Maus-TV feat. Super-Hamster

  • Ich habe zwar keine Ahnung von Hamstern, aber ich muss mal was loswerden.
    Die Gehege sehn sooooooo toll aus! Total niedlich! Und artgerecht.
    Jedesmal wenn ich irgendwo Hamster seh die nur ein kleines Laufrad, ein viel zu kleines Gehege und ein bisschen Stroh da liegen haben könnte ich ausrasten!
    Sowas finde ich TOTAL blöd.


    Und dann sehe ich deine Bilder, lese deine Berichte und denk mir nur so: :herzen1:


    Meinen Respekt hast du. ;)



    Lg.

  • Danke dir, Charlisle.
    Ich muss gestehen, meine allerersten Renner hatten es nicht so gut, denn damals, vor ca. 16 Jahren (Gott, ich bin alt :hust: ) wusste man es einfach nicht besser, und ohne das Internet gab es kaum Möglichkeiten, sich zu informieren. Mit der Zeit wusste dann auch ich, dass man den Aussagen der Zoohandlungen und den meisten Büchern nicht trauen darf.
    Meiner Meinung nach ist es Pflicht, sich um die Tiere, für die man sich entschieden hat, ordentlich zu kümmern. Außerdem habe ich persönlich eine Menge Spaß daran, an den Gehegen rumzuwerkeln und der Bande später beim Erkunden, Umräumen und Zerstören zuzuschauen. Das ist sozusagen unser 'ewiger Kreis'. :D

  • Hej,


    deine Mäusegehege sind ja so ähnlich wie meine :D Hihi, da haben wir wohl die selben Internetseiten durchforstet.


    Ich finde die auch toll, wenn man die selber baut. Außerdem kann man so seinen handwerklichen Launen öfter mal Luft machen und immer mal wieder neues basteln. Genauso wie du dekoriere ich auch total gerne um und bastel etwas anders.


    Hm, meinst du ich sollte vielleicht Gustav versuchen mit Peter und Paul (das sind Geschwister) zu vergesellschaften? Irgendwie traue ich mich das ja nicht, wenn ich ehrlich bin ... Aber wenn du so erzählst, dass das bei deinen auch so lange gedauert hat bis die sich gefunden und verstanden haben ...

  • Ich glaube auch, dass wir die gleichen Seiten durchstöbert haben. Gibt ja nicht so viele gute. :roll:


    Ehrlich gesagt, würde ich Gustav nicht mit einer bereits bestehenden Zweiergruppe vergesellschaften. Deine Youngster sind ja auch nicht mehr im Babyalter (da habe ich schon Altbock/Doppelpack Minis vg), und wenn die beiden gut harmonieren, würde ich es nicht riskieren. Never change a winning team, wie man so schön sagt. Leider kann es passieren, dass deine Junggruppe dadurch auseinander bricht, vielleicht verjagen sie Gustav, vielleicht freundet sich einer von ihnen mit ihm an und der andere wird verjagt, vielleicht lieben sie sich, oder, im schlimmsten Fall, vielleicht zerstreiten sich Peter und Paul dadurch auch und du hast drei Einzelmäuse. Wenn ich erwachsene Renner vergesellschafte, dann immer nur 1:1, alles andere wäre mir persönlich zu heikel.
    Wenn du Gustav noch einen neuen Freund gönnen willst, dann würde ich eine einzelne Maus dazu setzen, entweder einen Jungspund (ist einfacher) oder ein Alttier. Letzteres kann zwar länger dauern, aber vielleicht mag Gustav auch lieber seine Ruhe haben und keinen Teenie mir um sich dulden. Oder, andere Möglichkeit, du holst zwei Minis (bis ca. 10 Wochen) dazu und vergesellschaftest den Kindergarten mit ihm. Dann können sich die Zwerge gegenseitig quälen, und Gustav ist für die Erziehung zuständig. Das hätte auch den Vorteil, dass die beiden einander noch haben, wenn Gustav irgendwann seinem verstorbenen Freund folgt, und du nicht wieder neu vg musst.


