Barfen - tatsächlich so streng?

  • Hallo, liebe Foris =).
    Nachdem Lou jetzt schon zum gefühlten 20. Mal ein Futter-Allergie-Bedingtes Leckekzem innerhalb der letzten Monate bekommen hat und auch sonst auf jedes neue Leckerli sehr sensibel reagiert, konnte ich meine Mutter endlich vom Barfen überzeugen.
    Jetzt recherchiere ich schon seid Langem und doch stoße ich an meine Grenzen.
    Und es stellt sich mir die Frage: Ist Barfen tatsächlich so streng wie es wirkt? Muss alles bis aufs letzte mg berechnet werden und wirklich jedes Vitaminchen perfekt abgedeckt sein?
    Davor habe ich nämlich gerade Angst.
    Ich habe eine ewige Liste, davon stelle ich unten auch noch einen Ausschnitt ein, in der alles bis ins kleinste Details vermerkt wurde, was ich bisher recherchiert habe und doch habe ich das Gefühl, keine Ahnung zu haben, wie ich dem Ganzen gerecht werde.


    Dies ist ein Teil von besagten Notizen:


    Gesunder Hund braucht 3 % seines eigenen Gewichts
    Lou = ca. 19 kg * 0,3 = ca. 570 g
    Davon 70 % Fleischanteil = ca. 399 g und 30 % vegetarisch = ca. 171 g


    Fleischanteil pro Woche:
    - max. 30 % Knochen / Knorpel (ca. 838 g / Woche)
    (Knorpel sind: Kehlkopf, Luftröhre [<- NIE als Ganzes geben. Knorpelspange längs aufschneiden und dann in ca. 15 cm lange Stücke teilen)
    (Fleischknochen / Fleisch mit Knochen: Geflügelhälse, Flügel, Karkassen, Brustbein & Rippenknochen von jungen Rindern und z.B. Lämmern, fleischige (Gelenk)Knochen vom Kalb, Rind/ Lamm, Kalbsbrustknochen, Markknochen, Beinscheiben, Suppenfleisch, Ochsen- & Kalbsschwanz),
    - max. 10 % Innereien (ca. 280 g / Woche) und somit höchstens 1 x die Woche
    (Innereien sind: Leber, Niere, Lunge, Herz, Blut [geronnen], Milz),
    - ca. 20 % Magen & Mageninhalt ( ca. 560 g / Woche)
    (Dies sind: gereinigte Geflügelmägen, Kaninchenmägen, Rindermägen (Pansen, Netzmagen, Blättermagen)
    Bei grünem Pansen muss Vegetarisches etwas eingeschränkt werden ;)
    - 40-50 % Fleisch (bis zu 1,4 kg / Woche)
    (Hühnchen, Pute, Rind, Lamm (fettarm), Kaninchen (fettarm), Ziegen (fettarm), Enten (fettreich), Reh, Hirsch..)


    WICHTIG: Schweinefleisch ist absolut tabu!!
    Aufteilen auf ca. 2-3 Mahlzeiten pro Tag (z.B. Morgens den Fleischanteil, mittags den Gemüsebrei & abends einen Knochen oder ein Ei)
    - Fleisch oder Innereien können einzeln, aber auch mit vegetarischem Brei gefüttert werden.
    - Getreide möglichst einzeln, nie mit Fleisch, Fisch oder Roh-Ei, wegen Verdaulichkeit (ca. 6 Stunden Abstand, also als Letztes verfüttern). Ebenso Kartoffeln.
    - Milchprodukte allein oder mit Vegetarischem, ausnahmsweise mit Getreide


    Statt Knochen können auch Eierschalen gefüttert werden (Kalzium). Pro Tag ca. 5 g gut! Wird Getreide gefüttert eher 10 g. Muss gemörsert werden.




