Hunde brauchen klare Grenzen - wer hat es gelesen?

  • Zitat

    @ ConnyM.: Wow du hast ja richtig viel geschrieben - super! Ich glaube weniger, dass es in diesem Buch darum geht, irgendwelche Erziehungsmethoden schlecht zu reden. Ich denke, dass es aufrütteln soll und vielleicht auch ein bisschen die HH aus der Reserve locken - wie die Reaktion einiger hier zeigt, scheint ihm das ja auch zu gelingen. Ich glaube auch, dass für einige Dinge einfach Wörter gefunden werden "müssen". Modetrends hat er vielleicht gewählt um damit aufzuzeigen, dass nicht jede Erziehungsmethode auf alle Hunde übertragbar ist und da ja Trends bekanntlich kommen und gehen, könnte es im nächsten Jahr bereits wieder neue Erziehungs-"TRENDS" geben. Ich selbst bin absoluter Fan von Clickertraining. Ich finde toll, was mein Hund durch positive Verstärkung lernen kann. Sehe das aber als reine Form der Beschäftigung und finde, dass es nichts mit Erziehung zu tun hat. Ich glaube nicht, dass man beispielsweise Aggressionen beim Hund "wegclickern" kann. Und zu den Gummibärchen. Das war von mir sehr übertrieben dargestellt. Natürlich brauchen Kinder eine souveräne Persönlichkeit, die sie im Leben lenkt aber natürlich gibt es zwischendurch auch mal ein Gummibärchen. So darf das Leckerchen für den geliebten Hund auf keinen Fall fehlen - aber es sollte nicht den Mittelpunkt im täglichen Zusammenleben darstellen. Gemeint habe ich das so: es gibt Menschen, die ausschließlich und den ganzen Tag ihren Hund in Konfliksituationen mit Leckerchen "vollstopfen" anstatt sich in diesen Konflikt zu begeben und diesen für sich zu entscheiden. Sie füttern den Hund, wenn ein anderer Hund entgegen kommt, sie werfen Leckerchen wenn der Postbote kommt, sie füttern wenn der Hund nach 10 Minuten Jagd endlich "brav" zurück gekommen ist....sie fütttern füttern füttern. Ansich ist daran ja nichts verkehrt - aber sollte der Hund nicht auch die Möglichkeit bekommen etwas dabei zu lernen? Ich kenne viele "dicke" Hunde deren Geist verkümmert ist - ist das fair, wenn der Hund nicht mehr die Möglichkeit bekommt seinen Kopf einzusetzen um eine Lösung des Problems zu finden? Und das alles unter dem Deckmantel: Ich liebe meinen Hund und er sol nur das Beste bekommen - und dabei wird das Wesen "Hund" absolut vernachlässigt. Nochmal: Alles ist erlaubt und okay solange Hund und Halter damit klar kommen. Natürlich sollte nicht bewusst die ein oder andere Methode ins Negative gezogen werden. Wenn es aber einen Menschen gibt, der sich bewusst dem wunderbaren rhetorischen Stilmittel der Ironie bedient um damit mal wieder das Bewusstsein in der HH-Szene zu stärken bzw. aufzurütteln - ja warum eigentlich nicht?


    Viele Grüße
    Anja


    Hm.. auch ich habe dazu nichts gelesen, fühle mich jetzt aber schon vera*scht...
    Ich schmeiße weder mit Wattebäuschchen noch sonst etwas, aber ich habe die Angstaggression meines Hundes durch Clickern und Tonnen von Leckerchen hinbekommen... heute gehen wir ohne Leckerlies und Clicker entspannt durch die Welt.. und wir wiegen auch keine Tonne, sondern haben noch Untergewicht.


    Ich kann mir schon vorstellen, wie du das meinst, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss, das haben wir ja auch. Aber ich finde es nicht in Ordnung, wenn die Erziehungsmethoden dann von anderen als lächerlich und unsinnig dargestellt werden, das widerspricht sich nunmal einfach.


    Das stört mich jetzt auch schon derart, dass ich mir das Buch nicht kaufen werde. Da kann ich mich auch vor Leute hinstellen, die keine Ahnung von Hunden haben und mich beim Clickern beobachten lassen, da krieg ich die gleiche Ironie zu hören... sorry, das stört mich einfach auch am allgemeinen Miteinander, wenn man seine eigene Meinung nicht weiterverbreiten kann, dann macht man halt alles andere schlecht... (und wenns nur Ironie ist, gerade die kann tief treffen..).

