Hilfe...unser Hund ist total verängstigt...

  • Hallo ihr erfahrenen Hundebesitzer,


    nachdem ich schon einige Zeit nur mitgelesen habe, möchte ich heute um eure Hilfe bitten...


    Wir haben seit 2 Wochen einen 61/2 monate alten Retriever. Dies ist unser 2. Hund, der "Vorgänger" auch ein Retriever- ist im Sommer leider sehr jung gestorben.
    Wir wollten keinen Welpen, sondern dachten, dass ein etwas größerer Hund vielleicht schon etwas einfacher wäre...naja... ;). Seit 2 Wochen haben wir unseren Merlin, er ist von einem Züchter, wurde allerdings in einem Hundegehege mit Eltern und Geschwistern gehalten und war völlig scheu. Die ersten 2 Tage hat er sich kaum von seiner Decke getraut...so allmählich taut er aber auf und wird selbstbewußter - und damit kommen auch ein paar Dinge, zu denen ich gerne eure Tipps hätte..
    Spatzierengehen auf dem "Hauptweg"...der Weg, den wir immer bei uns in die Felder gehen..keinProblem. Andere Seite - also rechts statt links aus der Haustür-- bis jetzt ein Ding der Unmöglichkeit.
    Er hat scheinbar Angst, vor was wissen wir nicht, und ist keinen Schritt in eine andere Richtung zu bewegen. Wenn wir in den Englischen Garten mit ihm gehen, findet er das toll...spielt auch mit anderen Hunden, schnuppert etc...aber ist in nicht abzurufen..und kommt auch nicht, sondern läuft mit jedem mit...wir können dann hinterherlaufen:-))) und ihn wieder einfangen..ist nicht immer sehr lustig.
    Ins Auto geht er auch nicht..wir tragen ihn rein..dann geht es, aber er hat einfach Panik vor allen Geräuschen, großen Dingen und unbekannten Dingen. Im Garten klappt es super..alleine bleibt er da allerdings auch nicht.
    Unser Problem ist, dass wir beide berufstätig sind und es so eingerichtet haben, dass die ersten 6 Wochen immer jemand daheim ist...dann haben wir einen Hundesitter, der ins Haus kommt und mit dem Hund Gassi geht und ihn dann auch mit zu sich nimmt (Nachbarn).
    Mittlerwiele habe ich leider keine Ahnung mehr, ob ich das hinbekommen kann...er geht gerne Gassi, aber erst wenn er vor der Haustür sitzt..und wie gesagt nur links.
    Gestern waren wir in der Hundeschule...hat eigentlich halbwegs geklappt..aber Merlin ist einfach mit ganz vielen Situationen überfordert.
    Was sollen wir tun?? Wir sind ruhig, loben viel, arbeiten mit Leckerlis, aber ich habe das Gefühl, dass noch viel viel Arbeit vor uns liegt.
    Bin für eure Tipps dankbar.
    Ach noch..unsere Wohnsitutation: Wir wohnen in einem Haus mit Garten, sehr ruhig in einem kleinen Dorf, ich arbeite Teilzeit, unser Sohn (19) ist auch noch zuhause und von daher haben wir eigentlich ganz viele Zeiten abgedeckt...und der Hund wird liebevoll betreut.
    Bitte Tipps...klingt alles sicherlich nicht dramatisch, aber kostet Nerven :???:

  • Naja, fangt mit kleinen Schritten an. Der junge Mann hat nicht viel kennengelernt in der Zeit, wo er mit eltern und Geschwistern in einer Anlage saß. Also wie bei einem kleinen Welpen ganz langsam aufbauen und viel Zeit einkalkulieren.


    Ach, noch eine Frage, waren die Eltern eigentlich auch scheu und zurückhaltend?

  • habe meine hündin auch von einem züchter, die sie bis zum 8 monat in einem familienrudel gehalten hat. da hat sich lizzy kackendreist und großspurig verhalten.
    bei mir zuhause war sie der größten hosenscheißer. hatte todesangst vor lärm, autos, lautes pferdergetrappel, hab sie überall mit hingenommen,
    war zwar schwierig, man braucht zeit und gedult. aber jetzt nach 4 monaten hat lizzy gut eingelebt. der vorteil von der langen rudelzugehörigkeit ist, daß sie super sozialisiert ist und mit anderen hunden super auskommt

  • Es gibt ein Halsband für solche Hunde.
    Hat mein TA damals bei uns vorgeschlagen sie selber arbeitet damit auch bei "schwierigen Hunden" ich weiß nun leider nicht mehr wie es heißt.
    Das hat ein Duftstoff der den Hunden Sicherheit vermittelt.
    Vielleicht kann dir dein TA darüber auch was erzählen ist vielleciht ein Versuch wert.

