Lernverhalten beim Hund - Clicker BÜCHER

  • Zitat


    Hm, das würde ich jetzt nicht unvoreingenommen 1:1 übernehmen.
    Mir gefällt mehr die Methode "Zeigen und Benennen", die in eine ähnliche Richtung geht.


    Alleine dieser Satz "Ein Hund kann mittels Belohnung nicht aggressiver werden.", der in deinem verlinkten Beitrag steht kann ich so nicht unterschreiben. Für einen angstaggressiven Hund ist es eine Belohnung, wenn er einen angstasulösenden Kontrahenten durch seine Affression in die Flucht geschlagen hat (oder sich zumindest Distanz verschafft hat) und er wird das Verhalten immer öfter zeigen.


    Bin aber offen für Neues und werde das mal bei meinem Hund versuchen, der unter anderem Panik vor Gleitschirmen am Himmel hat. Von denen hat es zur Zeit in meiner Gegend sehr viele.


    Bin aber sehr skeptisch, denn in einer Paniksituation ist mein Hund für gar nichts mehr empfänglich.

  • Zitat

    Für einen angstaggressiven Hund ist es eine Belohnung, wenn er einen angstasulösenden Kontrahenten durch seine Affression in die Flucht geschlagen hat (oder sich zumindest Distanz verschafft hat) und er wird das Verhalten immer öfter zeigen


    Das wäre dann aber wieder operante Konditionierung via negativer Verstärkung.


    Auf der Ebene der emotionalen, klassischen Konditionierung werden die negativen Emotionen in diesem Fall aber in Richtung positiv verschoben, d.h. der Hund hat weniger Angst.


    Wenn du die emotionale Bewertung des "Kontrahenten" in Richtung positiv verschoben hast (beispielsweise durch das Gegenkonditonieren) hat der Hund gar keinen Grund mehr, erfolgreich operant eingesetzte, defensive Aggression zu zeigen.

  • Ah, super, danke für die Erklärung. lila!


    Eins hatte ich vergessen aufzuzählen, nämlich warum ich den Sticker als sekundären Verstärker nehme (kam mir nämlich jetzt erst, als du mich verbessert hast) - Sekundäre Verstärker sind ja die, bei denen wir erst eine Belohnungsfunktion für uns anlernen müssen.


    Primäre Verstärker sind die, die physiologisch befriedigen- Hunger also Essen, sex.Trieb- also Sex oder Zuneigung, Durst- also Trinken. sekundäre diejenigen, die gelernt-physiologisch und psychologisch befriedigen/belohnen.



    Ich nehme den Sticker als sek. Verstärker, weil das Kind auf den abfährt WEIL er die Dinger sammelt in einem Büchlein o.ä. weil er dafür von seinen Freunden u.a. Aufmerksamkeit kriegt. Das Kind sammelt ja nicht Sticker von sich aus, weil es ohne sie nicht leben kann (okay, vielleicht gibts solche Kids ;) ) Es musste also erstmal lernen, dass der STicker Belohnungsfunktion inne hat. In meinem Beispiel war das so aufgelistet, ich hab nochmal nachgeschaut, dass das Kind diese Sticker eben sammelte, um am Ende einen Fleißpunkt für soundsoviele Sticker zu bekommen. Irgendwann verläuft sich das mit den Stickern und Fleißpunkten dann im Sand, sobald das Verhalten gefestigt gezeigt wird und nur noch intermittierend verstärkt wird.


    Da gibts n nettes Experiment mit Affen.... (hat nix mit Clickern zu tun, nur malso zur Belustigung), die haben zur Belohnung Münzen gekriegt und konnten die dann in einen einfachen Automaten stecken, um Futter zu kriegen (oder so ähnlich). Man hat immer wieder beobachtet, dass die Weibchen mehr Münzen als die Männchen hatten, und fragte sich warum, weil doch mit beiden Geschlechtern gleich gearbeitet wurde... die Weibchen wurden dann nachts beobachtet, und es kam raus, dass sie sich für S** bezahlen/belohnen lassen und anschließend diese in Nüsschen umgetauscht haben.


    Soviel zu primären und sekundären Verstärkern und Motivationen für Verhalten ;)


    Fragt mich nich, von wem das Experiment war, ich weiß nur, dass es in der Versuchsreihe mehrere Experimente gab, unteranderem zum Altruismus unter Affen, wo sie farbige Plastikchips beim Pfleger gegen Bananen eintauschen konnten und untereinander die Chips tauschen mussten etc. War auch irgendwo im Zimbardo drin.





