2 junge Rüden - Stress untereinander

  • Hallo zusammen,


    ich hoffe sehr, ihr könnt mir helfen. Ich habe meine 2 jungen Rüden Jack (7 Monate) und Will (5 Monate) seit 4 Wochen bei mir. Beide kommen aus einem rumänischen Tierheim, sie wurden kurz nach der Geburt ohne Mütter dort abgegeben und sind zusammen aufgewachsen. Ich war selbst vor Ort und habe sie kennengelernt, bevor ich sie adoptiert habe.


    Eigentlich sind sie ein Herz und eine Seele, sie spielen zusammen, schlafen zusammen und bisher dachte ich auch, die Rangordnung wäre soweit geklärt. Jack entscheidet, aus welchem Napf er frisst und wenn er während dem Füttern seinen Napf 10-mal wechselt, dann wechselt Will mit und wenn er nicht genügend Abstand zu Jack halten kann, dann setzt er sich ins Eck und wartet, bis der andere fertig ist.


    Seit einer Woche hat Will aber immer öfter Aussetzer. Wenn ihm irgendetwas nicht reinläuft, dann hält er seine Ohren waagerecht, zieht die Leftzen hoch, knurrt eine Millisekunde und geht dann auf Jack los, ohne groß vorzuwarnen und dann verwarnt er nicht nur kurz, sondern ist richtig aggressiv. Für mich ist da überhaupt kein Grund erkennbar, nur in etwa 10% aller Fälle hat etwas mit Ressourcen zu tun, da knallt es vielleicht während dem Füttern oder nach dem Spielen. Meist entscheidet Will von einer auf die andere Sekunde, dass er jetzt keine Lust mehr hat und schlafen will, da lässt er aber weder mir noch Jack Zeit, das zu verstehen. Jack geht aber nie bewusst auf Will zu und fordert etwas, meist reicht es, wenn er in 2-3 Meter Abstand nur an ihm vorbeiläuft und ihn überhaupt nicht beachtet. So, als hätte Will schlechte Laune und müsste das an jemandem auslassen.


    Dass er dabei immer verliert und einstecken muss, scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren. Gestern waren wir auch das erste Mal beim Tierarzt, kleine Bisswunde unter dem Auge, die getackert werden musste. Auf meine Frage nach einer Kastration sagte sie, dass er noch viel zu klein dazu sei und sich die Hoden ersteinmal entwickeln müssten. Die Option scheidet also vorerst aus.


    Momentan habe ich sie in zwei verschiedenen Zimmer, wenn sie zusammen sind, wollen sie nämlich nur spielen und toben, und ich kann dem Kleinen ja keinen Trichter anziehen und dann zukucken, wie sein Kumpel ihm eins auf das Auge gibt, das macht ja keinen Sinn. Manchmal liegt einer vor und der andere hinter der Tür und beide weinen und wollen sich sehen. Bei der gleichen Situation 30 Minuten später kann es aber wieder sein, dass Will total aggressiv wird und fast die Tür einreißt, weil er sich belästigt fühlt (natürlich könnte er auch einfach aufstehen und auf die andere Seite des Zimmers liegen, aber das macht er nicht...).


    Kann es sein, dass das hauptsächlich an den Hormonen liegt, wie man mir von mehreren Seiten gesagt hat? Gibt es Hoffnung, dass sich das wieder legt oder erziehen lässt? Wie verhalte ich mich denn dabei richtig? Ich wäre echt dankbar, wenn es dafür Tipps oder Erfahrungsberichte gäbe! Danke :).

  • Zitat

    Hallo zusammen,


    ich hoffe sehr, ihr könnt mir helfen. Ich habe meine 2 jungen Rüden Jack (7 Monate) und Will (5 Monate) seit 4 Wochen bei mir. Beide kommen aus einem rumänischen Tierheim, sie wurden kurz nach der Geburt ohne Mütter dort abgegeben und sind zusammen aufgewachsen. Ich war selbst vor Ort und habe sie kennengelernt, bevor ich sie adoptiert habe.


