Alleinerziehende Hundemama

  • Mir fällt nur zum Thema "Madame muss ja erst ewig schnüffeln, wenn ich schon längst weiter will" noch was ein...dieses Schnüffeln KANN auch ein Beschwichtungssignal sein, genauso wie langsam laufen. Wenn sie sehr sensibel und unsicher/ängstlich dir gegenüber ist und merkt, dass du in diesem Moment bisl sauer bist und ungeduldig wirst, möchte sie dich damit vielleicht nur besänftigen?


    Möglich wäres immerhin in so einer Situation...


    Liebe Grüße,
    Lily und Happy


  • Hey, ich hab mir mal die Mühe gemacht und aus Deinem Beitrag ne Liste erstellt. Nimm sie Dir und teile sie in folgende Kategorien auf:
    - kurzfristige Ziele
    - mittelfristige Ziele
    - langfristige Ziele


    Du bist alleinerziehend, berufstätig und Dein Tag hat auch nur 24 Stunden. Also miste mal aus und setz Prioritäten. Kennst Du so Bücher wie "Simplify your life". Solltest mal lesen.


    Und mal ganz ehrlich: ein Hund, der zu 100% immer abrufbar ist und Dir vertraut ist klasse......dann sch :zensur: aufs erste auf Dinge wie "Platz" und stell sie einfach nach hinten an.


    Wenn Du Dich auf wenige Ziele konzentrierst und die erreichst, dann hast Du auch mehr Erfolgserlebnisse und bist weniger frustriert.....

  • Das klingt doch alles schon mal super, vor allem die Vorschläge, die bereits gemacht wurden.


    Möchte auch noch was hinzufügen: Vergiss nicht, dein Hund ist erst 5 Monate alt, du bist sehr eingespannt und zudem die meiste Zeit allein mit dem Hund. Dann dauert's mit der Grunderziehung halt etwas länger, na und? Lass dich nicht unter Druck setzen von Leuten, die dir sagen "also das solltest du eigentlich längst im Griff haben, das sollte der Hund schon können etc." Damit sorgst du nur für Dauerstress, der sich gerade in diesem zarten Alter, wo sich die Bindung zu dir erst aufbaut, 1:1 auf deinen Hund übertragen wird.


    Tu einfach, was machbar ist (Prioritäten-Liste), hab Spass mit deinem Hund und strebe nach einer guten, entspannten Beziehung. Dazu gehört auch, mal fünf grade sein zu lassen, wenn Hundi sich nicht mehr konzentrieren kann. Und für den Rest erst Recht: eile mit Weile.


    Ich bin übrigens eine, die anderthalb Jahre ähnliches Multitasking bereits hinter sich hat: Welpi/Hund aufziehen, Fernbeziehung, Single-Haushalt und nebenbei noch ne Doktorarbeit, falls es mal langweilig wird ;) Resultat: mein Hund hat ein paar (hausgemachte, drum meine Warnung, euch nicht zu überfordern) Stress-Macken, aber Bindung, Vertrauen und Grundgehorsam sind gut, der Alltag läuft rund, und ich denke, wir haben das beide ganz gut hinbekommen.


    Alles wird gut!

  • hallo tine,
    ich bin auch ne alleinerziehende hundemutter und weiß genau, was du meinst.
    ich hatte mir vieles einfacher vorgestellt und hatte anfangs öfter ein schlechtes gewissen, weil ich dachte: der arme hund, wenn ich ihn nicht bespaße, tut es keiner. ich dachte, ich bin ihr manchmal einfach zu langweilig und andere hunde haben immer jemand, der sich mit ihnen beschäftigt.
    irgendwann hab ich festgestellt, dass das unsinn ist. je mehr ich mit ihr gemacht habe, umso aufgedrehter war sie. wenn sie mir dauernd am hosenbein hing und dauernd spielen wollte, hat mich das manchmal einfach überfordert und genervt.
    irgendjemand hat mir dann man geraten, dem hund eine auszeit zu gönnen. ich hab dann unten an der treppe eine kindersperre angebracht und bin alleine nach oben gegangen und siehe da - kaum war ich weg, hat sich schnuppe ganz zufrieden auf ihr plätzchen verzogen und hat ein nickerchen gemacht.
    auf die art hat sie auch das alleinebleiben gelernt.
    ich hab festgestellt, dass sie manchmal auch gerne ihre ruhe hat - genau wie ich.