    Bei meinen meisten Rennern ging die VG recht schnell, nur das Knöpfchen hat wirklich ewig getrauert, bis er für einen neuen Partner bereit war. Im November ist es ein Jahr her, dass Rusty eingezogen ist, und ihr Tür-Foto spricht für sich, wie ich finde. Bei den VG Alttier/Alttier musste ich z.T. hart verhandeln und mich auf Kompromisse einlassen wie 'jeder hat seine eigene Trinkflasche' etc. Aber wenn das Team sonst gut funktioniert, kann ich damit sehr gut leben.


    Ist es nicht immer ein genialer Anblick, wenn die Renner nach dem Maus-Putz zurück ins Gehege kommen und dich mit diesem 'Spinnst du?!!'- Blick bedenken? Meine Jungs grübeln dann erst mal nen Moment, ob sie überhaupt im richtigen Haus sind. :lol:

  • Ja, meine gucken dann auch immer total doof und dann geht es erstmal los ans umräumen. Ich sag dann immer:" Ja, ich weiß, ich kann das nicht so gut wie ihr :roll: ."

  • Das ist ja auch gar nicht unser Job. Zu dem Thema habe ich mal ein niedliches Zitat in einem Renner-Buch gefunden:
    "Es macht viel Spaß, das Gehege einzurichten, aber vergessen Sie nicht, dass Rennmäuse eine andere Vorstellung von Innenarchitektur haben als Sie." Selten so einen zutreffenden Satz gelesen. :headbash:

  • Zitat

    Wow,super süße Mäuse hast du da! :smile:


    Die Stinker danken. ;)
    Momentan sind die Herren noch ein wenig beleidigt: Die Nachwehen vom einwöchigen Urlaub, in dem 'nur' alle zwei Tage eine Freundin zum Füttern vorbeikam, hängen mir noch hinterher, und dann habe ich auch noch die Frechheit besessen, die Bande diese Woche zu putzen. Eigentlich war das ja schon vorm Urlaub dran, aber da ich die Kerls immer gern beobachte, wie sie das frische Bettzeug annehmen, habe ich es auf hinterher verschoben. Jetzt haben sie tierschutzrelevante 15 (Floh und Filou) bzw. knapp 20 cm (Rusty und Knopf) Einstreu drin, dazu jede Menge Kartons und Klopapier, um sich wieder neue Einstreu zu knabbern. Sieht echt elend aus, aber man arrangiert sich, wenn auch schmollend. Inzwischen sind wenigstens die Nester wieder gebaut, auch wenn es sich nur um die vorläufige Ausgabe handelt, mit großen Papierfetzen und nur mittelflauschig. Die Luxusvariante haben sie frühestens in einer Woche wiederhergestellt. Knopf und Rusty bekamen übrigens nicht nur das Untergeschoss renoviert, nein, auch die obere Etage wurde komplett umgebaut. Jetzt sind die Rindenbrettchen neu arrangiert, Nuss-Höhle, Weidenbrücke und Weidenschaukel an andere Stellen verbracht, und die Herren haben die Chance (oder den Fluch...), sich neue Wege einprägen zu dürfen. Bisher waren sie einverstanden, vor allem, da die Stellen, an denen man Sonnenblumenkerne abgreifen kann, fix gefunden wurden.


