Trainingsbuch eines zusammenwachsenden Teams

  • Fazit der 1. Stunde:


    Natürlich kann man in einer Trainingsstunde keine Hundewelten verändern, aber es hat sich eine Welt verändert, meine.
    Dadurch, dass ich bewusst weniger mit den Hunden rede und sie bewusst weniger beachte, nehmen sie mich mehr wahr.
    Sie müssen sich mehr nach mir umschauen, weil ich mich nicht immer bemerkbar mache, sie müssen selbst aufpassen und aktiv werden.


    Durch das wirkliche Verbot, habe ich das Gefühl, die nehmen mich ernster.
    Ich bin jemand, der wirklich etwas zu sagen hat und es durchsetzen kann.
    Klar, man könne jetzt unterstellen, das sei Dominanz und sie gehöre nicht in eine Mensch-Hund-Beziehung, aber ich sehe es anders.


    Ein Hund braucht klare Strukturen, die ich ihm geben kann.
    Durch diese Strukturen bekommt er Sicherheit und muss nicht selbstständig werden in lebenswichtigen Entscheidungen.
    Der Hund lernt, sich auf mich zu verlassen und sich fallen zu lassen. Er lernt, dass ich Dinge regel und mich im Notfall auch vor ihn werfe, dass ich ihn führen kann.
    Mein Hund lernt durch dieses klare Verbot, dass es einen Rahmen gibt in seinem Leben, dessen Grenzen er nicht durchbrechen darf (u.a. sicherlich auch, da es für ihn gefährlich werden darf).
    Dadurch, dass ich weniger auf ihn einrede, gebe ich ihm mehr Platz, ich innerhalb dieser Grenzen frei zu entfalten und das zu tun, wonach ihm der Sinn steht.


    Ich habe gelernt, dass mein Hund eine super Nase hat und dass es ihm Spaß macht, Fährten auszuarbeiten.
    Ich habe gelernt, dass es ihn geistig beschäftigt, er aber die Ruhe behält, die ein Hund braucht, um nicht durchzudrehen.
    Am Apportieren arbeiten wir, aber ich habe Ansätze kennen gelernt, um meinem Hund ein minimales Stück von dem zu geben, was ihm genetisch vorgegeben ist und was ihm liegt.
    Ich habe gelernt, wie ich es schaffen kann, diesen Hund zu fördern.


    Weiter gehts:
    Und da mir die Stunde so viel Geld gebracht hat und ich dem Geld (naja, so günstig sind gute Einzelstunden nicht), habe ich mich entschieden, für eine weitere Stunde zu sparen.
    Ich trat mit der Trainerin, mit der ich per Mail bei Frangen eh im Kontakt blieb und der ich auch Erfolge berichtete im Bereich des Apportierens, wieder in Kontakt und verabredete eines nächste Stunde, die aus Zeitmangel von deren Seite nicht hier in Bottrop statt finden konnte, sondern bei denen auf dem Grundstück.

  • danke
    ich setz mich nach dem Gassigehen mal dran, aber dann endet es auch erst mal mit großen Berichten, denn dann sind wir scho fast auf dem Stand von heute

  • Das 2. Treffen:


    Nach anderthalb Stunden Fahrt kamen wir letzten Samstag also dort an.
    Die Adresse, die mir als Treffpunkt genannt wurde, gehörte zum Grundstück des Trainers.
    Dort angeklingelt wurde ich von ihm und einer 3. Azubine (nu kenn ich alle ;) ) nett empfangen und nachdem mir etwas zu trinken angeboten wurde, gingen wir in den Garten.
    Gut, also hatte ich nun wohl einen Termin bei dem Trainer... ok.


    Wir holten uns Stühle und setzten uns, sie Hunde noch angeleint.
    Ich erzählte etwas über meine Hunde, mein Problem mit Luna und das, was wir in der 1. Stunde gemacht hatten bzw. was wir als "Hausaufgaben" auf hatten.
    Während Kira in der Zeit brav saß, nervte Luna auf ihre übliche Weise, was anstupsen angeht, hibbeln, mit der Pfote auf mein Bein, etc.


