Hunde von Obdachlosen

  • dragonwog, deinen Beitrag finde ich sehr haltlos.


    Die Hunde, die ich von der Straße kenne (also die Obdachlosenhunde) führen meiner Meinung nach das beste Leben, was ein Hund führen kann. Sie sind immer dabei, sie sind Hunde, sie vertrauen endlos, sie sind ein Rudel.
    Muss dabei gerade an 2 solche Exemplare denken. Die würden ihr Leben bestimmt nicht gegen das von "Haushunden" tauschen.


    Ich kann nur vermuten woran das liegt, aber wahrscheinlich daran, dass sich die Besitzer einfach nicht so viele Gedanken machen. Welches Futter, welche Zusammensetzung, welche Erziehung, welches Halsband, welche Freunde, welche Wurmkur etc.
    Es wird einfach so gelebt. Und siehe da, die Hunde, die ich kenne sehen zufrieden aus.


    Aber ich kenne auch andere, aus der "anderen" Szene. Das sind hypernervöse, gestörte Hunde, die schon austicken, sobald ich mit meinen Hunden um die Ecke komme.

    • Neu

    Hi


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    • Als ich heute morgen meine Nachbarin mit ihrem Hund sah, musste ich wieder an diesen Thread denken. Angeblich ist dieser Hovawart mit 3x täglich 15 Minuten Gassi gehen zufrieden. Er latscht auch treudoof neben Frauchen her, mit Kästchen um den Hals und Stachler - weil er ja sonst jagen geht.


      Oder wenn ich an die ganzen überfütterten Kinderwagenbegleitungen denke. Die sind auch mit super wenig Bewegung zufrieden.


      Wieviel Bewegung hat so ein Obdachlosenhund? Doch nicht allzuviel - oder? Die sind zwar draußen, aber ob mein Hund im Wohnzimmer oder am Bahnhof rumliegt ist immer noch rumliegen. Ist das nicht vielleicht doch irgendwo ein bisschen abgestumpft, sich "dem Schicksal gefügt", genauso wie es viele andere Familienhunde haben?

    • Ich denke auch, daß wir nicht so verklärt auf das Hundeleben auf der Straße schauen sollten.


      Blacky hat die ersten 11 Monate seines Lebens bei Obdachlosen gelebt. Nach einer Weile bei Pflegestellen haben wir ihn übernommen. Er war in einem katastrophalen gesundheitlichem Zustand. Absolut freundlich und immer friedlich, aber komplett über- bis durchgedreht und null erzogen. Die ersten Stunden im Hundeverein waren echt eine Herausforderung und wir dachte schon das wird nie was.


      Gesundheitlich wäre Blacky auf der Strasse auf jeden Fall unter gegangen und vom Verhalten her...? Er war kaum zu bändigen, hat Kindern die Bälle abgenommen, Menschen freudig aber aufs heftigste angesprungen, Jogger verfolgt und Walkern die Stöcke abgenommen. Auch hat er nur Essensmist aus den Mülltonnen und Papierkörben geklaut, oder auch Menschen aus den Händen gerissen. Ein Rüpel ohne Grenzen. Was wäre wohl aus ihm geworden?


      Ich denke, daß einige Hunde es auf der Straße ganz gut haben, sofern sie bei HH leben die sich auch um die Bedürfnisse ihrer Tiere ein paar Gedanken machen. Das auf der Strasse dahinvegetieren ohne weitere Reize für den Hund finde ich nicht hundegerecht, das macht auch eine ständige Nähe zum HH meiner Meinung nach nicht wet.


      Daß wir im Vergleich dazu oft zuviel Geschiß um unsere Vierbeiner machen sehe ich auch so, aber solange es hundgerecht bleibt ist die Welt doch in Ordnung. Unser Blacky soll abrufbar sein, einen guten Grundgehorsam haben, dann sind seine Macken super gut händelbar. Das ist mir das Wichtigste. Dann kann er ständigen Freilauf und viel Spiel und Spaß mit Hundekumpels genießen.