    LisbonJane, Super-Hamster war im übrigen auch stinkig, dass ich sie eine ganze Woche in Obhut einer Frau gelassen habe, die sich vor ihr fürchtet. Okay, es ist gut fürs Ego, wenn man gefürchtet ist, aber auf Dauer ist es doch recht einsam für eine Schmusebacke wie meine. Nach kurzzeitigem 'silent treatment' hat sie mir verziehen und kommt jetzt wieder kuscheln und hamstern. Vorhin durfte sie mich ins Badezimmer begleiten, wo sie sich durch meine Einrichtung wuselte, während ich mich für den Tag fertig machte. Sie liebt es. Und das beste: Sie lässt sich sofort und ohne Fluchtversuche einsammeln, wann immer ich möchte. Die Plüschkugel bekommt heute noch was ganz Besonderes: Ich bau ihr eine hängende Höhle aus Stoff. Habe da noch so ein paar ältere Klamotten herumliegen, die man umfunktionieren könnte. Mal schauen, wie ihr das gefällt.
    Bevor sich jetzt jemand Sorgen macht: Ich hänge sie nicht allzu hoch, und außerdem ist dieser spezielle Hamster ein wahres Kletter- und Sprunggenie. Ich schwöre, da waren mindestens ein Eich- und ein Flughörnchen in den Vorfahren. :D Zu Anfang hatte ich echt Sorge um sie, aber das hat sich inzwischen erledigt, weil ich sehe, dass sie geschickt ist.
    Fotos folgen bald, momentan mache ich noch gut Wetter bei den Jungs. |)