    1. Lektion:
    Neben dem Zuhören schien der Trainer doch sehr genau zu beobachten und sagte mit, ich solle Luna bitte an dem Masten am Zaun (etwa 10m von uns entfernt) anbinden.
    Ich machte es erst mal ganz brav, ohne nachzufragen und als ich mich wieder hin setzte, sprachen wir über Erregungszustände des Hundes und wie es sich auf das Lernverhalten auswirkt bzw. was für eine Rolle ich da spiele.
    Er erklärte, dass eine Anspannung bei mir auch direkt eine gewisse Anspannung im Hund erzeugt und ich daher an mir arbeiten solle.
    Als Luna irgendwann ruhiger wurde und sich hinlegte, waren wir bei dem Gesprächspunkt angelangt, dass ich den Hund alleine lasse, wenn er sich aufregt und seine innere Ruhe durch Zuneigung belohne (hm, wäre sowas wie konditionierte Entspannung, oder?).
    Er stand auf und ging in Lunas Richtung, um zu zeigen, was er meint und als Luna auf ihn zu kam bzw. aufstand etc., ging er etwas zurück und entfernte sich wieder von ihr, bis sie wieder ruhiger wurde. Als er bei ihr ankam, nahm er sie vom Zaun mit auf die Wiese, so dass sie sich ihm zuwenden sollte, was nicht recht klappte, da sie zu mir wollte.


    Also machte er sie dort wieder fest und wir analysierten ihr Verhalten und ich bekam einige Erklärungen dazu, bis sie sich wieder entspannte.
    Dann ging ich langsam in ihre Richtung, den Blick aber nicht auf sie, sondern auf ihre Leine gerichtet und sie blieb relativ ruhig für unseren 1. Versuch, so dass ich sie ableinen durfte und ruhig streichelte.


    Eine meiner Aufgaben soll es nun sein, Luna auch mal wo anzubinden, so dass sie lernt, dort ruhig zu sein und mich ihr dann zu nähern, damit sie merkt, Entspannung wird belohnt und das Hibbeln etc. bringt keinen Erfolg.
    Sie muss siche rst entspannen, bevor es Action mit Frauchen gibt.


    Die Reizangel:
    In der Zeit holte er dann seine Reizangel und wir befestigten meinen Felldummy daran, nachdem wir drüber sprachen, ob ich damit schon gearbeitet hätte, wie man damit arbeiten könne etc.


    Da Luna aber vor ihrem Mikesch garnichts mochte und sich nicht mal für fliegende Dummys interessierte, hatten wir uns nicht weiter drum gekümmert.
    Auch frühere Versuche mit der Reizangel waren daran gescheitert, dass sie sich nicht für das gezogene interessierte, sondern auf meine sich bewegende Hand interessierte und da rein packte.


    Also gab es nun den nächsten Versuch, so dass Luna abgeleint wurde und hinter dem sich im Kreis bewegenden Mikesch hinterher durfte.
    Ich muss zugeben, ich hatte recht große Probleme bei den ersten Minuten mit der Reizangel, da ich es nicht gewohnt war, aber es klappte immer besser.
    Luna sprang super darauf an, was mich sehr stolz machte.
    Wenn sie den Ball hatte, gingen wir über das Zergeln und ich verkürzte die Schnur, so dass sie näher bei mir war.


    Das Zwischenziel soll sein, dass sie Mikesch so toll findet, dass sie ihn zuverlässig zum Zergeln bringt.
    Wenn das sitzt, verlassen wir das Reizangeltraining und ich fange an, den Dummy so zu werfen, damit sie nicht nur im Kreis rennt.
    Sobald sie da richtig scharf drauf ist (ach ja, sie darf nur nach meinem "ok" hin), üben wir Steadyness, wo sie eben länger wartet, bis sie hin darf, wo ich sie stoppen werde, wenn sie da auf dem Weg ist und darauf aufbauend an der Impulskontrolle arbeiten.
    Endziel ist, dass sie nur auf Kommando los darf und auf "Scht" abbricht.


