Hilfe ! Reagiert nicht auf Rufen - Hundeschule nötig?

  • Wollte hier nur mal kurz sagen@Chris:
    :gut: :gut: :gut: :gut:
    Ich lese hier still weiter mit und finde es toll mit wieviel Details du hier schreibst und hilfst.
    Ich werde vieles für mich und Merlin mitnehmen und sehe uns jetzt auch wieder mit anderen Augen:
    Statt doofe Schleppleine -> arbeiten wir ab jetzt gemeinsam :gut:

  • Zitat

    Statt doofe Schleppleine -> arbeiten wir ab jetzt gemeinsam :gut:


    Ähm, das eine schließt das andere nicht aus. Gemeinsam an toller Schleppleine arbeiten = ideal! :smile:

  • Zitat

    So war das auch gemeint.
    ;)


    hab ich mir doch fast gedacht...

  • Zitat


    Drehs mal um und sage zu dem Kind: Wenn du das und das prima machst, gibt es ein Eis als Belohnung! Wenn du es nichts machst, gibt es auch nichts! Heißt, immer dann, wenn Hund nicht schnüffelt, darf HF loben. Macht aber das Kind Mist, wird es ganz sicher kein Eis und auch keinen Keks bekommen. In diesem Fall das Schnüffeln. Da gibts höchstens ein Rüffeln.


    Aber damit lernt der Hund nicht wirklich, einen Verzicht zu akzeptieren. Ich bin damit ununterbrochen im Tauschgeschäft Handel - und darauf angewiesen, dass mein Tausch attraktiver ist, als das, auf das der Hund zugunsten dessen verzichten soll.


    Tauschen ist prima bei der Konditionierung von Kommandos, aber in meinen Augen nicht für das Erlernen von Verzicht. Vom Umgang mit Frust.

  • Zitat

    Aber damit lernt der Hund nicht wirklich, einen Verzicht zu akzeptieren. Ich bin damit ununterbrochen im Tauschgeschäft Handel - und darauf angewiesen, dass mein Tausch attraktiver ist, als das, auf das der Hund zugunsten dessen verzichten soll.


    Tauschen ist prima bei der Konditionierung von Kommandos, aber in meinen Augen nicht für das Erlernen von Verzicht. Vom Umgang mit Frust.


    Nein, wie kommst du darauf? Der Hund muss überlegen, wofür er seinen Lohn bekommt und wird nur für das bestätigt, was er richtig macht. Und natürlich lernt der Hund, dass das was er falsch macht, nicht das gewünschte Verhalten war.


    Es geht nicht um Tauschgeschäfte, es geht nicht um Verzichte. Es geht um die Denkarbeit eines Hundes.


    Beispiel: Ein Kind malt ein Bild. Du lobst das Kind, weil es ein Bild gemalt hat. Das Kind mal wieder ein Bild, du lobst es, weil es wieder ein Bild gemalt hat. Das Kind malt wieder ein Bild, das Bild ist fürchterlich. Wirst du das Kind loben? Nein! Denn würdest du es loben, würde es nicht schönere Bilder malen, sondern irgendwas, weil es nicht weiß, was gewünscht ist und man eh für alles ein Lob bekommt. Jetzt malt das Kind noch ein Bild, es ist viel besser. Es bekommt sein Lob. Dann malt es wieder Schrott, es bekommt ein Korrekturwort und kein Lob. Genau das ist es, was du mit Verzicht akzeptieren meinst. Es wird anstatt des Lobs keine Streicheleinheit bekommen, sondern ein Korrekturwort. Plötzlich merkt das Kind, hoppla, immer wenn ich ein gutes Bild male, werde ich gelobt, immer wenn ich Kritzeleien mache, nicht. Es fängt an, seine Sache immer besser zu machen. Ich lobe jedes Bild, was besser ist. Erkenne ich, dass das Kind nicht noch besser malen kann, höre ich auf. Ich festige dann nur noch das beste Bild. Und irgendwann ist es für das Kind selbstverständlich nur noch gute Bilder zu malen, weil es Spaß daran hat und braucht nur noch ab und an ein Lob. Fällt aber das Kind, warum auch immer, mal wieder zurück, baue ich das Ganze wieder von vorne auf, so lange bis es wieder klappt.


    Würde ich das Kind aber nicht motivieren, würde es abbauen, evtl. nicht mitmachen, nicht verstehen was ich will. Und so motiviere ich das Kind mit der Aussicht auf Lob. Ihm mit Strafe für schlechte Bilder zu drohen würde dem Kind nicht viel bringen. Es würde mich blöd finden, keine Lust haben für mich Bilder zu malen und das Malen evtl. ganz einstellen. Außer es hat so Schiß vor mir, dass es aus Angst malt. Will ich das?