    • Zitat

      Noch mehr nervt mich aber die Verurteilung!
      dragonwog, du scheinst dich in der Szene ja gut auszukennen! Oder hast du all dein Wissen von RTL 2, Bild und co kg??? :hust: *ironie off*


      Ja, natürlich, welch zuverlässigere Quelle als die Bildzeitung sollte man denn bekommen? :???:


      http://www.gesundheitberlin.de…h&topic=740&type=infotext


      Unter den Wohnungslosen liegt die Prävalenz des gesundheitlich schädlichen bzw. bereits suchtförmigen Alkoholkonsums nach verschiedenen Studien bei 60 bis 80% (zusammenfassend Pörksen/Wessel 1998). Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil der gesundheitlich riskanten Alkoholkonsumenten und -konsumentinnen 9% (Grenzwert >20/40g Reinalkohol täglich, Frauen/Männer) und die Quote der Alkoholabhängigen 4% (Bühringer 1996). [...]In den USA wurde anhand großer repräsentativer Stichproben Arbeitsloser und Berufstätiger festgestellt, dass die Prävalenzraten diverser Alkoholprobleme (z.B. exzessiver Konsum, Symptome der Alkoholabhängigkeit) in der Gruppe der Arbeitslosen nach einem Jahr ununterbrochener Erwerbslosigkeit zum Teil sechsmal stärker angestiegen waren als in der Vergleichsgruppe der durchgängig Berufstätigen (Catalano 1997). Eine ebenso repräsentative finnische Untersuchung wies nach, dass die Quote der Sterbefälle, bei denen eine akute Alkoholvergiftung oder eine körperliche Alkoholkrankheit (z.B. Leberzirrhose) als Todesursache diagnostiziert wurde, mit der Dauer der Arbeitslosigkeit linear zunahm und am Ende die Quote in der Gruppe der Berufstätigen um das vierfache überstieg (Martikainen 1990).[...]
      Die Alkoholproblematik der Wohnungslosen ist nicht nur Resultat ihrer beruflich-sozial prekären Biographie (Henkel 1998a), sondern zu einem wesentlichen Teil auch Folge und Ausdruck ihrer aktuellen Lebenslage, d.h. der psychosozialen und physischen Bedingungen des Straßenlebens. Der Alkohol dient z.B. als Nahrungsersatz, als Analgetikum gegen körperliche Schmerzen, als Hypnotikum gegen Schlafstörungen, als Droge zur Verdrängung der erfahrenen sozialen Benachteiligung und Diskriminierung.


      Wollen wir jetzt noch diskutieren, welche Folgen starker Alkoholkonsum hat?

    • Zitat

      Wieviel Bewegung hat so ein Obdachlosenhund? Doch nicht allzuviel - oder? Die sind zwar draußen, aber ob mein Hund im Wohnzimmer oder am Bahnhof rumliegt ist immer noch rumliegen. Ist das nicht vielleicht doch irgendwo ein bisschen abgestumpft, sich "dem Schicksal gefügt", genauso wie es viele andere Familienhunde haben?


      Ja, eben. Hunde sind sehr anpassungsfähig. Ich denke letztlich ist es schwer zu beurteilen, womit ein Hund wirklich zufrieden ist und woran er sich schlicht nur gewöhnt hat. Hier ist ein hohes Maß an ehrlicher Selbst-Reflexion gefragt. Mein Hund ist mit den Zeiten, in denen er alleine ist, sicher nicht zufrieden. Ich denke er hat sich aber soweit daran gewöhnt, dass es zumutbar - wenn auch nicht ideal - ist.


      Ich persönlich finde Pauschalisierungen immer schwierig.


      Es gibt Obdachlose, die sind super Hundehalter. Es gibt Obdachlose, die sind schlechte Hundehalter. Es gibt Obdachlose, die decken selbstverständlich auch das ganze Spektrum dazwischen ab. Eben ganz genauso, wie bei Menschen mit Obdach - warum sollte es auch anders sein? Mensch bleibt Mensch.

    • Da ich selten Obdachlose mit Hunden sehe, möchte ich jetzt einfach mal fragen, ob die meisten Obdachlosen(die die halt hunde besitzen) eher kleine ,mittlere oder große Hunde besitzen...oder ist das Verhältniss eher ausgewogen?


      Ich persönlich glaube nicht das diese Hunde besonders viel Auslauf haben oder sich mal in der feien Natur austoben können....teilweise müßen sie auch Stundenlang auf einem Platz verharren...


      Ich denke schon, das wir auch MANCHMAL zuviel Gedöhns um die HUnde machen...sie müßen halt "gut" in einer Stadt funktionieren ...und wir HH möchten das perfekte Hundehalterbild präsentieren.


