Hund=Problem bei der Wohnungssuche?

  • Ich finde es erschreckend, was viele Leute für ein schlechtes Bild von Vermietern haben. Daß die großen Vermietungsgesellschaften oft schlimm mit ihren Mietern umgehen, bekommt man ja in den Medien mit. Aber es gibt ja nun auch noch die privaten Vermieter.


    Mein Mann und ich haben vor vielen Jahren (1989) ein Reihenmittelhaus auf Erbpacht gekauft. D.h., uns gehört das Haus und der Grund und Boden ist auf 99 Jahre gepachtet. Mehr konnten wir uns mit Ende 20 nicht leisten. Die Kreditraten entsprachen in etwa der Miete, die wir zahlen mußten.

    1 Jahr nach unserem Einzug bekam mein Mann dann das Angebot im Ausland zu arbeiten. Wir freuten uns auf dieses Abenteuer und vermieteten das Haus. Es hat 20 Jahre gedauert, den Kredit bei der Bank abzuzahlen. Das haben wir aus der Miete finanziert. Im Laufe der Jahre und nach jedem Mieterwechsel kamen auch Reparaturen, Renovierungen und irgendwann eine neue Heizung dazu, die wir aus den Rücklagen bezahlt haben. Reich sind wir mit dem Rest nicht geworden. Die Miete entspricht dem lokalen Mietenspiegel und wird auch entsprechend angepasst. Ich sehe uns nicht als schlechte, bösartige, raffgierige Vermieter. Unsere Mieter offensichtlich auch nicht.


    Wenn ich hier so mitlese, habe ich das Gefühl, das viele Leute sehr unflexibel sind. Als wir um die 40 waren, hatten wir ein Klassentreffen. Besonders ist mir eine ehemalige Mitschülerin im Gedächtnis geblieben, die jetzt eine Straße entfernt von ihrem Elternhaus wohnte. "Dort bin ich geboren und dort will ich auch sterben", waren ihre Worte. Mit 40 !


    Wir haben schon mit Mitte 20 zwei Jahre in Saudi Arabien gewohnt, später dann 28 Jahre in Thailand. Allein in Bangkok sind wir 3x umgezogen. Unser Traum vom Leben in Australien hat sich leider nicht verwirklicht. Stattdessen sind wir an der Nordsee gelandet. Ursprünglich kommen wir aus Hamburg. Hier kannten wir auch niemanden, haben inzwischen ein gutes soziales Netzwerk aufgebaut. Die Familie in Hamburg sehen wir regelmäßig oder sie kommen zu uns. Es sind 1,5 Std. Fahrt.


    Ja, es gibt schlechte Vermieter (übrigens auch sehr schlechte Mieter), aber so ein bißchen Flexibilität wäre manchmal auch angebracht. Oder man kann auch weiterhin vor sich hinjammern...


    Vorweihnachtlichen Gruß vom Deich

    Deichhund

  • kommt auch drauf an wie man selber drauf ist. Du bist ja nu wie ich lese auch nicht alleine ausgewandert damals, es ist großer Unterschied ob zu zweit oder alleine alles aufgegeben wird.

    Ständig umziehen, kenne ich. Ich bin jetzt in 5 Jahren 3 mal umgezogen und nu demnächst das 4te mal. Gelte damit wohl als flexibel aber Spaß macht mir das nicht.

  • Sicherlich, zu zweit ist vieles einfacher.


    Was ich aber eigentlich sagen wollte: nicht jeder Vermieter ist steinreich und das auf Kosten seiner Mieter. Auch ein Haus oder eine Wohnung zum Vermieten muß erst einmal finanziert werden und das kostet, je nach Kreditzinsen, ja auch nicht wenig. Mich ärgert daher das Vermieter bashing hier.


    Gruß vom Deich

    Deichhund

  • Ich finde es erschreckend, was viele Leute für ein schlechtes Bild von Vermietern haben. Daß die großen Vermietungsgesellschaften oft schlimm mit ihren Mietern umgehen, bekommt man ja in den Medien mit. Aber es gibt ja nun auch noch die privaten Vermieter.

    Mein privater Vermieter stand bei uns im Schlafzimmer vor der vollkommen verschimmelten Wand, an der das Wasser in diesem Moment herunterlief und hat uns erzählt, dass wir für den Schaden aufkommen müssen, da wir nicht genügend gelüftet hätten.