  • Hallo Anna,


    vielen Dank für deinen Beitrag. Erstmal möchte ich dir dazu gratulieren, dass du die Probleme mit deinem Hund mit Hilfe eines Clickers und Leckerchen in den Griff bekommen hast -besser noch, dass du auf diese Hilfsmittel nicht mehr angewiesen bist und dein Hund seine Idealfigur behalten konnte. Ich freue mich immer wieder, wenn ich von Fällen lese oder höre, wo es auf diese nette Weise funktioniert hat. Ich hätte damals die Probleme mit meinem eigenen Hund auch gerne mit Hilfe von positiver Verstärkung in den Griff bekommen. Aber es handelt sich eben um Individualisten und als solche funktioniert es eben bei dem einen besonders gut und bei dem anderen sehr schelcht bis gar nicht. Meine Meinung zu dem Thema. Es ist okay, wenn du dir das Buch nicht kaufen möchtest, schade ist es nur immer wieder wenn man Urteile fällt ohne sich selbst davon ein Bild gemacht zu haben. Das muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass hier keine Methode bewusst schlecht geredet wird. Einige ironische Aussagen wenden sich sicher an Menschen, die eine Sache sehr extrem betreiben. So gibt es Hundeschulen die unter dem Motto "Wir arbeiten ausschließlich mit positiver Verstärkung" werben und dadurch viele Anhänger gewinnen können. Ausschließlich nett zu sein kann aber nicht funktionieren! Weder in der Hunde- noch in der Kindererziehung. Manche HH ignorieren ihre Hunde z.B. in bestimmten Situationen - ist das etwa nett? Welche Chance gebe ich meinem Hund in diesem Moment etwas zu lernen? Ein Beispiel aus dem Buch zeigt, dass es nur auf der netten Schiene nicht funktioniert. Es erzählt die Geschichte einer Trainerin, die der Welt beweisen will, dass sie ihren Schäferhundwelpen ausschließlich durch positive Verstärkung zu einem angenehmen und gut sozialisierten Begleiter erziehen kann. Bereits mit den ersten Lebenswochen wurde der Hund beclickert. Alles war zunächst wunderbar und harmonisch. Was passierte dann? Der Hund wurde erwachsen bzw. kam zunächst in die Pubertät. Aber auch diese Phase wurde weiterhin mit dem Clicker begleitet. Irgendwann reagierte der Schäferhund auf Bewegung: Jogger, Schafe, Autos und Kinder. Irgendwann biss er dann zu. Am Ende wurde das Tier eingeschläfert. Hier zeigt sich, dass die netten Erziehungsmethoden für diesen Hund einfach die "falschen" waren. Und wenn dann noch ein Hundetrainer vor mir steht und mir erzählen will das positiv immer und bei jedem Hund funktioniert ja dann darf ich auch mal diese Menschen ironisch aufrütteln.


    Viele Grüße
    Anja

  • Zitat

    Ein Beispiel aus dem Buch zeigt, dass es nur auf der netten Schiene nicht funktioniert.


    Du weißt schon, dass dies ein fiktives Beispiel ist, oder?
    Da es dermaßen polemisch und überzogen dargestellt wird, fällt es für mich unter die Kategorie "schlecht machen einer Trainingsmethode".


    Zitat

    Irgendwann reagierte der Schäferhund auf Bewegung: Jogger, Schafe, Autos und Kinder.


    Und was hat das bitte mit Clickertraining zu tun? Es gibt zig Hunde, deren unangepasstes Jagdverhalten mit dem Clicker in kontrollierbare Bahnen gebracht wurde.


    Zitat

    Und wenn dann noch ein Hundetrainer vor mir steht und mir erzählen will das positiv immer und bei jedem Hund funktioniert ja dann darf ich auch mal diese Menschen ironisch aufrütteln.


    Meinetwegen, aber bitte nicht auf so eine primitive, stammtischlastige Art und Weise sondern mit sachlichen Argumenten.
    Auf diese verzichtet Herr Grewe leider im kompletten Buch :/

  • Zitat

    Die Hundetrainer-Szene hat irgendwie was vom Wilden Westen :D .