      Dabei vergessen wir gerne, das es Lebewesen sind, die nicht entscheiden können, ob das Getane gerade moralisch vertretbar ist oder nicht...deshalb sagt man ja das es "Schuld der Hundehalter ist, wie sich der Hund verhält...dafür sind wir nunmal als HH da.
      ...und ich denke gerdade Obdachlose wissen DAS am Allerbesten...entweder er Duldet was der Hund macht oder nicht...dazwischen gibt es eigentlich nicht viel...anders würde eine solche Beziehung nicht funktionieren, denn ein Obdachloser ist auf die Lebensumstände draussen angewiesen, dh. es muß einigermaßen funktionieren, das der Hund keinen Blödsinn macht, sonst ist auch diese Lebensweise gefährdet.


      Insofern glaube ich nicht das man die Lebensweise mit Hund zu sehr romantisieren darf.
      Es gibt bestimmt auch unter den Obdachlosen Solche die einen schwierigen Hund haben und ich möchte dann nicht wissen, was mit diesen Hunden passiert...


      ----------------------------------
      Seit einigen Tagen ist meine Hündin kaum zu ertragen...das heißt sie ist draussen (drinnen ist es wie eh und je) so hibbelig und nervös und nervig an der Leine, das ich langsam am verzwifeln bin...tja dabei lief bis vor ein paar Wochen alles so gut :/ ...leinenführigkeit? wo ist sie geblieben? Hatten wir das mal? :headbash:


      Aber ehrlich ich habe aufgegeben, mich über Sachen aufzuregen, die halt in manchen Momenten nicht funktionieren und hab weiß Gott keine Lust mehr mir Tagelang Gedanken zu machen oder nach zigtausend Trainer zu suchen um den ultimativen Tip zu bekommen, der die erste Zeit super funktioniert und nach Gewöhnung "abstumpft".


      Manche Dinge (aber wirklich nur manche) sind vorrübergehend, die man nicht überdramatisieren sollte ...da hilft nur Geduld, eine gehörige Prise konsequentes Verhalten und ein "sonniges Gemüt"
      Vielleicht haben die Obdachlosen uns das vorraus.

    • Ich finde es total schwierig, hier zu pauschalisieren. Um nur mal einige Beispiele bei uns aus der Innenstadt zu nennen:


      Dort gibt es einen älteren Obdachlosen mit einem auch bereits älteren Pudel. Als ich mal mit Jeppe in der Stadt war, bin ich mit dem Mann ins Gespräch gekommen. Dieser Hund ist tatsächlich absolut entspannt, er sieht immer gut gepflegt aus, hat nie verfilztes Fell und man sieht auch ständig Trockenfutter bei ihm liegen. Er war absolut liebt zu Jeppe und der Mann erzählte sehr offen über seinen Hund.


      Dann gibt es da die junge Frau mit den zwei noch sehr jungen Hündinnen. Da bin ich mir nie so sicher, wie viel die Frau überhaupt mitbekommt, sie scheint Probleme mit Alkohol zu haben, ihre Hunde liegen meist nur neben ihr und reagieren kaum auf ihre Umwelt.


      Dann gibt es da noch eine Frau, die ihren Hund während der WM mit in der Innensctadt hatte. Der Hund war völlig panisch, es war total laut und überfüllt, und alles was er von seinem Frauchen erfuhr waren Schläge, wenn er vor Angst jaulte und bellte. Wäre ich nicht allein unterwegs gewesen, ich hätte sie angesprochen, mir tat der Hund nur leid.


      Es gibt also auch hier ganz verschiedene Menschen mit ganz verschiedenen Hunden, die ihre Hunde teils liebevoll, teil gleichgültig oder sogar sehr grob behandeln. Eine generelle Aussage kann man da meiner Meinung nach nicht treffen.

    • Guten Morgen,


      also ich muss sagen, wenn ich hier an der Hauptwache die Obdachlosen und Hartz4 Tierbesitzer sehe, die eine kostenlose Behandlung in Anspruch nehmen, dann frage ich mich immer wieso diese Leute überhaupt Tiere halten dürfen. Da fehlt es doch an der Grundversorgung.
      Hier im Forum wird, wenn jemand sich einen Hund anschaffen will, als erstes gefragt ob er im Notfall für den Tierarzt aufkommen kann.
      Diese Leute können das alle nicht. Sie mögen ihre Tiere lieben, aber ich finde das trotzdem Verantwortungslos.


