Ich kann den Hund nicht ins Herz schliessen...

  • Zitat

    Ich mache mir große Vorwürfe, nicht trauern zu können und sie verraten zu haben.


    ich glaube, DA liegt der Hase im Pfeffer :)


    erstmal: Wieso "verrätst" du deinen alten Hund, wenn du dir einen Nachfolger holst?



    Woran liegt es, dass du nicht trauern kannst? Meinst du, du hast dich nicht richtig ausgeheult? Kannst du das generell nicht oder nur nicht in diesem Fall? WARUM hast du überhaupt Schuldgefühle gegenüber dem alten Hund?


    Trauerarbeit kann sehr unterschiedlich aussehen.. Gib deiner Trauer Zeit! :umarmen:



    aber trenn die Freude am neuen Hund von der Unfähigkeit über den alten zu trauern. Das hat NIX miteinander zu tun!!!

  • OT kommt, lasst mich mal noch was lustiges erzählen. Irgendwo hier in den Weiten des Forums gibt es einen Thread, den ich eröffnet habe bzgl. Pöbelei, Unsicherheit.


    Wegen unserer Hündin, wohlgemerkt.


    Andere Geschichte, ca. 2 Jahre her. Sommer, warm. Unser Kater draußen, immer ein Halsband an mit Glöckchen, damit er die Vögel nicht erwischt. Sonne genießen, auf dem Rücken liegen.


    Kommt eine Frau mit Hund an der Leine zu uns in den Hof. Wir sofort in "Hab-acht-Stellung", nach dem Kater suchen. In unserer Aufregung der Frau noch schnell ein "Moment, wir tun unseren Kater schnell rein" gerufen.


    Die Dame als Antwort: "keine Sorge, mein Hund mag Katzen, er wird ihm nichts tun".


    "Öhmmm, das ist nicht das Problem.....aber unser Kater geht in seinem Hof auf Hunde los" und da machte der lebensmüde Kerl nicht einmal vor der Dobidame halt.


    Was ich damit sagen will: der Kerl war sowas von oberchecker-cool, irgendwo hatte der echt ne Vollmeise.


    Ihr braucht auch nicht meinen, dass er von den Autos runtergegangen wäre, wenn er sich auf dem Dach sonnte, egal ob die Praxisbesucher gegenüber losfahren wollten. Man hörte immer nur ein lautes "Gsch-Gsch". Dann musste ich losstarten und das Katzentier vom Autodach sammeln.


    Er war einzigartig, hatte richtig Charakter und ne Menge Macken. Aber genau dafür haben wir ihn alle geliebt.


    Unsere Hündin jetzt auch, auch sie ist kein einfacher Hund. Meine Freundin hingegen hat einen, der ist "immerlieb". Glaub aber, das wäre uns zu langweilig.


    Was ich damit sagen will: Man kann ein Tier auch genau wegen seiner Ecken und Kanten lieben. Das ist irgendwie Einstellungssache.


    Liebe ich jemanden deshalb nicht oder gerade eben deshalb??

  • Ich kann Dich gut verstehen, ich bin auch nicht gerade ein Mensch, der jeden, egal ob Mensch oder Tier, sofort in sein Herz schließt, ich baue meist auch ein emotionales Schutzschild um mich auf, das erst langsam wieder abgebaut wird. Und ich mache mir heute schon Gedanken darüber, was sein wird, wenn meine Maus mal nicht mehr ist. Ob und wann ich mir einen neuen Hund hole und ob ich in der Lage sein werde ihn nicht ständig mit meiner Maus zu vergleichen.


    Deinem Hund geht es doch auch nicht viel anders als Dir. Sie ist jetzt 2 Monate bei Dir und aus dem Auslandstierschutz. Sie ist doch noch gar nicht richtig angekommen und wer weiß, was sie vorher für Erfahrungen machen musste. Sie weiß noch nicht, ob sie Dir vertrauen kann. Alles ist noch neu und fremd. Was sind schon zwei Monate.