  • Zitat

    Es gibt ein Halsband für solche Hunde.
    Hat mein TA damals bei uns vorgeschlagen sie selber arbeitet damit auch bei "schwierigen Hunden" ich weiß nun leider nicht mehr wie es heißt.
    Das hat ein Duftstoff der den Hunden Sicherheit vermittelt.
    Vielleicht kann dir dein TA darüber auch was erzählen ist vielleciht ein Versuch wert.


    Hallo,


    Du meinst ein DAP-Halsband. Gibt es auch als Stecker für die Steckdose.


    Das KANN mildernd wirken, muß es aber nicht. Training wird auf jeden Fall nötig sein. Man kann es unterstützen mit diesem Duftstoff oder durch eine homöopathische Mischung.


    Mir tut der kleine Kerl unendlich leid. Seine Vergangenheit scheint nicht ideal gewesen zu sein. Er hat anscheinend absolut keine Prägung auf irgendwelche Umweltreize.


    Das erfordert Geduld, Geduld und nochmal Geduld.


    Geht es wirklich Schritt für Schritt an. Betüddelt ihn bitte nicht, wenn er Angst zeigt, das würde ihn darin nur bestätigen.


    Führt ihn langsam an unheimliche Dinge heran. Dabei kann es auch mal helfen, eine Mülltonne freundlich zu begrüßen und zu streicheln während der Hund das in einem Wohlfühlabstand beobachtet.


    Wichtig ist jetzt, daß er Vertrauen zu Euch aufbaut. Macht Dinge mit ihm, die ihm gefallen. Was auch immer er genießt, Bäuchlein kraulen, Zerrspiele, im Garten toben (wenn er sich dort traut), vielleicht schonmal das Apportieren ausprobieren. Laßt ihn draußen mal über nen Baumstamm springen oder drauf balancieren.


    Und gebt ihm zu Hause klare Regeln vor, das gibt Sicherheit. Ein fester Liegeplatz, wo er ungestört ist z.B.. Ein "Sitz", bevor Ihr ihm das Fressen freigebt. Versucht einfach, Vieles im Alltag zu ritualisieren. Vor'm Rausgehen, bzw. Anleinen, kurzes "Sitz" und ein Leckerchen. Und alles immer positiv belegen. Ihr müßt für ihn klar und verlässlich sein, dann kann er Euch auch vertrauen.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja (auch ein Schisser)

  • Hallo,


    so, wie Du Euren Hund beschreibst, verhalten sich "unsere" Hunde aus Italien, die seit der Geburt im Tierheim lebten und nichts von der Welt außenherum gekennengelernt haben.


    Da braucht es viel Geduld und viel Zeit, die Tiere langsam an die Umwelt zu gewöhnen.


    Ganz wichtig: Lasst Merlin noch nicht frei laufen, wenn er nicht auf Euch hört und dann auch noch ängstlich auf gewisse Dinge reagiert. Das kann lebensgefährlich für den kleinen Kerl werden! Ein 10- oder 15- Meter Leine gibt ihm genug Freiheit und Euch die Sicherheit, dass nichts passieren kann.


    Ansonsten halt wirklich - wie schon weiter oben geschrieben - in kleinen Schritten. Nicht das geballte Leben auf einmal, damit sind solche Hunde meist überfordert. Ich selbst mache es mit diesen Junghunden so, dass ich mich erst am Stadtrand bewege, teils auch mit dem Auto in ruhige Gassigebiete fahre und mich dann so Woche für Woche zur Innenstadt hin arbeite. Sobald ich merke, Hund ist überfordert, gehe ich wieder einen Schritt zurück.


    Manche der Junghunde kommen fix klar damit, an einer normal befahrenen Straße am Bürgersteig entlang zu laufen, andere sind damit noch nach 2 Monaten hoffnungslos überfordert. Gerade jetzt, wo der Wind dazu beiträgt, dass viele Geräusche entstehen, sind solche Hunde oft sehr schreckhaft.


