Wielange warten bei Hirntumor?

  • Guten Abend,
    Wir kommen grad aus der der Klinik vom CT. Willo (9 Terrier) hat einen Hirntumor. Die Ärzte waren nicht bereit mir irgendeine Prognose zur Lebensdauer zu geben. Nur, das ICH entscheiden muss, wann´s besser ist für den Hund. Die Anzeichen sind seit ca. einem bis einem halben Jahr da. Er hält den Kopf schief und hat ohne Cortison Schmerzen. Mit Cortison läuft er gut und interessiert sich für die Umwelt. Liegt aber fast nur. Er frisst gut und kann sich noch freuen (= wedeln). Ich habe es schon mal entscheiden müssen - aber das war fürchte ich viel zu spät.
    Bitte gebt mir ne Hilfestellung: was sind für euch Anzeichen, das es jetzt besser ist das Tier einzuschläfern? Ich habe hier schon einiges gelesen, aber ich merke es leider eben nicht, wann´s soweit ist. Ich liebe den Hund, aber ich bin vermutlich zu unsensibel um in seinen Augen irgendwas zu lesen. Ich seh da nur mein eigenes Elend gespiegelt. Gruss Anne

  • Relativ,ich würde mein Hund einschläfern wenn er selbst mit Schmerzmedis starke Schmerzen hat.
    wie groß ist er denn?
    Bei einem Hirntumor ist die Gefahr von Ausrastern groß,
    das wäre eventuell mit ein Grund den Zeitpunkt fürs einschläfern zu bestimmen.


    Arme Fellnase,ich wünsche euch alles gute!

  • sieht dein hund denn noch etwas?


    das ist - zumindest beim menschen - eines der ersten symptome, wenn es schon wirklich kritisch ist. sehstörungen bis hin zur blindheit, weil durch die tumormasse der hirninnendruck steigt und auf den sehnerv drückt.


    unbehandelt führt ein hirntumor irgendwann zum tod durch meistens einen atemstillstand, wenn der druck auf das myelencephalon, das nachhirn, in welchem das atemzentrum lokalisiert ist, zu groß geworden ist.


    ich denke aber, bevor diese situation eintritt, wirst du deinem hund die schmerzen und möglicherweise auch verhaltensänderungen anmerken, um ihn davor zu bewahren.


    ganz viel kraft und trotz allem eine intensive und hoffentlich wunderschöne zeit euch,


    verena

  • Danke für´s antworten.
    Ich muss vor Allem aufpassen, dass ich den Hund nicht mit meiner Trauer/ Unruhe nervös mache.
    Er scheint noch zu sehen, atmen allerdings schon lange zu schnell. Keine Ausraster. Er ist müde und liegt viel. Beim Laufen klebt er mir an den Hacken. Komischerweise ist es schon seit ein paar Wochen morgens schlechter - da muss ich ihn zur Wiese tragen. Mittags läuft er gut alleine voraus wie immer und schnüffelt interessiert an allem - sogar an Mauselöchern. Er leg den Kopf ungern ab - auch schon lange. Ich werde es machen wie ihr sagt. Wenn er aufhört zu fressen - und beim Laufen umfällt - bis jetzt schwankt er nur manchmal. Oder wenn er kein Interesse an der Umwelt mehr hat- (den Mauselöchern).
    Gruss Anne

  • Ich habe jetzt sehr lange überlegt, was ich dir schreibe. Ich erzähle dir mal unsere Geschichte in der Kurzfassung:
    1. Benji, 14 Jahre alt, hatte immer schon Alterszipperlein, eines Abends, vor fast 11 Monaten bekam er einen Schlaganfall. Mitten in der Nacht. Es gab eine winzige Chance, dass er sich erholen könnte, verbunden mit Intensivpflege. Es gibt sicher Menschen, die diese Chance bei ihrem Hund genutzt hätten, Benji war aber schon immer sehr eigensinnig, ließ sich nicht gerne helfen. Uns war klar, dass es ihn brechen würde und wir haben für uns und unseren Hund entschieden, dass diese winzige Chance es nicht wert ist, ihn noch ein paar Wochen entgegen seinem Charakter am Leben zu halten.
    Es war BENJI, UNSER Hund, den wir geliebt haben und in dieser Nacht am 10. Februar 2010 einschläfern ließen.


