Pferdekommunikation/ Reiten ohne Zaum und Trense

  • Meike, ich hab auch noch ein Buch hier, das hat mir bei meiner Stute sehr geholfen ...


    Klaus Ferdinand Hempfling - Mit Pferden tanzen.
    Zitat:
    "... Als ... plädierte er für pferdegerechte Kommunikation basierend auf Vertrauen, Harmonie und Dominanz durch Körpersprache. Und zeigt das Dominanz ohne Strafen, Versammlung ohne Zügeldruck nur scheinbare Gegensätze sind."


    Ich habe aus jeder Art zu reiten für mich die besten Sachen herausgesucht. War also eher ein Mix aus Parelli, P. Karl, K.F. Hempfling und meinem Bauchgefühl ...
    Naja, am Ende konnte ich das ehemals sehr kopfscheue Pferd mit vielen anderen Baustellen frei putzen und ohne Strick oder Halfter mir folgen lassen ... *träum*


    Bei Interese schick mir ne PN, das Buch kann ich dir auch mal leihweise zukommen lassen. ;)

  • Also nur zaum- und sattellos reiten, würde ich auch nicht. Allein aus den Gründen, die hier schon angeführt wurden. Aber für die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter finde ich es... nunja zumindest hilfreich.


    Meine Hilfengebung hatte sich sehr stark verbessert, weil ich ohne Zügel meine Fehler nicht mehr ausbessern konnte.


    Ich hatte von Champ zaum- und sattellos viel gelernt.


    Aber wie gesagt, ich rede hier von einem Pferd, das nur wenige schlechte Erfahrungen gesammelt hatte und eine sehr gute Grundausbildung besaß.
    Ob ich mich an ein Pferd aus schlechter Haltung so ran trauen würde, weiß ich auch nicht.


    Ich hab mir mal alte Fotos vom zaum- und sattellosen Reiten angeschaut und Champ sieht zumindest auf den Fotos (Videoaufnahmen gibt es leider nicht) locker und entspannt aus. Er tritt fein unter, dei Rückenpartie ist gelockert... Man kann nicht meckern. Und wenn er durch das ohne Sattel reiten, sich verspannt hätte, hätte er mir das schon gezeigt. Er war nämlich, was seine Rückenpartie betrifft, ein ziemliches Weichei. :hust: :lol:

  • meike,


    ich nochmal: Auch wenn Dressur an sich sehr schön sein kann - in erster Linie ist sie über Jahrtausende als Mittel zu einem einzigen Zweck entstanden: Sie soll dem Pferd das Geritten-werden so angenehm wie nur möglich machen! Ursprünlich nicht aus überschäumender Tierliebe, sondern damit die wertvollen Tiere lange gesund bleiben und die Kommunikation für beide Seiten so leicht ist wie nur möglich. Ansonsten entsteht wieder Streß, und der ist Leistung und Lebensdauer eines Pferdes nun mal abträglich. Dem Reiter-Hintern übrigens auch: auf einem verspannten Rücken sitzt sich's nun mal schlecht.


    Mit den widerlichen Perversionen, die du heute als "Dressursport" zu sehen kriegst, hat das also NICHTS zu tun - es ist das genaue Gegenteil!


    Es ist die Grundgymnastik für Pferd und Reiter, auf der du dann alles aufbauen kannst, was immer ihr möchtet. Meine Freundin zum Beispiel, die übrigens selbst bei Philippe Karl reitet, bildet alle unsere jungen Isländer erstmal so aus. Die Pferde sind dann allem, was sie später tun sollen, gewachsen, und haben gleich auch die geistige Stabilität und das Selbstvertrauen dazu mitbekommen. Und es ist schon phänomenal, wie gern solche Pferde lebenslang arbeiten: Ich habe leider auch viel, viel zu lange mit dem Reiten pausieren müssen, und meine Stute war ewig im Mutterschaftsurlaub. Und jetzt ist sie mit einem verblüffenden Eifer wieder bei der Sache, kommt angelaufen, sobald sie Sattelzeug nur sieht und hat absolut nichts vergessen - nach so vielen, vielen Jahren!