    Ein TL tierisches/pflanzliches Öl pro Tag dazu ist super. (Muss natürlich nicht, das sind bloß Vorschläge)
    - Lein-Öl, Raps-Öl, Walnuss-Öl sind
    - Fischöle (in Fisch enthalten, also auch ersetzbar durch ab und an Fisch füttern) / Lachs-Öl
    - Kokos-Öl / Kokosflocken (auch hilfreich als Geschmacks-anreger, allerdings nur dosiert und besser nicht mehr als 1 TL am Tag
    -


    Ein TL Nüsse die Woche ist auch klasse
    - Haselnuss, Cashewnuss, Erdnuss, Walnuss, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne (alle möglichst fein gemahlen z.B. über den vegetarischen Brei)
    -


    Vegetarisches:
    Geeignet:
    - Karotten: Sehr gut häufig zu füttern
    - Salate: Sehr gut häufig zu füttern (bloß immer gut waschen)
    - Salatgurke: ca. 2 x die Woche halbe Frucht (wegen Bitterstoffen in Schale lieber Schälen, da sonst Mus vllt. Abgelehnt wird)
    - Sellerie: gerne regelmäßig in kleinen Mengen
    - Zucchini: Gerne viel füttern (schälen!)
    - Äpfel: Sehr gut häufig zu füttern (aber Kerngehäuse entfernen wegen Glykosid Amygdalin!)
    - Bananen: zufüttern (aber max. 3 pro Woche)
    - Birnen: gut (max. 2-3 pro Woche & lieber mehrere kleinere Poritionen als weniger große. Und Kerne weg!)
    - Pfirsiche, Nektarinen (ohne Kerne)
    - Aprikosen (ohne Kerne)
    - Erdbeeren ab und zu gut. 10 Früchte pro Tag in Saison sind theoretisch okay.
    -
    Ungeeignet:
    - Hülsenfrüchte
    - Kohlpflanzen
    - Nachtschattengewächse (z.B. Tomaten, Paprika, Auberginen)
    - Sprossen
    - Zwiebelgewächse (bis auf Knoblauch, der fein dosiert ab und an in einem Hauch problemlos verwendet werden darf)


    ---------------------------------------


    Ich weiß, dass hinter all dem noch weitaus mehr steckt und ich habe auch noch viel mehr aufgeschrieben und doch habe ich jetzt die Frage:


    Geht es beim Barfen um Abwechslung? Ja, oder? Wenn ich also mit den Dingen auf der Liste die Prozentangaben abdecke (also wenn ich uns z.B. 3 Fleischsorten zum variieren aussuche und so plane, damit er nicht wahllos irgendwas was ins Schema passt reingeschoben bekommt), ist das schon "korrekt"? Oder nicht?


    Ich bin im totalen Stress und habe Angst, was falsch zu machen.


    :hilfe:


    Tut mir Leid, der Fred ist etwas unübersichtlich und ich glaube ich habe auch keine konkrete Frage gestellt, oder?
    Ich hoffe, ihr wisst trotzdem irgendwie etwas damit anzufangen. Ich habe mich auch durch tausende Posts hier gekämpft und dann kamen Ca-Ph-Verhältnis-Fragen und noch so vieles mehr und ich habe gemerkt, wie wenig Ahnung ich doch habe.


    Was ist für euch denn das Wesentliche am Barfen? Muss es tatsächlich so streng gehalten werden? Was sind die entscheidenden Dinge, eurer Meinung nach, auf die es ankommt?


    VlG, die völlig Informationen-zugedröhnte Kim

  • Zitat

    Was ist für euch denn das Wesentliche am Barfen? Muss es tatsächlich so streng gehalten werden? Was sind die entscheidenden Dinge, eurer Meinung nach, auf die es ankommt?


