangen wie von einem Abiturienten!


    Ich würde nicht schimpfen wenn etwas nicht gemacht wird. Zeit geben und immer wieder neu lernen lassen. Er ist doch erst 5 Monate.


    Gelobt wird alles was richtig gemacht wird.


    Weggenommen wird bei mir nur so: gegen Tausch MIT gleichzeitigen "Kommando".....will der Hund nicht wird ignoriert. Denn noch wird das Kommando ja erlernt, später genügt das Wort allein.


    Sachen die offensichtlich nicht klappen und fehlverknüpft sind (an der Leine ums Haus gehen) würde ich ganz neu aufbauen: andere Leine, andere Worte, andere Richtung gehen, lange stehenbleiben, Musik hören, warten und NIX tun. Irgendwann siegt die Neugier des Hundekinds schon. :D
    Wie beim neuen Welpen eben....


    Geduld, und mehr Vertrauen zu deinem Hund statt Rangordung wichtig zu nehmen......du brauchst nicht auf Chef machen du bist es doch schon, du bist der Mensch.


    Birgit

  • Zitat


    Ist er vielleicht ein kleines, verzogenes Einzelkind??? =)


    Hallo,


    nein, das scheint er definitiv nicht zu sein.
    Einige Vorschreiber haben es schon wunderbar erklärt.


    Das Verteidigen von Futter hat nichts mit Rangordnung zu tun.
    Du musst dich als Halter fragen, warum hat er einen Grund das zu tun?
    Vertraut er dir nicht?
    Warum nicht? (wurde ihm schon mal etwas weggenommen?)


    Zitat

    er ist und bleibt ein Esel.


    Ein Hund ist nicht stur wie ein Esel, weil er die Rangordnung testen will oder seinen Kopf durchsetzen will.
    Ihm scheint es an Motivation zu fehlen.
    Warum sucht er deine Nähe nicht?
    Die Gründe liegen, muss ich dir nun ehrlich sagen, überwiegend am Halter.
    Recht untypisches Verhalten für einen Appenzeller.
    Mit 5 Monaten ist er aus den Welpenschuhen herausgewachsen.
    Er wird eigenständiger.
    Was nichts mit Sturheit zu tun hat.
    Du musst an der Bindung und am Vertrauen arbeiten.
    Für ihn bist du offensichtlich nicht der Nabel der Welt.


    Was nun genau falsch läuft, ist schwierig, von hier aus zu beurteilen, aber es liest sich so, als hättest du zu viel über Rangordnung gelesen oder zu hören bekommen und es dann so in d. Praxis umgesetzt.
    Zu diesem Thema gibt es viele alte Theorien, die längst überholt sind, jeoch von vielen Hundebesitzern umgesetzt werden und diese wundern sich plötzlich, dass nichts so läuft, wie man es sich vorgestellt hat.
    Dann heißt es:


    Der Hund sei stur und teste die Rangordnung...


    Glaube mir, dem ist nicht so.
    Appenzeller sind hochmotivierbare Hunde, die sich sehr gerne an ihre/n Menschen binden und eher zu einem "will to please" neigen, als sich gegenüber dem Halter stur zu verhalten.


    Vergiss die Theorien zu den Hierachien.
    Mache dich für deinen Hund unterwegs interessant, spiele und beschäftige dich mit ihm, alles mit einer freudigen Grundstimmung.
    Lobe ihn, tobe mit ihm und lache mit ihm...


    Gruß
    Leo

  • Hallo,


    danke für eure Antworten. Aus dieser Sicht habe ich es noch gar nicht gesehen. Ich muss auch noch dazu sagen, dass es unser erster Hund ist. Und wir haben uns schlau gemacht, aber jeder Ratgeber sagt immer etwas anderes. Wonach soll man sich denn nun halten?