  • Maus-TV:
    Abschied und Willkommen
    oder:
    Das Ende einer Ära


    Rennmäuse haben so viele positive Eigenschaften, dass sie mich seit nunmehr 17 Jahren nicht mehr loslassen. Es fing alles mit einer Agouti-Dame an und hat seither nicht mehr geendet. Das Rennervirus ist hartnäckig und gegen jede Behandlung resistent. Dies ist auch kein Wunder, denn die kleinen Racker sind niedlich bis zum Zuckerschock, neugierig, possierlich, lustig (Zitat meiner besten Freundin, die ich vor einigen Jahren infiziert habe: „Sie sind so süß, wenn sie doof sind!“), unerschrocken und so zärtlich und sozial mit ihren Partnern, dass sich so mancher Mensch eine Scheibe davon abschneiden sollte.
    Nur eine Sache stört mich an ihnen: Sie leben nicht annähernd so lange, wie es mir lieb wäre.
    Mein Knöpfchen, der Senior der vierköpfigen Truppe, hatte mir schon im September letzten Jahres Sorgen gemacht, weil er viel mehr schlief als früher und mir etwas langsamer vorkam. Also wurde er der Tierärztin vorgestellt, die Alterserscheinungen diagnostizierte und dem beinahe Vierjährigen Medizin gegen die Zipperlein des Alterns sowie eine Paste zum Aufpäppeln verordnete. Der Knopf war ein wunderbarer Patient, der seine Medikamente ohne zu murren einnahm: Ich brauchte bloß zu warten, bis er wach war, dann sagte ich ihm, er solle nach oben kommen, steckte einen in die Paste getauchten Löffelstiel durchs Gitter und er leckte ihn brav sauber. Manchmal wollte er mogeln und etwas übrig lassen, dann mahnte ich „Das ist noch nicht alles!“, und er nahm auch den Rest. Er ließ sich täglich begutachten, fraß gut und verbrachte seine Tage unter der kalifornischen Rotlicht-Sonne, wie es sich für einen Senioren gehört. So ging es bis Weihnachten 2011, dem Tag, an dem Knopf Geburtstag hatte. Er wurde am 24.12. vier Jahre alt, ein biblisches Alter für die meisten Rennmäuse. Der Kleine mit den riesigen Knopfaugen ließ sich von mir und seinem Partner, Rusty, gebührend feiern und fraß mit Begeisterung seine Rennmaus-Geburtstagstorte und die süße, rote Kolbenhirse, die Santa Mouse gebracht hatte.
    Drei Tage später teilte er mir mit, dass es Zeit sei, zu gehen. Er saß auf der Etage und schaute mich mit seinen treuen Augen an, und ich wusste es. Wir machten uns also auf den letzten Weg, und ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich literweise Tränen vergoss, als Knöpfchen seine letzten Atemzüge tat. Natürlich war ich bis zum Ende bei ihm, auch wenn ich glaube, der Ärztin wäre es lieber gewesen, mich heulendes Elend hinaus zu komplimentieren. Sie mag eine wirklich gute Tierärztin sein, aber am Trösten von Menschen hapert es gewaltig.
    Nun ist also die Ära Knopf zu Ende. John Doggett, der Agent mit den Knopfaugen, war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.
    Er war die erste und einzige Maus, die ich jemals von einem Züchter geholt habe. Vor knapp vier Jahren ließ ich ihn im zarten Alter von sieben Wochen über die Mitfahrzentrale aus Bayern holen. Normalerweise hätte ich so etwas nie getan, aber ich brauchte für meine Angstmaus Jimmy einen passenden Partner, und nach langer Suche fand ich einen Wurf Siam-Renner, deren Züchterin mir die positiven Eigenschaften ihrer Elterntiere glaubhaft machen konnte. Der Transport wurde online organisiert, und ich wurde von den menschlichen Mitreisenden ziemlich schräg