    Hehehe :gut: Scheint wirklich was dran zu sein.... :roll:


    Ich dachte, Baumann ist nun nicht so, weil ich von meinem Trainer rückschloss, der mit Baumann zusammenarbeitet und den ich so klasse finde, genau weil er das Schlechtreden anderer Modelle nicht macht. Das Einzige: er beklagt die Vielzahl der schlecht erzogenen Hunde und die in vielen Fällen unangebrachten Wattebäuschchenmethoden.


    So kann man sich täuschen...... ;)


    Einen Trainer find ich gut, wenn er mal die, mal jene Methode einsetzt, je nach Hund. Es muss doch der individuellen Persönlichkeit des Hundes angepasst werden, was man mit ihm macht. Ich kann doch keinen dickköpfigen Dogo Canario genauso erziehen wie meinen - im Vergleich - verhuschten, sensiblen Toypudel. Schon die Art, mit ihm zu reden, ist eine komplett andere.


    Deshalb gibt es für mich keine Generalerziehungsmütze und Trainer, die das in diesem Sinne händeln, finde ich gut.


    Ich habe das Buch nicht gelesen, aber vielleicht ist es das, was Grewe damit sagen will? Baumann hatte ich übrigens auch so verstanden.

  • Zitat

    Das Einzige: er beklagt die Vielzahl der schlecht erzogenen Hunde und die in vielen Fällen unangebrachten Wattebäuschchenmethoden.


    Und da ist es doch dann auch schon wieder. Klar er erwähnt es vielleicht in seinem Training und nicht in irgendeinem Buch. Aber nur weil er es mit Wattebäuschchen nicht schafft ist es doch noch nicht unbedingt "in vielen Fällen unangebracht".


    Jeder hat seinen eigenen Stil sich zu bewegen, zu reden, sich zu verhalten, zu arbeiten, ... . Und von sich und dem eigenen Stil auf das komplette System mit all seinen Möglichkeiten zu schließen widerstrebt mir einfach.


    Zitat

    Einen Trainer find ich gut, wenn er mal die, mal jene Methode einsetzt, je nach Hund. Es muss doch der individuellen Persönlichkeit des Hundes angepasst werden, was man mit ihm macht. Ich kann doch keinen dickköpfigen Dogo Canario genauso erziehen wie meinen - im Vergleich - verhuschten, sensiblen Toypudel. Schon die Art, mit ihm zu reden, ist eine komplett andere.


    Ein Trainer hat sicher immer mehrere Methoden - Möglichkeiten ans Ziel zu kommen. Aber er muss sich selbst treu bleiben. Sonst kommt das nicht mehr überzeugend und die Hunde merken das. Wobei ich trotzdem nicht verstehe, warum man einen Dogo - nur weil er groß, kräftig und dickköpfig ist nicht so erziehen kann. Kein Hund gibt gern und sofort liebgewonnene Marotten auf. Wichtig ist doch, dass ich mir meiner Sache sicher bin, meine Körpersprache das auch aussagt und ihm deutlich macht, was ich möchte. Ich brauche vielleicht momentan mehr Kraft ihn da zu halten. Eine lautere Stimme z.B. brauch ich nicht. Warum soll er einen Leinenruck oder ein Abdrängen aushalten müssen, was man einem kleinen zarten sensiblen nicht zumuten würde. Auch große, kräftige können lernen wenn man mit ihnen positiv arbeitet.


    Ich erziehe derzeit "rein positiv" :hust: bzw. was ich darunter verstehe meinen zugegeben nicht ganz einfachen Hund. Und trotzdem ist mir bisher nicht eine Situation untergekommen, wo ich das Bedürfnis gehabt hätte, massiver zu werden. Klar gibt es ein "NEIN!" als Abbruch, brauch ich ungefähr 1 x in der Woche. Leider benimmt er sich auch bei anderen, unbekannten Hunden nicht so wie ich es gern hätte. Aber dann überlege ich, wie ich für ihn die Situation entschärfen kann - aber eben positiv (was für ein blödes Wort inzwischen). Wie weit ich mit meiner Methode am Ende gekommen bin kann ich später schildern, ich werde sie hier aber bestimmt nicht zur Diskussion stellen.