    Gerade bin ich von einem Abenteuer-Waldspaziergang mit Carlos wiedergekommen. Hier war er wieder komplett Traumhund. Er hatte Spaß, hat auf mich gehört. Zusammen haben wir diverse Stöcke und Tannenzapfen erobert und nun liegt er zufrieden schlafend vor meinen Füßen.


    Die erste Pipirunde habe ich dann außerhalb des Grundstücks gemacht. Und es hat perfekt geklappt.


    Ist sein Zuhause nicht interessant genug? Wie kann ich es denn interessanter machen?


    Und wie kann ich sein Vertrauen gewinnen? Er kuschelt ja liebend gern mit uns und ist auch immer in unserer Nähe.


    Zum Thema wegnehmen: wir mussten ihm ein Plastikbecher wegnehmen, an dem er sich fast verschluckt hätte. Da hat er das erste Mal die Reaktion gezeigt. Danach haben wir alles mit Tauschhandel gemacht.


    Was kann ich also tun, damit er ein Gefährte wird und er sich zuhause wohl fühlt?

  • Kurze Zwischenfrage:


    Ein Appenzeller mit 5 Monaten und 18 (!) Kilos ???


    Das hat meine Hündin nicht mal ausgewachsen gewogen....


    Sicher, dass das auch ein Appenzeller ist, oder war da ein GSS mit am Werk ?

  • Sein Vater war sehr groß und kräftig... Der Kleine hat jetzt eine Schulterhöhe von 47 cm und ist schlank, aber sehr muskulös. Ich denke er wird im Endeffekt 60cm hoch werden. Ich kann nicht ausschließen, dass bei seinen Vorfahren sich irgendetwas zwischengemischt hat. Ich habe ihn ja nicht von einem richtigen Züchter, sondern von einem Bauernhof.

  • Sein Vater war sehr groß und kräftig... Der Kleine hat jetzt eine Schulterhöhe von 47 cm und ist schlank, aber sehr muskulös. Ich denke er wird im Endeffekt 60cm hoch werden. Ich kann nicht ausschließen, dass bei seinen Vorfahren sich irgendetwas zwischengemischt hat. Ich habe ihn ja nicht von einem richtigen Züchter, sondern von einem Bauernhof.

  • Mein Appenzeller Rüde ist jetzt 2 Jahre alt, da hast du dich für eine tolle Rasse entschieden. ;)


    Ich kann dir leider keinen Tipp geben, was die Sache mit dem Futterverteidigen angeht, da wir solche Probleme nicht hatten. Wenn er was nicht abgeben wollte, hat er als Junghund die Zähne feste zusammengebissen oder wollte ein "fang mich doch" Spiel draus machen. Aber mit einem Tausch (Ball o. super Leckerchen) haben wir es toll in den Griff bekommen. Schließlich soll sich das für den Kleinen lohnen, wenn er brav AUS macht.


    Aber vielleicht kann ich dir nen Tipp bei den Spaziergängen geben. Jeden Tag, eventuell sogar zwei Mal am Tag, die selbe Runde um den Häuserblock, fand meiner auch richtig ätzend. Er hat sich auch in die Leine gestemmt und wollte nicht mehr weitergehen. Wir hätten auch Stunden an ein und der selben Stelle stehen können, ohne das er nur einen Schritt weitergelaufen wäre. Meine Trainerin hatte mir damals geraten, die Pipirunden (im Wald oder in den Rheinwiesen, wo wir täglich waren mal ausgenommen) interessanter zu gestalten. Wir haben dann zwischendurch ein paar Suchspiele gemacht oder nur ein bisschen an der Unterordnung gearbeitet und es hat funktioniert. Wenn du eure Spaziergänge ein bisschen abwechslungsreicher gestaltest, folgt dein Junghund dir eventuell auch mit mehr freude und zudem sind gemeinsame, schöne Aktivitäten und Erlebnisse sehr gut für eure Bindung. Deine Maus wird sich dann dreimal überlegen, ob andere Dinge interessanter sind.


    Liebe Grüße


    Tanja und Nero

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