angeschaut und musste erst einmal erklären, wieso man sich eine Maus aus Bayern schicken ließe. Es war eine unkonventionelle Entscheidung, aber sie war perfekt. Jimmy, der Angsthase, verliebte sich auf den ersten Blick in den kleinen, von seiner Mutter verstoßenen, Kerl mit dem verkürzten, vernarbten Schwanz, den er seiner plötzlich angreifenden Mutter verdankte. Knopf war ein Papa-Kind, denn nach dem Angriff wurden er und seine Geschwister vom Vater großgezogen. Für meine Zwecke erwies sich das als ein Wunder, denn so fiel es dem Zwerg nicht schwer, Jimmy als neuen Vater anzuerkennen. Mein ängstlicher Jimmy nahm ihn unter seine Fittiche und baute ihm schon am ersten Tag liebevoll ein Nest, um ihm viele Wochen später zu zeigen, wie er das selbst tun konnte. Ich habe nie wieder so eine große Mäuseliebe gesehen wie die Beziehung zwischen Jimmy und Knopf. Sie lagen im Hochsommer zusammengeschmiegt auf den Etagen und wunderten sich, wieso es so heiß war. Der scheue Jimmy konnte sich Zeit seines Lebens hinter Knöpfchen verstecken, denn Knopf war süß. Nicht süß, wie es Rennmäuse nun einmal sind, sondern so süß, dass wirklich jeder dahinschmolz. Diverse Tierärzte und deren Helferinnen erlagen im Lauf seines langen Lebens dem Charme von Knopf, der sich jedem Menschen sofort von seiner Schokoladenseite präsentierte.
    Ich werde nie vergessen, wie meine damalige Tierärztin ihrer Helferin einen gestrengen Blick zuwarf, als diese beim Anblick von Knöpfchen in begeistertes Quietschen ausbrach, sich dann zur Transportbox umdrehte und auf einmal mitquietschte, weil der Kleine seine Männchen machte, um von Jimmy, dem eigentlichen Patienten, abzulenken. Sogar meine jetzige, eher strenge und pragmatische, Tierärztin war machtlos gegen den Zauber des Agenten mit den Knopfaugen. In seinem ganzen Leben habe ich niemanden kennen gelernt, der gegen Knöpfchens Augenaufschlag immun gewesen wäre, ganz gleich, wie wenig der jeweilige Besucher mit Kleinnagern anfangen konnte. Ein Blick auf Knopf, und das Desinteresse war Geschichte.
    Auch in dieser Hinsicht war Knopf etwas ganz Besonderes: Vor ihm hatte ich noch nie einen Renner, der WUSSTE, dass er süß war und dies zu seinem Vorteil nutzte, indem er Menschen um die kleine Kralle wickelte. Bei Knopf ging es nicht darum, möglichst viel Futter abzugreifen, er sonnte sich in der begeisterten Aufmerksamkeit seiner Zuschauer wie ein Schauspieler. Immer war er bereit, sich ins Rampenlicht zu stürzen, was dem scheuen Jimmy zugute kam, der sein ganzes Leben lang ein ruhiger, schüchterner und bescheidener Vertreter war und es genoss, sich hinter seinem charmanten Partner unsichtbar zu machen.
    Knopf war auch das einzige meiner Tiere, das je seinen Namen änderte. Natürlich haben sie alle Spitznamen, bei denen sie mehr oder weniger häufig gerufen werden und auf die sie im Normalfall auch hören. Aber dennoch behalten sie ihren Taufnamen bei, und auch auf den hören sie. Nicht so der Knopf.
