Labrador - Arbeitslinie oder Showlinie?

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    Ich muss persönlich sagen, dass ich etwas strange finde, dass man im Endeffekt (wenn ich das richtig verstehe) sagt, dass einem für einen Jagdhund JagdPrüfungen nicht ausreichend sind und man hier noch Prüfungen verlangt, die im Endeffekt nur "Spielerei"/Ersatz für die Jagd sind.


    Tja, das ist eine Sache des Anspruchs. Will man einen Hund, der den hiesigen jagdlichen Mindestanforderungen gerecht wird, oder einen, der das zeigt, was beispielsweise den Labrador ausmacht (Handling über mehrere hundert Meter, absolut sichere Standruhe, Style bei der Arbeit, Arbeitsgeschwindigkeit etc.).


    Als "Spielerei" sind Workingtests und Field Trials ganz sicher nicht zu sehen.

  • Zitat

    Tja, das ist eine Sache des Anspruchs. Will man einen Hund, der den hiesigen jagdlichen Mindestanforderungen gerecht wird, oder einen, der das zeigt, was beispielsweise den Labrador ausmacht (Handling über mehrere hundert Meter, absolut sichere Standruhe, Style bei der Arbeit, Arbeitsgeschwindigkeit etc.).


    Als "Spielerei" sind Workingtests und Field Trials ganz sicher nicht zu sehen.


    Wobei ich finde, dass wir uns damit vom eigentlichen Thema entfernen, denn um den Standard zu "passen" MÜSSEN sie das ja nicht können.
    MIR persönlich wären die ausgeglichenheit und weichmäuligkeit da 1000 mal wichtiger.

  • Zitat

    Ich muss persönlich sagen, dass ich etwas strange finde, dass man im Endeffekt (wenn ich das richtig verstehe) sagt, dass einem für einen Jagdhund JagdPrüfungen nicht ausreichend sind und man hier noch Prüfungen verlangt, die im Endeffekt nur "Spielerei"/Ersatz für die Jagd sind.


    Das wäre irgendwie, wie wenn ich sagen würde, ein langjähriger dualer Diensthund mit überzeugenden Anlagen wäre nicht "gut", weil er nicht noch nebenbei sportlich geführt wird.


    Also erstens sagt eine Jagdprüfung noch nicht viel drüber aus, ob der Hund ein guter Hund ist im Jagdgebrauch. Das wird erst die Praxis zeigen. Zweitens sind Field Trial Titel aber auch nicht unbedingt als Qualifikation für den Jagdgebrauch zu werten. Es ist ein sehr spezialisierter Sport, mit anderen Anforderungen. Wenn ein Hund sich in der Jagdpraxis bewährt und einen Namen macht, hat er keine FT Titel nötig, um ein guter Hund zu sein. Und ein FT Bomber ist nicht unbedingt ideal für den jagdlichen Alltag.


    Zitat

    Mal davon ab gibt es doch zum GLück durchaus auch noch "Nischenrassen", bei denen Übertypisierung bei einer AUsstellung nicht gefördert wird und sich von daher auch nichts "aufspaltet".


    Jo, gibt es - ich habe so eine Nischenrasse. Aber sobald man nicht mehr auf Arbeitsanlagen achtet, ist die Tendenz da. Ein Showhund hat ja nichts anderes als Schönheit und Typ, um noch ein Quentchen besser zu sein als der andere. Kommt dann noch eine gesteigerte Nachfrage nach Hunden hinzu, die nur noch in der Hülle dem originalen Arbeitshund entsprechen, geht es nochmal schneller.....

  • Ein Anekdötchen: War im September mit meinem Kleinen (hauptsächlich als Zuschauer) bei einem jagdlichen Trainingstag für Retriever im hasenreichsten Revier von Ö (wahrscheinlich von ganz Europa). Bis auf eine Ausnahme waren nur FT-Labradore und -Golden (aus D, Ö und Ungarn) im Einsatz. Diese Hunde, allesamt bejagt, waren wunderschön (natürlich schlanker und athletischer als die Ausstellungskollegen, aber definitiv nicht windhundähnlich), absolut ruhig und ausgeglichen, und gearbeitet haben sie sehr, sehr super. Der einzige Hund, der weniger am Apportieren der mit dem Dummylauncher während der Walk-ups in die mit zahlreichen Hasen besetzten Felder abgefeuerten Dummies als am Hasenjagen interessiert war, war der Show-Lab (aus jagdlicher Zucht), ebenfalls ein viel bejagter, lieber und hübscher Hund mit einem netten Führer, der das mit Humor nahm.


    Zumindest in diesem Revier, in dem (ohne ausgesetzte Tiere wie in GB) jedes Jahr Riesenstrecken zusammenkommen, müssen die Apportierer ziemlich genau so arbeiten, wie es auf einem Trial verlangt wird.


    Leider ist für die feinen Hündchen bei einer Ausstellung ein "Sehr gut" für gewöhnlich das Maximum. Mir unverständlich, zumal sie auch keine "amerikanischen" Übertreibungen aufweisen (die in den USA gezüchteten FT-Spaniels sollen übrigens ebenfalls nicht nur langbeininger, sondern auch - teilweise ausbildungsbedingt - mehr "hyper" sein).

  • Danke Rudeboy, das deckt sich mit meinen Erfahrungen.


    Die Retriever!, die auf Field Trials was leisten können, sind excellent auf der großen Niederwildjagden. (Bei den insulanischen Vorstehern sieht das wieder ein bisschen anders aus).


    Natürlich, um ein paar Entchen aus dem Teich zu fischen reicht auch ein Showie mit ner BLP.

