Hund winselt/flippt aus bei Aufregung/Ungeduld
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Hallo,
ich gehe seit ein paar Monaten mit einem 8-jährigen Labrador Retriever spazieren, dessen Besitzer kaum oder eigentlich nie mit ihm raus gehen.
Sobald ich mit ihm raus will, dreht er völlig durch. Er springt herum, winselt, gähnt ohrenbetäubend laut, rempelt mich an etc., kurz gesagt, er ist total aufgedreht. Ich kann zwar gut verstehen, dass er sich wahnsinnig auf den Spaziergang freut, sein Verhalten ist nur ziemlich nervig und hemmt total meine Lust aufs Spazierengehen. Das muss doch irgendwie geregelter ablaufen...
Ich habe mich dann durch etwaige Beiträge gelesen und herausgefunden, dass "Ignorieren" wohl das Mittel der Wahl sein soll. Nur bin ich jetzt ziemlich frustriert, da es einfach nicht so hinhaut, wie ich gerne will. Habe ich mal das Gefühl, das es besser wird, kommt gleich darauf der Rückfall. Darum zweifel ich jetzt natürlich stark an mir, irgendetwas muss ich ja falsch machen.
Nur brauche ich jetzt eure Hilfe, um herauszufinden, was genau ich denn falsch mache bzw. wie genau ich es richtig machen muss.
Soll ich...
...den Hund herumspinnen lassen und rein gar nicht beachten und währenddessen mich irgendwie beschäftigen (Hausarbeit, telefonieren...)?
...den Hund ignorieren, jedoch neben ihm stehen bleiben, dabei den Rücken zudrehen oder in die Luft schauen?
...ihn Sitz/Platz machen lassen - was er generell befolgt - dann jedoch sein weiteres winseln ignorieren?
...ihm vor dem Ignorieren ein einmaliges Aus!- oder Nein!-Kommando geben, oder ist das Ignorieren für ihn aussagekräftig genug?
...,wenn der Hund mir nachläuft, das ebenfalls tolerieren bzw. ignorieren oder soll er auf seinen Platz geschickt werden?
...oder soll ich es ganz anders angehen?
Ich habe schon versucht mich räumlich von ihm zu trennen, dh ihn in einen anderen Raum zu bringen, ihn irgendwo festzubinden oder ihn raus in den Garten zu schicken. Denn ansonsten würde er mir ständig aufgeregt hinterherlaufen. Doch wenn er mir nicht nachlaufen kann und weggesperrt wird, scheint er sich noch mehr hineinzusteigern. Er winstelt dann für Stunden oder fängt sogar an lautstark zu fiepen und dann zu bellen. Wenn er mir nachlaufen darf, steigert sich sein Verhalten zwar nicht ins fiepen oder bellen, er springt mir jedoch ununterbrochen winselnd um die Beine.
Darum die Frage, soll er mir hinterher rennen und selbst drauf kommen können, dass es keinen Sinn hat, den Kasperl zu spielen? Oder soll ich ihn zu seinem Glück zwingen und zur Auszeit in einen anderen Raum bringen, anbinden oder zum Platz schicken?
Ist es für den Hund schon ein Erfolgserlebnis, wenn er mir nachlaufen darf? Oder beweise ich ihm damit nur, dass er mir völlig schnuppe ist und er durch sein Verhalten null Aufmerksamkeit bekommt?
Wie soll ich ihn fürs Ruhig sein loben? Denn sobald ich ihm in irgendeiner Art und Weise wieder Aufmerksamkeit schenke, auch wenn ich nur auf ihn zugehe, fängt das ganze wieder von vorne an.
Ich habe auch schon angefangen, Gummistiefel an- und auszuziehen, mit der Leine durchs Haus zu laufen, den Leckerlibeutel zu füllen und einfach wieder zu verräumen etc. und er zeigt inzwischend dann auch eindeutig ruhigeres Verhalten. Aber er merkt halt dann immer noch, wenn es wirklich los geht.
Ich brauche jetzt wirklich eine Ladung Motivation!!! Bekommt man das überhaupt nochmal so weit in den Griff, wenn 8 Jahre lang (!!!) versäumt wurde, ihm das richtige Verhalten zu zeigen?
Würde mich wahnsinnig über eure Hilfe freuen!
Liebe Grüße
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- Vor einem Moment
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Hi
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Hallo,
der Hund steht unter Stress wenn es rausgeht.
Auch wenn es positiver Stress ist, sollte man versuchen das runterzufahren, was Du ja auch möchtest.Ich würde ihn erst dann anleinen wenn er sitzt und das winseln ignorieren.
Der Arme freut sich einfach nur unbändig, dass es raus geht. Wenn er jahrelang nicht wirklich oft rauskam, dann ist das verständlich.Anscheinend bekommt er nicht viel Aufmerksamkeit von seinen Besitzern und saugt sie bei Dir richtigehend auf.
Er tut mir leid!