    Als er zu mir kam, sieben Wochen alt, mit einer Wunde am schokobraunen Schwänzchen und ganz zart und klein, bekam er von mir den Namen John Doggett, um die X-Files-Reihe fortzusetzen, die mit den Lone Gunmice Byers, Langley und Frohike begann und auch Jimmy und Skinner hervorbrachte. Knopf jedoch hatte andere Pläne. Er war von Anfang an so niedlich und flirtete mit jedem Besucher, indem er einen Augenaufschlag nach dem anderen verteilte, so dass jeder begeistert ausrief: „Was hat der für süüüüüüüüße KNOPFAUGEN!“ Es dauerte nicht lange, und der Kleine hatte seinen Taufnamen vergessen und reagierte nur noch auf Knopf oder Knöpfchen. Ich musste mich geschlagen geben und den stolzen Namen einmotten, und so war Knopf geboren. Der Knopf, das Knöpfchen, der Süße. Knopf war eine wunderbare Maus, auch wenn es eine Zeit gab, als ich mir ernsthafte Sorgen um ihn machte. Nach Jimmys Tod war er nicht dazu zu bewegen, sich mit einer anderen Rennmaus zusammenzutun. Ich versuchte es mehrfach vergeblich, mit aller Erfahrung und Geduld, die ich besaß, aber es war zwecklos. Nach Jimmys Tod wollte Knopf allein sein, er wollte trauern und auf keinen Fall wollte er einen neuen Partner haben. Knopf trauerte beinahe ein Jahr lang, bis er sich endlich bereit erklärte, es mit einem neuen Mitbewohner zu versuchen. Seine einzige Bedingung: Es musste ein Baby sein.
    Also machte ich mich auf die Suche und wurde schließlich fündig. Rusty, ein kleiner Kohlfuchsschecke, trat in unser Leben. Bei unserem ersten Treffen war der Kleine so winzig, dass er bequem auf einem 2 €- Stück Platz hatte, und hatte sich noch nicht einmal umgefärbt. Karottenorange und weiß gescheckt und so klein, dass noch nicht einmal sein Geschlecht bestimmt werden konnte, sah ich ihn hinter Glas sitzen und wusste, DAS ist er. Ich reservierte ihn für uns unter der Voraussetzung, dass er männlich sei, und erzählte Knopf von ihm. Weil er noch zu jung war, um von seiner Mutter getrennt zu werden, mussten Knopf und ich noch zwei Wochen warten, bis er einziehen durfte, aber dann war es ums Knöpfchen geschehen. Er adoptierte das Baby sofort und lehrte ihn alles, was Jimmy ihn gelehrt hatte. So lebte Jimmy weiter in Knopf, der von ihm gelernt hatte, ein guter Vater zu sein. Auch Rusty wurde von Knopf geliebt, wenn auch auf eine andere Weise als Jimmy. An die Liebe zwischen Jimmy und Knopf kam Rusty nicht heran, aber das hat er auch nie versucht. Er saugte alles auf, was Knopf ihm zu zeigen hatte, und wurde ein stattlicher Mausemann, der Weltrekorde im Laufrad rennt und sich bei jeder unpassenden Gelegenheit erschreckt und dann Trommelkonzerte anstimmt. Auch Rusty profitierte von Knopfs Charme, denn auch er ist nicht die mutigste Maus auf der Welt und freute sich, wenn er sich hinter einem niedlichen Partner verstecken konnte. Als Knöpfchen älter und ruhiger wurde, kuschelte Rusty sich stundenlang im kalifornischen Rotlicht an ihn, sie schmusten und putzten einander bis zum Schluss, und als ich mit dem toten Knopf zurück nach Hause kam, weinten wir beide.
    Mit Knopf ist der Letzte der X-Files-Renner von uns gegangen, auch wenn er seinen X-Akten-Namen schon lange selbst abgelegt hatte – in seinem Mäuse-Ausweis stand immer John Doggett. Knöpfchen hinterlässt einen traurigen Witwer und mich, die ich dankbar bin für alles, was er in seinem langen Leben gegeben hat: Er hat Jimmy aus seiner selbst erwählten, ängstlichen Einsamkeit gerettet, Rusty erzogen und so viele Menschen zum Lächeln und Quietschen gebracht, und er hatte die Größe, mir mitzuteilen, wann er gehen wollte. Ruhe in Frieden, John Doggett, Agent mit den Knopfaugen, denn jetzt bist du wieder bei deiner großen Liebe Jimmy, und ich bin sicher, ihr zwei mischt jenseits der Brücke den Laden gehörig auf.


