Scheinträchtig - wie läuft das bei euch? Kastra?

  • Ich sehe inzwischen das Thema Kastration relativ emotionslos....(bin zwar Rüdenhalterin, das Thema stellt sich aber in ähnlicher Form immer und immer wieder).


    Wenn es dem Hund offensichtlich gut geht, er lenkbar und ansprechbar ist, keine Stereotypien aufweist - natürlich braucht man dann keinem eine Kastration anraten....


    Was mich an der ganzen Diskussion ziemlich nervt, ist dieses permanente schlechte Gewissen Gemache, wenn jemand kastrieren will. Da wird unterstellt, er wolle sich die Erziehung ersparen, der Natur ins Handwerk pfuschen und seinen Hund nicht mehr Wolf sein lassen.
    Da wird von Amputation gesprochen, gesunden Organen, die man tierschutzwidrig entnehmen will und ganz dick mit der moralischen Zaunlatte gewedelt.
    Ganz zu schweigen von den selbsternannten Missionaren gegen kastrierede Tierärzte, manche von ihnen würden wirklich einen guten Mormonen abgeben.....Da wird ein Thema brisant gemacht... ich finde an einer Kastration nichts Brisantes.


    Ich sage ganz klar: wenn mein Rüde noch öfter so durch den Wind ist, wie vor kurzem, als seine Lieblingshündin läufig war, dann kommen die Glocken ab. Das muss ich ihm nicht antun - und da es nunmehr nach 7 Lebensjahren so gesteigert aufgetreten ist, kann ich kaum an ein Erziehungsproblem glauben ;)


    Von natürlichen Zuständen sind unsere Sofawölfe doch weit entfernt... z.B. sind ihre Möglichkeiten, Stress- und Erregungszustände selbständig durch vermehrte Bewegung nach eigenem Wunsch und Drang abzubauen doch sehr begrenzt.
    Zudem zwingen wir viele unserer Hunde, in unnatürlicher Dichte miteinander zu leben, ohne nach eigenem Ermessen ausweichen zu können.


    Also sollte doch bitte jeder den Zustand seines Hundes und seine Lebensumstände beurteilen dürfen - und meiner persönlichen Meinung nach brauchts nicht gleich lebensbedrohliche Situationen, um sich für eine Kastration entscheiden zu "dürfen".

  • Falbala


    Na siechste, da treffen wir uns doch wieder :gut:
    Über den Alpha-Kram will ich gar nicht weiter reden. Ich halte es da mit Günther Bloch und gut.


    Zu Deiner Hündin nochmal, das ist ja immer das fiese, genau wie in der Humanmedizin, das diese Sekundärerkrankungen das eigentliche Übel so schwer bis fast garnicht erkennbar machen. Bis man da die Wurzel des Übels gefunden hat vergeht wertvolle Zeit. Echter Mist! Da kann man froh sein, wenn man es rechtzeitig herausfindet.


    vivasparkycopa


    Scheinschwangerschaften werden häufig auch durch äußere Einflüsse, z.b. Tageslänge, schwangeres/trächtiges Familienmitglied oder auch Nachbarin ausgelöst. Da ist es völlig unwichtig, wann kastriert wurde. Wenn bei der OP noch Gewebeteilchen zurückbleiben, dann kann es sogar zu Läufigkeitssymptomen kommen.



    Ich find einfach, dass sich die Leute es oft sehr einfach machen und zusätzlich die TÄ das noch unterstützen, da es für sie ja eher ums finanzielle geht. Gerade bei Rüden haben wir ja schon die Möglichkeit herauszufinden, ob eine Kastration zum gewünschten Ergebnis führt und kann dann pro oder Contra entscheiden. Die Forschung steht ja kurz davor diese Möglichkeit auch für Hündinnen auf den Markt zu bringen, ich glaube im Zootierbereich ist man schon soweit. Das wird ein Meilenstein!
    Außerdem darf man, neben einem Haufen anderer ätzender Nebenwirkungen, nicht außer Acht lassen, dass die Kastra durch die dadurch fehlenden Sexualhormone auch massive Auswirkungen auf das Aggressionsverhalten der Hunde hat!

  • Zitat

    Wenn die Kastration nicht genau im Anöstrus gemacht wird, besteht das Risiko - laut meinem TA.


    Bei meiner Maus z.B. wurde der Termin verschoben, da sie noch scheinschwanger war.




    Ich habe dazu irgendwann mal eine andere These gehört.
    Weiß aber nicht, ob diese wahr ist.
    Vielleicht kann da jemand auf die Sprünge helfen?



    Die These besagt, daß Scheinträchtigkeiten auch vom Gehirn aus gesteuert werden können.
    Wenn also eine kastrierte Hündin eventuell mal mitbekommt, daß irgendwo in ihrer näheren Umgebung Nachwuchs versorgt wird, könnte sie ebenfalls scheinträchtig werden.




    Neugierige Grüße
    SheltiePower

  • Elsemoni: Hm, ich denke, ich bin da Schnaudels Einstellung näher als Deiner.


    Mein TA z.B. ist nicht geldgeil, sondern ehrlich und pragmatisch - auch, wenn er viel Geld für die Kastra bekommen hat, was sein ganz gutes Recht ist. Er ist einer von der Sorte, die einem alle Alternativen aufzeigt, aufklärt und uns die Entscheidung überlässt. Ich kann diese "Geldmacherei" also nicht beurteilen und bin auch nicht der Meinung, dass Kastration sooo etwas schlimmes ist. Schlimmer ist ein gestörtes Immunsystem wegen durchgeknalltem Hormonhaushalt allemal. Und ausserdem ist es schleichend und unsichtbar und deshalb gefährlich.