    Vorsichtshalber geb ich mal keine Tipps dazu ab,aber DAS würde ich unterbinden.
    Du lässt die Hunde viel zu sehr selbst entscheiden (scheint so).
    DU bestimmst,wem welcher Korb/Napf gehört! =)


  • Viel Glück mit den zwei Rabauken!
    Und ich finde es super, das du Tieren "die keiner mehr wollte" eine Chance gibst :)

  • Ja, das sollte nicht so rüberkommen ;) Ich stehe schon dabei und schicke jeden zu seinem eigenen Napf, da herrscht durchaus Ordnung. Ich habe sie nur ganz am Anfang und diese Woche einmal selbst entscheiden lassen, eben, um rauszufinden, wer denn bei beiden der Chef ist und ob sich etwas daran geändert hat, dass Will sich so verhält.


    Als sie vermittelt wurden, wurde das Alter von beiden mit 5 und 7 Monaten angegeben, laut Impfausweis sind beide aber 7 Monate alt. Ich würde jetzt mal behaupten, dass das vielleicht nicht so ernst genommen wurde mit dem Eintragen, aber ich weiß, dass es eben schon einen Unterschied macht, wie alt dass beide wirklich sind.


    Ich schimpfe immer heftig mit Will, wenn ich sehe, dass ihm etwas nicht reinläuft und dann hört er auch auf, aber ich muss wirklich nebendran stehen, damit er mich überhaupt beachtet und nicht nur Jack fixiert. Jetzt habe ich aber auch gelesen, dass ich mit meinem Geschimpfe ihn vielleicht darin bestärke, dass er sich so böse verhält. Jetzt bin ich verwirrt :???: .


    Wir hatten immer Rüden, auch mehrere, aber so hat sich noch keiner verhalten (vor allem so plötzlich)....

  • Zu der Wunde muss ich sagen, dass ich da nicht im Raum war, sondern gerade den Müll rausbringen...Und es ist jetzt auch nicht soooo dramatisch, die Ärztin meinte auch, dass es wohl von ganz alleine wieder verheilt wäre. Aber bei seinen kleinen Buben wird man ja auch bei einer 2mm-Miniwunde gleich hysterisch ;). Wenn ich irgendwo in der Nähe bin und das mitbekomme, lasse ich alles stehen und liegen und gehe sofort dazwischen, ganz klar. Habe mir selbst auch schon den ein oder anderen Kratzer oder Milchzahn eingefangen, da bin ich nicht zurückhaltend und denke mir 'hach, die regeln das schon alleine'.


    Das mit der Kastration sollte jetzt auch nicht nur wegen des Verhaltens sein, bei Tierschutzhunden gehört sich das denke ich einfach so bzw. ist auch per Vertrag so festgelegt, vielleicht wäre das einfach ein netter Nebeneffekt gewesen, dass er sich gar nicht erst angewöhnt, so aufbrausend zu sein. Im Tierheim wollten sie ihn sogar schon mit 4 Monaten kastrieren, da sie eigentlich sonst nicht nach Deutschland gebracht werden, aber da habe ich mich dagegen gewehrt, der arme Bub, so klein und schon so eine große OP. Mit 2 Monaten hat er schon eine Lungenentzündung überlebt, da muss man das nicht übertreibe...

  • Hallo,


    schwierige Situation, bei der vermutlich eine Kastration nichts ändern wird.
    Klingt nicht wirklich nach hormonellen Ursachen.


