Hunde brauchen klare Grenzen - wer hat es gelesen?

  • Zitat


    Gerade weil es keinen Weg für jeden Halter mit jedem Hund bei jedem Problem gibt, gibt er keine Tipps, wie genau man dies machen sollte. Wie auch ohne die Hintergründe und die Betroffenen zu kennen ?


    Das leuchtet mir ein - wie soll das auch gehen?


    Ist es so, dass die "Vorreiter" - Grewe und Baumann - dies seit Neuestem erkennen, dass so viel schief gegangen ist mit Generalerziehungsmethoden (damit meine ich solche, die immer und für jeden Hund dasselbe Rezept haben)? Und seht Ihr die überhaupt als Vorreiter?


    Mich erinnert das Ganze an die '68 mit der antiautoritären Erziehung. Diese Kinder, als sie flügge wurden, suchten sich aus Mangel an Grenzen ihren eigenen Körper als Grenze aus :/ Die Selbstmordrate stieg und das (Auto-)Aggressionspotenzial erhöhte sich gewaltig.


    Danach erkannte man, dass Kinder individuell erzogen werden sollten - irgendwo zwischen reglementiert und antiautoritär. Eine ähnliche Erscheinug vermute ich jetzt bei den Hunden. Wie seht Ihr das?

  • Zitat


    Ist es so, dass die "Vorreiter" - Grewe und Baumann - dies seit Neuestem erkennen, dass so viel schief gegangen ist mit Generalerziehungsmethoden (damit meine ich solche, die immer und für jeden Hund dasselbe Rezept haben)? Und seht Ihr die überhaupt als Vorreiter?


    Mich erinnert das Ganze an die '68 mit der antiautoritären Erziehung. Diese Kinder, als sie flügge wurden, suchten sich aus Mangel an Grenzen ihren eigenen Körper als Grenze aus :/ Die Selbstmordrate stieg und das (Auto-)Aggressionspotenzial erhöhte sich gewaltig.


    Danach erkannte man, dass Kinder individuell erzogen werden sollten - irgendwo zwischen reglementiert und antiautoritär. Eine ähnliche Erscheinug vermute ich jetzt bei den Hunden. Wie seht Ihr das?


    Vorreiter oder Nachzügler - ich seh das eher als normale Pendelausschläge. Ich seh auch nicht, dass so viel mehr schief geht als früher - ganz im Gegenteil. Allerdings werden die Fortschritte von einer grossen Menge teilweise völlig unbedarfter Neuhundehalter "gefressen".


    Erziehung und Lernen über positive Bestärkung hat nichts mit antiautoritär zu tun - ich bestimme ganz diktatorisch, was richtig oder falsch ist, und es werden ja auch Grenzen gesetzt. Aber es wurde wohl von etlichen 68igern dahingehend falsch interpretiert. Und nach der grossen Erleichterung, nicht mehr gewalttätig am Hund herum zu reissen und strafen zu müssen, kam halt die ernüchternde Erkenntnis, dass man auch falsch bestätigen kann, und Hund dann eben die unerwünschten Verhaltensweisen wählt. Die natürliche menschliche Reaktion darauf ist, in der Enttäuschung das Kind gleich mit dem Bad auszuschütten und schon schlägt das Pendel wieder auf die strafbasierte Hundeerziehung zurück. Auch da wird wieder Ernüchterung folgen - auch mit modern "hundegerechter" Strafe wird sich nicht immer das gewünschte Ergebnis einstellen. Teilweise kann man es schon im Netz lesen, die Berichte der Leute, die seit monaten die "neuen" Wundermethoden anwenden, ohne durchschlagenden Erfolg....

  • Zitat

    Allerdings werden die Fortschritte von einer grossen Menge teilweise völlig unbedarfter Neuhundehalter "gefressen".


    Was meinst Du damit: Fortschritte gefressen?


    Zitat

    Teilweise kann man es schon im Netz lesen, die Berichte der Leute, die seit monaten die "neuen" Wundermethoden anwenden, ohne durchschlagenden Erfolg....


    Welche neuen Wundermethoden meinst Du?