    Gruß Conny =)

  • Zitat


    Und da ist es doch dann auch schon wieder. Klar er erwähnt es vielleicht in seinem Training und nicht in irgendeinem Buch. Aber nur weil er es mit Wattebäuschchen nicht schafft ist es doch noch nicht unbedingt "in vielen Fällen unangebracht".


    Ich denke, das kannst du nicht beurteilen und so Vorschnellurteile liebe ich ganz besonders :roll:


    Ein Trainer, der Rottweilerkörmeister, Suchhundausbilder, Schutzhundausbilder, Problemhundtrainer ist und das seit Jahrzehnten und der trotzdem mit meiner kleinen Hupe auf so eine sanfte, sensible Weise umzugehen überhaupt bereit ist, und das unglaublich einfühlsam macht, ist für mich definitiv die absolute Ausnahme und - wie eine Freundin sagte: ein 6-er im Lotto. Den meisten Trainern (und HH) fehlt es an Sensibilität - übrigens auch den Wattebäuschchenvertretern, die dieselbe Methode für jeden Hund anwenden.


    Zitat


    ...Wobei ich trotzdem nicht verstehe, warum man einen Dogo - nur weil er groß, kräftig und dickköpfig ist nicht so erziehen kann.


    Ach nee? Kein Unterschied? Das nenn ich mal interessant und würde das Ergebnis gerne sehen :D Es gibt nicht nur Starkzwang als Alternative zumm Wattebäuschchen.

  • Zum Buch kann ich leider (noch) nichts beitragen,
    aber ich bin auch sehr auf den Vortrag am 29. gespannt!
    Die Diskussion hier bereitet mich schon ein bisschen darauf vor,
    was so kommen könnte :gut:

  • Falbala, ich möchte dir deinen Trainer nicht madig machen. Du fühlst dich gut aufgehoben, du bist sehr mit ihm zufrieden - passt doch alles. Mir stellt es halt immer die Nackenhaare wenn pauschale Urteile zu irgendwelchen Richtungen gefällt werden. Ob das Trainigsmethoden oder Rassen oder sonst was ist - man kann nie pauschalisieren.


    Und ich kenne auch einen Hundetrainer, der Polizeihunde, Jagdhunde und was weiß ich noch alles erfolgreich ausgebildet hat (sagt er zumindest) und ich würde zu dem niemals nie wieder hingehen. Er war am Anfang auch ganz vorsichtig und zärtlich und hat sich dann doch leider ziemlich schnell "disqualifiziert".


    Liebe Grüße
    Conny =)

  • Zitat

    Falbala, ich möchte dir deinen Trainer nicht madig machen. Du fühlst dich gut aufgehoben, du bist sehr mit ihm zufrieden - passt doch alles. Mir stellt es halt immer die Nackenhaare wenn pauschale Urteile zu irgendwelchen Richtungen gefällt werden. Ob das Trainigsmethoden oder Rassen oder sonst was ist - man kann nie pauschalisieren.


    Genau das wollte ich mit meinen Post's sagen ;) Die Individualität der Hunde benötigt ein breites Spektrum an Umgangsmethoden. Und wenn ein völlig verzogener Weissnichtwass-Rasse oder Mix nach 2 Jahren immer noch mit Leckerli und silberheller Ach-Schnucki-Mausi-Methode am Problem knapp vorbei geführt wird - ist das ganz genau das Problem, was wir heute mehr als früher haben: eben einen Hund, der Frauchen auf der Nase rumtanzt und seine Grenzen nicht kennt. Dieselbe Methode bei meinem Hund aber funktioniert - mein Hund ist gut erzogen und brav.


    Der Dogo Canario, den ich vor Augen hatte bei meinem Beispiel ist ein Problemhund in unserer Gruppe. Er ist ein Problemhund, weil die Besitzerin eben zu wenig souverän ist und genau mit o.g. Methode gearbeitet hat. Keiner hat dem jemals ne klare Ansage gemacht und das "Ende der Fahnenstange" aufgezeigt. Den kriegst Du nicht mit Wattebäuschchen auf die Reihe, sondern nur mit echter, souveräner Führung (was überhaupt nicht heisst, dass Du es ihm einprügeln musst).


    Wattebäuschchen ist manchmal angemessen, manchmal eben nicht.


    Mein Trainer "sagt" das übrigens nicht nur, was er kann.


    Liebe Grüsse
    Falbala

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