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    Außerdem denke ich, dass man als Züchter wissen möchte, dass man seine Hunde auf einem hohen Level trainieren kann - sowohl auf Workingtests als auch auf Field Trials.
    Workingtests sind mehr eine technische Herausforderung und sagen eine Menge über die Trainierbarkeit eines Hundes aus, Field Trials dagegen haben ihren Schwerpunkt auf der Sichtung der natürlichen, instinktiven Anlagen. Folglich sind beide Formen des Wettkampfes wichtig. Es bringt nichts, wenn ein Hund eine großartige, natürliche 'bird finding' Eigenschaft besitzt, diese aber durch den Hundeführer nicht kontrollierbar ist.


    Zitat

    Ich bevorzuge Field Trials. Ich nehme mit allen meinen Hunden, die in der Zucht sind, an diesen teil, da ich der Meinung bin, dass Arbeitshunde, die nicht an warmem Wild geprüft wurden, nicht in die Zucht gehen sollten. Dies sagt eine Menge aus über das Nervenkostüm, den Charakter, der im Idealfall eine natürliche Ruhe und Standruhe aufweisen sollte, über Schnelligkeit und Arbeitsstil, natürlichen Findewillen, aber eben auch über unerwünschte Eigenschaften wie Winseln und hartes Maul. Ein Züchter sollte wissen, was er an seinem Hund hat, was er weitervererben möchte und was nicht.
    Alle meine Hündinnen und Rüden, die in der Zucht sind, haben zuerst einen FTCH Titel erarbeitet bevor sie gedeckt wurden oder gedeckt haben.


    http://www.all-about-retriever.de/html/rita_koekeny_g.html

  • Was die jagdlichen Prüfungen angeht magst du Recht haben, dass diese allein kein ausreichender Nachweis sind.
    Wenn die dementsprechenden Hunde aber täglich jagdlich geführt werde und im Einsatz sind, finde ich das ebenso anerkenneswert und wichtig wie eine gute Dummyprüfung oder ein Working-Test.
    Und für ihre Standruhe wurde die evtl. Mutterhündin ausgezeichnet ;)
    Und man sollte nicht vergessen, dass Chessies im Gegensatz zu Golden und Labrador eben alle Sequenzen der Jagd können mussten und sie nicht nur aufs Apportieren selektiert wurden, sondern sie hatten auch Aufgaben wie den Hof zu bewachen und andere Dinge.
    Aber ich glaube, das ist weit OT mittlerweile, obwohl ich finde, dass man den Thread gerne auf die restlichen Retrieverrassen ausweiten könnte.

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    ..., obwohl ich finde, dass man den Thread gerne auf die restlichen Retrieverrassen ausweiten könnte.


    M;einetwegen gerne, ... finde das hier SEHR interessant! :gut:

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    Was die jagdlichen Prüfungen angeht magst du Recht haben, dass diese allein kein ausreichender Nachweis sind.
    Wenn die dementsprechenden Hunde aber täglich jagdlich geführt werde und im Einsatz sind, finde ich das ebenso anerkenneswert und wichtig wie eine gute Dummyprüfung oder ein Working-Test.


    Na täglich werden sie wohl kaum im jagdlichen Einsatz sein ;). Die Frage ist doch...was machen sie da und wie? Da kann einem sehr viel erzählt werden.


    Zitat

    Und für ihre Standruhe wurde die evtl. Mutterhündin ausgezeichnet ;)


    Nö. Sie hat lediglich auf der Jugendprüfung für Retriever die volle Punktzahl dafür bekommen. Für einen Lab/Golden nix besonderes, für einen Chessie, der zum Fiepen, Quieken , Startlaut neigt ist das hervorhebenswert.


    Zitat

    Und man sollte nicht vergessen, dass Chessies im Gegensatz zu Golden und Labrador eben alle Sequenzen der Jagd können mussten und sie nicht nur aufs Apportieren selektiert wurden, sondern sie hatten auch Aufgaben wie den Hof zu bewachen und andere Dinge.
    Aber ich glaube, das ist weit OT mittlerweile, obwohl ich finde, dass man den Thread gerne auf die restlichen Retrieverrassen ausweiten könnte.


    Eben. Je breitgefächerter und weniger spezialisiert die Aufgabengebiete sind, desto eher kann man auch auf die Schönheit schauen. Zumal die optische Vielfalt bei den Chessies sehr viel im Showring zulässt.


    Schau dir die Border Collies an, da muss so viel auf natürliche Anlagen selektiert werden, dass absolut kein Platz für irgendwelche äußerlichen Merkmale bleibt.

  • Irgendwie klingt das alles sehr kritisch, auf was sollte man denn deiner Meinung nach achten, was die Zucht und die Hunde angeht? Insbesondere, wenn man wie du selber sagtest, keinen FT-Hund in Europa bekommen kann?
    Und wie gesagt, ich bin ja kein Jäger, aber mir imponiert, dass die Hunde durchaus mit ihren deutschen Vorsteher-Kollegen mithalten können.
    Und klar kann man viel erzählen, aber wenn die Hunde 40 Stunden Fährte gehen und die Bringtreueprüfung (die mit dem Fuchs) bestehen dann denke ich doch, dass sie für die regelmäßige (nagel mich nicht auf täglich fest) Arbeit im Revier durchaus zu gebrauchen sind.
    Und da eben auch sehr viele Jäger bei der Zucht kaufen, muss das auch so sein.
    Dass es keine wirkliche FT-Linie ist, dessen bin ich mir bewusst. Und ich finde, dass grade bei den Chessies extreme Unterschiede in den einzelnen Linien sind, das hat man schon am Aufbau drei verschiedener Exemplare auf der IZH gesehen (die liefen zusammen im Ring).
    Ich weiß aber nicht, wie das bei den anderen Retriever-rassen so ist.

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