    Dass das Flachdach vollkommen marode ist und entsprechend alle Wohnungen einfach weggegammelt sind, hat er einfach Mal ausgeklammert und stattdessen versucht uns mit Drohungen einzuschüchtern. Kann man ja Mal versuchen, sind ja nur junge Studenten, die werden sich schon nicht wehren und sich lieber hochverschulden, um seine Weigerung rechtzeitig in das Dach zu investieren auszubügeln.

    Was wir ansonsten auf der Suche nach bezahlbaren Wohnraum gut 1 1/2 Stunden (sofern sie denn fahren, es sind auch gerne Mal 6 Stunden am Tag, die man in der Bahn/am Bahnhof verbringt) mit den Öffis entfernt von der Arbeit besichtigt haben, spielt hier keine Rolle, aber war teilweise mehr als unlustig.

    Was ich damit sagen möchte: nicht nur Großkonzerne können grauenvolle Vermieter sein, sondern auch Privatvermieter. Aber hey, ich habe ja in der Diskussion hier gelernt, dass es ihnen zusteht, möglichst viel Kapital aus ihrem Investment zu schlagen. Das ist ja vollkommen okay und super!


    Dieses ganze Thema hat nichts mit 'mangelnder Flexibilität' zu tun. Ich freue mich, dass du als junger Mensch die Option hattest, durch die Welt zu reisen und den Luxus hattest, überall zu leben wo du möchtest.

    Das ändert aber nichts daran, dass Menschen sich den Hintern abarbeiten, lange Fahrtstrecken in Kauf nehmen und dennoch keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden. Und wenn man ihn findet stehen dahinter auch noch häufig Menschen, die sich in den Zeiten, als Wohnraum noch finanzierbar war, eben diesen gekauft haben und jetzt versuchen möglichst viel Profit daraus zu schlagen.


    Mitnichten hat das etwas damit zu tun, dass die Leute dort sterben wollen, wo sie von Anfang an gelebt haben. Solche Sprüche kenne ich persönlich auch nur von Leuten, die Eigentum aus der Familie geerbt haben. Sie stellen eine absolute Minderheit dar.


    Ich würde mir einfach ein bisschen mehr Sensibilität bezüglich dieses Themas wünschen. Es tut mir leid, aber manche Äußerungen hier wirken sehr so, als würden manche Probleme einfach nicht ernst genommen werden, weil sie einen selbst nicht betreffen und "früher ja auch nicht alles toll war".

  • Ich höre hier so den Tenor der in vielen Bereichen zu hören ist.. ich möchte all dass was "die da" auch haben aber bitte auf dem Silbertablett..


    Ja vieles läuft schief, einige haben es materiell besser. Aber grds gibt's zwei Wege- unzufrieden sein und jammern oder Wege suchen wie man glücklich bzw zumindest zufrieden ist, wie man Ziele erreicht. Und dazu gehört Flexibilität und auch mal aus der Komfortzone gehen, etwas wagen. Wenn man dass nicht möchte, ist dass ok aber dann bitte nicht andere dafür verantwortlich machen.

  • Ich habe mit Privatvermietern, die alles selber geregelt haben, und Privatvermietern, die alles über Hausverwaltung haben regeln lassen, sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Aber ich habe auch extrem gute Erfahrungen mit Privatvermietern gemacht. Ich denke, das kann man pauschal nicht sagen. Bei den guten Erfahrungen waren die Mieten fair, um Schäden wurde sich gekümmert und wir bekamen die Wohnungen wegen der Hundehaltung. Das waren immer die Wohnungen, in denen wir mehrere Jahre gelebt haben. Da waren dann auch die Nachbarn recht angenehm.


    Edit: Mittlerweile wohnen wir in einer Eigentumswohnung. Das ist schön und hat Vorteile. Aber jetzt können wir nicht mehr einfach dem Vermieter Bescheid geben, sondern wir müssen uns halt selber kümmern oder aber sogar auf die Eigentümerversammlung warten, wenn es um Veränderungen an der Wohnanlage oder so geht. Leisten können wir uns das, weil wir Glück hatten, Kompromisse gemacht haben und wahrscheinlich schon auch eher "wenig" Wohnfläche haben. Ich empfinde ca. 80 qm zu zweit mit zwei Hunden als palastartig, gemietet haben wir nämlich immer deutlich kleiner (so 60 qm). Aber es gibt durchaus Menschen, die sich "so wenig Wohnraum" nie angeschafft hätten. Fakt ist, wir könnten auch zu dritt hier leben. Das ginge schon. Und das war mir wichtig.

  • Ich höre hier so den Tenor der in vielen Bereichen zu hören ist.. ich möchte all dass was "die da" auch haben aber bitte auf dem Silbertablett..

