Hund=Problem bei der Wohnungssuche?

  • Ich höre hier so den Tenor der in vielen Bereichen zu hören ist.. ich möchte all dass was "die da" auch haben aber bitte auf dem Silbertablett..

    Ich lese dich hier im Forum wirklich gerne und aus deinen Zeilen strahlt immer sehr viel Empathie Tier und Mensch gegenüber. Dein obiger Satz tut gerade einfach sehr weh. Weil er ein Grundbedürfnis, wie Clover so schön zeigt, mit einem Schlag in die Magengrube abtut.


    Das wollte ich dir kurz spiegeln. Weil man vielleicht selbst manchmal aus den Augen verliert, welche Hintergründe andere Menschen haben, die hier mitlesen.

    Danke fürs spiegeln. Und das meine ich ernst. Ich hole mal etwas aus..


    Ich verstehe, durchaus, dass es Angst macht sein Umfeld zu verlieren. Dass es böd ist jeden Tag arbeiten zu gehen und trotzdem reicht es nicht um in den Großstädten zu wohnen.. ich verstehe, dass nicht jedermanns Sache ist Risiko Immobilie einzugehen.. und ich stimme völlig zu, dass Wohbubgspolitik in völlig falsche Richtung geht..


    Nur.. ich werde es nicht ändern. Du, einige andere auch nicht. Ich kann nur gucken wie ich damit umgehe. Gestern wurde mir in anderem Thread auch dezent unterstellt ich wäre ja privilegiert weil.. nö..


    Vielleicht kurz umrissen.. Bruder 1 hat Haus finanziert bekommen, Bruder 2, 8Jahre Studium. Ich nix, weil Stiefkind. Ist so.


    Ich bin zur Lehre 600km weg gezogen. Mit nix. Auf Betrieb gewohnt, Tag für Tag massiv angebrüllt worden. Zurück ging nicht, war so. Aushalten. Nach 2 Jahren konnte ich wechseln, als fertig mit der Lehre weitere 400km weiter gezogen. Eingezogen in die Wohnung bin ich mit einem Sofa aus meinem ehemaligen Kinderzimmer und dem Versprechen Kaution in Raten. Arbeitsstelle Katastrophe, der Privatvermieter auch speziell. Nach 2 Jahren also Wechsel weitere 600km quer durch die Republik.


    Lohn wurde nicht gezahlt, im Lehrberuf nix so schnell gefunden also in Service gewechselt. Nebenbei Minijob, Teilselbstständigkeit aufgebaut. Hund 1, Hund 2.. aus der Wohnung raus, ins Erdgeschoss für den älteren Hund gestaltete sich dann schwierig, weil halt nicht Vermieters Traum. Privatvermieter.. 40km weiter raus.. zur Finanzierung noch Nachtjob angenommen.. ein Vermieter der sehr speziellen Sorte..Also erneut Umzug..


    Wieder nix gefunden.. Also Radius erhöht und bei Bank angefragt, Haus im Nirgendwo gekauft, vollfinanziert. Corona hat mir dann Teilselbstständigkeit zerschossen, Jobsituation erneut umgeschmissen. Da lief dann diverses sehr, sehr blöd.


    Aber ich wollte nicht verlieren was irgendwie aufgebaut. Also nochmal alles umgeworfen, ich bin jetzt so weit entfernt vom Ursprungsjob wie es nur geht. Ich hab inzwischen 5x mein soziales Umfeld gewechselt, x mal Jobs, viele schlaflose Nächte gehabt. Schön ist es nicht immer nein. Leichter wäre netter.


    Aber ich hab mein Zuhause, nicht da wo ich mal dachte aber es ist schön. Ich hab meine Hunde, mein Ponie. Ich hab inzwischen ein nettes Arbeitsumfeld. Nur Freunde sind alle natürlich weit verstreut. Schade, manchmal etwas einsam. Aber wenn ich eins gelernt hab im Leben- perfekt ist nicht. Das Beste draus machen. Mehr können wir nicht.

  • nepolino Doch, man kann mehr tun als das Beste draus machen. Man kann versuchen, Veränderungen anzustoßen und man kann versuchen, offen und empathisch gegenüber dem Leidensdruck anderer zu bleiben. Dass man für sich persönlich trotzdem das Beste aus der eigenen Lebenssituation machen sollte, steht für mich auf einem völlig anderen Blatt.


    Und ich verstehe auch Deine Argumentation nicht. Weil Du es nicht leicht hattest, sollen andere auch leiden? Oder welcher Gedankengang steht dahinter? Warum denkst Du, dass es hier um Luxus und Silbertabletts geht?