Wenn er Dir hinterherläuft, dann würde ich das bis zu einem gewissen Grad tolleriern und ihn nicht beachten. Sobald er ruhig wird, kannst Du ihn zu Dir rufen und ausgiebig streicheln.
Nur ruhiges Verhalten führt zur Aufmerksamkeit.Wenn ein Hund über Jahre nicht beachtet wird und sich daher freut endlich jemanden gefunden zu haben, dann dauert so ein Ruhereinbringprozess länger.
Vielleicht kommen bei ihm auch Verlustängste dazu. Er möchte Dich als Person nicht verlieren und läuft Dir eventuell deshalb ständig hinterher.Du könntest anfangen ihn auf seinen Platz zu schicken und ihn dort nur kurze Zeit lassen um ihn dann wieder laufen zu lassen.
Bleibt er auf seinem Platz, dann verlass kurz das Zimmer, mach die Tür zu und komm sofort wieder rein.
Wenn er merkt, dass Du nicht verschwindest, dann wird er mit der Zeit auch ruhiger werden.Bei einem solchen Hund würde ich ihm auch zum Abschied etwas zum Kauen geben. So lernt er irgendwann: wenn ich was zum kauen bekomme, dann geht sie und wenn ich nichts zum kauen bekomme, dann bleibt sie noch.
Auch das kann helfen ihn ruhiger zu bekommen.Liebe Grüße und schön, dass Du Dich um ihn kümmerst
Steffi
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Oh, daß kommt mir alles sehr bekannt vor.
Ich gehe auch, seid meine Momo Ende Januar über die RBB gelaufen ist, mit der Hündin meines Nachbarn raus.Es ist eine 4jährige DSH, die auch immer, manchmal auch heute noch, total ausflippt. Wenn ich die Kleine aus dem Zwinger lasse bekommt sie erst einmal ein Leckerchen von mir und ich rede ganz ruhig auf sie ein. Hab ihr beigebracht, daß ich erst dann die Leine festmache, wenn sie sich ein wenig beruhigt hat und sie Sitz macht.
Und weil sie sehr schnell lernt, klappt das auch mitlerweile ganz gut. Sie setzt sich hin, drückt sich ganz doll an meine Beine und schaut mich an, total niedlich.Ich bin mittlerweile richtig verliebt in die kleine Maus :liebhab:
LG Maria
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Hi,
danke für eure Antworten.
Mir tut der Hund auch wahnsinnig leid und es ist mir verständlich, wieso er sich so aufführt. Aber der Hund lebt ja im hier und jetzt und dementsprechend will ihn auch wie jeden anderen Hund behandeln. d.h. erst einmal Ruhe reinbringen.
Steffi: Du sagst das Winseln ignorieren, nur ist dieses Winseln kein leises Wimmern, sondern ein ziemlich lautes Jammern, dass nicht viel weniger nervig als bellen ist. Und je länger ich brauche, um für den Spaziergang die Sachen zu packen, desto lauter und unruhiger wird sein winseln. Ich lass mich einfach ungerne hetzen, wenn du verstehst, was ich meine.
Er ist dann auch so kontrolliert, dass er Sitz oder Platz macht, wenn ich es ihm sage. Nur ist er dann in seiner Bewegung so eingeschränkt, dass er sich umso mehr ins Jammern reinsteigert. Das Hinsetzen ist dann also nicht wirklich ein Erfolg, sondern eher ein Umlenken des Verhaltens. Er springt dann zwar nicht mehr, winselt jedoch umso lauter.
OK, das Nachlaufen werde ich versuchen zu ignorieren, es ist auch ehrlich gesagt das Verhaltens, das mich am wenigsten stört. Ich muss auch sagen, dass er sich, wenn er sich in seinem Übermut frei bewegen darf, viel schneller beruhigt. Es ist so eine Art wie ein Ventil.... ich war mir nur nicht sicher, ob es richtig ist, ihn so um mich herum hampeln zu lassen.
Ja du hast Recht, er saugt generell jegliche Aufmerksamkeit auf, die er mal bekommen sollte. Er ist dann auch sehr schnell zu erregen, weil es eben so außergewöhnlich für ihn ist. Die Besitzer, wenn sie ihn mal beachten, steigern sich dann auch so rein und sprechen mit einer sehr hohen erregten Stimme. Es wundert mich also wirklich nicht, wieso sich der Hund dann so reinsteigert. Erstens, weil er nur sehr selten Aufmerksamkeit bekommt und, zweitens, weil dann seine Besitzer genau gleich herumhampeln.
Ich mein ja, armer Hund, was erwartet man sich anderes?
...nunmal zum Thema zurück.
Verlustängste vielleicht nicht wirklich, da er gewöhnt ist, lange Zeit alleine zu sein. Er hat eher die Angst, irgend etwas Spannendes zu verpassen. Ist jedoch kein Spaziergang in Aussicht, benimmt sich der Hund super ruhig und lässt sich sofort ohne Probleme auf seinen Platz schicken, sollte er mir hinterher laufen. Und er läuft auch nur mir manchmal hinterher (ich bin ja eindeutig am spannendsten) und keinem der vier Familienmitglieder, die er schon 8 Jahre lang kennt. Darum schließe ich Verlustängste eher aus.
