Sinn und Unsinn von Leinenzwang

  • In der Stadt mit vielen Menschen drumrum ist eine Leine für mich sehr sinnvoll. Ich fühle mich dann einfach sicherer, wenn ich weiß, mein Hund ist an einer Leine und kann nicht mal eben auf die vierspurige Hauptverkehrsstraße hüpfen. In kleinen Straßen hab ich ihn oft ohne Leine laufen lassen, hat auch super geklappt, mit abrufen und so weiter, aber jetzt haben wir die Leine wieder dran, seit er zeitweise unter pubertärem Hörverlust leidet :p Und eine Schleppleine halte ich in einer Großstadt wie Berlin für kaum umsetzbar, ausgenommen von Parks oder Waldgebieten, aber direkt in der Stadt geht das einfach nicht. Ein Hund, der eine Leine mit sich rumzerrt während die ganzen Menschen um ihn rumlaufen, ständig müssen die alle schauen, dass sie nicht auf die Leine latschen, es stehen Fahrräder oder Schilder herum, wo die Leine hängen bleiben könnte...
    Aber ich bin auch der Überzeugung, dass ein Hund einfach Freilauf braucht. Als ich in NRW bei meiner Familie war, war mein Hund 3 Tage lang nur an der Leine. Ich habe richtig gemerkt, wie sich in den drei Tagen, trotz vieler Ausflüge, neuer Eindrücke und einer Menge Aufregung, bei ihm die Energie angestaut hat und wie happy er war, als er nach dem WE wieder Freilauf in Berlin hatte.
    Wenn man einen Hund hat, der zuverlässig hört und jederzeit abrufbar ist, wenn man aufmerksam ist und ein Auge darauf hat, was so um einen herum auf dem Gehweg passiert, dann sehe ich kein Problem in freilaufenden Hunden. Es kann auch mit Leine was passieren, ich hatte meinen Wauz vor etwa einer Woche richtig nah am Fuß laufen, der Weg war ziemlich schmal, da passten kaum zwei Erwachsene nebeneinander. Und plötzlich kam von vorn eine Frau mittleren Alters auf dem Rad angeschossen, ich hab meinen Hund grad noch so an die Seite gerissen und sie hat mich voll am Arm erwischt. War mir aber lieber, als dass sie über meinen Hund fährt :dead: Statt sich zu entschuldigen, ist sie einfach weitergefahren. Berlin halt, warum den Fahrradweg nutzen, wenn es auf dem Gehweg viel schöner ist? :lepra:

  • So, dann oute ich mich auch mal:


    Ich persönlich fände eine generelle Leinenpflicht voll gut, mit der Einschränkung, daß man mit nem kleinen Test ne Befreiung erwirken kann.


    Wer Hunde hat, die super hören, der könnte sich ja locker die Befreiung beschaffen. So wären die vernünftigen Hundehalter vor den unvernünftigen geschützt, wem es wichtig genug ist, dessen Hund kann Freilauf genießen und wem es eben nicht wichtig genug ist, dem würde ich auch nicht zugucken wollen, wenn er den Hund freilaufen läßt.


    So wäre eigentlich allen gedient.


  • Hab ja auch von einem Test geredet.


    Die Frage ist aber: wie macht man so etwas in der Praxis? Wie bringt man einem Hund bei sich im Freilauf richtig zu verhalten, ohne die Möglichkeit zu haben, dass der Hund auch frei laufen darf.


    Schön wäre es auf jeden Fall! :)

  • Naja, mit Schleppleine kann man ja schon üben.


    Auch könnte man dafür ja entsprechende Flächen schaffen, vielleicht wie ein ADAC-Übungsplatz: Ein begrenztes Areal, wo man Eintritt zahlt und so dort üben kann. Und dann entweder dort oder in freier Wildbahn den Test macht...


    Außerdem müssen wir ja auch so irgendwie den Freilauf üben. Ich meine: eigentlich sollte ja auch keiner seinen ungezogenen Hund mal so zum Üben auf die Umwelt loslassen.

  • Zitat

    Naja, mit Schleppleine kann man ja schon üben.


    Auch könnte man dafür ja entsprechende Flächen schaffen, vielleicht wie ein ADAC-Übungsplatz: Ein begrenztes Areal, wo man Eintritt zahlt und so dort üben kann. Und dann entweder dort oder in freier Wildbahn den Test macht...


    Außerdem müssen wir ja auch so irgendwie den Freilauf üben. Ich meine: eigentlich sollte ja auch keiner seinen ungezogenen Hund mal so zum Üben auf die Umwelt loslassen.


    Schleppleine ist ja auch wieder schwierig weil sie erstmal keine richtige Leine ist, bzw der Hund dann wieder nicht als angeleint gilt und auch nicht jeder mit einer Schleppleine zurecht kommt, bzw manches auch ohne gelernt wird. Die Areale müssten dann auch wieder riesig sein, und es müssten alle Formen der Ablenkung und unterschiedliche Gebiete vorhanden sein, um sicher gehen zu können, dass der Hund auch unter realen Umständen gut hört.