      LG

    • Zitat


      Wieviel Bewegung hat so ein Obdachlosenhund? Doch nicht allzuviel - oder? Die sind zwar draußen, aber ob mein Hund im Wohnzimmer oder am Bahnhof rumliegt ist immer noch rumliegen. Ist das nicht vielleicht doch irgendwo ein bisschen abgestumpft, sich "dem Schicksal gefügt", genauso wie es viele andere Familienhunde haben?


      Naja, es ist ja nun nicht so, dass man den gesammten Tag am Bahnhof oder der bewährten Bettelstelle verbringt, obwohl es stark auf die Jahreszeit ankommt.


      Aber auch hier gibt es diese und jene, um das nochmal zu betonen.
      Man sollte es genau so wenig verklären, wie über einen Kamm scheren.
      Ich war damals viel am Bahnhof Zoo und Umgebung unterwegs, fand ziemlich schnell ein mir sympatisches Grüppchen und da sah der Tag in etwa so aus:
      Morgens traf man sich in der Bahnhofsmission. Danach sind wir meistens mit dem Frühstück in den Tiergarten, da durften dann auch die Hunde spielen und toben. Danach ging wieder jeder wie er wollte seiner Wege, bis man sich am Nachmittag in einem kleinen Clubhaus (mir fällt kein besseres Wort ein) zum Essen traf, wenn man das Geld zusammen bekommen hatte. Das Gelände war eingezäunt, auch hier konnten die Hunde laufen, waren ja immer bis zu zehn da.
      Dann ging es eben schon daran, sich jemanden zu suchen, bei dem man Übernachten konnte oder sich eine Alternative auszudenken.
      So 'manierlich' kann es laufen. Da war zwar nichts mit Dummytraining, ZOS oder ähnlichem, aber als schlecht für die Hunde empfand ich es nicht.


      Ich habe allerdings auch wirklich furchtbare Leute kennen gelernt, die wirklich den ganzen Tag unter dem Einfluss etwaiger Betäubungsmittel standen, sich nur um Nachschub oder mal einen Happen zu essen zu besorgen bewegt haben, unberechenbar wirkten und deren Hunde wirklich abgestumpft erschienen oder tatsächlich alkoholisiert waren. Das fand ich immer am schlimmsten und konnte mir bis dahin beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand seinem Hund Schnaps zum Trinken geben kann :nein:


      Aber auch Obdachlose bleiben Individuen mit persönlichem Verhaltensmuster, da kann man nichts verallgemeinern.

    • Ich denke wir urteilen automatisch das Verhalten von Obdachlosenhunde ganz anders als von Hunden die ein "Dach über den Kopf haben"...heißt:wenn ein Hund eines Obdachlosen einfachmal ohne Erlaubniss durch die Gegend läuft und andere Leute oder Hunde bedrängt, sehen wir das nicht so eng...aber wehe ein Hund eines "normalen Bürgers"würde so agieren oder zb.ein "Normalo" Hund knurrt mal im Vorbeigehen andere Hunde an...nach dem 5. Mal ist Dieser schlecht erzogen und wird besonders "beäugt" (im Hinterkopf wird die Telefonnummer des OA abgefragt)...oder ein Hund ist nicht abrufbar (wenn auch friedlich)...würde das Jemanden stören, wenn es ein Hund eines Obdachlosen wäre? Ich glaube nicht...aber ein "Normalo" mit solch einen Hund, hätte bei anderen schon direkt versch...en


      ...nicht falsch verstehen, ein Hund SOLLTE abrufbar sein...aber die Leute wissen, das ein Obdachloser keinen großen Wert darauf legt ob er gesellschaftlich großartig aneckt oder ob sein Hund sich gerade mit einem anderen Obdachlosen Hund prügelt...der wird halt danach gemaßregelt, und gut ist...der würde ja im Fall des Falles bei einem Loch im Fell auch nicht direkt zu einem TA laufen und die Rechnung dessen dem anderen Obdachlosenhundebesitzer unter die Nase reiben :D .


      Also können wir uns auch nicht mit Obdachlsen HH vergleichen...tun wir auch nicht...und deshalb regen wir uns über solche Hunde nicht auf...im Gegenteil für uns sieht das ganz "natürlich" aus.


      Ja und weil wir "in anderen Geselschaftlichen Umständen" leben ,haben wir diesbezüglich andere Maßregeln...

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