"Kirmes-Pferde"

  • In der Stadt in der ich arbeite, hat heute das Volksfest begonnen. Und wie jedes Jahr sind auch wieder die "Kirmes-Pferde" am Start. :|
    Nun hatte ich die Gelegenheit mit einer Stadträtin zu sprechen, ob es denn notwendig sei, jedes Jahr wieder die "Reitakttration" auf den Platz zu lassen. Sie meinte, sie könne nach dem Volksfest mal beim zuständigen Stadtmitarbeiter anfragen, ob es nicht eine Alternative gäbe. Aber sinnvoll wären dazu Argumente gegen diese Reit-Bahnen.


    Von daher - bitte mit allem hier in den thread was euch einfällt: Gesetze, Anträge, Regelungen, Verordnungen, wie wird das anderswo gehandhabt, welche Auflagen müssen die Betreiber einhalten....


    Danke schon mal! Wäre echt net super Hilfe, das evtl. wenigstens ab dem nächsten Jahr zu verhinden!

    • Neu

    Hi


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    • Also da ich aus einer Schaustellerfamilie komme, kenne ich die ganze Problematik quasi hautnah. Ich kenne Reitbahnenbesitzer und weiß viel zu den Hintergründen.


      Zuerst einmal: ich finde es auch furchtbar und bin heilfroh, dass meine Eltern Schokofrüchte verkaufen - sonst gäbe es Familienstreit =)


      Allerdings ist das Ganze nicht so einfach. Erstens stecken hinter diesen Reitbahnen Familien, denen man die Existenz und die Grundlage ihres Lebens nehmen würde - sie hätten dann kein Geld mehr, da ihr einziges Einkommen meist die Reitbahn ist. Dass die Tiere darunter leiden müssen ist schrecklich, aber so leichtfertig kann man eben nicht einfach mal entscheiden.



      Zweitens geht es den Pferden 'hinter den Kulissen' meist ganz ok. Ich bin zur Zeit in Abensberg z.B., wo die Reitbahnbesitzer eine große Wiese zur Verfügung gestellt bekommen haben, um eine Koppel einzuzäunen, wo die Pferde, die nicht 'im Einsatz' sind, verbleiben.


      Es wird viel getan, um es 'so erträglich wie möglich' zu machen. So werden Reitbahnen möglichst 'abseits' gestellt, nicht direkt neben ein Karussell. Die Stundenzahl ist meines Wissens auch selten höher als 5 Stunden pro Pferd und Tag, dann sollte getauscht werden.


      Nicht falsch verstehen, ich möchte das nicht verteidigen, finde es selbst nicht gut. Aber man muss eben alles begutachten, bevor man fachlich kompetent diskutieren möchte. Alles andere macht keinen Sinn. Somit muss man eben eingestehen, dass diese Tiere es deutlich besser haben, als Tiere in Massentierhaltung. Das 'Die haben es aber noch schlechter' Argument zählt zwar nicht, jedoch unternimmt hier der Gesetzgeber auch nichts weiter, als (meist ziemlich traurige) Mindestanforderungen zu stellen. Es hat einfach der 'Verbraucher' oder Volksfestbesucher in der Hand.



      Also denke ich, dass der einzige Weg die Einsicht der Eltern ist. Gesetzlich ist, denk ich, das Maximum erreicht.

    • Gut argumentiert, Christina :) Ich denke man sollte wirklich erst einmal hinter die Kulissen schauen und dann eingreifen, wenn wirklich etwas nicht ok ist :)

    • Zitat

      Ein Bekannter hatte vor Jahren ein Pferd aus sowas rausgekauft.
      Das arme Viech musste erst wieder lernen, geradeaus zu laufen.



      Da ich viiiiiiiiiele dieser Betriebe kenne, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass so etwas (zum Glück) die seltene Ausnahme ist, da 1) verkaufen sie sehr selten Pferde raus, 2) sind die Tiere meist den gesamten Winter (November-April) auf Koppeln und werden ganz normal geritten ( da in dieser Zeit so gut wie keine Feste sind) und 3) laufen die Tiere auf den Koppeln, auf denen sie die freien Tage im Sommer verbringen auch geradeaus :smile:


      Die Auflagen sind hoch, wer sie nicht erfüllt ist weg vom Fenster und kann seinen Betrieb schließen. Außerdem ist ein Pferd wertvoll, es verdient eben das Geld. Daher wird jeder (zumindest die meisten) schauen, dass die Tiere es einigermaßen gut haben.

    • Fullani, das da Familien dranhängen ist mir klar. Doch man muss sich sicherlich die Frage stellen, wie weit muss ich Tierleid für Profit akzeptieren (überspitzt gesagt).
      Ich bin z.B. auch gegen Tiertransporte durch halb Europa. Auch da hängen "Familien" dran.