    Für jemand anderen hätte es für seinen Hund eine andere Möglichkeit gegeben, ein Hund der fremde Menschen gerne mag, der gerne verwöhnt wird, der sich gerne betüddeln lässt.


    2. Jack ist 3,5 Jahre, er hat Krebs, mittlerweile sieht es nicht mehr ganz so gut aus, da der Tumor trotz operativer Entfernung und Zehenamputation gestreut hat. Jack ist noch jung, er hat sein Leben noch vor sich, natürlich wollen wir alles versuchen. Jack musste aufgrund der OPs jetzt 8 Wochen nur an der Leine laufen (ich rechne grad nach, es sind schon fast 10 Wochen), jetzt kam ein neuer Knoten, der wird nächste Woche wieder operiert. Heißt wieder ein paar Wochen Leine. Danach hängen wir eine Chemo dran. Unser Beschluss: Letzte OP, letzte Chemo. Sollten wieder Knoten kommen, dann darf er leben, wie es sich für einen Hund gehört. Er soll toben, springen, kuscheln, etc pp.


    Weißt du, was ich dir mit unseren Geschichten erzählen möchte, ist, dass dir hier niemand helfen kann, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wir alle haben Angst, den falschen Zeitpunkt zu wählen, ob nun zu früh oder zu spät. Aber wir kennen auch unsere Hunde. Meiner persönlichen Meinung nach (und ich habe mir diese durch die Geschehnisse der letzten 11 Monate sehr genau überlegt) sollte der Hund genau so lange leben, wie das Leben lebenswert ist. Für Benji wäre die Intensivbehandlung die Hölle gewesen, Jack hätte damit kein Problem. Benji konnte auch fast nur noch mit Schmerzmitteln raus vor dem Schlaganfall, aber ihm ging es gut damit.


    Du musst die Entscheidung irgendwann treffen, du kennst deinen Hund, versuche dich darauf zu besinnen, überlege, wann er einfach auch keine Freude mehr zeigt. Beobachte genau, ich hätte es nie gedacht, aber in dem Moment als ich bei Benji die Entscheidung treffen musste, habe ich in seinen Augen gesehen, dass es ok ist. Hört sich vielleicht blöd an, aber ich lasse mir das nicht ausreden. Benji sah aus, als wollte er nicht mehr kämpfen, als wäre er zufrieden...


    IIch weiß, das ist alles sehr sehr vage, mir fällt es auch sehr schwer, das zu schreiben. Achte auf deinen Hund, achte darauf, ob er Schmerzen haft, schaue, ob er ein für ihn gutes Hundeleben führen kann.


    Und vor Allem: Betüddel ihn doch einfach, wenn dir das gut tut. Gib ihm tolle Dinge zu essen, übersieh manche andere Dinge, genieße einfach die Zeit. Nutze sie und erlebe sie intensiv und versuche nicht andauernd im Kopf zu haben, wann du ihn gehen lassen musst und hadere nicht immer. Beobachte, genieße, verwöhn ihn, sei doch auch mal traurig, dann knuddel ihn und versuch einfach, jede Sekunde zu genießen. Trauern kannst du noch lange genug, ich weiß, dass das leicht gesagt ist, aber ich kann dich im Moment wirklich so verstehen!


    Ich wünsche euch alles, alles Gute!

  • Meine alte Zwergin hatte einen Hirntumor - und wir haben eindeutig zu lange gewartet:
    Obwohl sie noch gefressen hat,
    obwohl sie noch von sich aus aufgestanden und gegangen ist,
    obwohl sie einem noch schwanzwedelnd entgegengelaufen ist, wenn man reinkam


    es war eindeutig zu lange.