    in den ersten monaten hatte ich auch das gefühl, dass unsere bindung nicht so gut ist. sie wollte gar nicht so gerne kuscheln und war eher der selbständige typ. mittlerweile glaube ich, dass ist auch eine frage des alters. mit 5 monaten wollen die einfach dauernd die welt erkunden und spielen, spielen und nochmal spielen.


    jetzt ist schnuppe drei jahre alt und ist so ziemlich der verschmusteste hund den ich kenne. (das kam nach der ersten läufigkeit).
    wir sind ein super-team und das schlechte gewissen und das gefühl, nicht genug für sie da zu sein, sind längst verschwunden.
    ich laufe jeden tag zwei stunden mit ihr, wir sind auf dem hundeplatz und wandern am wochenende. der hund strukturiert nach wie vor meine freizeit, hundesport ist zu meinem hobby geworden. aber es gibt auch ruhezeiten und zeit für mich. (allerdings gehe ich nach wie vor mittags oder abends nie ohne sie weg, weil sie ja morgens schon 4 - 6 stunden alleine bleiben muss. im ersten jahr hatte ich morgens hundesitter)


    du hast anfangs davon geschrieben, dass dein hund, nachdem 5 mal platz schicken geklappt hat, anfängt zu schnappen.
    mach die übung zukünftig nur 4 mal. wenn du merkst, das interesse am üben lässt nach und es wird schwieriger, das kommando durchzusetzen, dann hör rechtzeitig auf. eine trainings-einheit sollte mit einem erfolg enden. lieber kürzere trainingsphasen einbauen, wenig wiederholungen.
    so wie ich das gelesen habe, könnte dieses knäppen und das herumbeißen auf der hand eher ne aufforderung zur rauferei sein - also zum spiel. so kenne ich das von schnuppe.


    um dich interessant zu machen, solltest du spiele anfangen und wieder beenden. lieblingsspielzeug wegräumen und nicht zur freien verfügung lassen. den fehler habe ich zu anfang gemacht. sie hatte viel mehr lust auf ihre spielsachen und auch auf mich, wenn ich damit ankam und angefangen habe und das spiel beendet habe, bevor sie keinen bock mehr hatte.


    schöne grüße
    susanne

  • Zitat

    und da ist sie immer voll dabei, weil mir das auch viel Spaß macht (bei nem Trick ists ja egal obs klappt, also auch kein Druck).


    Und genau da liegt der Hund begraben ;)
    Du hast ja selbst geschrieben, daß es dir viel Spaß macht,
    da kein Druck.
    Versuch doch einfach in kleinen Schritten diese "Leichtigkeit
    in euren Alltag einfließen zu lassen.
    Ich weiß, das hört sich einfach an, ist aber richtig schwer.
    Denn Annie merkt, wenn du ihr was vormachst.


    Glaub mir, das wird, die Maus ist ja auch noch jung. :gut:


    Liebe Grüße
    Daggi

  • Ab jetzt werd ich mir jedes Mal diesen Thread zu Gemüte führen, wenn ich mal wieder frustriert oder verzweifelt bin ;)
    Viiiiielen Dank für die ganzen lieben Antworten. Schön zu hören, dass ich nicht alleine bin und es noch mehr alleinerziehende Hundemamis gibt :gut:


    Heute haben wir einfach einen ruhigen Tag gemacht. Ich hab die Hundeschule geschwänzt, damit ich mich ein bisschen erholen kann. Annie schläft schon fast den ganzen Tag, obwohl wir kaum spazieren waren oder sonstwas gemacht haben. Vielleicht hab ich sie auch überfordert (was ja gut gemeint war) in den letzten Wochen, und sie braucht gar nicht so viel - wie ihr schon geschrieben habt.


    Ich hab mir überlegt: Was macht mir Spaß? Und kam darauf, dass ich ihr unheimlich gern beim futtern zuschaue. Also hat sie heut das Futter direkt von mir bekommen. Ich hab ihr Trockenfutter in die Hand genommen, und für jeden Blick zu mir (nicht aufs Futter) hat sie ein Bröckchen bekommen. Am Anfang hat sie mich nur aus den Augenwinkeln angeschaut, mittlerweile schaut sie mir schon offen ins Gesicht, so wie "na, gibst es mir jetzt?"