    Ja, das denke ich auch! Nur stelle ich mir das halt schwierig vor, wenn wirklich überall Leinenzwang herrschen würde :/ Man macht es ja auch meist so und erarbeitet sich eh erstmal alles in reizarmer Umgebung wo man kein Schwein stören kann und geht dann Schritt für Schritt weiter. Nur das würde ich mir halt schwierig vorstellen, bei allgemeinen Leinenzwang.


    Achja, schwierig :D Wobei ich so einen "Leinen-Befreiungstest" ja echt toll finden würde. Auch ohne allgemeinen Leinenzwang :gut:

  • tja so ein test:



    was genau wird denn getestet? und von wem? und wie wird nun was bewertet und gewichtet?


    ich kenne hhs, die haben ihre hunde im "abruf-fall" sofort wieder neben sich - zuverlässig - obwohl der hund einen eher grösseren radius hat. (gibts nicht? doch. komm vorbei, ich zeigs dir mit sam. und ich kenn noch viele, die das können).


    oh, mein sam kann kein perfektes bei fuss - so mit kopf hoch und angucken und am bein kleben - aber er kann ein "bleib da", ein "warte" oder ein "langsam". er kann ein "stopp" aus vollem lauf - er kann "zur seite", " auf den weg" und er kann sitz/platz auf jede hörbare entfernung....er ignoriert andere menschen völlig, hat keine probleme mit artgenossen, interessiert sich nicht im geringsten für jagdbares wild....und wenn ich pfeiffe - dann isser da, wie ne breze.


    ein prüfer, der unter BH-bedingungen prüft, würd mich wohl trotzdem durch so einen prüfung durchfallen lassen - eben weil sam an einer sehr langen "unsichtbaren" leine hängt.....und für meinen alltag, für meine örtlichen bedingungen und gegebenheiten - reicht das, was sam kann sowas von völlig aus.


    joey ist noch nicht auf dem gleichen level wie sam - aber auf einem guten weg dorthin und ein zuverlässiger abruf funktioniert auch schon. seine "unsichtbare" leine ist nicht ganz so lange die von sam -und sie wird wohl auch nie so lange werde, er bleibt lieber mehr in meiner nähe.


    aber auch joey würde wohl, müssten wir so eine prüfung unter BH-bedingungen oder in einer grossstadt machen, nicht wirklich durchkommen. (aber das würden wohl viele hunde nicht).


    also, wie sollte denn so eine "prüfung" aussehen, wer sollte sie abnehmen, wer sollte sie auswerten und wie?


    denn das, was meine hunde können - ist für andere unter anderen bedingungen völlig irrelevant - und umgekehrt müssten meine hunde nicht lernen, wie sie sich in der grossstadt ohne leine bewegen, denn das wird nie passieren.

  • Also, ich finde: für so eine Leinenbefreiung sollte ein normaler Alltags-Gehorsam getestet werden. Kein Fuß, kein Perfektionismus, sondern einfach eben alltägliches: Abrufen und Verhalten bei Jogger, Radfahrer, Spaziergänger und anderen Hunden. Nicht mehr und nicht weniger... :D


    Ich fände es dabei vorallem wichtig, daß die Leute eben lernen ihren eigenen Hund zu lesen und einschätzen zu können und sich in Rücksicht gegenüber anderen zu üben: eben auch mal anleinen, wenn Hundi doch grad bissel abgelenkt ist. Rücksichtsvolles und vorausschauendes Handeln bei Begegnungen...

  • Ja, unter BH-Bedingungen würden wir auch durchfallen :lol:


    Hab ja auch 'ne Nase mir riesigem Radius die nicht bei Fuß gehen kann :D


    Würde sagen, es ginge auch dass befugte Hundeschulen die Prüfung anbnehmen dürften, ähnlich wie die BH jetzt und dass, wie Frl Wolle, der "normale" bzw etwas lockere aber trotzdem gefestitgter Grundgehorsam getestet würde.

  • Sorry, aber hier hat Jemand geschrieben, dass Hunde Freilauf nur lernen können, indem sie freilaufen.
    Das geht bei einer Leinenpflicht aber nicht mehr und dann lassen alle ihre Hunde angeleint...
    Also wenn es soweit kommt, dann zieh ich in die weiteste Pampa, die ich finden kann, denn das finde ich nur schrecklich.
    Die Leute mit Second-Hand-Hunden sind übrigens besonders gelackmeiert, weil sie ausbügeln müssen, was andere versäumt oder versaut haben. Ergo: Lieber nen Welpen, da klappt das besser, und vom Züchter sind se zu teuer, also nen Vermehrer aufgesucht.
    Wer nimmt denn dann bitte noch Tierheim-Hunde auf?? Nicht zu sprechen von den Sokas, die haben diese Leinenpflicht nämlich und seltsamerweise finden sie dort alle überflüssig ^^°


    Mein Hund hört auch noch nicht perfekt, trotzdem lasse ich ihn da, wo es geht, freilaufen. Das sind also Wiesen, Feldwege etc. Im Wald bleibt er angeleint, damit er nicht dem Wild nachstellt oder ich in den nächsten Hund reinkrache, weil ich nicht um die Ecke gucken kann.

