Erfahrungsaustauch Windhunde "Das Jagen"

  • Zitat

    Ein Anti - Jagdtraining zielt in erster Linie darauf ab, die Ansprechbarkeit zu erhalten und da ist es völlig egal ob es ein Sich-, Spur- oder Gemischtjäger ist.


    Und wenn ich an der Ansprechbarkeit des Jagdhundes arbeiten möchte, sollte ich eben auch seine Veranlagung und besonderen Fähigkeiten /Rasseeigenschaften berücksichtigen. Ein ganz wesentlicher Bestandteil eines solchen Trainings ist die Teamwork mit dem Hund. Und dafür muss ich berücksichtigen, dass ein Sichthetzer anders zu seinem Erfolg kommt als ein Spurjäger.


    Klar gibt es auch Rasse- übergreifende allgemeingültige Tipps, Tricks und Übungen zu mehr Impulskontrolle und besserer Bindung, aber ob sich ein stark triebiger Jagdhund in hoher Errungslage von seinem Menschen noch kontrollieren lässt, wird woanders entschieden.

  • Meine 3jährige Hündin hat letzten Sonntag zum ersten Mal eine wirklich frische Fährte aufgenommen.
    Das Wildschweinchen saß ca 10 Meter entfernt.
    Sie hat es nicht gehetzt. Ist "nur" der Spur nachgegangen und dann da stehen geblieben und hat geschnuffelt. Wirklich ansprechbar war sie nicht mehr.
    So hab ich das bei ihr noch nie gesehen. Aber irgendwann ist ja immer das erste Mal :p
    Beim ersten Durchstarten hab ich sie rausgerufen. Dann aber weiter laufen lassen...sie ist dann wieder abgezischt und dann neben mir rumgesaust. Hab das einfach nicht ernst genommen.
    Das wegkommen von einer Spur hat sonst immer geklappt.
    Entweder ich nehm' das ab sofort ernst und nehm' sie ran odeeer ich übe gezielt mit ihr das Wild anzuzeigen!


    Nun die Frage: Dazu gab es doch schonmal einen tollen Thread ? :)

  • Okay, hier mal folgende Situation (vor einigen Wochen passiert):
    Aragorn kennt Pferde, wir waren auf dem Reiterhof, wir treffen öfter welche beim Spazieren gehen, auch auf unseren Wegen, in allen Gangarten...
    Wir gehen also einen Weg entlang, ein kurzes Stück vor uns ein Mädel auf einem Pony (in derselben Richtung wie wir) im Schritt. Pony wird registriert, nicht interessant. Bis sie angallopiert. Im selben Moment sprintet mein Hund hinterher. Zum Glück habe ich gesehen gehabt, wie sie sich im Sattel zurechtrückt und mit sowas schon gerechnet. Und Aragorn trottete halb hinter mir. Das gab mir die Chance, mich ihm in den Weg zu stellen und ganz klar "HALT" zu sagen - das hat ausgereicht um ihn zu stoppen, dann war er auch wieder ansprechbar. Einen Moment später wäre meine Reaktion zu spät gewesen.
    Das war ein ganz deutliches anspringen auf den Bewegungsreiz, wie soll ich sowas im geschützten Raum trainieren?

  • Zitat

    (...)Entweder ich nehm' das ab sofort ernst und nehm' sie ran odeeer ich übe gezielt mit ihr das Wild anzuzeigen!
    Nun die Frage: Dazu gab es doch schonmal einen tollen Thread ? :)


    Ja, "Zeigen und Benennen" hieß der, meine ich. Und mit dem Suchwort "Anti-Jagdtraining" kommst du auch weiter.

  • Zitat

    Das war ein ganz deutliches anspringen auf den Bewegungsreiz, wie soll ich sowas im geschützten Raum trainieren?


    eventuell klappt Reizangeltraining
    wäre zumindest nen Versuch wert

  • Zitat

    Okay, hier mal folgende Situation (vor einigen Wochen passiert):
    Aragorn kennt Pferde, wir waren auf dem Reiterhof, wir treffen öfter welche beim Spazieren gehen, auch auf unseren Wegen, in allen Gangarten...
    Wir gehen also einen Weg entlang, ein kurzes Stück vor uns ein Mädel auf einem Pony (in derselben Richtung wie wir) im Schritt. Pony wird registriert, nicht interessant. Bis sie angallopiert. Im selben Moment sprintet mein Hund hinterher. Zum Glück habe ich gesehen gehabt, wie sie sich im Sattel zurechtrückt und mit sowas schon gerechnet. Und Aragorn trottete halb hinter mir. Das gab mir die Chance, mich ihm in den Weg zu stellen und ganz klar "HALT" zu sagen - das hat ausgereicht um ihn zu stoppen, dann war er auch wieder ansprechbar. Einen Moment später wäre meine Reaktion zu spät gewesen.
    Das war ein ganz deutliches anspringen auf den Bewegungsreiz, wie soll ich sowas im geschützten Raum trainieren?


