Spezialisten in Privathand

  • Ein kleiner Erfahrungsbericht von jemandem, der neben einem Standard-Springer noch einen Working Springer führt, ohne selbst Jäger zu sein: Es ist alles unglaublich einfach mit der arbeitswütigen Rakete. Beide Hunde begleiten mich ins Büro, wo sie nichts als ruhig und freundlich sind. Der kleine Arbeiter wird aber outdoors viel beschäftigt (der Große ist auch draußen eher eine Schlaftablette) und soll im Herbst bei der einen oder anderen Jagd (bei Freunden und Bekannten) zeigen, was er kann.


    Dass es mit einem Field-Trial-Spaniel so unkompliziert sein kann, soll aber nicht heißen, dass es nur ein wenig Sportlichkeit und Engagement auf Seiten der Besitzer braucht, um einen für spezielle Zwecke gezüchteten Arbeitshund halbwegs adäquat auslasten zu können. Working Springer sind für sehr kurzes Jagen und Apportieren gezüchtet und auf große Kooperationsbereitschaft selektiert worden, und Rudi gehört zu den passioniertesten und natürlichsten Apportierern, die ich jemals kennengelernt hab.
    Und das bedeutet eben (ein wenig ausbildungsmethodisches Know-how vorausgesetzt): Ein paar Dummies und ein bisserl Phantasie, und man hat einen mental ganz gut ausgelasteten Hund (für die körperliche Auslastung sorgt er hauptsächlich selbst, nämlich wuselnd - dabei aber stark auf mich konzentriert). Gelegentlich vielleicht noch (wie in meinem Fall) ein Training mit Jägerfreunden im Revier, und alles ist ziemlich super.


    Doch was für viele, wenn auch gewiss nicht alle Jagdhunde gilt, nämlich dass sie sich prinzipiell auch ohne Verwendung in ihrem ursprünglichen Arbeitsbereich gut beschäftigen lassen, scheint mir für hochveranlagte Hütehunde wesentlich weniger zu gelten: Was hab ich schon an tollen Border Collies erlebt bzw. von denselben gehört, die trotz intensiver Agility-Aktivitäten auf hohem Niveau nur wenig Alltagstauglichkeit, soll heißen: Ausgeglichenheit, aufweisen.


    Was es für die Spezialisten-Rassen bedeutet, wenn Hunde aus Arbeitslinien zunehmend von "Normalsterblichen" geführt und allenfalls im Hundesport eingesetzt werden, ist noch einmal eine andere Frage. Wahrscheinlich kommt es zu Binnendifferenzierungen in der Zucht - wie bei den Spaniels, den Retrievern und manchen Vorstehern. Auch nicht der Untergang der Welt, wenn die Genpools groß genug bleiben, denk ich mir.


    LG Christian

  • Zitat

    Da hast Du Recht. Border, Aussie, Jack und Parson, DSH, Labbi und Goldie etc.pp.


    Alles, was iwann mal Modehund wurde hat sich sehr weit vom Zuchtziel entfernt und sich sehr zum Nachteil verändert.


    in der vorletzten? ausgabe der "Dogs" wurde der Jack Russel als beliebter Familienhund vorgestellt, sowie der australische schäferhund und der Golden Retriever.

  • Zitat

    Mal ne ganz dumme Frage in den Raum: ist nicht jede Rasse irgendwann mal ein "Arbeitshund" mit Spezialgebiet gewesen????


    Naja, wenn du Schoßhündchen für adlige Damen spielen auch Arbeit nennst, dann ja ;)

  • Zitat

    Naja, wenn du Schoßhündchen für adlige Damen spielen auch Arbeit nennst, dann ja ;)


    hey, solche Hunde brauchen Geduld, Nervenstärke und müssen sich betatschen lassen
    das ist sicherlich Arbeit :D


    ich stell mir gerade nen Chi bei der Rattenjagd oder im Dachsbau vor

  • Den Chi nicht, aber Yorkshire Terrier waren "Kampfhunde", die gegen Ratten gingen. :D
    Es gab früher den Comforter, so winzig waren die nicht, aber eben Schußhund und Bettwärmer in zugigen Burgen, so 9-15 Hunde lassen es in der Kemenate angenehm werden.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Naja, wenn du Schoßhündchen für adlige Damen spielen auch Arbeit nennst, dann ja ;)


    hey kommt, veräppelt mich ned........