Vielleicht verlange ich etwas zu viel Ruhe und Selbstkontrolle von ihm, aber da ich selber ziemlich ruhig und selbstkontrolliert bin, fällt es mir ziemlich schwer, sein Ausflippen zu tolerieren.
Das mit dem Loben ist von daher ein bisschen problematisch, da er sich dann gleich wieder hochschaukelt.
Das ganze läuft so ab: Ich richte mich zum Rausgehen, der Hund fängt mit seinem übermütigen Verhalten an. Ich behandle ihn dann einfach wie Luft und gehe irgendeiner Arbeit nach, egal ob er mir hinterher rennt oder wimmert oder was auch immer. Irgendwann mal legt er sich dann hin. Ich vermeide in dem Moment ihn zu loben, da er dann gleich wieder aufspringen würde. Ich gehe also zu ihm hin, hänge die Leine an und spätestens dann fängt er natürlich wieder mit dem gleichen Theater an. Ich stehe dann also mit dem Hund vor der Türe und warte wieder, bis er sich für ein paar Sekunden beruhigt hat. 2-3 Sekunden reichen mir momentan vollkommen aus. Ich gebe ihm dann ein ruhiges OK! und gehe mit ihm raus. Draußen vor der Türe dann wieder die selbe Prozedur, er wimmert, ich warte, er ist ruhig, ich gebe ein OK! und laufe los. Das mache ich dann so oft bis wir geregelt und ruhig loslaufen können.
Nach so einer Unruhe-->Stop-->Ruhe-->Weitergehen-Methode scheint er sich viel öfters nach mir zu orientieren. Früher hat er einfach "kopflos" an der Leine gezogen und keine Rücksicht auf mich genommen.
Doch da es an manchen Tagen viel länger dauert, bis er sich beruhigt, frage ich mich, ob ich es wirklich richtig mache oder ob diese Fortschritte einfach nur reiner Zufall sind?!
Achherje, es ist nicht leicht, Fehler von anderen ausmerzen zu müssen.
Aber ich bitte euch, frei Schnauze zu sagen, was ihr euch denkt. Würde mir weiterhelfen!
Liebe Grüße
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Hallo nochmal,
ich denke, dass Du es richtig machst.
Es ist normal, dass es mal Tage zwischendrin gibt die nicht so gut laufen. Lass Dich davon nicht unterkriegen und bleib bei Deiner Linie.Liebe Grüße
Steffi
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Hi,
nochmal ich. Mein erster Hund hat auch so ein Theater gemacht, immer wenn ich weg war und dann heim kam. Die Nachbarn fragten mich mal ob ich meinen Hund mißhandel.
Dabei war es nur die übermäßige Freude darüber, daß Frauchen wieder da war, hab´s ihm übrigends nie wirklich abgewöhnen können...
LG Maria
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Danke nochmals an euch, werde weiterhin geduldig üben!!!
Bin heute Nachmittag mit ihm spazieren gegangen, ansonsten immer abends wenn die Familie bzw. Besitzer bereits zuhause sind. Ich konnte einen enormen Unterschied feststellen. Er war viel ruhiger, ich konnte ihn ein paar Meter vom Gartentor entfernt ablegen lassen, in aller Ruhe das Gartentor öffnen und ihn dann abholen und losgehen. Nur als wir draußen waren, wollte er wieder aufdrehen, ich ließ ihn Platz machen und sagte "Shhh!" worauf er wieder ruhiger wurde und ich losgehen konnte.
Jetzt muss ich weiter rausfinden, ob er sich so brav verhalten hat, weil es nicht seine gewöhnliche Spaziergangzeit war oder weil die Besitzer nicht zuhause waren.
Jedenfalls bin ich jetzt wieder ein bisschen motivierter.
Achja, ich mache auch seit einigen Tagen "Scheinspaziergänge". Ich ziehe mich fix und fertig an, nehm die Leine und bringe den Müll raus. Ein anderes Mal mache ich mich wieder fertig und geh nur mal schnell die Wäsche aufhängen, die Hühner füttern, die Blumen gießen etc. Wenn ich drinnen bin, hänge ich mir die Leine über die Schulter, gehe immer wieder mal zur Leckerlibox (Leckerlies gibts normalerweise nur für Spaziergänge), öffne und schließe diese. Weiters lege ich ihm sein Halsband immer wieder ab und später wieder an. Und so weiter und so fort. Mit jedem Mal wird er ruhiger und bleibt teilweise schon drinnen liegen, wenn ich mit Gummistiefeln, Jacke und Leine in den Garten gehe.
Sobald die Besitzer jedoch da sind, ist er gleich um einiges unruhiger, auch wenn ich nur mal die Leine in die Hand nehme. Da muss ich eben noch mehr üben...
Liebe Grüße
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