    Wie wäre es mit vorher ins Kommando nehmen gewesen, wenn du doch die Situation schon kommen siehst? ;)
    Nennt sich vorausschauendes Handeln und hilft dem Hund ebenfalls eine richtige Handlungskette für diese Situation aufzubauen, wenn man dann das richtige Verhalten bestätigt.

  • Vorausschauend war ich vorher schon insofern, daß er nicht ganz frei gelaufen ist sondern bei mir. Und ich die Zeit hatte ihn zu stoppen. :D
    Ich wollte damit nur sagen, daß es solche Situationen gibt die schlecht in reizfreier Umgebung trainiert werden können. Und das es für mein Gefühl schon einen Unterschied macht ob ich einen Hund habe, der stöbert oder einen Sicht- und Hetzjäger. Ich habe einfach viel weniger Zeit zum Reagieren.

  • EDIT: Siobhan, mir fällt grad auf dass ich dich mit der TE verwechselt hab, sorry! Ein paar Dinge im meinem Post sind daher leicht überflüssig (du hast ja an sich kein Problem...), aber ich lass ihn trotzdem mal so stehen, war so viel Tipperei!


    Ich sag mal so, zum Glück ist Windhund ja nicht gleich Windhund. ;)



    Grade bei den IWs sind die echten Jagdsäue doch inzwischen eher die Ausnahme als die Regel. Es ist ein bisschen so wie mit den Collies - die wirkliche Verwendung als Hütehund und die Selektion auf entsprechende Eigenschaften liegt schon so lange zurück, dass es da schon ein sehr großer Glücksfall wäre, wenn von den heutigen Collies einer zum hüten taugt.
    Die IWs sind zwar von der FCI-Gruppenzugehörigkeit auch Windhunde, wie die Collies auch Hütehunde sind, aber sie sind ebensowenig Jagdhunde wie ein Collie ein Hütehund ist und es gibt nicht ohne Grund nur so wenige die Rennen oder Coursing laufen.


    Das ein Hund mal nem Pferd hinterherrennt oder Vögel aufscheuchen will, das würde ich eher unter jugendlicher Unsinn und (noch - ist ja auch noch ein junger Hund...) mangelnder Grundschule einordnen als als mit Macht durchbrechenden Hetztrieb.
    KANN natürlich auch sein, dass das jetzt der Anfang ist - aber wenn wir ma ehrlich sind hat an solchen Aktionen fast jeder Hund Spaß. Meine Kleine auch, aber eher weil sie eine pubertäre Rotzgöre ist als weil sie ein Windhund ist.


    Dementsprechend würde ich da auch dran arbeiten: Viel Impulskontrolle in allen möglichen Situationen, eigentlich bei allem was er gern will und wo er sich mal noch ne Weile beherrschen muss.
    Da dann halt ganz klassisch steigern, vielleicht erstmal nur in einiger Entfernung vom Futternapf absitzen lassen und erst auf Kommando nehmen, mal jemanden mit nem Spieli hinstellen und locken lassen und er darf erst los wenn er sich wie gewünscht benimmt und die Freigabe kam...
    Usw usf, da kann man ruhig etwas kreativ sein, je nach dem was der Hund gern haben möchte. Hauptsache er lernt sich etwas zu beherrschen und auf ein OK zu warten.
    Später kann man da auch mit der Reizangel ganz gut üben (aber bei großwüchsigen Hunden bitte etwas vorsichtig...). Das hat den Vorteil, dass man damit mit z.B. nem Stück Fell wirklich am ehesten realistischen Hetztrieb auslösen kann und dass man dem Hund für gues Verhalten auch mal einen Erfolg, dh. beuteln und "töten" der Beute bieten kann.


    Zusätzlich würde ich üben dass der Hund lernt einen bestimmten Radius einzuhalten, den Weg nicht zu verlassen und vor allem immer wieder von sich aus Kontakt aufnimmt und selber aufpasst was der Mensch macht.
    Letzteres geht z.B. super mit dem Klicker.
    ich würde da wirklich nicht spezielle mit irgendeiner Form von AJT drangehen, sondern eher den ganzen Grundgehorsam besser trainieren.