    Du kannst auch selbst genau sehen, sowohl auf Videos als auch live, ob ein Pferd gut vorbereitet und zufrieden mit seinem Job ist: Vergleich zum Beispiel einfach mal die Muskulatur der ausgebildeten Pferde in dem Karl-Video, die genau an der Stelle sitzt, wo sie sitzen muß, wenn "Reiten" auch für das Pferd ein Vergnügen sein soll, mit den flachen, überhaupt nicht vorhandenen Muskeln von dem Fuchs auf den zaumzeuglosen Clips.


    Diesem Pferd ist die die Last auf dem Rücken wirklich eine Last, und das erzählt es dir dann auch ganz deutlich: Damit, wie es den Hals hochebt, den Rücken verspannt und immer wieder die Ohren flachlegt, sobald es sich bewegen soll. Damit sagt es ganz unüberhörbar, wie sehr das rutschende, klopfende Mädel im Kreuz ihm unangenehm ist: Es muß nämlich ständig versuchen, diesen Klops auf der Schulter irgendwie auszubalancieren, damit es selbst nicht aus der Balance kommt.


    Laß dich also bloß nicht von irgendwelchem Rundum täuschen, sondern sieh dir immer das Pferd genau an: Das verrät dir gern alles, was du über die Weise, in der es geritten wird, wissen mußt.

  • Ich finde die Bücher von Mark Rashid sehr genial...

  • da wäre noch was: Daß das Pferd die Hinterhufe nicht gibt, weil es ein Kastrations-Trauma hat, halte ich, mit Verlaub, für absoluten Humbug oder eine bequeme Ausrede.


    Ich hab im 40 Jahren mit Pferden genau einen Wallach getroffen, der wirklich eins hatte, und der war als erwachsener Hengst auf Island mit Methoden kastriert worden, die du hier und heute garantiert nicht antreffen wirst. Die Hufe hat der übrigens problemlos gegeben, geäußert hat er's damit, daß er versucht hat, Männer mit Lederschürze schlichtweg umzubringen, was beim Schmied immer für reichlich Unterhaltung sorgte.


    Das Verhalten, was du da beschreibst, sieht man dagegen sehr oft, und es hat ebenso oft dieselben Ursachen.


    Sehr häufig ist es Schmerz: Das Pferd hat irgendwo am Bewegungsapparat (Hufe, Beine, vor allem Gelenke, Wirbelsäule) ein Problem, das ihm das Stehen auf drei Beinen unangenehm macht. Besonders häufig, wenn es älter und/oder bis schlecht geritten ist, dann haben Rücken und Gelenke oft schon ihren Knacks weg. Leider kann Pferd dann ja nicht winseln wie ein Hund, also verweigert es die schmerzende Bewegung. Wäre es also meiner, wäre morgen der Tierarzt da, um das zunächst mal gründlich abzuklären. Tut ihm was weh, kann man's dem Pferd viel leichter machen, z.B. indem man ihm beibringt, den Huf zum Auskratzen einfach nur auf die Spitze zu stellen.


    Zweite sehr häufige Ursache: ängstliches Frauchen. Das Pferd, dem das Hufegeben vielleicht schon (siehe oben!) unangenehm ist, hat gelernt, daß es mit ein bißchen Wegreißen, Zappeln und Tänzeln prima drumrumkommen kann. Das klassische selbstbelohnende Verhalten, das sich über die Jahre schnell zu einer Macke verfestigt. Und Frauchen schiebt sowas dann auf ein Kastrationstrauma und ist insgeheim froh, daß sie eine Ausrede hat, sich da mit dem Pferd nicht auseinandersetzen zu müssen....

  • @ terriers4me: :gut: Super Beiträge. Das mit den Isländern finde ich besonders interessant, meine Mutter hat eine Islandstute und war jetzt lange Zeit auf der Suche nach einem ordentlichen Trainer. Vielleicht kannst du mir ne PN schreiben mit kurzer Beschreibung, wie deine Freundin das macht mit dem Training? Also ich nehme an Grundausbildung nach Philippe Karl und dann erst Gangtraining nach wie vielen Jahren? Würde mich sehr interessieren.

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