    Es soll Spaß am Malen haben, sich verbessern, verstehen, was ich will und dafür natürlich auch gelobt werden.


    Ist doch wie bei einem guten Job. Bei dem enstprechenden Gehalt ist doch die Motivation größer als wenn ma leer ausgeht. Macht man aber einen guten Job in der Aussicht auf ein gutes Gehalt und man bekommt dann sein Gehalt nicht, bekommt man Frust. Das hält man einmal aus, zweimal, aber irgendwann einmal hat man die Schnauze voll und kündigt. Für einen Sonderbonus dagegen wird man sich sogar noch mehr anstrengen.


    Und warum bitte schön sollte ich so nicht mit Hunden auch arbeiten können?


    Ein Hund muss nur lernen zu verzichten, wenn er nicht gut arbeitet. Und das kann er. Arbeitet er gut, und wenn es nur ein klitzekleinwenig besser wird, hat er sein Lob verdient.


    Ich werde nie dem Hund einen Tausch anbeiten, wenn er daurch eine negative Handlungskette aufbaut und er am Ende lernt "Schnuffeln, abbrechen, Leckerchen abholen". Nein, er soll lernen "Nicht Schnuffeln = Leckerchen abholen". Schnuffelt er aber, kommt ein Korrekturwort, kein Leckerchen. Den Verzicht lernt er sehr schnell. Damit er aber erst gar nicht schnuffelt, muss ich ihm sagen, was er stattdessen machen soll! Was das gewünschte Verhalten ist. Das kann er nämlich nicht wissen, er kann nämlich meine Gedanken nicht lesen!


    Und da er ein Hund ist, muss ich mich auf seine hündische Ebene bewegen, ich kann nicht erwarten, dass er sich menschlich verhält.

  • Ich rede nicht von Bestätigung einer Ausführung eines schlechten Befehls. Ich rede davon, dass ein Hund lernen MUSS zu verzichten und den daraus resultierenden Frust aushalten


    Das ist so elementar wie bei Kindern! Die müssen lernen: Um 19 Uhr ins Bett nicht um 22 Uhr - das ist Verzicht! Kein Eis vor dem Essen - das ist Verzicht! Wenn ich es von anderen Kindern weghole, mit denen es spielt, dann werd ich auch nicht hergehen und versuchen, interessanter zu sein als diese Kinder! Das Kind muss hier auch lernen, zu verzichten. Weil ich es sage. Und das sage ich nicht, weil ich ein wilkürlicher Herrscher bin - im Gegenteil. Ich sage das, was ich den Plan von unserem Leben habe und weil ich Sicherheit gebe in dem ich Grenzen setze. Das ist Führung. Die ist liebevoll und freundlich. Aber klar.


    Und das ist etwas ganz anderes, als einen Befehl vom Hund zu verlangen - den bestätige ich exakt so, wie du es beschrieben hast. Aber genau wie Kinder müssen Hunde auch Verzicht und Frustrationstoleranz lernen. Sonst werden sie damit nicht umgehen könnnen.
    Und dazu gehört übrigens bei meinem Jagdhund das "lass es" fürs Jagen. Er reflektiert dann auch körperlich, dass er verzichtet (dreht sich weg, klappt die Ohren zurück und sucht sich fröhlich etwas anderes.).


    Wenn ich ununterbrochen nur den Blick zu mir bestätige und alles andere verbiete, hab ich bald draußen einen ganz schlimm nervenden Hund, der nur an mir klebt und nichts mehr selber macht. Der hilflos schaut, was man als nächstes macht. Aber es gibt eben einen Mittelweg. Der heißt: Eigene Jagdausflüge: NEIN. Alles andere: Viel Spaß dabei, mein Freund.

  • Zitat

    Nein, wie kommst du darauf? Der Hund muss überlegen, wofür er seinen Lohn bekommt und wird nur für das bestätigt, was er richtig macht. Und natürlich lernt der Hund, dass das was er falsch macht, nicht das gewünschte Verhalten war.


    ...


    Nein, er soll lernen "Nicht Schnuffeln = Leckerchen abholen". Schnuffelt er aber, kommt ein Korrekturwort, kein Leckerchen. Den Verzicht lernt er sehr schnell. Damit er aber erst gar nicht schnuffelt, muss ich ihm sagen, was er stattdessen machen soll! Was das gewünschte Verhalten ist. Das kann er nämlich nicht wissen, er kann nämlich meine Gedanken nicht lesen!


    Jetzt ist aber gerade das "Nicht-Schnüffeln"-Beispiel ein sehr Schwieriges.
    Denn wie soll ich als HF das "Nicht-Schnüffeln" belohnen - der Hund hat da ja zahlreiche Handlungsalternativen: er kann einfach vor, neben, hinter mir hertraben. Er kann sich die Gegend ansehen. Er kann mit der Nase weiter oben einfach weiterschnüffeln, denn er nimmt mit jedem Atemzug Gerüche in sich auf.