    Auch bei den Wölfchen gibt es ganz schlimme Jäger, aber ich denk bei der Rasse ist die Chance nicht so schlecht, dass man einen Hund mit moderatem Trieb erwischt und da mit ein bisschen Arbeit guten Boden unter die Füße kriegt.




    Was andere Windhundrassen angeht, so hat sich da schon mancher an verschiedenen Erziehungsmethoden versucht. Ja nach Methode klappt das meist auch mehr oder weniger gut, wenn man ihn richtig motiviert mag auch ein Windhund gern mitmachen. Das gelernte funktioniert auch meist ganz toll - bis es halt dann irgendwann nicht mehr funktioniert.
    Meistens ist das an dem Punkt, wo wirklich sichtig flüchtendes Wild ins Spiel kommt und dann kann man über Meideverhalten oder über rein positve Verstärkung gegangen sein oder über jede beliebige Kombi davon - am Ende kommt dann doch der "Override Code Priority RED, Codename: HASE!!!" ins Spiel. :D
    Ausnahmen bestätigen die Regel, ebenso wie wasserhassende Labradore, Bordercollies die mit einemal um den Block latschen zufrieden sind, Huskys die ziehen hassen und HSH die jeden Besucher freundlich wedelnd begrüßen.


    Und grundsätzlich gild da denke ich: Je länger die Rasse halt nicht mehr auf ihren ursprünglichen Verwendungzweck und auch nicht mehr auf eine ähliche Alternativbeschäftigung wie Rennen oder Coursing gezüchtet wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass man ein nicht ganz so jagdversessenes Exemplar erwischt. Aber auch in reinen Showlinien schlägt das alte Erbe oft genug durch.



    Das Problem bei den Windigen ist halt, dass sie nunmal selbstständig arbeiten. Ich weiß, das ist ein alter Hut. Aber es ist nunmal so: Wenn der Hund erstmal was jagdbares entdeckt hat, dann fragt er nicht erst um Erlaubnis - würde er das tun, wär das Wild möglicherweise über alle Berge bis der langsame Mensch reagiert hat. Zum arbeiten braucht ein Windhund einen Menschen so lange, bis er von der Leine ist, danach macht er dann alleine weiter und das ist so auch gewollt.



    Das heißt nun nicht, dass man da erziehungsmäßig wirklich gar nix machen könnte, grundsätzlich funktionieren die Lerngesetze bei allen Hunden. Aber das hat auch alles seine Grenzen, so ist das nunmal mit genetisch fixierten Rasseeigenschaften.
    Bei meinen sieht das so aus, dass sie z.B. Pferde, Radfahrer, Jogger, Mopeds ... in Ruhe lassen, Vögel gerne mal aufscheuchen würden, aber sich abrufen lassen (das ist eher rumalbern als Jagd/Arbeit) und bei Hasen und Rehen definitv nicht abrufbar sind, wenn sie schon gestartet sind. Die wissen irgendwo auch was Sache ist, wo es sich lohnt und wo nicht und wofür sie mal gemacht wurden.



    Zitat

    Das gab mir die Chance, mich ihm in den Weg zu stellen und ganz klar "HALT" zu sagen - das hat ausgereicht um ihn zu stoppen, dann war er auch wieder ansprechbar. Einen Moment später wäre meine Reaktion zu spät gewesen.


    Eben das mein ich - wärs ein Greyhound gewesen (gut, meine intressieren sich wie gesagt nicht für Pferde...), hätte das nicht gerecht, entweder du hättest ihn VOR dem Srart schon gestoppt, ihn im richtigen feste am HB erwischt oder laufen lassen. Da kann man sich dann auch das hinterherbrüllen sparen, wenns läuft dann läufts.
    Wenn da die Entscheidung zum loslaufen erstmal gefallen ist, dann ist nix mehr mit abrufen.
    Also denk ich, da das ja funktioniert hat, du hast im Prinzip ne gute Basis! :gut:


    Zitat

    Das war ein ganz deutliches anspringen auf den Bewegungsreiz, wie soll ich sowas im geschützten Raum trainieren?


    Das ganz direkt könnte schwierig werden, aber Impulskontrolltraining mit allen Möglichen Bewegungsreizen kann man ja durchaus in geschützter Umgebung machen... Hilfsperson mit altem Handtuch, Spielzeug, Stück Fell... Reizangel... da findet sich was.