    Für mich bedeutet Barfen, dass der Hund über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen ausgewogen, ausreichend und abwechslungsreich ernährt wird.
    Dazu gehört für mich alles an Fleisch, was es beim Metzger so gibt. Schwein gibts da eh nicht, auch gekocht kommt es nicht in den Napf. Innereien kauf ich eher selten, mageres Rind und Wild stehen hier hoch im Kurs :D
    An Gramm-Angaben pro Tag halte ich mich relativ genau, 1. weil es 200g-Würste schon fertig zu kaufen gibt und weil 2. Bokey echt schnell zunimmt. Dennoch gibt es mal nur einen Kehlkopf am Tag, mal bekommt der Hund (bei uns ist samstags z.B. Fischtag) TK-Fisch vom Discounter.
    An Gemüse (das ich dünste und püriere) und Obst füttere ich so ziemlich alles was ein Hund fressen darf und was es im Bioladen so gibt. Ich muss selbst Bio essen, also bekommt der Hund das eben auch.
    Calcium bekommt er jeden Tag. In Form von Joghurt und Hüttenkäse, als Calciumcitrat oder als Hühnerhälse oder durch Hagebuttenpulver oder oder oder... Wichtig sind dann für meinen Hund noch einige Zusätze. Was für's Fell und die Pfoten und die Haut. Das war's dann auch schon. Im Winter gibt's mal hier und da ne Kur für's Wohlbefinden, dann mal was für die Gelenke. Und dem Hund geht's seit 4 Jahren hervorragend :D
    Ich barfe, weil ich so selbst bestimmen kann, was und wie der Hund sein Futter bekommt. Er ist nicht mäklig, er würde jedes DoFu fressen und Allergien hat er auch nicht. Deswegen kann ich relativ sprunghaft und quer durch die Bank füttern.

  • Vielen Dank für deine Antwort! =)
    Was meinst du mit dem Zeitraum innerhalb von 4 Wochen?
    Habe übrigens gerade eine tolle Seite entdeckt, die mir das alles ein wenig beleuchtet.
    Trotzdem würde ich mich über weitere Antworten sehr freuen.


    VlG Kim :-)

  • Ich finde schon das du die Grundlagen gut zusammen gefasst hast!
    Wie willst du den Calcium denn berechnen!


    Es kommt drauf an das der Hund ausgewogen ernährt wird...
    Meine beiden kann ich garnicht die "Norm" Knochen Ration geben.
    Dann können die kaum Kot absetzen.
    Man muss das so machen das es dem Hund gut geht.
    Wenn man garkeine Knochen füttert kann/will kann man eierschalenpulver oder Knochenmehl zum Futter zu geben!

  • Zitat

    Was meinst du mit dem Zeitraum innerhalb von 4 Wochen?


    Im Rahmen eines Monats bekommt mein Hund alles was er braucht laut Plan. Aber eben nicht taggenau bzw. nicht auf die Woche genau berechnet. Wer will kann natürlich die Gemüseportion auf's Gramm für Tag zubereiten, für uns ist das nicht nötig- wäre eh viel zu viel Aufwand :D Ich weiß nur, dass mein Hund etwa 1,7 kg Fleisch/Fisch pro Woche braucht und da bin ich völlig gestaltungsfrei. Ich hab auch aufgehört zu protokollieren. Nach der Umstellung hab ich ein halbes Jahr lang noch alles aufgeschrieben was ich so gefüttert habe, falls es beim Tierarzt-Check was zu bemängeln gäbe - aber mittlerweile läuft alles nach Schnauze. Ich geh relativ unregelmäßig zum Wiegen in einen Barfshop, hat der Hund über 16kg gibt's ne Woche mageres Rind und Fisch, liegt er bei guten 15 kg ist wieder mehr Pansen und Herz mit Fett angesagt. Und da Bokey nur 200/300g Portionen bekommt, wäre diese Anteilsberechnung viel zu umständlich für uns. Wenn ich lustig bin kauf ich mal geschnittene Leber oder auch Euter und verpack das schön in einen Batzen Gemüsebrei. Dafür fällt dann halt das Gemüse nen Tag später weg. Genauso beim Knochen. Gibt's Hasenköpfe oder Sandknochen, kann er die fressen und ich weiß, okay, im Moment hat er n bisschen viel Calcium intus. Dann gibt's den Tag danach mal nur Fleisch.

