kompletter Harnverhalt
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Hallo,
wir haben zwei Hündinnen (DSH) wegen der gleichen Symptomen verloren.
Es geht um folgendes:
Im Laufe einiger Monate konnte die Hündin immer schlechter Harn absetzen. Sie musste immer mehr Versuche machen, bis Urin kam. Sie wurde zunächst auf Blasenentzündung, Nierenprobleme usw. behandelt. Ohne Erfolg. Das Blutbild zeigte auch keine Entzündungszeichen. Ultraschall und Röntgen ebenfalls ohne Befund. Keine Steine, kein Tumor. Zuletzt mußte sie katheterisiert werden. Lt. Tierarzt öffnete sich der Blasensphinkter nicht mehr. Ursache unbekannt. Auch Medis zur Muskelentspannung/Beruhigung/Kortinson wirkungslos. Alle 2-3 tage mußte mit Sedierung katheterisiert werden. Ihr könnt Euch denken, dass man sowas nicht über lange Zeit machen kann. Es war für mich ganz schrecklich, einen sonst gesunden Hund einschläfern zu lassen, weil er nicht mehr urinieren konnte. (sie war erst 9). Das alles war 2007 und mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich daran denke.Dieser Alptraum wiederholte sich zwei Jahre später bei der Hündin meiner Enkeltochter (Beide Hündinnen
waren nicht miteinander verwandt). Das erstere geschah in Spanien, das zweite in Deutschland. Auch in D war der TA völlig ratlos. Röntgen, Ultraschall usw. ohne Befund.Jetzt habe ich Angst, dass sich sowas wiederholt. Denn bis heute konnte mir niemand eine Erklärung für diese Erkrankung bzw.Symptome geben. Vielleicht gibt es ja jemand in diesem Forum, der dazu etwa sagen kann.
Danke im voraus.
Lg Doccana -
- Vor einem Moment
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Das hört sich sehr nach Quintus Geschichte an.
Seine erste Blasenentzündung hatte er mit einem Jahr, seit dem 1-3 mal im Jahr.
Vor vier Jahren hatte er das erste mal Harnverhalten, seit dem kommt es 6-10 mal im Jahr vor das er für ein bis fünf Tage schlecht (Tröpfchenweise unter großen Mühen) oder gar nicht pieseln kann. Zum Glück ist er ein Rüde, die sind leicht katheterisierbar was ich dann mehrmals täglich selber mache.
Auf der anderen Seite läuft er oft unkontrolliert aus.
Die Harnstoffwerte sind seit Jahren leicht erhöht (um die 35 mg/dl), alles andere ohne Befund. Ich war mit ihm zum Dopplerultraschall in der TK, die konnten keine Ursache finden.
Letztes Jahr wurde er kastriert um eine evt. hormonelle beteiligung auszuschließen.
Seit einiger Zeit hat er Probleme mit Spondylose, was sein Pieselproblem verstärkt.
Also leben wir jetzt seit einigen Jahren damit.
Da hier alle Böden wischbar sind und er sich problemlos den Katheter schieben lässt, ist das gut händelbar.Ich habe jetzt noch mal einen Termin in der TK um noch mal zu schauen ob weiterhin keine mechanischen Ursachen erkennbar sind. Sollten das keinen Befund bringen, werden wir versuchsweise mit Alpha-Rezeptorblockern behandeln da es evt. eine Reflexdyssynergie sein könnte. Dabei ist das Zusammenspiel von Blasenkontraktion und Blasenhalsschließmuskelöffnung gestört.
Ich setze große Hoffnung in diesen Behandlungsversuch da dieses sehr seltene Krankheitsbild seine Probleme wirklich erklären würde und wir das ganze vieleicht doch noch in den Griff bekommen könnten.Meistens sind von der Reflexdyssynergie zwar ehr große Hunde betroffen oder Hunde mit Cauda Equina aber es gibt ja auch immer mal untypische Fälle.
Vieleicht hat eure Hündin ja das gleiche. Ich würde sie auf jeden Fall mal in einer TK, die Erfahrung mit Neurologischen Erkrankungen hat, vorstellen.