    (so wie Geld bei uns Menschen - wir müssen ja auch erst lernen, dass wir damit irgendwann mal was kaufen können)



    Vielen Dank für eure Erklärungen, ich denke die Kollegin, die ihre Facharbeit schreibt, kann gut davon profitieren ;)
    ich hoffe, das bringt was!!



    Und nun leere ich meinen Kopf von Psycho und pauke Erziehungswissenschaft. Eins besser als das andere *seufz*!

  • Zitat

    Das wäre dann aber wieder operante Konditionierung via negativer Verstärkung.


    Auf der Ebene der emotionalen, klassischen Konditionierung werden die negativen Emotionen in diesem Fall aber in Richtung positiv verschoben, d.h. der Hund hat weniger Angst.


    Wenn du die emotionale Bewertung des "Kontrahenten" in Richtung positiv verschoben hast (beispielsweise durch das Gegenkonditonieren) hat der Hund gar keinen Grund mehr, erfolgreich operant eingesetzte, defensive Aggression zu zeigen.


    Ich bin mir nicht sicher, dass ich mit diesem System die negative Emotion durch den Clicker in eine positive Emotion umlenken kann. Wenn die negative Emotion stärker ist, als die positive auf den Click (und das wird bei Panikreaktionen bestimmt der Fall sein), dann verknüpfe ich bei meinem Hund den Click mit dieser Panikreaktion.


    Das passiert u.U. auch schon bei emotional weniger stark belastenden Situationen: Wenn man z. B. mit dem Hund clickert während dem er eine Magenverstimmung hat und ihm schlecht ist, dann kann er den Click mit diesem Scheissgefühl von Übelkeit verbinden.


    Es würde mich interessieren, ob jemand handfeste Erfahrungen mit dieser Art von Clickern bei Angst- oder Aggressionsverhalten hat?

  • Ja, mein Freundeskreis und ich haben damit gaaaanz viele tolle Erfahrungen gemacht.


    Also mit dem direkten Reinmarkern bei aggressivem Verhalten und bei Angst.


    Beispiel: Pflegi hat Ressourcen gegenüber meinem Hund verteidigt. Bei Knurren gabs immer Click und Leckerlie, nach zwei Wochen freute er sich, wenn Pippi sich Ressourcen näherte (Futter war allerdings sehr hochwertig für den Hund, daher war einen Gegenkonditonierung mit Futter einfach)


    Angsthund einer Bekannten kriegt bei plötzlich auftauchenden Angstauslösern Clickersalven und kann dann nach kurzer Zeit Leckerlies annehmen. Viele seiner Ängste sind so verschwunden.


    Malionis, der Ressourcen- und Leinenaggression zeigte mittlerweile durch Gegenkonditonierung defensives Verhalten an Ressourcen.


    Was du ansprichst ist ja gar nicht falsch: Ich verändere nicht von heute auf morgen die konditionierte emotionale Reaktion. Ich verschiebe sie stückweise mit jedem Click. Da der Clicker natürlich bei jeglichem Einsatz in Richtung "negativ" verschoben wird, muss er regelmäßig in anderen Situationen aufgeladen werden.


    http://drsophiayin.com/resourc…_a_dog_to_blowing_in_face

  • Wirklich eine interessante Sache!


    Ich besuche nächsten Frühling einen Kurs über Lerntheorie / Neurophysiologie des Lernens und werde dann die Ausbildnerin (Dr. Esther Schalke) dazu befragen. Die ist der Crack für das.


    Ich traue mich nicht, das bei meinem Hund bei den Panikreaktionen anzuwenden, weil diese wirklich sehr stark emotional belastet sind.


    Vielleicht versuche ich es das nächste Mal bei etwas milderen Angstreaktionen, bei denen sie noch halbwegs ansprechbar ist und auch noch Futter annimmt.


  • Danke für die Tipps!


    Habe bei Esther schon ein paar Tage Unterricht gehabt, u.a. zum Thema Lernen und Aggression. Ich finde sie genial! Wer die Gelegenheit hat, einen Vortrag oder einen Kurs bei ihr zu besuchen, dem kann ich Esther wärmstens empfehlen!


    ich bin aus der Schweiz. habe von Blaschke berthold aber auch schon viel gehört. Werde mich mal informieren, ob sie mal bei mir in der Gegend ist.


    Interessierst du dich einfach für dich persönlich für dieses Thema oder bist du Hundetrainer?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!