  • Ich bin auch so ein Bauchbarfer also ich füttere sehr abwechslungsreich aber wieg nix.


    z.BHeute gabs Lammherz mit Pansen/Blättermagen heute abend gibt Gemüsesuppe mit Reis.


    Das mach ich schon fast 3 Jahre so und Jane gehts bestens


    Schließlich wieg ich mein Essen auch nicht ab und berechne alles ins kleinste Detail im gesamten muß es stimmen.

  • Ich selbst bin kein Barfer, aus den Gründen die du genannt hast (ich habe noch zu viel Angst was falsch zu machen), aber auch, weil wir keine TK besitzen.
    Meine Freundin, die schon länger barft, hat mir mal den Tipp gegeben, am Anfang alles abzuwiegen, und auch aufzuschreiben. So die ersten paar Wochen/Monate. Irgendwann entwickelt man ein Gefühl für die Sache, man sieht wann's dem Hund gut geht und wie sich Unbehagen äußert. Und dann hat meine Freundin die Waage Waage sein gelassen, und aus dem Bauch raus gefüttert. Einmal im Jahr wird's Blut getestet und ihre 3 Hunde sind alle putzmunter und gesund. :)

  • Zitat

    Ich selbst bin kein Barfer, aus den Gründen die du genannt hast (ich habe noch zu viel Angst was falsch zu machen), aber auch, weil wir keine TK besitzen.


    Genau aus diesem Grund schreck ich auch davor zurück..
    Riesen-TK vorhanden, Selbstsicherheit nicht ALLES falsch zu machen nicht vorhanden. :|


    Und doch würde ich sooo gerne auf BARF umstellen, dieses ständige "Was-ist-jetzt-das-richtige-Futter-für-meinen-Hund-und-was-ernährt-ihn-ausgewogen" geht mir langsam aber sicher auf die Eierstöcke..und dennoch kann man sich bei Fertigfutter nie 100% sicher sein was man da jetzt eigentlich in den Napf kippt.. :lepra:


    Also bist Du mit deiner Unsicherheit auf keinen Fall alleine! ;)

  • Ich verstehe die Unsicherheit vor allem aufgrund der z.T. widersprüchlichen Aussagen.


    Aber das ist bei der menschlichen Ernährung ja auch so. Wenn man mal nur Kartoffeln oder Eier herausnimmt und recherchiert, was da so in den letzten 10 Jahen propagiert wurde, traut man sich beide Produkte nicht mehr zu essen. Oder das böse Salz, die furchtbare Schokolade...... von den Lebensmittelskandalen mal gar nicht zu reden.


    Es wäre nur schade, sich davon abschrecken zu lassen. Wir essen ja auch weiter und zum Teil ganz bewußt ungesund.


    Wenn die Unsicherheit zu groß ist, man kann sich individuelle Pläne professionell erstellen lassen. Empfehlungen, wer da seriös ist gibt es z.B. hier.
    Ich würde mir von Anfang an Alternativen und Austauschmöglichkeiten aufzeigen lassen. Selbst wenn das denn teurer wird. Dann muß man nicht verkrampft nach der einen bestimmten Komponente suchen.


    Das für den Anfang um Sicherheit zu gewinnen, ein Gefühl für die Mengen zu bekommen, die besten Bezugsquellen zu finden und auch zu sehen, was der Hund mag und am besten verträgt.
    Mit der Sicherheit kommt der entspannte Umgang.


    Bei einem gesunden Hund reicht meiner Meinung nach eine grob ausgewogene und abwechslungsreiche Zusammenstellung. Wenn man dann noch ab und zu mal den Hund kontrollieren läßt und hin und wieder mal nachwiegt und die Zusammenstellung überprüft - da schleichen sich auch Feheler ein - ist alles ok.


    Nur der Anfang ist anstrengend.

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