    Das wird vielleicht (je nach Hund) nicht perfekt, aber in der einen oder anderen Situation kann so ein kleines bisschen mehr Kontrolle ja schon helfen.
    Ich hatte es z.B. mal, dass abends vor uns ein Waschbär den Weg gekreuzt hat. Die Hunde haben ihn nur kurz gesehen und wollten alle beide (hatte nur Lawrence und Robin) sofort hinterher. Ich hab gebrüllt, sie haben ne Sekunde gezögert und in der Sekunde war der Waschbär unter nem Maschendrahtzaun her in ein dichtes Dornengestrüpp verschwunden. Sie sind dann trotzdem los und haben nen Loch im Zaun gesucht, aber die brenzlige Situation war erstmal vorbei.



    Zitat


    Klar gibt es auch Rasse- übergreifende allgemeingültige Tipps, Tricks und Übungen zu mehr Impulskontrolle und besserer Bindung, aber ob sich ein stark triebiger Jagdhund in hoher Errungslage von seinem Menschen noch kontrollieren lässt, wird woanders entschieden.


    Das geht schon in die richtige Richtung, denke ich. Diese Rassen sind halt definitiv nie dazu gedacht gewesen in hohen Trieblagen (die sie für eine erfolgreiche Hetze definitv brauchen) kontrolierbar oder ansprechbar zu sein. Das war nicht Sinn und Zweck der Aktion. Die allgemeingültigen Dinge funktionieren natürlich, ich würde sie nie außen vor lassen, aber wie weit man damit letztlich kommt schwankt sehr stark und das hat nicht nur was mit falschem Aufbau oder Unfähigkeit des Hundeführers zu tun.

  • Zitat


    Das ein Hund mal nem Pferd hinterherrennt oder Vögel aufscheuchen will, das würde ich eher unter jugendlicher Unsinn und (noch - ist ja auch noch ein junger Hund...) mangelnder Grundschule einordnen als als mit Macht durchbrechenden Hetztrieb.
    KANN natürlich auch sein, dass das jetzt der Anfang ist - aber wenn wir ma ehrlich sind hat an solchen Aktionen fast jeder Hund Spaß. Meine Kleine auch, aber eher weil sie eine pubertäre Rotzgöre ist als weil sie ein Windhund ist.


    Genau da liegt mein Problem. Bei Copper hab ich mir NIE Gedanken darüber gemacht, dass er eventuell jagen würde. Er ist ein Hütehund, wieso sollte er also einen ausgesprochenen Jagdtrieb entwickeln?
    Heute noch, hüpft er ein paar Meter hinterher und kommt dann zurück. Für ihn ist das nur Spiel.


    Bei Breandan bin ich mir halt daher nicht sicher, wo Spiel aufhört und Jagd anfängt. Und das Schlimmste was mir passieren könnte ist, dass mein ausgewachsener IW mit 60kg oder mehr auf die Idee kommt loszusprinten, während ich noch an der Leine hänge.
    Daher möchte ich von vornherein diese Gefahr, dass er einen solchen ausgesprochenen Jagdtrieb entwickelt, gar nicht erst entstehen lassen.


    Klar, Erziehung ist alles. Aber daher wollte ich mir ja auch einfach mal Tipps geben lassen, wie man auf sanfte Art & Weise einem Sichtjäger beibringen kann, dass dieser Vogel im Baum oder das Kaninchen auf der Wiese eigentlich totlangweilig sind.


    Zitat


    Da dann halt ganz klassisch steigern, vielleicht erstmal nur in einiger Entfernung vom Futternapf absitzen lassen und erst auf Kommando nehmen, mal jemanden mit nem Spieli hinstellen und locken lassen und er darf erst los wenn er sich wie gewünscht benimmt und die Freigabe kam...


    Die Geschichte mit dem Futternapf üben wir seit Anfang an, da ich es auf den Tod nicht abkann, wenn der Hund mir in den Fressnapf kriecht, während ich ihn noch in der Hand halte. Und bei 4 Hunden wär das auch echt fatal :D


    Mit dem Spielie ist mal eine Idee. Im Moment haben wir auch noch das "Fremde Hunde"-Problem. Er will immer hin. Da hab ich es jetzt bei den meisten Hundebesitzern schon durchgesetzt, dass die ihren Hund erst ranlassen, wenn ich meinem "okay" sage. (Er muss erst zu mir kommen und sich hinsetzen)


    Clickern trainieren wir jetzt seit etwa 1 Woche. Aber sind daher noch eher bei der Konditionierung auf den Clicker.



    Auf jeden Fall vielen Dank für eure Ratschläge. Dann werden wir uns mal schön an die Arbeit machen ;-)

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