    Und da es so schwierig ist, die ursprüngliche Wurzel des Übels zu entdecken, bin ich eher für zu früh, als zu spät und möchte gar keinesfalls warten, bis "lebensbedrohliche Zustände" eingetreten sind.



  • Laut meinen Unterlagen steigt nach dem Eisprung der Progestonspiegel an und bleibt für die Zeit der "Trächtigkeit" aufrechterhalten. Dies führt zum Zustand der Scheinschwangerschaft und allein am Hormonstatus ist es selbst für TÄ nicht immer möglich herauszufinden ob die Hündin tatsächlich tragend ist.
    Nach einer Rückkopplung an die Hirnanhangsdrüse erfolgt die Bildung von Prolaktin. Dies bewirkt Milchbildung in unterschiedlicher Stärke, Nestbau, Höhlenbuddeln und ein Anstieg der Verteidigungsbereitschaft. Die Prolaktinproduktion kann auch durch die Sinnesorgane angeregt werden und ermöglicht so die Scheinschwangerschaft bei kastrierten Tieren. Beim Rüden steigt übrigens im Frühjahr, bedingt durch die Tageslänge, ebenfalls der Prolaktinspiegel an, auch bei Kastraten. Die Produktion wird hier ebenfalls durch die Sinnesorgane angeregt.

  • Sheltie Power: es ist wohl so, wie ich schrieb.
    Ausserdem kann das passieren, was Elsemoni beschreibt. Follikel können auf den Haltebändern verstreut sein (der TA übersieht sie), wodurch das System von Sender und Empfänger bestehen bleiben kann und deshalb hormonelle Veränderungen eintreten können. Sonst nicht!


    Auf psychosomatischer Ebene - unabhängig von den Hormonen - sehe ich bei Zookie, dass ihre Tiks, also Stereotypien, zwar noch vorhanden sind, aber extrem abgeschwächt - kann man sich vorstellen, als ob sie "die Lust verliert". Das Zwanghafte ist verschwunden und ich denke, die Gewohnheit wird sich mit der Zeit komplett auflösen. Sie ist nicht mehr gestresst dabei - eher so: "Da war mal irgendwie was...".


    Sie ist ausserdem mitnichten aggressiv - war sie nie - dafür um einiges selbstbewusster, so scheint mir in der kurzen Zeit. Auch das ist ein Segen für mein schüchternes Mäuschen.


    Zur Technik der Kastra wollte ich noch sagen: wie gesagt, die Eierstöcke sind entfernt worden, die Gebärmutter blieb drinne, da nicht entartet. Das macht man heutzutage so, damit die Haltebänder, die die Gebärmutter halten, nicht beschädigt werden. Die Gebärmutter ist das Organ, das mit dem Herzen zusammen am meisten durchblutet ist und man deshalb versucht, sie zu erhalten. Denn die Bänder sind es, wenn der Halt nicht mehr gegeben ist, die für die Inkontinenz verantwortlich sind. Um das zu vermeiden, achtet man sehr darauf.


    Bei kleinen Hündinnen ist die Gefahr der Inkontinenz wesentlich geringer als bei grossen Hündinnen (8 zu 30%). Als Regel gilt ausserdem: je früher kastriert wird, desto seltener ist die Inkontinenz. Wenn sie aber dann kommt, dann richtig und nicht, wie wenn später kastriert wird, nur ein paar Tröpfchen.

  • Ich danke euch allen für diese Aufklärung, ist sehr intressant.
    Wir haben Copa nach der Hitze nach drei Monaten Pi mal Daumen kastrieren lassen.
    Das ist jetzt 4 Wochen her, mal beobachte wie es sich auswirkt.
    Nochmals danke euch allen.

  • Hallöle,


    ich hätte auch mal eine Frage zur Scheinträchtigkeit.
    Meine alte Hündin war nie sichtbar scheinträchtig, deshalb hab ich da keine Erfahrung.


    Meine Tessa war jetzt endlich mit 3,5 Jahren zum ersten Mal läufig.
    Davor wurde schon alles mögliche untersucht, aber kein Grund für das Ausbleiben der Läufigkeit gefunden.
    Sie war auch noch sehr kindlich in ihrem Verhalten und auch vom Fell her.


    Sie hat jetzt eine Läufigkeit wie im Lehrbuch hingelegt.
    Genau drei Wochen und auch sonst alles wie sichs gehört.
    Letzte Woche Mittwoch hat sie die letzten Tropfen verloren.
    Markieren tut sie noch.
    Jetzt hab ich gestern leichte Verdickungen unter den Zitzen bemerkt.


    Kann das jetzt schon der Anfang der Scheinträchtigkeit sein?
    Ich dachte immer das kommt so etwa dann wenn bei einer richtigen Trächtigkeit die Welpen kommen würden. Also nach ungefähr 8 Wochen.

  • Die Scheinträchtigkeit dauert nach der Läufigkeit 60 Tage +/-. Danach folgt die Scheinmutterschaft von ca. 4 - 8 Wochen. Umgangssprachlich wird das alles unter Scheinschwangerschaft zusammengefasst.

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