    Zum Alleinbleiben:
    Dann war ich noch einkaufen und hab ein Tonband mitlaufen lassen, während ich weg war. Sie hat die ganze Zeit "geweint". Immer wieder, zwar mit Pausen, aber entspannt hat sie sich gar nicht, das konnte man hören. Nachdem ich mir dann die ganze Aufnahme angehört hatte (und dabei mindestens so gelitten hab, wie Annie, während sie allein war), haben wir dann erstmal ne Zeitlang allein bleiben geübt und das werden wir jetzt die nächsten Tage immer und immer wieder üben. Ich will mir nicht noch so ein Tonband anhören müssen, das tat echt weh!


    Zu der "Decken-Übung":
    Sie ist ja auch ein kleiner Kontrollfreak und läuft mir überall hin hinterher. Deswegen wollte ich sie immer wieder auf ihren Platz schicken, weils einfach nervt, wenn sie in der Küche hinter mir steht. (Sie liegt auch jetzt gerade mal wieder mitten im Raum, neben meinem Sessel, anstatt auf ihrer Decke, auf die geht sie nur freiwillig, wenn sie was zu kauen hat oder sie schleppt Beute drauf, z.B. Spielzeug.) Das war ne nette Idee, die auch funktionieren könnte, wenn sie das Kommando schon verstanden hätte. Wir üben das schon seit bestimmt 2 Monaten, aber irgendwie hat sie's noch nicht kapiert... In Zukunft: Nicht mehr ungeduldig werden, sondern den Zugang zur Küche einfach absperren, bis sie das Kommando "Decke" gelernt hat. Oder ich binde sie auf ihrem Platz an.


    Und noch die Leinenführigkeit:
    Insgesamt bin ich gerade dabei, mir Alternativverhalten (für mich) auszudenken für Situationen, in denen ich ungeduldig werde. Zum Beispiel beim Gassi gehen: Ich hänge mir die Leine jetzt um, statt sie in der Hand zu halten. So merke ich sofort, wenn sie zieht, und bleibe stehen. Wenn sie dann mit gespannter Leine da steht, gehe ich in winzigen Minischritten rückwärts, bis sie in meine Richtung kommt und die Leine wieder entspannt ist. Dann gehts weiter. Genauso, wenn sie hinter mir läuft und stehen bleibt, aus welchem Grund auch immer. Dann gehe ich in Minischritten weiter nach vorne, bis sie weiter mitkommt. So ziehe ich sie nicht grob an der Leine und komme trotzdem dahin, wo ICH hin will.


    Schnuppe: Jaaaaa, das schlechte Gewissen hab ich auch oft :( Und ich hätte nicht gedacht, dass es doch ganz schön lange dauert, bis man sich an die neue Situation mit Hund gewöhnt. Hatte ich mir auch einfacher vorgestellt. Wenn ich aber zurückdenke an die ersten zwei Wochen mit Annie, dann ist doch schon vieles einfacher geworden, weil ich sie schon viel besser kenne. Wie wird das dann erst in einem halben oder ganzen Jahr sein!
    Annie kommt mir auch immer sehr selbstständig vor, sie kommt zwar zum Kuscheln in mein Bett, aber nach 5-10 Minuten hat sie genug und hüpft von selber wieder raus. Sie will auch gar nicht in meinem Bett schlafen, tja, wo gibts denn sowas, da will das Frauchen den Hund im Bett haben aber der Hund will nicht :roll:


    So das war wieder lang... tschuldigung :hust:

  • Die letzten zwei Tage hat alles ganz ohne Druck und Stress geklappt. Ich war entspannter als sonst. Und siehe da: Hund fiept fast gar nicht mehr im Auto. Und daheim schläft sie schon das ganze Wochenende, bis auf kurze Wachphasen und einen Spaziergang heute. Ich war nicht ein Mal grob oder ungeduldig mit ihr, aber (fast) immer konsequent. :D