    Dir sollte eines klar sein - Hunde zeigen Schmerzen längst nicht so, dass wir Menschen das ohne weiteres mitbekommen. Und Cortison hin, Cortison her - den unangehmen Druck im Kopf, den spürt dein Hund immer noch. Selbst mit echten Schmerzmitteln.


    Alles andere ist Schönfärberei.

  • Yane, was hat dich dazu gebracht, dass du sagen kannst, es sei eindeutig zu lange gewesen?
    Ich bin sehr interessiert, obwohl mein Hund keinen Tumor hat.


    LG, Friederike

  • Ich habe mal hier im Forum gelesen (ich denke von Sleipnir) dass der Zeitpunkt gekommen ist, wenn die Hunde beginnen "mehr nach innen zu sehen" und ich konnte das sofort für mich - aus meiner Erfahrung - verstehen und für wahr befinden.


    Es war bei allen Hunden, die ich - mehr oder weniger eng - ein Stück auf ihrem letzten Weg begleiten durfte das selbe. Die Hunde haben deutlich "gezeigt" wann sie nicht mehr können/mögen.


    Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft und Weisheit. Kein leichter Weg, der da vor Dir liegt.


    Alles Liebe, auch für den Wuff

  • Liebe Anne,


    Du schreibst: Du musst ihn früh zur Wiese tragen. Die Anzeichen hat er bereits seit 6-12 Monaten. Er legt den Kopf ungerne ab. Er schwankt manchmal beim Laufen.


    Weißt Du, dass er gute Zeiten hat, ist wunderbar, aber überwiegen diese Zeiten, wo es ihm gut geht?


    Ich stand vor vielen Jahren vor der Entscheidung, vor der Du nun stehst. Die Ärzte konnten mir absolut keine Zeitraum nennen. Tage, Wochen, Monate? Es hätte schnell gehen können und der Tod wäre grausam gewesen, denn mein Hund wäre erstickt.


    Diese Entscheidung über das Leben meines absoluten Traumhundes treffen zu müssen, zerriss mich damals fast, aber ich legte noch an diesem Samstag den Termin für Mittwoch der Folgewoche fest. Damals wie heute ist meine Meinung: Lieber einen Tag zu früh, als einen Tag zu spät. Denn unsere Hunde leben im Hier und Jetzt.


    Bei Diana waren wir einfach absolut überrumpelt und konnten das Ausmaß der Erkrankung nicht begreifen. Außerdem hatten wir einen klitzekleinen Funken Hoffnung und sie war erst 4 Jahre alt. Deshalb und nur deshalb haben wir sie nicht bereits am Freitag, sondern erst am Samstag erlöst, als der letzte Funken erloschen war.


    Baffo ist nun 16 ... bei ihm werden wir nicht überrumpelt sein, wenngleich er derzeit nur "normale" Altersbeschwerden hat. Er ist ein Hund wie Benji, dem oben beschriebenen, eigensinnigen Hund. Noch genießt unser Baffo das Leben, sollte das irgendwann nicht mehr so sein, werden wir nicht zögern.


    Aber die Entscheidung kann uns niemand nehmen. Denn nur wir kennen unsere Hunde und leben mit ihnen zusammen.


    Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit und Deinem Willo noch viele schöne Tage!


    Liebe Grüße


    Doris

  • Schlaubi, das mit euch habe ich überhaupt nicht so mitbekommen. Ich kann die Parallelen sehen. Ich finde deinen Text sehr schön und er bringt mich auch zum Nachdenken.. es ist eben alles oft nicht so einfach und klar, wie man sich das so wünscht und hofft...


    und überraschend kommt es doch immer, egal ob alter Hund, kranker Hund, junger Hund, gesunder Hund, egal wie lange wir uns darauf einstellen können oder wie plötzlich etwas passiert, es ist immer ein Schlag ins Gesicht, es ist immer auf die ein oder andere Art unvorbereitet..

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