    Der Weg ist das Ziel:
    Wie erreiche ich das?
    Genau, ich brauche Hilfsmittel, wo wir Schlauchstücke verwenden.
    Der Schlauch wird im perfekten Fall geworfen, um den Hund zu erschrecken bzw. ihm zu zeigen, dass er wieder in die Realität kommt und sich mir zuwendet, was wir im Garten geübt haben.


    Als wir redeten um die Punkte zu besprechen, ließen wir die Hunde laufen und wenn Luna sich irgendwo fest schnüffelte, flog ein Schlauch in ihre Richtung mit einem "Scht", worauf sie sich an mir orientierte und zu mir kam.
    Dafür wurde sie gelobt und belohnt.


    Genau das möchte ich erreichen, einen Hund, der sich an mir orientiert und mir folgt.


    Und nein, sie hat danach weder die Schüffelstelle noch die Schläuche gemieden und ist auch wieder los, um den Garten weiter zu erkunden.


    So wird das "Scht" auch auf Entfernung zu einem Abbruchsignal, ohne eine Leine zu haben.


    Und wer jetzt meckert, dass es negative Konditionierung ist, der solle es bitte denken.
    Wichtig ist bei der Arbeit immer, dass der Hund keine Angst bekommt, sondern der Schlauch ein neutrales Hilfsmittel ist, um den Hund zu bremsen bzw. zur Ruhe zu bringen, wenn der Erregungszustand zu hoch ist.


    So werden wir auch zukünftig weiter üben.


    Discdogging und anderes:
    Dann meinte der Trainer, dass Luna die ideale Figur etc. fürs Discdogging hätte und vielleicht Spaß dran hätte bzw. es sicherlich auch eine gute Auslastung für sie wäre.


    Unser Problem dabei:
    Luna interessiert sich nicht für die Frisbee


    Also holte er seinen einen Hund aus dem haus, um ihm ein paar Schieben zu werfen, wo Luna dann hinterher rennen durfte. Aber Interesse gab es (noch) nicht wirklich leider. Denn Spaß würde es mir sicherlich auch machen.


    Als ich seinen Rüden sah, sah ich wieder, wo ich hin möchte.


    Ein Hund mit viel Will to Please, der sein Herrchen viel anschaute, sehr aufmerksam war, ganz ohne Zwang, einfach toll.


    Zum Schluss erzählte er noch was über Belohnsysteme und seine Meinung zu Kommandos.
    Für ihn sind Kommandos nichts weiteres als Dressur. Man nimmt dem Hund die Möglichkeit, etwas selbst zu erarbeiten. Selbst erarbeitete Dinge, die belohnt werden, wird der Hund viel öfter anbieten als Dinge, die 2erzwungen" wurden.


    So redeten wir übers Shapen, was sicherlich eine nette Art wäre, auch was bestimtme Trainingsschritte angeht oder auch über den Manners Minder, einen Fernbelohnungsautomat, wo man nicht in der Nähe sein muss, um den Hund zu belohnen.
    Er zeigte mir, wie er es z.B. einsetzt und stellte ihn auf einen Karton und lies Leckerlies "raus fallen".
    Sein Rüde, der die Art des selbstständigen Arbeitens kennt, sprang auf den Karton und sicherte sich die Belohnung.
    Auch als er Wieder hoch sprang, gab es dank der Fernbediehnung da oben eine Belohnung.
    Anschließend sah ich, wie der Rüde kurz darauf, auch als der Automat nicht mehr drauf stand, auf den Karton sprang, um zu testen, ob es sich für ihn lohnt.


    Ich war schwer beeindruckt, allerdings leider auch von dem Preis.


    Naja, danach war es auch Zeit, sich zu verabschieden nach über 2 Stunden und ich war im Kopf völlig ausgebrannt.
    Ich bedankte mich und packte die Hunde ins Auto, worin wir dann unseren anderthalb stündigen Heimweg antraten.