Vieleicht wäre auch ein MRT sinnvoll um Nervenblockaden auszuschließen. -
Ja, es war wohl ein Zusammenspiel der verschiedenen Reflexe gestört. Den Ausdruck Reflexdyssynergie hab ich allerdings noch nie gehört. Es wurde allerdings auch ein Versuch mit einem Alpha-Rezeptorenblocker gemacht, der jedoch nichts gebracht hat. Ein MRT wurde nicht vorgeschlagen. Der TA meint allerdings, - außer einem Dauerkatheter - käme nur eine Durchtrennung des Blasenschließmuskels infrage, wobei dann aber ständig Urin abgegangen wäre. Und da sie eine Hündin war, wäre sie ständig nass und verschmutzt gewesen. (Schäferhündin mit viel Haaren an den Oberschenkeln) Ich hätte das noch inkauf genommen. Allerdings wußte er auch nicht, wo ich eine solche Opreration hätte machen lassen können. Die umliegenden Kliniken haben abgelehnt (wir wohnen in Spanien). Und jetzt ist es ja ohnehin zu spät. Ich hoffe undwünsche mir sehr, so etwas nich nocheinmal mitmachen zu müssen. -
Bitte gib mir doch gelegentlich Nachricht, welche Diagnose bei deinen Hund herausgekommen ist und welche Behandlung angeschlagen hat. Es scheint ja wirklich eine relativ seltene Erkrankung zu sein, da die hiesigen TÄ nichts davon wußten bzw. nichts in diesr Richtung sagten.
Aber es ist doch schon sehr seltsam, dass wir jetzt schon zwei Hündinnen mit dieser Erkrankung hatten.
Wäre schön, wieder von dir zu hören.
LG Doccana -
Das ihr schon den zweiten Hund mit ähnlichen Symtomen habt ist wirklich merkwürdig. Ich habe schon zwei Hunde im Abstand von 14 Jahren an Leptospirose verloren; nichts ist unmöglich.
Das der Versuch mit Alpha Rezeptorblockern fehlgeschlagen ist, ist natürlich blöd. Bei der Reflexdyssynergie wird auch damit behandelt, teilweise in Kombination mit Myocholine und Valium(zum Entspannen der Muskulatur).
Ich habe ziemilich viel gegoogelt zu dem Thema, leider gibt es zu diesem sehr seltenen Krankheitsbild wenig Infos.
Prof. Barbara Kohn von der Uni Berlin hat 2006 einen Vortrag zu dem Thema gehalten. Ich hatte sie angemailt in der Hoffnung davon ein Script erhalten zu können, aber leider gibt es da nichts schriftliches zu.Das ihr in Spanien lebt macht die Sache natürlich nicht leichter.
Trotzdem müsste es doch irgendwo eine große Klinik, evt. Uniklinik, geben, die Erfahrungen mit Neurologischen Erkrankungen haben.
Bei Katzen gibt es das auch und bei denen kann man wohl durch eine OP (ich weiss aber nicht was da genau gemacht wird) das Problem lösen. Bei Hunden wird es wohl sehr selten gemacht, da gibt es vermutlich auch keine vernünftigen Statistiken zu den Erfolgen, aber wenn die Alternative das Einschläfern ist würde ich es wohl versuchen.
Gerade bei so seltenen Krankheitsbildern ist es schwierig einen sachkundigen TA zu finden.Meine Idee mit dem MRT kam mir, weil wohl häufiger Hunde mit Cauda Equina betroffen sind. Vieleicht hat euer Hund eine so leichte Form die sonst keine Symtome macht aber trotzdem den Nerv blockiert
Nächsten Mittwoch nachmittag hab ich mit Quintus den Termin in der TK, vieleicht haben wir das Rätsel damit ja endlich mal gelöst.
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@ doccana: Ich antworte hier, da es ja vieleicht auch andere interessiert.
Vor einem knappen Monat war ich mit Quintus noch mal in der TK. Wie schon bei der Untersuchung vor drei Jahren waren beim Dopplerultraschall keinerlei mechanische Ursachen erkennbar. Dr. Kresgen meinte es könnte durchaus eine Reflexdyssynergie sein auch wenn Quintus mit seinen 10 kg/KGW deutlich aus dem Rahmen fällt. Die Hunde die er bisher mit diesem Krankheitsbild hatte, waren durchweg Riesenhunde wie Doggen oder Irish Wolfhunde. Es gibt mehrere Möglichkeiten das medikamentös anzugehen und wir haben dann mit Dibenzyran den ersten Behandlungsversuch gestartet.
Bisher sieht es aus als wenn das erste Medikament direkt ein Volltreffer wäre.
Seit er das Dibenzyran (ein Rezeptorblocker) bekommt ist er weder ausgelaufen noch hatte er harnverhalten. Ich hoffe das bleibt so, ansonsten versuchen wir ein anderes Medikament.
Das Zeug ist schweineteuer, kostet für den kleinen Quintus 76 € im Monat, aber nachdem wir mit dem Problem schon seit Jahren kämpfen bin ich ja froh das überhaupt was hilft.Quintus ist eh ein Eurograb
bei seinen vielen Baustellen. Alleine für seine Medies bezahle ich jeden Monat mittlerweile rund 120 €. Aber solange es dem alten Mann damit gut geht.........
Also sieht es gut aus im Moment, ob das so bleibt wird die Zeit zeigen.