    Meine Maus ist auch aus dem Auslandstierschutz, ein ehemaliger Straßenhund. Sie war knappe 2 Jahre alt, als sie zu mir kam. Emotional hatte ich allerdings keine Probleme ihr gegenüber, ganz im Gegenteil. Aber sie wusste noch nicht, was sie von mir zu halten hatte, ob ich ihr Schutz bieten konnte etc. Bei jeder Hundebegegnung stieg sie in die Leine, ein Känguru ist nichts dagegen, aus Unsicherheit und aus Angst großen Hunden gegenüber. Sie hat mich ignoriert, ableinen war unmöglich, dann hätte sie ihr eigenes Ding durchgezogen und ich sie sobald nicht wiedergesehen. Sie hat alles Fressbare aufgesammelt, zu Hause Essen geklaut, wenn man nicht aufgepasst hat. Sie hatte große Angst vor fremden Männern und war auch sonst sehr schreckhaft und immer auf der Hut. Manchmal war ich fast am Verzweifeln. Jetzt ist sie 1 Jahr und 3 Monate bei mir und alles hat sich geändert. Hundebegegnungen laufen total relaxt ab, teilweise werden die anderen Hunde sogar ignoriert. Auf fremde Männer geht sie freundlich zu und fordert Streicheleinheiten ein. Sie ist insgesamt sehr viel umweltsicherer geworden. Essen wird nicht mehr geklaut und auf der Straße auch nicht mehr alles aufgesaugt. Wir haben eine gute Bindung und sie kann fast überall offline laufen. Aber daran arbeiten wir noch, sie hat Jagdtrieb und ist noch nicht zuverlässig abrufbar.


    Also wenn ich zurückblicke, was wir in diesem Jahr geschafft haben und wie sehr sich die Maus noch verändert hat, je länger sie bei mir war, ist es kaum zu glauben. Ich werde immer wieder darauf angesprochen, wie gut sich die Maus entwickelt hat. Aber wirklich richtig angekommen ist sie erst nach diesem Jahr.


    Was ich damit sagen will, lass Deine Maus in Ruhe ankommen, gib ihr Halt, dann wird sich auch ihr Verhalten Dir gegenüber ändern und damit auch Deines ihr gegenüber. Sie braucht eine starke Persönlichkeit, an der sie sich orientieren kann, dann wird sie viel entspannter sein und Du auch.

  • Ich fürchte, es liegt absolut nicht an der Persönlichkeit dieses Hundes, oder daran, daß ihr nicht zusammen paßt. Du hast den Tod deines geliebten Hundes einfach nicht lange genug "sacken" lassen und würdest mit JEDEM Nachfolger ähnliche Probleme haben.


    Denn: Eigentlich möchtest du ja überhaupt keinen neuen Hund - du möchtest den alten wiederhaben.


    Kennen wir alle hier, glaube ich - aber das ist ein Zustand, mit dem man umgehen lernen muß, wenn man mit Hunden glücklich sein möchte. Das nicht zu können und nach dem Tod des geliebten ersten auzufgeben, ist sicher nicht ehrenrührig oder böse oder ein Fehler - es bringt einen nur um sehr, sehr viel.


    Ich würde dir daher, aus eigener Erfahrung, raten: Zieh ganz klar und nüchtern Bilanz, lüg dir dabei nicht in die Tasche und schieb's auf den Hund. Mach dir klar: Dein großartiger Hund ist tot, und nichts wird ihn dir wiederbringen. Deine Trauer um ihn ist schlicht der Preis für das ganz große Geschenk, das die Zeit mit ihm war - und damit ist sie gut und richtig.