    Im Leben mit Rennmäusen ist jedes Ende auch gleichzeitig ein Anfang, denn wenn sie nicht gerade so lange ihrem verstorbenen Partner nachtrauern wie der Knopf, dann brauchen verwitwete Renner schnellstmöglich einen neuen Mitbewohner, sonst werden sie noch unglücklicher, als sie schon sind. Weil Rusty und Knopf sich so geliebt haben, habe ich Rusty gebeten, mir zu sagen, wann er bereit ist, sein Aquarium wieder mit einem Mitbewohner zu teilen. Er wollte zunächst nicht, aber nach einer Woche zeigte er mir, dass er unter seiner Einsamkeit litt, und ich beschloss spontan, einmal in der Zoohandlung meines Vertrauens (und das meine ich wörtlich!) vorbeizuschauen und mich zu erkundigen, wann ein neuer Wurf Jungrenner erwartet würde. Wie es das Schicksal so wollte, war ein Haufen kleiner Pelzflusen im richtigen Alter gerade eingetroffen, und mein Herz schmolz beim Anblick des plüschigen Gewusels dahin, denn es waren Kohlfüchse, neben den Agoutis die Farbe, die ich am allermeisten liebe. Im Gegensatz zu den meisten Rennern, die ich im Laden schon gesehen habe, waren diese Kleinen überhaupt nicht schüchtern. Ganz im Gegenteil, sie machten Männchen, warfen sich in Pose und flirteten, was das Zeug hielt. Kaum war ihr Gehege aufgeschlossen, um sie näher in Augenschein zu nehmen, als die Bande auch schon im Familienverband einen Ausbruchsversuch nach dem anderen startete – wir hatten zu dritt alle Hände voll zu tun, die munteren Gesellen zu stoppen. Um einen geeigneten Kandidaten auszuwählen, steckten wir die Jungs in einen großen Pappkarton und ließen die Mädchen in Ruhe weiter durchs Gehege wuseln. Es dauerte keine Minute, da hatte ich IHN ausgewählt. Er ist ein kleiner, zierlicher Kohlfuchs (was sich meiner Erfahrung nach noch ändern wird – Kohlis sind meist kräftige Kerlchen), der mitten im Fellwechsel ist und somit aussieht wie eine in Kohlestaub gefallene Karotte; überall sind dunkle Tupfer oder Streifen auf dem orangen Fell verteilt, und es ist jetzt schon klar, dass mich in den nächsten Wochen jeden Tag eine neue Maus begrüßen wird, bis der Kleine mit dem Färben fertig ist. Nun, ich warf einen Blick auf ihn, und das Wort „Smokey“ schoss mir durch den Kopf. Resigniert beschloss ich, dass es dabei bleiben wird, denn wenn sich ein Tier seinen Namen ausgesucht hat, dann respektiere ich das, auch wenn ich eigentlich zu Rusty nicht noch einen Namen wollte, der auf –y endet.
    Smokey hat heute seine Kotprobe bei Frau Doktor abgeliefert, er und Rusty sind beide parasitenfrei und dürfen somit offiziell vergesellschaftet werden. Die Tierärztin hat sich übrigens beschwert, dass die Kotproben meiner Herren extrem hart seien. Es tut mir ja leid, aber wenn die Köttel nicht direkt aus dem Mäusepopo unters Mikroskop rollen, ist das nicht zu ändern, denn als Wenig-Trinker haben Renner nun mal wenig Flüssigkeit auszuscheiden.
    Nun sitzen der vorwitzige, freche, kunterbunt gemusterte Smokey (geschätzte 35g leicht) und der doppelt so große, schüchterne Knopf jeder in seinem Abteil und ich bin guter Dinge, dass es eine leichte Vergesellschaftung wird. Immerhin haben beide die gleichen Hobbys: Sie nagen am Gitter und putzen mit ihren Vorderpfötchen die Glasscheiben im gemein engen Notfall-Aquarium, das ich zum Vergesellschaften benutze. Wenn jetzt ein Hardcore-Tierschützer hier auftaucht, habe ich ein Problem, denn nicht nur gebe ich den armen, kleinen Mäuschen viel zu wenig Platz, nein, ich biete nicht mal eine Hütte zum Verstecken an, und ihr Nest müssen sie auch noch selbst bauen – der Rusty sogar zweimal, denn nach dem ersten Seitenwechsel hat sich Smokey Rustys Nest unter den Nagel gerissen, im Austausch dafür hat er nichts als ein paar Blätter Küchenrolle zurückgelassen, so dass Rusty gleich noch einmal mit dem Nestbau anfangen durfte. In diesem Fall sollte ich froh sein, dass meine Mäuse die Nummer des Tierschutzes nicht kennen – sie würden prompt anrufen und mich verpfeifen.
    Rusty ist ein wenig gestresst, er hinterlässt verbrannte Erde, äh, in Stücke gefetzte Klopapierrollen, aber gerade eben, als ich anfing, dies zu schreiben, habe ich ganz genau gesehen, wie er Smokey durchs Trenngitter hindurch geputzt hat. Sie haben es hinterher beide abgestritten, aber ich weiß, was ich gesehen habe. Der kleine Farbtupfer kann vielleicht sogar dieses Wochenende schon zu Rusty ziehen, wenn es so weitergeht. Für Rusty wird er ein Segen sein, denn noch ist Smokey so winzig, dass er sich im Schatten seines Kindchenschemas verstecken kann, und wenn Smokey dafür zu groß geworden ist, wird er eine derart starke Persönlichkeit sein, dass Rusty nie wieder mit einem Besucher sprechen muss, wenn er das nicht will. Ich glaube, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet wäre Knopf mit meiner Wahl einverstanden, denn sein Rusty wird beschützt werden, auch wenn es beim Anblick der winzigen Rennmaus, die in einer Ecke des Aquariums unter einer Handvoll Heu schläft, wirklich schwer zu glauben ist.



    Mach's gut, mein Knopf.



    Noch ist Smokey ein wenig fotoscheu.



    Aber ein paar Sonnenblumenkerne, und er taut auf.

  • Wunderschön geschrieben - es ist fast so, als ob man Knopf (und die andren) persönlich kennen würde...


    Mein Beileid zum Tod des kleinen - aber er ist sicher gut im Mäusehimmel angekommen, in dem er wieder mit Jimmy vereint ist :)


    und viel Glück und Spaß mit Smokey!


    lg

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