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Das hört sich ja gut an. Hofentlich bleibt es auch bei dem Erfolg. Ich wünsche Euch jedenfalls weiterhin alle Gute. Und versuch auch, noch mehr über die Refelexdyssynergie zu erfahren. Was empfiehlt dein TA denn bei dem blockierten Nerv durch die Cauda equina. Gibt es da erfolgreiche Op's?.
Liebe Grüsse
Doccana -
Bezgl. Cauda Equina bin ich überfagt, aber normalerweise wird das nach Diagnosestellung per MRT operiert.
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Hallo,
speziell die erste Geschichte mit der Einschläferung hat mich doch sehr bewegt:
Leider ist der untere Urinaltrakt samt seinen Besonderheiten eher ein Spezialistenthema, als Grundwissen für Tierärzte. Das soll keine Kritik an dem Berufsstand sein, kein Arzt weiß alles, auch und gerade nicht beim Menschen.Aber sobald es an die Diagnostik der Urinalorgane geht, kommen einfach sehr viele komplexe Symptome aufeinander, die eine sehr genaue Untersuchung erfordern, die sich die meisten "normalen" Tierarztpraxen auch einfach nicht leisten können.
Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, dass der Tierarzt rechzeitig zugibt, dass er oder sie dieses Themengebiet nicht genau kennt und an einen Spezialisten weiterverweist. Auf jeden Fall ist Einschläfern das falsche Mittel.
Ich selbst habe auch einen Hund mit angeborener Proteinverdauungsschwäche sowie einer dystopischen Reflexusdyssynergie samt neuronaler Schädigung der Basalganglien. Es liegt auch eine generelle Schädigung der LWS (Lendenwirbelsäule) vor. Also ein ziemlicher Brocken, sagen wir es mal so
.
Doch, statt den Hund einfach aufzugeben, oder immer wieder teure Medis "auf Verdacht" zu spritzen und zu geben, hat unser Tierarzt uns gleich eine Adresse gegeben, welche sich speziell hier im Norden auf Urinprobleme bei Hunden und Katzen kümmert. Das tun wirklich erstaunlich wenige Tierärzte, aber die Fallzahlen sind halt auch nicht so hoch und die Medikamente auch keine Massenwaren.
Sprich:
Für uns Endkunden sind Diagnostik und die Medis sauteuer, der Arzt verdient aufgrund der hohen Anschaffungskosten auch eher wenig dran und trotzdem muss es Leute geben, die sich darauf spezialisieren wollen.Je früher eine Weiterleitung an einen Spezialisten bei chronisch auftretenden Harnabsatzproblemen passiert, desto besser ist der Tierarzt, würde ich mal sagen. Denn es schont den Geldbeutel des Kunden und die Nerven des "einfachen" (nicht abwertend gemeint!!) Tierarztes.
Zur Symptomatik:
Ich selbst hätte nieeeeeee gedacht, dass allein beim mittelalten Rüden so viele unterschiedliche Harnabsatzdiagnosen sowie Therapien in Frage kommen können. Grundsätzlich wird es auch immer dann schwierig, wenn nervöse Veränderungen in den Nervenenden oder Nervenschnittstellen bestehen: Denn hier sucht man wirklich die sprichwörtliche "Nadel im Heuhaufen"; sprich:
Das richtige Nervenende des gestörten Nervs muss geblockt werden und derlei gibt es viele unterschiedliche im Nervensystem. Also diagnostizieren, suchen, ausprobieren und weitermachen heißt oft die Devise.Ein generelles Allheilmittel bei Harnabsatzbeschwerden gibt es nicht. Noch nicht mal die Symptomatik lässt genau auf die Ursache der Harnprobleme schließen - es ist immer Einzelfallbetrachtung angesagt.
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Danke für deine ausführlichen Erklärungen. Ich werd mir das alles gut merken. Die Blockierung des entsprechenden Nervesscheint mir auchdie beste bzw. einzige Möglichkeit zu sein.Evtl. auch eineDurchtrennung des "richtigen" Nerves.
Liebe Grüsse und allen, die noch leben, viel Erfolg bei der Behandlung. -
Quintus geht es, mittlerweile rund ein Jahr nach Diagnosestellung, sehr gut.
Er kommt mit dem Dibenzyran gut zurecht, kann relativ normal pieseln. Manchmal hat er Tage an denen es nur tröpfelt aber dann dauert es eben etwas länger. Er hatte keinen kompletten Harnverhalt mehr.
Seine Harnstoffwerte, die durch den Rückstau beim pressen seit Jahren erhöht waren, sind normal.Allerdings entspannt das Dibenzyran den Blasenmuskel wodurch öfter mal was daneben geht. Aber was soll´s, damit kann ich leben. Sonst gehts ihm super (von seinen sonstigen Baustellen mal abgesehen
)
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