  • Als Mieterin und „Angehörige einer Vermieterin“ kann ich mittlerweile ganz klar sagen: das Problem sind weder im Gros gierige Vermieter die nie genug bekommen noch geizige Mieter die alles geschenkt haben wollen.


    Das Problem ist: es bleibt zuwenig hängen. Bei Vermietern genauso wie bei Mietern - und das macht die Sache langsam fast unbezahlbar.


    Schaut euch doch die angegebenen Mieten an, sagen wir mal 1000 € Kaltmiete für ne 2 Zimmer Wohnung.

    Davon bezahlt der Vermieter um die 250€ Hausgeld/Rücklagen, bleiben also 750€…die werden dann zum persönlichen Steuersatz versteuert - je nachdem also 400-500€ roundabout die letztlich der Vermieter bekommt. Extrakosten wie Renovierung/Sanierung/Reparatur nicht eingerechnet, die gehen nochmal davon ab. Plus Risiko Mietausfall.


    Umgekehrt: um die 1000€ Kaltmiete plus Nebenkosten zahlen zu können muss der Mieter schonmal um die 1800€ brutto haben (Steuern/Sozialabgaben/Fahrtkosten Arbeit etc.). Das ist schon irgendwie ein Wahnsinn wie ich finde.

  • Es kommt, wie immer, auf die einzelne Person an.

    Es gibt gute und schlechte Vermieter und Mieter. Jeder hat da seine eigenen Erfahrungen.


    Ich hatte in meinem ersten Beitrag etwas weiter (vielleicht zu weit) ausgeholt. Wir wohnten ja auch erst zur Miete. Uns hat aber die Vermieterin genervt und auch die Mieterhöhungen. Ich kenne also auch beide Seiten.

    Die Alternative war Eigentum. Aber auch da mussten wir Abstriche machen, obwohl wir beide verdient haben. Deshalb wurde es das Haus auf Erbpachtgrundstück, mehr konnten wir uns nicht leisten. Wir hatten so keine höhere Belastung als mit der Miete.

    Das Haus war ja eigentlich auch zum selber wohnen gedacht. Es war ein Neubau und wir haben sehr viel Eigenleistung reingesteckt. Durch das überraschende Angebot mit dem Auslandsaufenthalt wurde das Haus eben vermietet. Leerstand hätten wir uns auch nicht leisten können.

    Es hat 20 ! Jahre gedauert, den Kredit abzuzahlen. Und nach 20 Jahren fangen dann die Reparaturen an...


    Mit flexibel meinte ich eher, das man doch nicht unbedingt in seinem Heimatort kleben bleiben muß. Arbeitnehmer werden doch überall händeringend gesucht. Dann wohnt man eben nicht in einer großen Metropole, sondern zieht in eine kleinere Stadt. Muß ja nicht gleich das platte Land oder ein anderer Kontinent sein. Woanders ist es auch schön, die Leute sind auch nett, neue Freundschaften ergeben sich. Und die alten Freunde (wenn sie denn wirklich welche sind) verliert man auch nach langen Jahren und über weite Entfernungen nicht. Meine Erfahrung.


    Gruß vom Deich

    Deichhund

  • Woanders ist es auch schön, die Leute sind auch nett, neue Freundschaften ergeben sich.

    Und die pflegebedürftigen Eltern, das Kind und den dazugehörigen geschiedenen Vater usw. usf. nimmt man auch mal eben mit?


    Viele Menschen - ich selber auch - können auf solche Lösungen wie von Dir beschrieben zurückgreifen. Viele aber auch nicht. Und die, die es nicht können, haben trotzdem ein Dach über dem Kopf nötig.

  • nepolino Doch, man kann mehr tun als das Beste draus machen. Man kann versuchen, Veränderungen anzustoßen und man kann versuchen, offen und empathisch gegenüber dem Leidensdruck anderer zu bleiben. Dass man für sich persönlich trotzdem das Beste aus der eigenen Lebenssituation machen sollte, steht für mich auf einem völlig anderen Blatt.


    Und ich verstehe auch Deine Argumentation nicht. Weil Du es nicht leicht hattest, sollen andere auch leiden? Oder welcher Gedankengang steht dahinter? Warum denkst Du, dass es hier um Luxus und Silbertabletts geht?

    Nein, es geht darum, dass man eben manches akzeptieren muss und nur das Beste draus machen kann. Und wenn man in einer Ecke schlicht nicht mehr wohnen und arbeiten und seinen ganz kleinen persönlichen Luxus bezahlen kann, bleibt nur alles neu erfinden- oder auf Hilfe von aussen pochen.