  • Zitat

    Und nach der grossen Erleichterung, nicht mehr gewalttätig am Hund herum zu reissen und strafen zu müssen, kam halt die ernüchternde Erkenntnis, dass man auch falsch bestätigen kann, und Hund dann eben die unerwünschten Verhaltensweisen wählt. Die natürliche menschliche Reaktion darauf ist, in der Enttäuschung das Kind gleich mit dem Bad auszuschütten und schon schlägt das Pendel wieder auf die strafbasierte Hundeerziehung zurück. Auch da wird wieder Ernüchterung folgen - auch mit modern "hundegerechter" Strafe wird sich nicht immer das gewünschte Ergebnis einstellen. Teilweise kann man es schon im Netz lesen, die Berichte der Leute, die seit monaten die "neuen" Wundermethoden anwenden, ohne durchschlagenden Erfolg....


    Es ist ja nicht so, dass (zumindest Baumann, leider kann ich zu Grewe nichts sagen, interessiert mich aber) "zurückfällt" in graue Vorzeiten mit Strafe, Stachelhalsband, Leinenruck und anbrüllen. Überhaupt nicht!


    Wir machen bei dem besagten Trainer ZOS (Baumann's Erfindung) - ausschliesslich (!) mit positiver Bestärkung und der Kleinen macht es einen Heidenspass. Es ist wunderschön, so zu sehen, wie gut das klappt. Nur: als sie ihren "Territorialwachtrieb" ausgefahren hat, früher, habe ich die positive Bestärkung nur teilweise angewandt - vielleicht war ich nicht gut genug, das kann schon sein. Nun hab ich sie weder angebrüllt, noch ihr einen Stachler umgelegt :hust: noch mit Leinenruck gearbeitet (sie ist einmal selbst in die Leine gelaufen, ziemlich hart, das hat funktioniert). Aber ich war sehr klar in meinen Ansagen und Taten und auch negativ.


    Baumann legt seinen Schwerpunkt auf was anderes - nicht auf Strafe, sondern auf LaKoKo (Langsam-Koordiniert-Konzentriert), darauf, dass die Hunde zu hyperaktiv sind und er sie erst mal runterfährt, bevor er dann die verschiedenen Methoden anwendet (pos. oder neg. oder oder).


    Ich habe meinen Trainer noch nie brüllen gehört, habe noch kein Stachelhalsband gesehen (sonst wär ich auch weg), er hat "nur" ein sehr beeindruckendes Charisma und ganz viel Humor - es ist also keinesfalls so, dass da ein "wieder zurück" stattfindet, sondern es findet das statt, was man eben mit "durch den Wind"-Wesen macht: sie runterfahren, ihnen Grenzen zeigen, sie auslasten. Das aber konsequent und vor allem direkt.


    Die Methoden haben also primär etwas mit Impulskontrolle (Lakoko), mit Auslastung (ZOS), mit Ressourcenbeschaffung (Futterbeutel), mit Grenzsetzung (Longieren) zu tun.

  • Beim LaKoKo wird ganz schön am Halti gerissen, ob das so richtig ist muss jeder für sich selber entscheiden. :/
    Auch der Leinenruck, auf die Seite legen, Sprühhalsband gegen Jagen und die Wasserflasche werden von Baumann häufig eingesetzt.
    Im Übrigen von ihm persönlich bei einem Seminar verteidigt.


    Natürlich macht es jeder Ausbilder etwas anders, Baumann selber verunsichert die Hunde aber massiv und bringt sie auch an ihre Grenzen.
    Ob das gut ist?
    Muss jeder selber wissen, für meinen Hund würde es nicht in Frage kommen, ich kann ihn erziehen und Grenzen setzen ohne ihn massiv zu verunsichern. :hust:

  • Zitat

    Beim LaKoKo wird ganz schön am Halti gerissen, ob das so richtig ist muss jeder für sich selber entscheiden. :/
    Auch der Leinenruck, auf die Seite legen, Sprühhalsband gegen Jagen und die Wasserflasche werden von Baumann häufig eingesetzt.
    Im Übrigen von ihm persönlich bei einem Seminar verteidigt.


    Natürlich macht es jeder Ausbilder etwas anders, Baumann selber verunsichert die Hunde aber massiv und bringt sie auch an ihre Grenzen.
    Ob das gut ist?
    Muss jeder selber wissen, für meinen Hund würde es nicht in Frage kommen, ich kann ihn erziehen und Grenzen setzen ohne ihn massiv zu verunsichern. :hust:


    Dann sag mir doch mal, was Du in folgender Situation machst, in der wir waren:


    Der Dogo - Problemhund - drehte plötzlich ab und knurrte mitten in der Stunde uns als gesamte Gruppe an (er war der einzige Hund auf dem Platz, die anderen waren im Auto). War ziemlich brenzlig und ging in Zehntelsekundenschnelle....