    Das hat aber nichts mit dem nächsten Hund zu tun, du darfst beides nicht vermischen - und ich fürchte, das tust du gerade. Die Trauer hat ihren Platz, aber sie hat eben nichts mit der neuen Bindung zu tun, die nur wachsen kann ,wenn du es willst. Der neue Hund kann nie Ersatz sein, dafür auf andere Weise großartig - aber eben nur, wenn du dich darauf einläßt. Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber grundsätzlich mußt du dazu bereit sein.


    Das ist die Frage, die du dir ehrlich beantworten mußt: Ist ein anderes Individdum, eine ganz andere Art des Zusammenlebens, für dich eine Chance, oder bleibt es eine Last? Bist du bereit, dich wirklich auf den nächsten vierbeinigen Partner einzulassen, (ohne dabei den alten Freund zu vergessen - das sollst du ja absolut nicht!) Oder geht das eben nicht?


    Davon wird die Antwort abhängen - und ich wünsche dir, aber auch dem Hund wirklich sehr, daß du die richtige findest!


    Und noch was: Du hast deinen alten Hund natürlich nicht "verraten", wenn du mit einem anderen glücklich wirst, im Gegenteil: Verrat wäre es eher, wenn du all das an Liebe und Zuneigung, das er dir gegeben hast, nicht weitergibst - also sein wertvollstes Geschenk sozusagen ausschlägst.

  • Hallo liebe Foris,


    es tut so gut euch zu lesen und ich habe mir seit gestern soviele Gedanken gemacht. Ich habe mit ihr gespielt und versuche sie so zu akzeptieren. Wir spielen zusammen wie die bekloppten, das kannte ich vorher auch noch nicht. Wir haben im Haus noch 3 andere Hunde und alle verstehen sich toll, sowas gab es vorher hier auch nicht. Sie ist sicher kein Hund der sich nicht mit anderen Hunden versteht oder nicht ihr Bestes gibt.


    Bentley
    Ich denke vor allem an den Hund. Daran ob ich ihr gerecht werden kann, daran ob sie es bei mir gut haben wird, daran ob ich ihr die Zuneigung schenken kann die sie gerne hätte.


    Wenn ich denken würde, dass sie eine Trennung nicht gut verkrampfen würde, würde ich sie auch nicht dran denken sie herzugeben, nichtmal für einen Tag. Aber sie ist ein so aufgewecktes Kerlchen, sie liebt alle Menschen. Sie bespringt vor lauter Freude wildfremde Menschen auf der Strasse, so dass ich sie vorher kurz nehmen muss. Ich denke auch, dass sie mich schon sehr liebgewonnen hat, aber ich denke sie könnte sich genauso schnell auch an jemand anderes gewöhnen.
    Bei meinem alten Hund war das nicht der Fall. Ich sollte nur eine Pflegestelle werden... aber schon nach einigen Tagen war mir klar, dass er die Welt nicht verstanden hätte wenn er wieder weg müsste von mir.

  • Das klingt doch schon super!


    Wenn du jetzt sehen und dich darüber freuen kannst, daß sie dir auch Dinge bietet, die du vorher so nicht erleben konntest, seid ihr doch schon auf dem richtigen Weg: Du nimmst deine Hündin als das Tier wahr, das sie ist und nicht bloß als unzureichenden "Ersatz", und sie wird sicher aufblühen, wenn sie merkt, daß du auch annimmst, was sie dir so gern geben möchte.


    Der Rest ist dann eher eine Frage der Zeit - schließlich wollen auch Bindungen in Ruhe wachsen!

  • Zitat


    Bentley
    Ich denke vor allem an den Hund. Daran ob ich ihr gerecht werden kann, daran ob sie es bei mir gut haben wird, daran ob ich ihr die Zuneigung schenken kann die sie gerne hätte.


    ich denke, du machst dir was vor:


    entweder willst du im tiefsten Innern doch keinen neuen Hund mehr
    und du suchst Argumente, um deine Fehlentscheidung zu rechtfertigen und hast letztendlich deine Entscheidung schon getroffen, dass du den Hund abgeben willst,
    oder
    du überlegst dir, was du ggf. an Trauerarbeit um deinen alten Hund machen kannst, um dieses Kapitel abschließen und wieder nach vorne schauen zu können, damit ihr überhaupt ne Chance habt. :)


    ich meine das nicht böse oder als Angriff, sondern als Hilfe, dir darüber klar zu werden, was in dir vorgeht :)


    magst du mir auch noch meine Fragen aus meinem Post beantworten?