    Vielleicht kommt die, meine Erfahrung ist nein. Wenn man so veranlagt ist, kann man sich natürlich noch politisch engagieren, versuchen Änderungen herbei zu führen, wird aber eher ein längerer We, der im hier und jetzt nix akut bringt. Hier und heute bleibt nur Entscheidungen treffen, schauen wie man sein kleines persönliches Glück erreichen kann.

  • Also bei den meisten Beiträgen hier schlackern mir die Ohren. Und das auf "beiden Seiten"!

    Schaut euch doch die angegebenen Mieten an, sagen wir mal 1000 € Kaltmiete für ne 2 Zimmer Wohnung.

    Davon bezahlt der Vermieter um die 250€ Hausgeld/Rücklagen, bleiben also 750€…die werden dann zum persönlichen Steuersatz versteuert - je nachdem also 400-500€ roundabout die letztlich der Vermieter bekommt. Extrakosten wie Renovierung/Sanierung/Reparatur nicht eingerechnet, die gehen nochmal davon ab. Plus Risiko Mietausfall

    Also die Person zahlt Steuern erst nach(!) Abzug der Betriebskosten (Reparatur, Sanierung, weitere abzugsfähige Kosten usw). Ausserdem hat man bei Invest einige Jahre lang die Möglichkeit die Wohnung abzuschreiben wenn man diese vermietet. Ein Arbeitskollege von meinem Freund zahlt jetzt das dritte Jahr hintereinander gar keine Steuern, nicht mal auf seinen Haupterwerb und nein das sind keine komischen Steuertricks mit Scheinfirmen und Co, sondern normales deutsches Steuerrecht.


    Umgekehrt: um die 1000€ Kaltmiete plus Nebenkosten zahlen zu können muss der Mieter schonmal um die 1800€ brutto haben (Steuern/Sozialabgaben/Fahrtkosten Arbeit etc.). Das ist schon irgendwie ein Wahnsinn wie ich finde.

    Also mit Mindeslohn kommt man heute bei einer 100% Stelle auf mehr Brutto - unabhängig davon, wer mit 1800€ Brutto!!!! kann sich bitte eine Wohnung mit 1000€ kalt leisten? Da kommen noch mal Nebenkosten oben drauf, da sind wir bei 1200-1300€

    Sorry aber wer 1800€ Brutto hat braucht Wohnraum der Max 30% seines Bruttos beträgt, also 600€.


    In D sind die Immobilienpreise explodiert auch Vermieter die günstigen Wohnraum anbieten wollen haben Probleme (zumind wenn sie neue Wohnungen bauen oder zukaufen möchten). Sie müssen ja die horrenden Investitionspreise ja schon wieder rein bekommen.

    Hier in der CH sind 3% Rendite plus Leitzins erlaubt. Ich finde das sehr fair und ermöglicht das wenn man nicht gerade in Zürich oder Genf sucht bezahlbaren Wohnraum.


    Wer meint kaufen wäre ja so einfach der kennt den heutigen Markt dafür nicht vor 10-15 Jahren sogar vor 5 Jahren sah die Welt ganz anders aus. Ausserdem gibt es natürlich immer Gründe nicht zu kaufen.Es kann doch nicht sein, dass ich kaufen muss um bezahlbaren Wohnraum zu bekommen. Davon ab gerade bei alten Verträgen funktioniert das ja auch nicht, aber umziehen ist eben auch nicht drin. Es gibt bestimmt viele alte Menschen, die sich gerne verkleinern wollen, aber für eine kleine Wohnung einfach mehr Zahlen müssen - das ist doch bekloppt.



    Sein eigenes Glück zu finden ist Grundsätzlich ein guter Grundsatz im Leben. Aber jeder Mensch hat eine eigene Geschichte, Lebensrealität und Prioritäten im Leben und die sollte man den Personen nicht abschreiben. Das hat nicht mit "die wollen alles" zu tun. Keiner der hier bzgl Bezahlbarem Wohnraum argumentiert meint damit eine 4 Zimmer Penthouse-Wohnung in einem Neubau in der besten Lage der Stadt.

  • Wenn man so veranlagt ist, kann man sich natürlich noch politisch engagieren, versuchen Änderungen herbei zu führen, wird aber eher ein längerer We, der im hier und jetzt nix akut bringt. Hier und heute bleibt nur Entscheidungen treffen, schauen wie man sein kleines persönliches Glück erreichen kann.


    Genau das, warum sollte ich das tun? Ich hab tatsächlich an anderen Dingen Freude, wie mich politisch zu engagieren.

    Aber grds gibt's zwei Wege- unzufrieden sein und jammern oder Wege suchen wie man glücklich bzw zumindest zufrieden ist, wie man Ziele erreicht.