    Wie löst Du das mit positiver Bestätigung? Und vor alle: wie läst Du es dauerhaft?

  • Zitat

    Dann sag mir doch mal, was Du in folgender Situation machst, in der wir waren:


    Der Dogo - Problemhund - drehte plötzlich ab und knurrte mitten in der Stunde uns als gesamte Gruppe an (er war der einzige Hund auf dem Platz, die anderen waren im Auto). War ziemlich brenzlig und ging in Zehntelsekundenschnelle....


    Wie löst Du das mit positiver Bestätigung?


    Wenn ich einfach so aus der Luft, ohne den Hund, die Besies und die Umstände zu können das sagen könnte, würde ich nicht hier sitzen und schreiben, sondern mich in meinen Millionen wälzen die ich verdiene weil ich zaubern kann. ;)


    Das kann im Übrigen auch kein Gräwe, Baumann, Franck... ;)

  • Najaaaa, geht's 'n bisschen konkreter? Wie soll das gehen, ohne negative Einwirkung auf den Hund?


    (mein Trainer hatte das so schnell unter Kontrolle, ohne ihn anzufassen, dass ich gar nicht kucken konnte und der Dogo war wieder ruhig)

  • Zitat

    Najaaaa, geht's 'n bisschen konkreter? Wie soll das gehen, ohne negative Einwirkung auf den Hund?


    (mein Trainer hatte das so schnell unter Kontrolle, ohne ihn anzufassen, dass ich gar nicht kucken konnte und der Dogo war wieder ruhig)


    Nein, es geht eben nicht konkreter am PC ohne die Situation zu kennen.
    Wer behauptet das zu können ist ein Lügner und sollte nicht auf Hunde losgelassen werden.


    Ich gebe dir mal ein anderes Beispiel.
    Bei uns auf dem Platz gab es einen Schäfi.
    Schwer pubertär, schnell hochgefahren, extrem Leinenagressiv, Leistungszucht, unkonzentriert.
    Den haben wir mit Clickern so weit bekommen, dass er ohne Probleme trainiert hat, er war abrufbar, alles wurde viel einfacher mit ihm.


    Nun ging Frauchen das alles nicht schnell genug, da der Hund zuhause ziemlich territorial wurde (aufgehetzt vom Großvater der das lustig fand).


    Es wurde ein Schäferhundtrainer dazugeholt.


    Der Effekt ist, dass dieser Hund nicht nur wieder am Anfang steht, sondern um Längen zurückgeworfen wurde.
    Es geht nichts mehr mit ihm.
    Er geht auf Kinder, geht die eigenen Besies an, ist wieder Leinenagressiv, kann sich nicht 1 Minute auf dem Hundeplatz konzentrieren und läßt seinen Frust an anderen Hunden ab.


    Was ich damit sagen will: Auch massiv gestörte Hunde können mit solchen Methoden "umgepolt" werden.
    Natrlich ändert man dadurch, genau wie mit anderen Methoden nicht das Wesen des Hundes, aber diesen Methoden zu unterstellen dass sie nicht funktionieren ist einfach nicht richtig.
    Keine Methode ist ein Allheilmittel, aber nur weil man selber es nicht hinbekommt oder mag zu unterstellen dass diese Methode schlecht ist, ist falsch.
    Ich will dir deinen Trainer ja auch nicht madig machen, aber man sollte sich schon genau die Methoden anschauen und wenn etwas mit Verunsicherung, Leinenruck, Haltiruck, Wasserspritzen und Umwerfen gemacht wird, sollte man das nicht als sanft hinstellen.
    Auch wenn es sicherlich bei vielen Hunden wirkt.
    Bei einem eh schon verunsicherten oder ängstlichen Hund wie wir sie bei uns haben wäre sowas aber fatal und würde nur dazu führen dass der Hund gebrochen wird.


    Deswegen, immer eine passende Methode für den passenden Hund wählen, kein Nullachtfuffzehn für die gesamte Gruppe.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!