    Viel wichtiger als sämtliche Hörzeichen finde ich in diesem Fall die Bindung zu Euch. Aus der Hand füttern und immer und immer wieder ruhig loben.


    Beim Auto gab uns ein Hundetrainer den Tipp, ein paar Meter vom Auto wegzugehen, Box auf und Hund an die kurze Leine nehmen. Dann mit energischem Schritt auf die Box zulaufen, nicht zögern. Der Hund wird springen (ich habe es nicht geglaubt, es war aber wirklich so) und genau (!) in diesem Moment gebt ihr das entsprechende Hörzeichen wie HOPP dazu. Wenn dann im Auto, in der Box noch ein Leckerli auf den seeehr mutigen Hund wartet, wird er bald schon alleine auf das Hörzeichen hin springen.


    6 Wochen? Kommt drauf an. Kann klappen, aber auch nicht. Setzt Euch bitte nicht unter Druck, denn das wird Merlin merken. Bindet tunlichst jetzt schon so viel wie möglich seine künftige Betreuungsperson ein, damit er auch zu ihr Vertrauen fassen kann.


    Und wie gesagt: Wichtig ist eine gute Sicherung bei einem ängstlich/schreckhaften Hund. Versucht Merlin, sich aus dem Halsband oder dem Geschirr zu winden?


    Ich wünsche Euch viel Erfolg!


    Liebe Grüße


    Doris

  • Kerstin mein DAP-Halsbänder


    wie bei Bachblüten habe ich Berichte mit ganz unterschiedlichem Erfolg darüber gelesen und gehört. Beides habe ich selbst nicht getestet, kann daher nicht aus Erfahrung sprechen.


    Allerdings scheinen sie auch nicht zu schaden, ist also schlimmstenfalls rausgeschmissenes Geld.


    Ansonsten such mal nach dem Stichwor "konditionierte Entspannung" ;o)


    Ich wünsche Euch viel Glück und Erfolg beim Training, keine leichte Aufgabe, die ihr Euch da ins Haus geholt habt...

  • Ja...wir versuchen es mit unendlicher Geduld...ich habe schließlich 2 Jungs großgezogen :roll: und denke zu wissen, wie das geht...allerdings ist es schon manchmal echt schwierig...ich überlege, auch einen privaten Hundetrainer zumindest für einige Wochen zu engagieren um die "Alltagssituation" besser in den Griff zu kriegen. Er läuft mir z.b. überall hin nach...wenn ich Gassi gehen will...bleibt er im Wohnzimmer und rührt sich nicht...wie krieg ich das hin??? Er geht ja auch sonst durch die Haustür, wenn ich Müll rausbringe oder nach dem rechten schaue. So trage oder ziehe ich ihn dann durch den gefährlichen Flur :roll: , nach der Haustür ist alles gut..solange es nach rechts geht ;) ..nun ja...üben üben üben..lg ella

  • Hallo,


    er hat da evtl. eine "Zwang-"Verknüpfung.


    Wenn er Dir so ständig folgt, auch zur Haustür raus, tut er das ja aus freien Stücken. Wenn Du ihn aber anleinst und mit ihm nach draußen willst, kann er nicht mehr frei entscheiden und sieht sich den "Gefahren" hilflos ausgesetzt.


    So interpretiere ich das jetzt mal.


    Wann ist denn der Punkt, an dem er sich nicht mehr rührt?


    Rufst Du ihn mit einem bestimmten Wort? "Gassi" z.B.? Oder nimmst Du die Leine in die Hand und er weigert sich?


    Kannst Du versuchen, die Leine tagsüber immer mal wieder in die Hand zu nehmen? Lauf mit ihr rum, häng sie Dir um den Hals, leg sie irgendwo auf den Boden. Jedesmal, wenn Hundi sich nähert, bekommt er nen Lecker. Dann kannst Du ihn auch mal "einfach so" anleinen. Also...:


    Anleinen --- Karabiner klickt --- Leckerchen rein --- Klick, wieder ableinen


    Das Ganze, ohne daß irgendwas passiert, also kein Gequatsche, kein Rausgehen, kein Zuppeln oder Ziehen...einfach nur Klick-Lecker-Klick.


    Und Gassi geht es eben die nächsten Wochen nur "rechts rum", so what...!? ;)


    Was passiert denn, wenn Ihr zurück kommt und Du einfach mal straight away am Haus vorbei gehst, also quasi in die "böse" Richtung, aber eben am Ende des Spaziergangs..?


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

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