      Zitat

      Gut argumentiert, Christina :) Ich denke man sollte wirklich erst einmal hinter die Kulissen schauen und dann eingreifen, wenn wirklich etwas nicht ok ist :)


      Und wie soll ich hinter die Kulissen gucken?? Mal nachfragen: "Tschuldigung... ist bei Ihnen alles ok oder quälen Sie ihre Pferde?"
      Aber danke für den wertvollen Beitrag! :hust:


      Ich kann nur vom letzten Jahr berichten - ich bin aufgrund meiner Arbeit fast täglich und zu verschiedenen Tageszeiten (allerdings eher nachmittags/abends) auf dem Volksfest.
      - es waren immer die gleichen Pferde, quasi nur eine "Garnitur"
      - Pausen habe ich keine bekommen
      - Pferder laufen immer in der gleichen Richtung
      - Neben der Reitbahn sind der "Glückshafen" und ein gebrannter Mandel-stand. Gegenüber sind Kinderkarusell, irgendein Verkaufsstand und noch ein Karussell, bei dem den ganzen Tag "Techno" Musik läuft
      - Der Platz befindet sich in einer Art "Einflugschneise" auf´s Volksfest.
      - gegen 22 Uhr wird der Reitbetrieb eingestellt. Als ich mal Mittags da war, war um 13 Uhr schon offen.
      - Einmal habe ich gesehen, wie betrunkene Jugendliche "geritten" sind - mit viel Gejohle & im "Cowboy-Style" (ok, da hab ich die POnys echt bewundert. :D )
      - Der Platz auf dem das "Stallzelt" ist relativ klein und voll mit Wohnwägen. Kann natürlich sein, das die woanders noch einen anderen Platz haben, zu dem die Pferde abends gebracht werden.


      Übrigens, deshalb habe ich auch nach den Verordnungen für solche Reitbahnen gefragt, damit ich mir einen besseren bzw. systematischeren Überblick schaffen kann.
      Vom AmtsVet gibts jedes Jahr wohl ein ok.

    • Ähm nicht böse sein, aber du hast wohl kein vollständiges, neutrales Bild sondern eher nur einen kleinen Einblick von draußen, wenn ich mir das so durchlese. aber von vorne:


      Also, dass die Reitbahnen abseits stehen sollten, heißt ja nicht, dass sie nicht AUF dem Volksfest stehen. Volksfest ist nun mal laut und Trubel. Man versucht dennoch, einen möglichst ruhigen Platz zu finden. Inwiefern das den einzelnen Veranstaltern in den verschiedenen Städten gelingt (denn es sind sicher nie die Schausteller, die sich einfach einen Platz aussuchen *lach*), kann ich nicht beurteilen.


      Dass der Betrieb bis 22 Uhr geht hab ich persönlich in 21 Jahren Volksfest Leben nur auf sehr ausgewählten Veranstaltungen erlebt, also super selten. Denn meist sind ab 20 Uhr wenig Kinder da, die reiten. Am WE evtl ab und zu mal, unter der Woche ist spätestens um 21 Uhr Schicht im Schacht.


      Die Öffnungszeiten variieren natürlich erheblich. Das legen wiederum die Veranstalter fest.


      Kein Mensch lässt Betrunkene reiten (allein schon aus Versicherungsrechtlichen Gründen; ganz abgesehen von dem 'Ruf', den man hat und den man nicht verlieren will - die Volksfest Welt ist ein Dorf und man kennt Bürgermeister und Stadträte- da will man sich nichts zu Schulden kommen lassen). Das muss schon sehr außergewöhnlich gewesen sein. Ich habe das noch NIE in meinem Leben gesehen, und ich hab wohl mehr Zeit auf Festen verbracht, als jeder 'normale' Mensch. Da wäre ich sofort hingegangen und hätte den Betreiber darauf hingewiesen, dass dies so nicht rechtens ist.


      Die Stallzelte sind mir meist auch viel zu klein, es gibt mittlerweile ab und zu große Boxen (für meinen Geschmack viel zu selten), wenn die Stadt es erlaubt gibt es auch immer eine Koppel, die eingezäunt wird (hier muss die Stadt die Fläche zur Verfügung stellen - tut sie das nicht, ist der Reitbahnbesitzer leider auch machtlos).


      Die Tiere müssen regelmäßig untersucht werden und für ok befunden werden. Sonst macht der AmstVet zu.


      Und einen Tipp zum Blick hinter die Kulissen: einfach mal hingehen, nach Haltungsbedingungen fragen. Andere Schausteller aus den Nachbargeschäften anquatschen. Nicht gleich mit 'Quälen Sie ihre Tiere?' kommen, sondern fragen, wie man es eigentlich organisiert die Tiere so auf der Reise zu halten. Nachfragen, was sie eigentlich für Vorschriften beachten müssen.


      Und noch was: keiner hier hat geschrieben, dass Reitbahnen was Tolles sind. Ich auch nicht (falls du es nicht gelesen hast). Aber gleich mit 'danke für den wertvollen Beitrag' zu kommen, finde ich nicht angemessen, da dich keiner beleidigt hat :???:

    • Zitat

      Und wie soll ich hinter die Kulissen gucken?? Mal nachfragen: "Tschuldigung... ist bei Ihnen alles ok oder quälen Sie ihre Pferde?"
      Aber danke für den wertvollen Beitrag! :hust:



      Naja, nun könnten wir uns streiten welcher unserer Beiträge wertvoller ist :hust:


      Aber vielleicht habe ich mich auch nur falsch ausgedrückt. Muss ja nicht jeder gleich verstehen was ich schreibe :rollsmile: "Ein Blick hinter die Kulissen" - du hast Punkte genannt, die dir aufgefallen sind. Wenn du dir da sicher bist, dann schalte das Amt ein.


      Ich gehe davon aus, dass du einen kompletten Tag dort gestanden und gesehen hast, dass die Ponys nicht ausgewechselt wurden, sie nur eine Richtung liefen und keine Pausen vorhanden waren.


      Ich bin sicherlich KEIN Freund von solchen Veranstaltungen. Aber gerade hier in DE sind viele Auflagen vorhanden, so dass ich mir nur schwer vorstellen kann, dass jemand seine Existenz aufs Spiel setzt.

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