    Ich hab keine Ahnung, wo genau oder in welchem Beitrag du das herauslesen kannst. Vielleicht kannst du mir da mal auf die Sprünge helfen? Wer genau hier möchte irgendwas auf dem Silbertablett, was "die da" (wer sind die da überhaupt?) auch haben?


    Auch lese ich hier nichts vom "Vermieter-Bashing", die Leute erzählen, was ihnen passiert ist. Ich habe mich hier massiv eingebracht und ich habe eine ganz tolle, private Vermieterin.

    Die nimmt faire Preise für die Wohnung + Lage + Ausstattung, die sagt auch ganz offen, dass sie natürlich locker mehr nehmen könnte, aber sie wüsste nicht, was das bringen sollte,

    der Kiez lebt von kleinen Familien, von Paarhaushalten und Arbeitnehmern, die kein Geld mehr in der Tasche haben für einen Kaffee oder Restaurantbesuch, wenn sie die Mieten erhöht.

    Davon geht die Infrastruktur hier im Kiez kaputt, die Läden müssen schließen, wenn die Leute mehr aufs Geld gucken, und so weiter. Es ist eben ein Problem, das weitaus tiefer geht.

    Sie kann trotzdem ihre 3-4 Urlaube im Jahr machen. Arm wird sie nicht, nur weil sie nicht das Maximum aus der möglichen Kaltmiete aus uns "herauspresst". Und diese Einstellung finde ich klasse.


    Und eine Sache verstehe ich noch immer nicht bei diesen "alle müssen einfach nur flexibler sein!"-Aussagen: was genau passiert dann denn? Also, wenn alle flexibler werden,

    ihre Arbeit, Familie, Kontakte aufgeben und ländlicher leben. Wir haben jetzt schon massiven Arbeitskraftmangel bei uns, überall hängen Schilder aus, dass verzweifelt gesucht wird,

    selbst bei uns in der Bank gibt so viele offene Stellen wie nie. Wer hält die Infrastruktur am Laufen, wenn alle flexibel irgendwo aus den Städten ziehen? Oder ist der Plan, dass dann

    die Wohnungen wieder preiswerter werden und alle wieder zurückziehen?

  • Das Problem ist halt einfach, dass wohnen nichts ist, worauf man im Zweifelsfall verzichten kann, wenn das Geld nicht reicht. Man braucht kein schickes Auto, man braucht keine Urlaubsreisen, man muss nicht abends ausgehen, jede Saison neue Klamotten, das neueste Smartphone etc. kaufen, aber ein Dach über dem Kopf braucht es halt.

    Dass ein absolut notwendiges Grundbedürfnis zum Spekulationsobjekt verkommen ist, das ist einfach ein riesiges Problem, das uns gerade so richtig um die Ohren fliegt. Sich dann hinzustellen und zu sagen "Ja sitzt halt nicht den ganzen Tag faul auf dem Sofa rum, dann könnt ihr euch ja einfach eine Immobilie kaufen", ist so dermaßen zynisch...

  • 66m² - 1220€

    76m² - 1320€

    85m² - 1200€

    56m² - 1100€


    Bin ich jetzt menschenfeindlich, wenn ich sage die letzten Beispiele waren 80qm und mehr Wohnungen. Als Einzelperson empfinde ich das durchaus als großzügig bis luxuriös und geteilt durch mehrere Personen nicht mehr unbezahlbar teuer.

    Kleine Wohnungen waren schon immer überproportional teuer.

    Wirklich? Schöner wohnen? Schau dir die qm Zahlen gerne nochmal an.


    Mehrere Personen bedeutet aber auch, dass mehrere Personen ein (gutes) Einkommen haben müssen um zu teilen. Auf wie viele Familien mit mehreren Kindern trifft das zu?

  • Ich höre hier so den Tenor der in vielen Bereichen zu hören ist.. ich möchte all dass was "die da" auch haben aber bitte auf dem Silbertablett..

    Ich lese dich hier im Forum wirklich gerne und aus deinen Zeilen strahlt immer sehr viel Empathie Tier und Mensch gegenüber. Dein obiger Satz tut gerade einfach sehr weh. Weil er ein Grundbedürfnis, wie Clover so schön zeigt, mit einem Schlag in die Magengrube abtut.


    Das wollte ich dir kurz spiegeln. Weil man vielleicht selbst manchmal aus den Augen verliert, welche Hintergründe andere Menschen haben, die hier mitlesen.

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