  • das ist doch super zu lesen :gut:
    man denkt halt immer, der arme hund, dem muss doch langweilig sein, so den ganzen tag nur rumliegen und nichts tun. aber manchmal brauchen die das auch und es ist auch für dich von vorteil, wenn du ihr nicht nach und nach so ein hohes level angewöhnst. irgendwann bist du mal krank und der hund kriegt nen koller, weil er keine 5 stunden am tag bespielt, bespaßt und bekuschelt wird.
    mach weiter so, halt in ärgermomenten kurz inne, atme tief durch und denke, nein, das können wir ohne ärgerlich zu werden. in dem buch, das ich dir empfohlen hatte schreibt die autorin, dass sie ihren hunden in superfreundlichem ton immer die schlimmsten sachen sagt, wenn sie sich ärgert. ich stells mir lustig vor, habs aber selber noch nie hingekriegt. ich brummel mir einfach was in den bart (bzw. schal) und geh weiter :D aber halt eben nie am hund auslassen. du wirst ja auch ganz schnell belohnt, wenn du dich ein paar mal zusammengerissen hast und irgendwann kommst du gar nicht in die situation, dass du dich zusammenreißen musst.

  • Ich weiß jetzt woran es liegt, zumindest denke ich das.


    Ich war gerade anderthalb Wochen krank und nicht bei der Arbeit. Für Annie natürlich das absolute Paradies, sie konnte daheim immer in meiner Nähe sein. Da ich krank war, hab ich es auch nicht über mich gebracht in der Zeit das Allein bleiben zu üben. Sprich: Mein Hund ist jetzt super-anhänglich-kontrollierend. Als ich daheim war lag sie immer direkt neben mir, saß ich aufm Sessel, lag sie daneben, saß ich am Computer, lag sie daneben, lag ich im Bett, lag sie daneben. Resultat: Ich darf noch nicht mal mehr aufs Klo gehen (und Tür zu machen), ohne dass sie jault *seufz*. Klar, sie kann nicht mehr allein sein, bzw. konnte es noch nie, und jetzt kann sie's noch viel weniger. Da ist Üben angesagt.


    Jetzt bin ich wieder bei der Arbeit, aber noch nicht 100% gesund, ab morgen werd ich wohl wieder daheim bleiben müssen... Annie soll angebunden, allein im Vorraum bleiben und jault was das Zeug hält. Herzzerreißend, es zerreißt mir wirklich das Herz, aber ich kann's nicht ändern! Zusätzlich geht mir das Gejaule dermaßen auf die Nerven... Und zwar auf Nerven, die nicht im Mindesten intakt sind sondern eh schon blank liegen, aufgrund zu großer Belastung, weil krank arbeiten einfach doppelt so anstrengend ist. (Warum ich bei der Arbeit bin? Weil ich dachte es geht. Und erst jetzt merke dass das nicht der Fall ist.) Früher konnte sie dort ja schon ziemlich lange liegen, ohne zu jaulen, und ich habe mich immer gefragt, warum sie zwishendurch immer mal jault, sie ist ja nicht allein, zwar allein im Vorraum, aber ich bin ja in Reichweite. Tja, sie ist allein! Sie kann nicht in meiner Nähe sein, kann sich nicht frei bewegen, so wie sie will. Sie kann nicht zu mir kommen, wenn sie das möchte. Sie hat durchgehend Stress. Wahrscheinlich so viel Stress, dass sie zwischendurch in Erschöpfungsschlaf fällt, sie schläft nämlich öfter mal, und das sieht dann entspannt aus. Immer wenn ich zu ihr gehe und sie streichle, legt sie die Ohren ganz dicht an den Kopf und biedert sich richtig bei mir an. Früher habe ich das als "Freude" oder "Begrüßung" interpretiert, und den Erschöpfungsschlaf als Entspannung. Jetzt denke ich, der Hund kann einfach nicht allein sein, hat Stress, und beschwichtigt was das Zeug hält sobald ich wieder komme, damit Frauchen sie ja nicht wieder allein lässt.


    Also heißt es jetzt wieder: Allein sein üben! Üben üben üben.


    Ich glaube damit lösen sich viele Probleme von alleine. Dann gibts kein Gejaule mehr im Vorraum während ich arbeite, dann bin ich weniger genervt und kann mich ihr mit mehr Spaß und Ruhe widmen, wenn wir dann zuhause sind. Dass kann ich nämlich nicht, wenn meine Nerven nach einem Arbeitstag mit Gejaule in den Ohren einfach blank liegen.


    In den letzten zwei Wochen, als ich zwar krank, aber entspannt zu Hause war, haben wir nämlich alles mit viiiiel Ruhe und Spaß gemacht. Es war toll und unsere Bindung hat sich deutlich gebessert.


    Der Knackpunkt ist das Allein bleiben...

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