    mal so betrachtet:
    1. am Anfang war der Wolf, der wurde domestiziert zu einem "brauchbaren Werkzeug" für den Menschen.
    2. aus diesem allgemeinen Brauchbar entstanden die Spezialisten für die verschiedenen Bereiche
    3. aus den Spezialisten wurden fortgeführt / bzw. entstanden Gebrauchshunde und Schoßhündchen.


    Mein erster Gedanke war in etwa so: da bekommt z.B. ein Adliger einen Welpen aus einer Jagdhundzucht geschenkt. Edler Hund, nur leider Vollversager auf der ganzen Linie. Was macht man mit so einem "Geschenk"?? Weggeben kannst ihn nicht, das erzürnt den Schenker, zu gebrauchen ist der auch zu nix - aber lieb isser.
    Netter Nebeneffekt: in der a*****kalten Burg wärmt er die Füße der Hausherrin. Und zack, haste den ersten Schoßhund.


    Ich glaub halt nicht, dass aus dem Wolf gleichzeitig Schoßhund und Arbeitshund rausgezüchtet wurden - wohl eher nicht. Da waren die Wertigkeiten anders was zusätzliche Fresser betrifft.
    Also muss etwas "in der Zwischenzeit" passiert sein. Denn Schoßhund ist Luxus pur, so gesehen.


    Zum Chihuahua:

    Zitat

    Waren sie Opferhunde der Azteken, kamen sie mit den Wikingern oder - was am nahesten liegt - sind sie verwandt mit den kleinen portugiesischen Podengos, die auf den Schiffen als Rattenfänger mit in die Neue Welt fanden?

    Quelle: http://www.chihuahua-plattform…uahua/herkunft-geschichte


    Der portugiesische Podengo: http://de.wikipedia.org/wiki/Podengo_Portugu%C3%AAs


    Und schwupps ist der Weg aus der FCI-Kategorie 9 in 5 gemacht:
    interessant, welche Rassen sich dort finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:FCI-Gruppe_5

    Zitat

    Sektion 7 Urtyphunde zur jagdlichen Verwendung


    Hier gibts noch ein wenig Lesestoff, wie der Spezialist auf den Schoß kam: http://othes.univie.ac.at/6982/1/2009-08-30_8800490.pdf


    Damit könnte man die These aufstellen, dass jede Begleithundrasse / Schoßhündchen / Bettvorleger, was auch immer... letztendlich aus einem Spezialisten hervorging.
    Was im Umkehrschluss für die Zucht hieße: man darf keinesfalls nur nach Aussehen gehen und züchten, sondern muss quasi die Eigenschaften für die Verwendbarkeit mit ins Boot nehmen, sonst wirds - wenns dumm läuft, irgendwann ne Kuscheltierrasse, der Arbeitshund / Gebrauchshund ginge dabei verloren.


    Und da sehe ich das Problem, dass die heutige Gesellschaft im Allgemeinen die Triebe ja eher als "Problem, das gelöst werden muss" ansehen - während für die Leute, deren Hunde wirklich noch einen echten Job haben, die Auswahl immer kleiner werden dürfte.

  • Ich bin ja letztens richtig erschrocken, als ich hier im DF (weiß aber nimmer, in welchem Threat!!) gelesen habe, das Schoßhunde WIRKLICH dazu da waren, den Damen den Schoß zu lecken... Das hätt ich ja nie gedacht...

  • Zitat

    Ich bin ja letztens richtig erschrocken, als ich hier im DF (weiß aber nimmer, in welchem Threat!!) gelesen habe, das Schoßhunde WIRKLICH dazu da waren, den Damen den Schoß zu lecken... Das hätt ich ja nie gedacht...


    Frag ma in Köln rum woher der Begriff Prummelecker bzw. Nuttenfiffi steht :hust:

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