    Das mit der Rangordnung würde ich einfach vergessen.
    Ich denke, du wirst erst im Laufe der Zeit die "brenzlichen" Gefahren bzw. Situationen, in denen es eskalieren könnte, erkennen und einschätzen können.
    Sei beruhigt, hier lief es in dem Alter mit einem meiner Rüden recht ähnlich ab.
    Nr.2 ging auf Nr.1, ohne großartige Vorwarnung, los.
    Letztendlich ging es doch um Ressourcen, denn Ressourcen werden nicht nur über Futter, Spielzeug, Schlafplätze oder menschl. Aufmerksamkeit definiert, sondern sind nach meiner Feststellung viel umfassender.
    So z.B. kann eben ein strategisch günstiger Weg, die eigene Ruhe, ein Spiel, ein Brotkrümmel oder auch ein leerer Futternapf, eine Tür (hinter der sich Futter befindet) verteidigt werden.
    Hier ist nun ganz präzises Management gefragt, liegt Will auf einem Platz und Jack muss an ihm vorbei, so musst du den Weg bahnen und Will klar machen, dass er nichts zu melden hat, ihn anweisen, liegen zu bleiben.
    Splitte von Anfang an solche Situationen.
    Bei zwei gleichgeschlechtlichen Hunden muss man oft prophylaktisch alles regeln.
    Wie schon erwähnt, habe ich auch zwei (unkastrierte) Rüden, inzwischen 9 1/2 und 10 Jahre alt, also auch recht nah beieinander.
    Der Jüngere bekommt auch manchmal, launenhafte Aussetzer und meint, unseren Ersthund attackieren zu müssen.
    In 99% aller Fälle stört es ihn nicht, wenn Rüde Nr.1 an ihm vorbeiläuft und in 1% tickt er aus.
    Das bedeutet für mich, immer beide im Auge zu haben (naja, "immer" ist übertrieben), aber wenn nach langen Schlaf wieder Bewegung in beide Hunde kommt, muss ich schon schauen, wie die Gesinnung ist.
    Tja, manchmal klatscht es eben, dann gibt es einen verbalen Anschiss von mir, jeder muss auf seinen Platz oder der Streithahn muss vor die Tür, um herunterzufahren.
    Ganz schnell eskaliert hier auch ein Spiel, Hund 2 hat nach 9 Jahren die Regeln des anderen noch immer nicht begriffen, der fühlt sich gleich bedrängt und provoziert und würde dementsprechend gleich wieder austicken.
    Da muss ich die Zwei echt mit Argusaugen bewachen und rechtzeitig die Gesinnung lesen und das Spiel abbrechen.


    Das hört sich alles dramatisch und anstrengend an, ist es aber nicht, denn man lernt es mit der Zeit, welche Gefahren, Eskalationen und Kloppereien, wann, wo und wie entstehen könnten und in diese greifst du vorher ein.


    Hundenäpfe, Schlafplätze usw., werden eben nicht nach Belieben getauscht.
    Kauartikel werden hier auf festen Plätzen gefressen, keiner hat sich zu rühren, wenn einer noch kaut.
    Hinterlassene Krümmel können sogar zu Zoff führen, also es muss alles (!) verschwinden.
    Das Gleiche gilt für Aufmerksamkeit deinerseits, du bestimmst, wer, wann und wo zu dir darf.
    Gerade Will, den Streithahn, würde ich klarmachen, wer der Chef ist, ihm musst du eine klare Anweisung geben:
    "Jetzt nicht hier, jetzt nicht dieses, sondern das!"
    Einem "frechen" Kandidaten, der beginnt, Wege zu verteidigen, musst du deutlich zeigen, wo er zu liegen hat.
    Zuckt er mit den Mundwinkeln, knurrt er, schicke ihn zurück, weise ihn an, sich hinzulegen und splitte und begleite Jack an ihn vorbei.
    Du musst Ohren und Augen offen halten, durch genaues Beobachten kann ein gutes Management betrieben werden, welches dauerhaft funktionieren kann.


    Gruß
    Leo

  • Vielen Dank für alle eure schnellen und ausführlichen Antworten! Ich bin echt beruhigt, dass das ein typisches "das-liegt-am-Hund-und-der-Situation-Problem" ist, dass dementsprechend auch mehrere Ursachen und mehrere Lösungsmöglichkeiten hat und nicht irgendwie ein klarer Fall von "wenn das so ist, werden die beiden NIE zusammen leben, das ist ein eindeutiger Beweis dafür, vergiss es!".