    So, ich hoffe, ich habe nichts vergessen, aber es war soviel, aber es hat sich gelohnt, 2 Einzelstunden zu nehmen, auch wenn mein Konto noch immer weint :hust:

  • Zitat

    Zum Schluss erzählte er noch was über Belohnsysteme und seine Meinung zu Kommandos.
    Für ihn sind Kommandos nichts weiteres als Dressur. Man nimmt dem Hund die Möglichkeit, etwas selbst zu erarbeiten. Selbst erarbeitete Dinge, die belohnt werden, wird der Hund viel öfter anbieten als Dinge, die 2erzwungen" wurden.


    Verstehe ich nicht recht... ein Kommando kann ein Hund sich doch genauso erarbeiten. Das ist dann ein bestimmtes Verhalten auf Knopfdruck, aber wenn man es positiv aufbaut doch nicht mehr Zwang als andere Verhaltensweisen bzw ein Abbruchkommando :???:


    Und dieses Gerät, das verstehe ich auch nicht so recht :lol: Wie funktioniert das denn genau? :ops:

  • gute Einwände Zoe


    ich schau mal, ob ich in der Mittagspause zum Antworten komme, denn das wird doch etwas länger


    andere sachliche Kommantare sind natürlich auch jeder Zeit willkommen
    ich hab mich entschieden, es hier zu posten, auch wenn viele meinen, man müsse mit dem Hund zwanglos arbeiten und ohne das Meiden und ich weiß, dass wenn die "richtigen" Leute es lesen, ich sicherlich eins auf den Deckel bekomme
    aber da ich nichts zu verbergen habe, werd ich versuchen, sachlich auf alles zu antworten, denn gegen nen Diskussionsthread ist nichts einzuwenden


    wie nun mein Plan aussieht, wie ich weiter machen werde, erläutere ich dann auch später bei Interesse

  • Zitat


    Verstehe ich nicht recht... ein Kommando kann ein Hund sich doch genauso erarbeiten. Das ist dann ein bestimmtes Verhalten auf Knopfdruck, aber wenn man es positiv aufbaut doch nicht mehr Zwang als andere Verhaltensweisen bzw ein Abbruchkommando :???:


    Und dieses Gerät, das verstehe ich auch nicht so recht :lol: Wie funktioniert das denn genau? :ops:


    ich denke es ist so gemeint: wenn der hund ein kommando erhält orientiert er sich nicht unbedingt an einen. es ist ein konditioniertes wort und daher "dressur". der hund kommt nur, um sich seine belohnung abzuholen.


    ein hund, der lernt, sich an einen zu orientieren, wird genau für diesen vorgang belohnt: wenn er gewünschtes verhalten aus eigenen antrieb zeigt.


    so würde ich das jetzt verstehen.

  • Zitat


    ich hab mich entschieden, es hier zu posten, auch wenn viele meinen, man müsse mit dem Hund zwanglos arbeiten


    Wie soll man in der Hundeerziehung ohne Zwang arbeiten? :???: Schon das Benutzen einer Leine ist ja bereits eine Einschränkung der Handlungsfreiheit.


    PS: Ich weiß wo du trainierst :D

  • Zitat

    Wie soll man in der Hundeerziehung ohne Zwang arbeiten? :???: Schon das Benutzen einer Leine ist ja bereits eine Einschränkung der Handlungsfreiheit.


    PS: Ich weiß wo du trainierst :D


    klar, Zwang ist immer dabei
    aber es soll Leute geben, die denken, dass nur zwanglose Arbeit fair zum Hund ist


    aber dazu später


    PS: ich wäre dir dankbar, hier nichts zu nennen, Begründung, warum ich mich dazu entschieden habe, steht auf der 1. Seite ;)

  • Tolle Berichte Manu!!! Schön, wenn sich Trainer auf den Kunden einstellen und das Training gemeinsam gestalten. Du scheinst dich da wohl zu fühlen :ops: :D


    LG

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