    Danke, das trifft gut was ich vorhin versucht hab zu umschreiben. Entweder man sieht nur Probleme oder man versucht Lösungen zu finden. Glaub das ist tatsächlich so eine grundlegende unterschiedliche Einstellungssache, die sich aber durchaus auch während eines Lebens auch hin und her ändern kann und Menschen sind nunmal sehr verschieden was Problemlösungsstrategien angeht. Glaub fast jeder hatte auch schon Phasen in denen er am liebsten den Kopf in den Sand steckt und einfach nicht weiss wie er ein Problem lösen soll.


    Und die, die es nicht können, haben trotzdem ein Dach über dem Kopf nötig.

    Also in Deutschland hat man das aber doch auch, dafür muss ich nichtmal arbeiten gehen. Ob man so am Minimum leben möchte ist ja ne ganz andere Frage, aber obdachlos wird man aus ganz anderen, nicht weniger schlimmen Gründen.

  • . Entweder man sieht nur Probleme oder man versucht Lösungen zu finden. Glaub das ist tatsächlich so eine grundlegende unterschiedliche Einstellungssache, die sich aber durchaus auch während eines Lebens auch hin und her ändern kann und Menschen sind nunmal sehr verschieden was Problemlösungsstrategien angeht.

    Durchaus, aber es hat in dieser Diskussion vor allem um soziale Gerechtigkeit und Werte zu tun.


    Ich (und auch z.B. fliegevogel) prangern soziale Ungerechtigkeit an und das obwohl wir beide davon nicht betroffen sind.


    Wohnen ist ein Grundrecht und jedem(!) sollte vernünftiger, bedarfsgerechter, bezahlbarer Wohnraum zu Verfügung stehen. Niemand sollte gezwungen sein in Schimmelbuden zu wohnen nur weil er Arm ist. Auch Menschen mit wenig Einkommen haben das recht darauf. Aber gerade Menschen mit geringen Einkommen stecken sehr oft in solchen präkeren Wohnsituationen fest.

    Das ist die Lebensrealität von vielen armen Menschen.



    Auf der anderen Seite ist nicht jeder Arm und D hat durchaus Menschen mit guten Einkommen die sich auch entsprechenden Wohnraum leisten können. Lustigerweise sind ausgereicht die es oft, die gar nicht 30% ihres Bruttos aufwenden wollen oder müssen für vernünftigen Wohnraum. Die konkurrieren oft in ihrer Wohnraum Wahl mit Menschen die nicht so viel haben, weil wieso für eine gute Wohnung zu viel Geld ausgeben? Nur weil man es einfach kann? Sie sind Aufgrund ihres Verdienst und attraktiver für Vermieter.


    Lieber der Alleinerziehenden Mutter mit 3 Kindern die Wohnung vermieten oder den Single Vollzeit Paar ohne Kindern?

  • @Vakuole ich rede nicht von Invest, sondern von der Gesamtsumme die einem Vermieter nach Erhalt der Kaltmiete übrig bleibt. Bei einer abbezahlten Immobilie.

    Da dem Privatvermieter die Möglichkeit einer vorsteuerlichen Rückstellung nicht offen steht, zahlt er auch einen spontanen Schaden erstmal aus den (hoffentlich) angesparten Mieterträgen. Steuerlich geltend machen kann er dann im Nachhinein.


    Die Summe 1800€ brutto war nicht als Gesamtverdienst gemeint, sondern als ungefähr zu erwirtschaftende Summe um nach Abzug der Verbindlichkeiten über 1000€ zu verfügen.


    Bezüglich der genauen Summen erhebe ich keinen Anspruch auf absolute Gültigkeit, so pie mal Daumen kommt es aber hin.

    Denn wie gesagt bin ich selbst Mieterin und Steuerzahlerin in diesem Lande, als auch enge Angehörige einer Vermieterin mit Einblick in die Abrechnung.


    Dass es auf beiden Seiten schwarze Schafe und unangenehme Zeitgenossen gibt ist mir klar. Dass es auf manche Vermieter und/oder Mieter nicht zutrifft ebenso. Allerdings halte ich das oben skizzierte für ein systemimmanentes Problem das uns früher oder später auf die Füße fallen wird.


    Edit: um noch was konstruktives anzuhängen: ich fände es zum Beispiel sinnvoll wenn sogenannte soziale Vermieter, die vielleicht 10% unter der ortsüblichen Vergleichsmiete blieben, steuerlich begünstigt würden. Dies wäre ein guter Anreiz um die Kostenspirale etwas einzudämmen.

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