    Ich habe mir ja schon die ganze Woche den Kopf darüber zerbrochen, was ich verändern könnte und werde jetzt einfach folgende Sachen versuchen:


    1) Den Chef raushängen lassen. Bisher konnte ich ziehen, zoppeln oder über das Maul fassen wie ich wollte, so wirklich beeindruckt waren sie nicht - daran muss ich unbedingt arbeiten!


    2) Es wird mehr Rückzugsmöglichkeiten geben. Bisher sind sie hauptsächlich im Wohnzimmer, jetzt wird auch noch ein (zusätzlicher) Schlafplatz im Bad und im Schlafzimmer aufgebaut. Vielleicht brauchen sie einfach noch mehr Abstand voneinander.


    3) Gefüttert wird nur noch in separaten Räumen. Dass ihnen das mit dem Füttern schwer fällt, ist mir allerdings klar, in Rumänien gab es (erstaunlicherweise) den ganzen Tag mehr als genug zu fressen für alle Hunde, man konnte aus mehreren Sachen auswählen und der Napf war nie leer. Da würde ich mich auch beschweren, wenn jetzt nur noch so spärliche (figurbewusste ;) ) Portion auf dem Teller liegt, aber da müssen sie durch.


    4) Wir gehen ab sofort einmal in der Woche zum Spielenachmittag der Hundeschule, da können sie dann mit anderen Hunden aller Größen und allen Alters spielen. Vielleicht lassen sie dann nicht mehr den großen Mullu raushängen und halten sich für unbesiegbar :pfeif: .


    5) Wir werden noch öfter spazieren gehen. Draußen gab es nämlich noch nicht einmal ein klitzekleines Problemchen. Da kann Will den leckersten faulen Apfel im Maul haben, Jack kommt - plop - nimmt ihn ihm weg und nichts passiert. Es ist also wirklich nur in der Wohnung schwierig.


    Ich werde mal schauen, ob sich mit diesen Neuerungen irgendetwas tut. Heute waren wir zum Beispiel über den Tag verteilt 2 Stunde spazieren und Will hat nur ein einziges Mal die Backen aufgeblasen, aber das konnte ich gleich unterbinden. Vielleicht wird es ja gut! Hergeben tu ich nämlich keinen von beiden mehr :gut: .

  • Ich denke nicht, dass das langfristig funktionieren wird. Gleiches Alter, gleiches Geschlecht, jetzt schon ernsthafte Kämpfe...


    Ich wünsche Dir Glück.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Nicht aufgeben, auf keinen Fall!


    Bei miteinander lebenden Rüden habe ich folgende Erfahrung gemacht:


    Sie prügeln sich, prollen rum, motzen schnell, kloppen sich auch mal - viel Lärm um "nichts".
    Danach trinken sie aus einem Napf.
    (was du noch nicht zulassen solltest)


    Verhindere es, dass Will dem Jack Beute klaut!
    Er muss lernen, dass Jacks Beute tabu für ihn ist.
    Zeigt er Interesse, schicke ihn weg.


    Ja, füttere sie getrennt, allein schon, um keinen Stress für Will aufkommenzulassen.


    Zitat

    Bisher konnte ich ziehen, zoppeln oder über das Maul fassen wie ich wollte, so wirklich beeindruckt waren sie nicht - daran muss ich unbedingt arbeiten!


    Inwiefern beeindrucken?
    Verstehe nicht, wie du das meinst.

  • Zitat

    1) Den Chef raushängen lassen. Bisher konnte ich ziehen, zoppeln oder über das Maul fassen wie ich wollte, so wirklich beeindruckt waren sie nicht - daran muss ich unbedingt arbeiten!


    solltest du wirklich denn ein souveräner Führer wie deine einen brauchen zieht, zoppelt und fäßt nicht übers Maul!


    Körperlich musst und kannst du sie nicht beeindrucken. Arbeite/ spiele auch regelmäßig mit beiden alleine so das ssich die Bindung zwischen dir und jedem der Hunde noch mehr festigt. Nur wenn dir der einzelne vertraut und somit auch deinem Urteil über schwierige Situationen lassen sie sich untereinander auch regulieren. Da zählt dann mehr deine Körpersprache als dein körperlicher Einsatz am Hund direkt.

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