  • Hi,


    ich esse genüsslich mein chinesisches Essen und es klingelt an der Tür... ich geh ran und sag aber gleich "Mist mein essen!!!"
    Bis ich zurück renne war der halbe Reis weg... :irre:


    ich streite ja nicht mal ab, dass ich mir vielleicht nur was vormache. Vielleicht sehe ich wirklich nur die negativen Seiten weil ich die positiven nicht zulassen will bzw. kann - ich weiß es nicht. Ich kann Dir nicht sagen ob ich tief im Inneren eigentlich schon wirklich weiß, dass ich sie eh abgebe. Aber mache ich mir mit der Arbeit dann wirklich nur was vor? Ich versuche ja so gut ich kann sie auszulasten und viel zu bewegen, daheim machen wir Denkspiele mit Leckerlies in Handtüchern und Joghourtbechern usw. weil ich bei ihr merke, sie braucht sowas mehr als mein 14jähriges Herz...


    Sorry, Deine Fragen hatte ich mehr als Denkanstoss gesehen und daher kann ich Dir die antworten nicht mal genauso beantworten, da ich da zum Teil selbst keine Antworten habe... Das warum ich Schuldgefühle habe, ich habe keine Schuldgefühle wegen dem anderen Hund, ich habe im allgemeinen das Gefühl, dass ich hätte mehr kämpfen müssen und ich zu schnell ja gesagt habe, als der TA meinte es wird Zeit sie gehen zu lassen... ich hatte sie nur 4 Jahre, nur 4 Jahre in denen ich ihr das wiedergeben konnte was sie von Menschen erfahren hat. Sie hat sich anfangs nicht anfassen lassen, hatte Angst vor Menschen und Männern. Nur 4 Jahre um ihr zu zeigen was Liebe ist.

  • oooh, verstehe, das ist ganz, ganz bitter!!!! :umarmen:


    und du bist erst 14 Jahre alt? Wieviel schwerer muß es dann erst sein, so einen Verlust zu verkraften!!!....



    vielleicht magst du ja zu Romi Kontakt aufnehmen, der ist es ähnlich gegangen. Ich hab sie und ihre Ayu persönlich kennengelernt und kann mir gar nicht vorstellen, dass dieser fröhliche, energiegeladene Hund nicht mehr exisitiert. Wie schlimm es für sie sein mag, wag ich mir gar nicht auszumalen.


    Manchmal hilft es, wenn man ein ähnliches Schicksal erlitten hat, darüber zu reden.
    Hier ist der Thread:
    https://www.dogforum.de/viewto…=0&postorder=asc&&start=0

  • Hach... Liebelein...


    Lotuselise hat schon recht mit ihren Posts :gut:


    Magst du dein Glück nicht annehmen :???:


    Deine Maus hat dir diesen "augenscheinlich" tollen Hund
    geschickt ... frech, gelehrig, nett, schmusig, jung und
    ungestüm... und du magst dieses " Geschenk "
    anscheinend nicht annehmen :???:


    Klar, so ein Jungspund braucht viel...Erziehung, Auslastung etc.
    aber es ist eine so wunderbare Aufgabe !!!


    Püh... Reis gefressen... haste nicht auch gerade selbst geschmunzelt :roll:


    Menno... Knuff...hör auf zu Grübeln!!!!


    Grüße
    Susanne


    @ bungee... ich glaube sie meinte es anders ... mit der 14...oder?

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