  • In Hamburg aber gibt es bereits den "Hundeführerschein" nachdem man von der allgemeinen Anleinpflicht befreit ist.


    Dort wird einfach gefordert, dass sich ein Hund in der Öffentlichkeit angemessen verhält und sich sozial anderen Hunden gegenüber verhält.
    Erzogen muss er soweit sein, dass er auf ein Rufen/auf einen Pfiff sich im Freilauf ranholen lässt absitzt und sich ohne Probleme anleinen lässt.
    Es gibt eine Situation in der geprüft wird, wie ein Hund auf Jogger/Fahrradfahrer und sich nähernde Menschen reagiert.
    Bei einen Menschen der auf einen zugeht die Hand schütteln will und sich mit diesem unterhält soll der Hund brav nebenbei sitzen.


    Es ist nur so, dass die Prüfungsinhalte gesetzlich zwar vorgeschrieben sind..sie sich aber doch von Prüfer zu Prüfer arg unterscheiden.
    Und es gibt auch Prüfer die Ausnahmen machen weil der Hund zwar nicht besonders erzogen ist (sich nicht sofort auf ein "Sitz" setzt/oder sofort herankommt wenn gerufen wird), denn in der Regel wird am meisten Wert darauf gelegt wie der Hund sich sonst verhält und ob der Halter angemessen reagiert.
    Es bestehen also keine "Chaotenhunde" .


    Eine andere Option wäre der generelle Wesenstest.
    Da dort umfangreicher geprüft wird und noch strenger bewertet wird.
    An sich finde ich einen allgemein Wesenstest nicht verkehrt.
    Muss aber gestehen, dass ich die Situation in der einen eine Traube Menschen umkreist sehr schwierig finde.
    Es gibt zwar ähnliche Situationen im Alltag (Fahrstuhl fahren/Bus-Bahnfahrten/Gedrängel in der Stadt) aber diese gehen in der Regel nicht direkt auf einen zu und umkreisen.


    Da wo absoluter Leinenzwang herrscht ist es an sich schöner, wenn dieser dort auch eingehalten wird.
    So kann man auch ohne größere Bedenken dort mit seiner läufigen Hundin lang gehen.


    Wo Leinenpflicht Sinn macht sind :
    wildreiche Waldstücke, stark besuchte Parks in die Mensch zur Erholung geht,Felder die wirtschaftlich genutzt werden alleine schon wegen der Verunreinigung.


    Was ich nicht einsehe sind seit Jahren nicht mehr geprüfte Naturschutzgebiete in denen man offiziell seinen Hund an der Leine führen soll.
    Wir haben hier eine große Fläche die vor vielen Jahren einmal ein Naturschutzgebiet war weil dort Kiebitze brüteten
    durch unterirdische Bauarbeiten das Gebiet aber seit langer Zeit nicht mehr bebrütet wird.


    Was mich aufregt sind Situation in der eigene Hund über alles andere geht.
    Z.B. hatten auf einem Teich bei uns in der Nähe Gänse gebrütet.
    Die wenigstens Hundehalter haben darauf Rücksicht genommen.
    Im Gegenteil, als ich ein paar darauf ansprach erklärten sie mir, dass diese Tiere sich wohl den falschen Brutplatz gesucht haben.
    Genauso sieht es mit Menschen aus die es (auch wenn ihr Hund prima hört und dort keine Leinenpflicht gilt) ihren Hund nicht beaufsichtigen und ihn nicht zur Seite rufen, wenn ein Mensch kommt dem diese Begegnung augenscheinlich unangenehm ist.
    Oder auch ein anderer Halter der seinen Hund an der Leine führt(in einem Gebiet wo Leinenpflicht gilt), so leine ich doch zum Wohle alle erst mal an oder Sorge dafür, dass mein Hund bei mir läuft.


    Heute war ich bei der Bank und dort lief ein kleiner Hund ohne Leine umher.
    Während ich also Überweisungen eingebe merke ich, wie mein Rüde leicht versteift,schaue auf den Boden und sehe ein kleines etwas dass doch tatsächlich zähnefletschend vor mir und meinen beiden Hunden steht.
    So etwas finde ich unverschämt.
    Die Besitzerin fand es nicht weiter schlimm, aber was hätte es für einen Aufschrei gegeben wenn "mein großer dunkler Rüde aus dem nichts heraus" ihr kleines Hündchen angegriffen hätte?
    Gott sei Dank steht er über diesen größenwahnsinnigen Minihundformaten.
    Aber gerade Kleinhundbesitzer verhalten sich oft so,als ob für sie andere Regeln gelten würden.
    So ist jedenfalls meine Erfahrung.

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