    Wir, ich jedenfalls, haben ja nix gegen das Schnüffeln an sich - wir haben nur was dagegen, dass der Hund sich irgendwo festschnuppert und die Welt um sich vergißt oder das Schnüffeln in aller Konsequenz als Teil einer Handlungskette zum Thema Jagen ansieht.


    Deshalb kann ich das Nicht-Schnüffeln an sich nicht loben - ich WILL auch gar nicht nur EIN alternatives gutes Verhalten wie z. B. den Blick zu mir loben - ich will ja überhaupt nicht, dass der Hund die ganze Zeit zu mir schaut. Wir sind doch für den Hund unterwegs, damit er genau das tun kann, was Hunde halt so tun, u. a. auch in der Gegend rumschnüffeln.


    Das Loben einer Nicht-Tätigkeit funktioniert nicht beim Hund.
    Dem fehlt da die Kausalkette. Bei sonstigen drolligen Handlungseinfällen gibt es meist genau EINE Handlungsalternative, die ich haben will und die ich bestätigen kann. Das ist beim Schnüffeln aber m. M. nach nicht der Fall. Da gibt es nur rein situative Handlungsalternativen - weitergehen, zu mir sehen , zu mir kommen.


    "Nicht schnüffeln - Leckerchen abholen" geht irgendwie nicht, find ich. Der Hund denkt nicht soweit, dass er den Rückschluss zieht "Eigentlich hätte ich jetzt an dem Busch geschnüffelt, ich riech nämlich schon von hier aus die Hasenfährte, aber wenn ich das jetzt lasse, gibts ein Lob."


    DA könnte ich nur loben, wenn ich tatsächlich mitbekomme, dass der Hund den Handlungseinfall schnüffeln hat, ihn aber fallen läßt und stattdessen irgendwas anderes, "gutes" macht. DAS sehe ich mit etwas Glück, das ist aber nicht so reproduzierbar, dass ich aktiv damit arbeiten könnte.


    Ich mach das eher so, dass ich situativ angepasst dem Hund jetzt grad mitteile, dass JETZT das Schnüffeln (im Sinne von irgendwo festschnüffeln) unangebracht ist, von ihm eine Handlungsalternative einfordere (weiter, hier, was auch immer) und das Ausführen dieser Handlungsalternative bestätige.


    Denn Schnüffeln ist ja nur rein situativ unangebracht, nicht ständig und ich erwarte nicht wie in anderen Momenten, dass der Hund statt Schnüffeln unaufgefordert eine bestimmte Handlungsalternative zeigt.


    LG, Chris

  • Hallöchen Schara :smile: (und andere mit Dauerschnüfflern),


    was hier noch nicht genannt wurde - hoffe, ich habe es nicht überlesen....


    ZOS - Zielorientierte Spurensuche. Baumann, der das "erfunden" hat, beschreibt es als ausgezeichnete Methode, gerade Jäger auszulasten und umzupolen. Das Problem, so beschreibt er, sei immer, dass der Jäger mit Jagdverbot nur gedeckelt wird, aber die Energie sich dann "dampfkesselmässig" staut. Deshalb empfiehlt er, die Nase umzupolen (inkl. Gewöhnung an Ruhe). Echtes Suchen nach winzigen, sinnlosen Gegenständen (Feuerzeug, Büroklammer...) strengt den Hund sehr an und er ist - wenn richtig gemacht - in kürzester Zeit einfach glücklich, geplättet, ruhig und zufrieden. So wird er umgelenkt, nicht gedeckelt in seiner Jagdanlage. Habe selbst einen wenig-Jagdhund, wird aber oft beschrieben, dass das sehr hilft. Ausserdem verbessert sich die Bindung enorm - wir sind ein "eingeschworenes" Team geworden.


    Baumann beschreibt das auch für Handicap-Hunde :smile: - für Blinde und Taube. Kann das nur empfehlen - verlangt auch keine "Sportlichkeit" vom HH, da Du das auch daheim machen kannst (wo er nicht durchbrennen kann) und in kurzen, ruhigen Distanzen und Sequenzen. Vielleicht was für Dich und eine zusätzliche Idee zu den vielen tollen Tipps hier?

  • Super Posting von Chris! :gut:


    Ich habe zwei Extrem-Schnüfflerhunde, und die Idee, sie generell fürs Nichtschnüffeln zu bestätigen, ist einfach nur absurd. Das kann ich tun, wenn ich sie an der kurzen Leine habe und sie neben mir von A nach B laufen sollen - dann haben sie auch ein klares Alternativverhalten, welches ich bestätigen kann. Ansonsten breche ich unpassendes Schnüffeln situativ ab - man kann da auch ein positiv aufgebautes Abbruchsignal verwenden.

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